Lass uns doch Freunde sein...

Hallo,

interessante Frage.

Ich habe von mir selbst auch immer geglaubt, mit Männern als Freunden besser klarzukommen als mit meinen Geschlechtsgenossinnen. Mir waren die Frauenthemen oft zu flach und die "Männerwelt" war einfach spannender. Irgendwann kam aber meist einer meiner Kumpels oder Freunde an und meinte doch mehr für mich zu fühlen. Ich hatte oft schwer zu tun, ehrlich zu sagen, dass ich nicht mehr will als Freundschaft, weil ich Angst hatte, dass die Freundschaft dann vorbei wäre - war sie dann auch meist. Umgekehrt glaube ich inzwischen auch, dass mir die Männer viel mehr Selbstbestätigung gegeben haben durch ihre Freundschaft als Frauen es konnten. Es war dann letztlich doch nicht nur Freundschaft sondern die Konfrontation mit dem anderen Geschlecht.

Ich habe es andererseits oft als Nachteil empfunden, keine beste Freundin zu haben. Aber der Grund lag bei mir selber, weil ich mich viel zu wenig für die anderen interessiert habe. So etwas führt einfach nicht zu einer guten Freundschaft.

Und Zitat Elke:

Ich habe lange Zeit ebenfalls nur Männerfreundschaften gepflegt, sie waren ja unkomplizierter als Frauen, dachte ich. Seit ich mich mehr mit meinem Frau-sein zurecht finde kommen auch mehr oder weniger intensive Freundschaften mit Frauen dazu.

trifft auch zu 100% auf mich zu. Seit ca. 2 Jahren habe ich auch wieder Frauen-Freundschaften und sie sind viel tiefer als meine "angekumpelten" Männerfreundschaften von früher.

Je klarer ich selbst werde, desto mehr bin ich fähig Freundschaften zu bewahren und in der Lage auch selbst etwas zu geben.

L.G.
Timmi
 
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Huch, Sterngeborene, Elke, ihr habt mir ja gestern noch geantwortet, ich habe es irgendwie nicht gesehen...

Ja, bleibt die Frage, wie emanzipieren, wie trennen, wie zu einer gesunden Lösung finden?

Eine Lösung habe ich noch nicht... aber ein Ansatz auf meiner Seite ist... es kam irgendwann Wut auf meine Mutter hoch, ganz unvermittelt - so eine "lass mich in Ruhe, ich kann das ganz alleine"-Wut... die sich gegen das Besitzergreifen richtete... aber ich merke grade, das ist noch nicht Wut darauf, dass ich ihre Vertraute schon wo früh war - wie du schreibst, Elke, ich war immer nur stolz darauf.
Ja, ich sollte noch einmal näher nachsehen, was genau das mit mir gemacht hat, dieses "die Große sein", fast auf gleicher Stufe sein... habt ihr da eine Idee? Was hat das außer diesem Stolz bewirkt? Seid ihr da weiter?

Tja, und dann habe ich das Glück, dass meine Mutter das annimmt, was in letzter Zeit bei mir passiert: Sie fühlt sich nicht nur kritisiert, nicht angezweifelt, sondern sie beginnt, ihre eigenen Verletzungen zu sehen, auch mehr in sich selber zu schauen. Und sie ist von selber (!) auf die Idee gekommen, dass wir Kinder für sie auch ein Ersatz waren (nicht nur, aber das versteht sich ja von selber...)
So ist das Gute, es wird von beiden Seiten gearbeitet, bei mir und bei ihr... aber der Weg ist noch lang :zauberer1

Liebe Grüße

Raeubertochter *immer noch nachdenklich*
 
Raeubertochter schrieb:
Huch, Sterngeborene, Elke, ihr habt mir ja gestern noch geantwortet, ich habe es irgendwie nicht gesehen...

Ja, bleibt die Frage, wie emanzipieren, wie trennen, wie zu einer gesunden Lösung finden?

