Hi Maria und YinYang
und @Verzeihen&Vergeben
Ich habe so den Eindruck dass hier zwei unterschiedliche Ebenen diskutiert werden. Aus übergeordneter Sicht ist das Verzeihen und sein Prozess sicher noch in der unerlösten Verstricktheit anzusiedeln, allerdings ist er, also der Prozess in seiner Wirkung dennoch Ausdruck von Entstrickung. Ihm liegt die Sehnsucht nach Verständnis und Nachvollziehenkönnen für das, was sich in einem selbst, im anderen und der Situation im Allgemeinen abspielt.
Hier nimmt man selbst eine übergeordnete Sicht ein, schmeisst sich und Verstrickung mal kurz über Bord, wird zum Beobachter und Empfänger. Ein heiliger Moment im Sinne von heilend, denn tatsächlich erschliesst sich einem hier der grössere, tiefere Zusammenhang. Es geht längst nicht mehr um dieses Dubistschuld-Reiz-Reaktionsmuster sondern um das Erkennen der dahinter wirksamen Bedürfnisse, Defizite aber auch Gaben. Im warsten Sinne des Wortes um Ent-schuldigung, sowohl seiner Selbst als auch des Anderen. Um Erkenntnis, dass es keine Schuld in dem bisher gebrauchtem und gelebten Verständnis gibt, es würde noch eine Rechnung offenstehen, jemand, ggf. man selbst habe die Zeche geprellt.
Und dennoch, gelangt Ver-gebung im Sinne von verschenken zur Wirkung, denn durch die Selbst-erkenntnis, dass man oder andere nur so und so gehandelt hat, weil man zb Liebe oder gar lieben wollte und selbst nicht konnte, ist zwar die Schuld im Sinne von Aug um Aug als Phantom entlarvt, dennoch aber im Verstrickungsgebilde äusserst real (gewesen). Das Gesetz Aug um Aug oder meinetwegen auch Karma genannt hört ja nicht auf zu existieren, nur weil "Gnade" wirksam wurde. Im Gegenteil, es wird die nächste Runde nach Schema Gesetz&Gnade eingeläutet.
Der spirituell ehrgeizige Ansatz, sich gleich den Stempel "Verziehen" innerhalb einer Verstrickung drauf zu schreiben führt sich so gesehen selbst ad absurdum, es ist ein Hoax, der vorgaukeln soll, es sei erledigt, was gar nicht erst an sich ran gelassen wurde. Aber der Prozess muss zunächst mal durch laufen werden. Alles andere bedeutet nichts weiter als Dualität, Verstrickung und Co VOR seiner Zeit überwinden zu wollen, was leider oft mit dem Trugschluss einher geht, es, nur weil man ehrgeizig will und auf Grund dessen "es" nicht an sich lässt, auch bereits geschafft zu haben. Hat was von dem Kind, dass sich die Augen zuhält und meint, such mich, ich bin nicht da!
Insofern und im Übrigen finde ich es immer etwas heikel, zusagen wer verzeiht und vergibt stellt sich über andere und hat nicht verstanden, dass es keine Schuld gibt. Es mag die Schuld aus übergeordneter Sicht nicht geben, aber diese Erkenntnis will erstmal erfahren sein. Und wenn es aber SO postuliert wird, ist die Gefahr gross, dieser wichtigen Erfahrung vor zugreifen. Es wird höchst unauthentisch und könnte den selben Effekt haben wie die Erklärung einem Kind gegenüber: Mach dir keine Sorgen, kipp dir ruhig Salzsäure ins Gesicht. Es ist eh alles nur Illusion.
Wer verzeiht stellt sich nicht über jemanden, sondern erkennt, dass es keine Schuld gibt und aber auch, wieso dieses Konstrukt überhaupt erst entstanden ist.Darüber gewinnt er Einsicht in die wahren eigenen und des anderen Bedürfnisse, und vergibt die vermeintliche Schuld. Es ist die Erlösung aus Verstrickung, ein Befreiungsakt aus einem mini Stückchen persönlicher wwwWelt. Auch das ist Heilung.
Naja, hoffe konnte mich klar ausdrücken, dieses auseinander klamüsern ist immer son Akt...also sorry für Wiederholungen und so...
Lieben Gruss, Lyn!