Ja, also "Thougts On The Run"...
was denke ich eigentlich, wenn ich laufe? Im Moment noch meistens nichts, was nicht mit dem Laufen zu tun hat. Ich fange ja erst wieder damit an - wenn es auch schon ziemlich gut klappt, wie ich persönlich finde. Man muß wissen, daß ich einige Jahre ganz einfach nicht die Konstitution hatte zum Laufen, wegen gravierender Wirbelsäulen- und daraus resultierenden Haltungsschäden. Ich war phasenweise froh, ohne allzu viele Schmerzen von Bett zum Klo zu kommen und habe meine Runden dann nach und nach erweitern müssen. Über Monate, rückblickend über Jahre hinweg.
Und heute laufe ich wieder !!! *mal kurz heil, ääh, heul. Ein freudscher Verschreiber.*
Ich habe eine Schmerzskala in der Küche liegen, die ich täglich bediene. Oft nicht manuell, sondern geistig. Lange Zeit habe ich die Skala nicht herausgeholt, weil ich sie stets in der oberen Hälfte eingestellt hätte und damit einfach nicht klar kam, das dann immer zu sehen. Man konnte es nämlich nicht von jetzt auf gleich ändern, leider.
Und es ist ein jahrelanges Lernen gewesen, mich wieder bewegen zu können. Seit 2 Tagen hängt die Schmerzskala jetzt wieder an der Wand, und ich bewege mich im unteren Drittel. Das ist so dermaßen toll für mich, weil ich mich damit abgefunden hatte, daß ich vermutlich nicht mehr schmerzfrei werde in meinem Leben. Aber in den letzten 2 Tagen habe ich eine Idee bekommen, was das heissen könnte: schmerzfrei leben.
wowwww....
.... und das Laufen hat da einen profunden Anteil dran. Aber: wenn ich einfach so losliefe, hätte ich nicht diesen Effekt, den ich erlebe. Durch das Laufen wird der Körper nur dann wirklich gut aktiviert, wenn man "richtig" läuft und den Bewegungsablauf möglichst akkurat ausführt. Ich gehe morgens ab und zu am Rheinufer in Bonn entlang, vor 7 Uhr. Da treffe ich immer viele Jogger und mache dann Bewegungsstudien. Tageweise vergleiche ich die Läufer mit Tieren: die Eine läuft wie ne Kuh, der andere eiert wie ein Marabuh vom rechten auf das linke Bein. Und so weiter. Oder ich analysiere die Gelenkschwächen oder die Bereiche der Muskulatur, die nicht beim Laufen mitarbeiten und daher auch vom Laufen nichts haben. Liefe der Mensch anders, hätte er das Zehnfache vom Laufen.
Daher ist Laufen für mich wie Sitzmediation - nur eben in Bewegung. Ich muß erst mal in meinen Körper wirklich reinkommen, muß in der Lage sein, ihn wirklich von oben bis unten zu spüren in seinen tierischen Regionen. Und dann kann ich versuchen, diese Wundermaschine in einen flüssigen Lauf zu bekommen, in dem meine Knie keinen Schlag bei jedem Schritt abbekommen, weil ich "rund" laufe. Es fühlt sich für mich dann manchmal so an, als ob eine Kugel über die Straße rollt, es gibt kein Auf und kein Ab, sondern ein Vorwärts, das läuft. Ist der Boden holprig, fühlt es sich eher an wie eine Spinne, die auf 8 Beinen läuft. Dann ist mein Becken das Steuer, der Oberkörper das Steuerruder und die Beine führen aus, was das Auge sieht. Sie drücken die Füsse auf den Platz zwischen den Steinen und Wurzeln, sicher.
Dafür, für dieses Ganzheitsgefühl beim Laufen, bin ich beim Laufen immer in einer möglichst vollkommenen Spannung. Von den Finger- bis zu den Fußspitzen. Ist es nicht so, dann fällt mir ein Arm, ein Bein, die Hüfte oder gar eine Seite aus der "Kugel" heraus und beginnt zu schlackern. Und dann eiere ich, bekomme Seitenstiche, und muß gehen. Oder das Knie tut weh, oder die Luft reicht nicht, weil die Schultern verkrampft sind. Oder ich spüre Druck, weil der Nacken nicht frei ist. Ich muß eben alles immer möglichst optimal nutzen - ist vielleicht auch ein Tick von mir, aber auch ein notgedrungener.
Und genau so ist das beim Sitzen ebenfalls. Vom Grundsatz her. Auch da ist höchste Achtsamkeit auf das, was ist. Vor-Mich-Hindenken kann ich persönlich besser bei der Hausarbeit.
(Aber ich nehme mir hiermit vor, sobald ich soweit bin, während des Laufens über Arbeit nachzudenken und fiktive Gespräche mit anderen Personen zu führen - wie ich es beim Fernsehen manchmal mache. Oder bleib ich vielleicht doch lieber bewußt? Ich glaub doch, ja.
)