Kritik an ZEN

Energeia

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Hallo,

hier ein Literaturhinweis zum Thema.
(Diskussionen zum Thema sind hier im Thread natürlich auch erwünscht.)

Mythos Zen: Eine Kritik
Alfred Binder


Kurzbeschreibung
Weltweit sind zurzeit ca. 4.000 Bücher über den Zen-Buddhismus erhältlich. Mythos Zen ist seine erste umfassende Analyse, die sowohl Lehre wie Praxis unter philosophischen, ethischen, historischen und psychologischen Gesichtspunkten kritisch beleuchtet. Sie entzaubert eine Welt- und Lebensanschauung, welche in den vergangenen Jahrzehnten viele Intellektuelle und Künstler faszinierte, die New-Age-Bewegung stark beeinflusste und die christlichen Kirchen „spirituell“ anregte. Zen gilt vielen, die sich mit östlichen Religionen beschäftigen, als die „erhabenste Lehre“. Seinem Anspruch nach soll es weder eine Religion noch eine Philosophie sein, sondern eine Lehre ohne Lehrinhalt. Zen verspricht nicht nur eine völlige psychische Verwandlung, sondern eine Erleuchtung, die vollkommene Einsicht in die Natur des Universums gewähren soll. Ausführlich wird dargestellt, dass die populären Behauptungen falsch sind, Zen übersteige die Logik und sei mit dem gewöhnlichen Verstand nicht begreifbar. Auch zeigen die geschichtlichen Fakten die Schwierigkeiten des Zen mit ethischen Prinzipien; dies manifestierte sich besonders im bisher größten historischen „Ausrutscher“, der innigen Kooperation der Institution Zen mit dem japanischen Faschismus und die Verwandlung der zen-buddhistischen Philosophie in eine den Faschismus legitimierende Ideologie. Zwar bedeutet das japanische Zen in der Theorie einen Rückfall in schlechte Metaphysik und in der Praxis oft Militarismus, trotzdem kann Zen, jenseits von Mystik und Metaphysik, für den Einzelnen sehr wohl eine therapeutische Funktion haben. Der Autor arbeitet diese genau heraus und zeigt damit den „ursprünglichen Sinn“ dieser Praxis auf.
 
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Der Autor arbeitet diese genau heraus und zeigt damit den „ursprünglichen Sinn“ dieser Praxis auf.

Der Sinn, über den man Reden kann, ist nicht der wahre Sinn

erster Satz des ersten Buches der bewegung die einmal zum Zen führen sollte :rolleyes:
 
Hallo,

hier ein Literaturhinweis zum Thema.
(Diskussionen zum Thema sind hier im Thread natürlich auch erwünscht.)

Mythos Zen: Eine Kritik
Alfred Binder


Kurzbeschreibung
Weltweit sind zurzeit ca. 4.000 Bücher über den Zen-Buddhismus erhältlich. Mythos Zen ist seine erste umfassende Analyse, die sowohl Lehre wie Praxis unter philosophischen, ethischen, historischen und psychologischen Gesichtspunkten kritisch beleuchtet. Sie entzaubert eine Welt- und Lebensanschauung, welche in den vergangenen Jahrzehnten viele Intellektuelle und Künstler faszinierte, die New-Age-Bewegung stark beeinflusste und die christlichen Kirchen „spirituell“ anregte. Zen gilt vielen, die sich mit östlichen Religionen beschäftigen, als die „erhabenste Lehre“. Seinem Anspruch nach soll es weder eine Religion noch eine Philosophie sein, sondern eine Lehre ohne Lehrinhalt. Zen verspricht nicht nur eine völlige psychische Verwandlung, sondern eine Erleuchtung, die vollkommene Einsicht in die Natur des Universums gewähren soll. Ausführlich wird dargestellt, dass die populären Behauptungen falsch sind, Zen übersteige die Logik und sei mit dem gewöhnlichen Verstand nicht begreifbar. Auch zeigen die geschichtlichen Fakten die Schwierigkeiten des Zen mit ethischen Prinzipien; dies manifestierte sich besonders im bisher größten historischen „Ausrutscher“, der innigen Kooperation der Institution Zen mit dem japanischen Faschismus und die Verwandlung der zen-buddhistischen Philosophie in eine den Faschismus legitimierende Ideologie. Zwar bedeutet das japanische Zen in der Theorie einen Rückfall in schlechte Metaphysik und in der Praxis oft Militarismus, trotzdem kann Zen, jenseits von Mystik und Metaphysik, für den Einzelnen sehr wohl eine therapeutische Funktion haben. Der Autor arbeitet diese genau heraus und zeigt damit den „ursprünglichen Sinn“ dieser Praxis auf.