Eine Lösung habe ich noch nicht... aber ein Ansatz auf meiner Seite ist... es kam irgendwann Wut auf meine Mutter hoch, ganz unvermittelt - so eine "lass mich in Ruhe, ich kann das ganz alleine"-Wut... die sich gegen das Besitzergreifen richtete... aber ich merke grade, das ist noch nicht Wut darauf, dass ich ihre Vertraute schon wo früh war - wie du schreibst, Elke, ich war immer nur stolz darauf.
Ja, ich sollte noch einmal näher nachsehen, was genau das mit mir gemacht hat, dieses "die Große sein", fast auf gleicher Stufe sein... habt ihr da eine Idee? Was hat das außer diesem Stolz bewirkt? Seid ihr da weiter?

Hallo Räubertöchter,

nicht unbedingt weiter...
Aber was mir noch dazu einfällt ist, dass aufgrund des Stolzes "die Große, die Vertraute" zu sein, es später um einiges "schwerer" ist, sich selbst zu erlauben mal "schwach zu sein" oder von anderen etwas an-zunehmen.....
Außer diesem Stolz?
... wenn ich da rein fühle, ist auch irgendwie eine tiefe Sehnsucht nach dem MÜTTERLICHEN, Nährendem entstanden.
Ist ja schon ein Unterschied ob die Mutter einfach "Mutter" ist oder mehr die "Vertraute". Denn man wird bereits früh mit einer großen Ladung Verantwortung bepackt...zumindest fühlt man sich verantwortlich.

Tja, und dann habe ich das Glück, dass meine Mutter das annimmt, was in letzter Zeit bei mir passiert: Sie fühlt sich nicht nur kritisiert, nicht angezweifelt, sondern sie beginnt, ihre eigenen Verletzungen zu sehen, auch mehr in sich selber zu schauen. Und sie ist von selber (!) auf die Idee gekommen, dass wir Kinder für sie auch ein Ersatz waren (nicht nur, aber das versteht sich ja von selber...)
So ist das Gute, es wird von beiden Seiten gearbeitet, bei mir und bei ihr... aber der Weg ist noch lang :zauberer1

Ja, bei mir ist es mittlerweile (!!) ganz genauso.
Meine Mutter ist in einer "Wir sind eine heile-Welt-Familie"- Familie aufgewachsen :D ... und deshalb habe ich lange nicht ausgesprochen, was meine Empfindungen und Wahrnehmungen in Bezug auf die "Verhältnisse" untereinander sind... Jetzt kann ich es und auch wenn ich merke das ihr vieles noch schwer fällt "anzunehmen", versucht sie es zuzulassen und ihre eigenen Verletzungen anzusehen.
Dadurch fällt es mir auch leichter "weiter" zu gehen, weil ich weiß, dass auch sie die Zusammenhänge mehr und mehr erkennt und nicht wie früher blind die Augen davor verschließt.

Liebe Grüße :kiss3:
Sterngeborene
 
Bei uns ist es das Gegenteil: Drüber reden ist das Wichtigste... :reden:
Aber alles an den familiären Situationen festzumachen finde ich einseitig.
Vielleicht auch eine Sache von Karma?
Oder persönlichem Charakter?

Ich war den Mädchen immer zu offensiv und grob, hab gern ausgesprochen was ich von den Tuscheleien halte.
"Grade Michl´n" sind unter jungen Frauen selten, aber vielleicht wird sich noch einiges ändern... :)
 
Liebe Strengeborene,

... wenn ich da rein fühle, ist auch irgendwie eine tiefe Sehnsucht nach dem MÜTTERLICHEN, Nährendem entstanden.
Ist ja schon ein Unterschied ob die Mutter einfach "Mutter" ist oder mehr die "Vertraute". Denn man wird bereits früh mit einer großen Ladung Verantwortung bepackt...zumindest fühlt man sich verantwortlich.
Ja, bestimmt. Aber allein diesen Gedanken zuzulassen - und früher oder später das dazugehörige Gefühl -, das funktioniert noch nicht so richtig. Gerade weil sie gleichzeitig auch sehr beschützend, eher schon gluckig war... und dennoch gleichzeitig uns sehr in die Welt rausgeschickt hat, viel mehr als andere Mütter... es ist schwer zu durchdringen und noch schwerer zu beschrieben. Sie wollte, dass wir groß sind und selbstständig - einerseits - andererseits wollte sie (ein anderer Teil von ihr?), die Beschützende sein, wollte pflegen und versorgen. Beides sind widersprüchliche Tendenzen, gerade deshalb findet man auch immer ein Gegenbeispiel... Sie sieht es aber inzwischen ebenso, vor ein paar Wochen haben wir uns darüber unterhalten.
Danke für deine Anregung. Ich habe es noch nicht entwirrt, aber das wird schonf rüher oder später kommen :daisy:

