Lao Tse & TAOISMUS

Zum Beenden des Konfliktes, des Leides und der Angst führt eigentlich nur Selbsterkenntnis. Aber damit es zu einem Ende kommen kann, muß man zuerst ganz still stehen können.

Kannst du deinen Konflikt ansehen, aus völliger Stille heraus?

Das ist die Bedingung, das Gesetz: Mit dem Leiden total zusammen bleiben zu lernen, ohne eine Bewegung davon weg zu machen. Sonst gibt es keine Wandlung, keine Transformation, keine Lösung. Und das mit dem ganzen Strom der Gedanken, dem ganzen Strom des Leidens, dem ganzen Strom der Selbstsucht, der das menschliche Bewußtsein ausmacht. Das bedeutet, das ganze Bewußtsein der Welt in sich zu halten, zu tragen, mit ihm still sein zu können, ohne Ausflüchte, ohne den Versuch, es vermeiden zu wollen, ohne eine Veränderung zu wollen, annahmebereit sein. Still zu stehen bei dem, was ist, bei der Realität, die der Mensch geschaffen hat, sie zu sehen, wie sie ist, ohne Selbstmitleid, ohne Hader, sondern sie einfach zu sehen, mit Anteilnahme, mit Mitgefühl, mit Liebe.
Dann erlebst zu zuerst die ganze Hoffnunglosigkeit unserer gemeinsamen Situationen, die ganze Aussichtslosigkeit und Ausweglosigkeit, die Tatsache, daß wir die Liebe verloren haben. In einem solchen Schauen finden alles Leid , das Altbekannte und das Denken ein Ende. Es gibt keine Hoffnung darin. Es gibt nur das Ende davon. Das ist eine Zustandsänderung, bei der du Abschied nimmst von allem Bekannten, in der zu beginnst, das Fremde zu sein, das Unverstandene, das, was ganz für sich steht. Das ist das Ende, ein Sterben in die Einsamkeit hinein.

Darin liegt ein neuer Anfang. Daraus wird etwas Neues geboren, ein neuer Raum erschließt sich, eine neue Dimension. Und das Alte hat keinen Bezug zum Neuen. Sein Ende ist das Neue.
Wenn der Schmerz im Herzen ganz geworden ist, rund geworden, dann ist die Liebe da. Aus vollkommenem Schmerz, bei dem du still stehst, entsteht die Flamme der Leidenschaft, die in einem Mitgefühl die ganze Welt umfassen kann. Schmerz ist Widerstand gegen die Liebe. Schmerz ist Liebe, die nicht ganz Platz hat in dir. Und du wirst geboren in eine andere Dimension des Seins, die kein Leiden kennt, keine Gefühle, keine Gedanken, keine Konflikte.
Darin findest du die rechte Art des Denkens, frei von Angst. In diesem Zustand lebt man mit dem Alten, geht mit ihm um, umfasst es, hat Beziehung zu dem, was zu ihm keine haben kann. Dieser Zustand ist fühlen, aber er kennt kein Gefühl. Er kennt nur d a s Gefühl und d a s Gefühl ist Liebe und Erbarmen.

Wenn das Leid ein Ende findet, bist du die Welt.

Alles Liebe
Isis
Nur mal wenige Sätze herausgefischt, die mir beim Lesen auffielen:
Mit dem Leiden total zusammen bleiben zu lernen, ohne eine Bewegung davon weg zu machen. Sonst gibt es keine Wandlung, keine Transformation, keine Lösung.
Wie lange soll man das aushalten? Vom Leiden fortzukommen, ist eine ganz natürliche, physiologische Reaktion. Sicher enthält es auch Erfahrung, manchmal Lehre und selten vielleicht sogar Wandlung. Mir geht es um die Dauer. Wie lange soll man wider seinem Instinkt und damit doch letztlich widernatürlich Leiden "aussitzen"? Es kann einen zerstören, nicht jeder ist stark genug, es auszuhalten, in der Hoffnung, dadurch irgendeine Erkenntnis zu erlangen.