Hm... du konntest zunächst nicht mit deiner Mutter sprechen... bei uns wurde eher alles ausdiskutiert. Dass sie uns dabei manipuliert hat (unbewusst) und dann alles so kam, wie sie es wollte (vielleicht auch nur ein unbewusster Teil von ihr wolte), macht alles komplizierter. Sie hat mir mit diesem Kompromisse-Finden, diesem permanenten Verständnis allerseiten auch das Feindbild genommen. Worauf sollte ich wütend sein, ich wurde doch immer immer immer ernst genommen? Ich war es trotzdem. Wusste nur nicht worauf und warum.
Aber: Sie hat uns, glaube ich, damit auch die Grundlage gegeben, im Nachhinein zu analysieren, zu hinterfragen, aufzulösen und schließlich zu heilen. Wäre immer alles totgeschwiegen worden, ich denke, es würde mir heute schwerer fallen, ehrlich zu mir selbst zu sein. :daisy:

Liebe Silesia,
Karma... mag sein. Aber ich denke, dass ich alles oder doch das meiste in diesem Leben finden und auch hier auflösen kann. Sollte Karma im Spiel sein, so löse ich es gewissermaßen nebenbei mit. Wenn, dann hat es ja einen Sinn, dass ich ausgerechnet dieses Leben lebe. Und ausgerechnet diese Eltern habe und diesen Bruder. Es gibt mir die Gelegenheit, hier und jetzt zu verstehen und aufzulösen. Glaube ich.

Liebe Grüße an euch alle, ihr habt mir geholfen.

Raeubertochter
 
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Oh Wut hatte ich auf meine Mutter auch sehr lange Zeit. Ich war ihre Vertraute solange Krieg zwischen ihr und meinem Vater herrschte, sobald sie sich versöhnten hieß es "Das geht Dich nichts an", vorallem natürlich von meinem Vater. Es gibg meistens um seine Trinkerei. Ich habe meiner Mutter vorgeworfen, dass sie nicht für Frieden in der Familie gesorgt hat, ggf. durch Trennung und mich vorallem nicht vor den Folgen seiner Trinkerei geschützt hat. Das ist mir erst in einem Alter von rd. 30 Jahren bewusst geworden.
Heute kann ich die Dinge so stehen lassen. Heute muss ich erkennen, dass ich mit meinen Söhnen teilweise auch nicht viel besser umgegangen bin. Sie hatten auch eine viel zu große Last zu tragen.
Mir fällt es allerdings heute noch schwer mich glücklich zu fühlen, wenn es meiner Mutter nicht so gut geht und ich habe ehrlich gesagt Angst, wenn sie mal pflegebedürftig wird, dass ich große Schwierigkeiten haben werde mich ihr gegenüber durchzusetzen und mich selber noch wahrzunehmen. Daran arbeite ich zur Zeit.
Mütter meiner Generation sind Produkte ihrer eigenen Erziehung und der damaligen Zeit, kurz nach dem Krieg. Sie hatten es weder mit sich selber noch mit ihren eigenen Müttern leicht, immerhin sind damals viele Väter im Krieg gefallen und so wurde oft die Verantwortung auch auf die ältesten Kinder gelegt. Das Erlernte geben wir meistens auch an unsere Kinder weiter und wenn nicht eine Generation das alles unterbricht, indem sie z.B. therapeutische Hilfe sucht, wird das immer weiter vererbt.
Meine Mutter hatte übrigens nie Freundinnen, auch heute wo sie allein ist, vertraut sie sich kaum jemandem ausserhalb der Familie an, was für mich inzwischen selbstverständlich ist.
Ich glaube schon, dass der Grund für eine Weigerung Freundinnen zu haben in der Jugend zu suchen ist und eine Programmierung auf irgend eine Weise darstellt.
LG
Elke
 
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