Still zu stehen bei dem, was ist, bei der Realität, die der Mensch geschaffen hat, sie zu sehen, wie sie ist, ohne Selbstmitleid, ohne Hader, sondern sie einfach zu sehen, mit Anteilnahme, mit Mitgefühl, mit Liebe.
Wie - könnte ich jemals das mit Liebe ansehen, was Menschen teilweise geschaffen haben...? Dieses unvorstellbare Leid, dass sie in allen nur erdenklichen Bereichen der Welt geschaffen haben? Das Leid, dass sie damit anderen Arten antun und auch sich selbst? Wie könnte ich die Realität gelebter Boshaftigkeit, Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Gier, Hass und Gleichgültigkeit jemals mit Liebe betrachten...???
Nein. Nicht die andere Wange auch noch hinhalten und hoffen, dass Liebe des Menschen Negativitäten und die Probleme der Welt damit auflöst. Zusehen und lieben verändert nichts.



Dann erlebst zu zuerst die ganze Hoffnunglosigkeit unserer gemeinsamen Situationen, die ganze Aussichtslosigkeit und Ausweglosigkeit, die Tatsache, daß wir die Liebe verloren haben. In einem solchen Schauen finden alles Leid , das Altbekannte und das Denken ein Ende. Es gibt keine Hoffnung darin.
Nicht wir haben die Liebe verloren, es ist ein Großteil der Menschen - aber nicht alle. Diese wenigen sind es, die verändern.
Leid findet erst ein Ende, wenn die Ursache des Leids endet. Sicher, wenn ich mich innerlich wegdrehe und das Leid ignoriere - tut es mir auch nicht mehr weh. Dann leide ich nicht mehr. Aber andere leiden weiter und ich hätte nur mich selbst aus meiner Verantwortung gezogen und obendrein belogen.
Gäbe es keine Hoffnung im Leiden, würden wir wohl in einer sehr düsteren und sehr traurigen Welt leben. Hoffnung hält lebendig. Hoffnung ist Antriebskraft. Wo, wenn nicht im Leid, hätte Hoffnung einen Sinn...?



Aus vollkommenem Schmerz, bei dem du still stehst, entsteht die Flamme der Leidenschaft, die in einem Mitgefühl die ganze Welt umfassen kann.
Mitgefühl, dass die ganze Welt umfassen kann, braucht keinen Schmerz, um zu entstehen. Im Gegenteil, Schmerz kann derart einnehmend sein, dass diese Mitgefühl darunter leidet, an Mitte verliert.



Schmerz ist Widerstand gegen die Liebe. Schmerz ist Liebe, die nicht ganz Platz hat in dir.
Nein. Schmerz ist ein Zeichen von Liebe. Sofern man ihn vom egoistischen Verlust trennen kann. Mit-Leid ist ein Zeichen von Liebe. Dieses Leid, dieser Schmerz stehen für die Liebe und können sogar das Herz gänzlich ausfüllen.



Darin findest du die rechte Art des Denkens
Die rechte Art des Denkens findet man, wenn man sich seiner Selbst, seiner Bedeutung und seiner Geringfügigkeit im großen Kreislauf bewusst geworden ist. Wenn man zur Einsicht gelangt ist, dass jeder jeden braucht und alle und alles natürlicherweise am richtigen Platz ist. Wenn man erkannt hat, dass alles, was die natürliche Ordnung stört, verändert und verletzt, nicht nur falsch ist, sondern allen - auch einem selbst - schadet.



Jeder Mensch ist Teil der Welt. Jeder Mensch ist Welt und Natur. Jeder Mensch ist eines der vielen kleinen Rädchen im Ganzen, dass seinen Platz und seine Aufgabe hat. Und seine begrenzte Zeit. Nicht mehr und nicht weniger.



Sind nur ein paar Gedanken, die mir spontan zu deinem Beitrag einfielen - meine Sichtweise, ohne Anspruch, dass sie auch für andere gelten mag.

Wünsche dir einen schönen Abend. :)
 
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