Worin genau besteht jetzt die Kritik an Zen, deiner eigenen Meinung nach?
 
Im Netz gibt es eine Leseprobe aus dem Buch, ich fand sie recht oberflächlich, geprägt von dem Wunsch nach Abrechnung. Sicher muss man sich bewusst sein, dass Zen in Japan genau so eine Religion mit ihren Machtstrukturen, weltlichen Ansprüchen und Missbrauchsfällen ist. Die Verbrüderung mit dem Faschismus z.B. kann der katholischen Kirche genau so angelastet werden. Als gesellschaftliche Kraft sind sie alle mehr oder weniger negativ.

Darüber hinaus sind die psychologischen und philosophischen Ansätze sehr dünn und wadlbeißerisch. Eine kritische und m.E. gute Rezension fand ich bei amazon unter dem Titel "Die Darstellung ist verzerrt, daher ist die Kritik billig", darin schreibt der Autor:

... Ja, der Autor beherrscht die Philosophischen Begriffe, doch verwendet er die Philosophischen Traditionen des Westens, um eine philosophische Tradition des Ostens zu beurteilen.
Das kann gut gehen, wenn man denn die östliche Philosophie begriffen hat, aber so, wie der Autor es anpackt, kann es nicht gelingen.
Er stützt sich nicht auf die Grundschriften des Zen, in denen doch die Philosophie am deutlichsten hervortreten solle, sondern auf die Aussagen von "Lehrern", wobei die meisten Aussagen, auf die sich Binder bezieht von David Loy sind, von einem Lehrer also, der nicht gerade als zentraler Vertreter des Zen zu bezeichnen ist.

Hätte der Autor die Aussagen des Zen vollständig(er) wiedergegeben, dann wäre er zum Beispiel nicht der "Nondualität" in dieser Weise aufgesessen. Wenn man die Weltsicht des Zen auf "Alles ist Eins" einebnet, dann kann man, ja dann muss man natürlich diese Vereinfachung kritisieren.
Da im Zen aber meines Wissens gilt: "Nicht zwei, nicht eins" also sowohl die Dualität als auch der Monismus abgelehnt werden, kann die Kritik von Binder nicht den Punkt treffen. ...

und später:
...Wären die Gedanken des Autors ebenso klar wie die der Zen-Tradition, hätte er gewiss ein dem Gegenstand angemesseneres Buch geschrieben. So ist es ' wie viele "Religionskritische" Bücher ' nur die Abrechnung mit den selbst produzierten Zerrbildern dessen, was man kritisiert. ...

letztlich:
Insgesamt ist das Buch also eher ärgerlich. Eine (notwendige) kritische Darstellung, die dem Zen wirklich gerecht wird, kann man in diesem Buch nur in Teilen finden.

Danke dem Rezensenten und der Leseprobe - ich glaube ich kann mir das ganze Buch ersparen.
 
Danke dem Rezensenten und der Leseprobe - ich glaube ich kann mir das ganze Buch ersparen.
vielleicht, weil er genau das zum Ausdruck bringt, wie du es gerne hättest - ohne das Buch zu lesen und die Ereignisse zu verstehen.

Ich kenne einige Zen-Meditierende, die seit mehr als 15 Jahren diesen Weg gehen und sie wurden durch das Buch sehr wachgerüttelt. Keiner dieser Menschen nahm das Buch als eine irrationale "Abrechnung" wahr.
Das muss nicht bedeuten, dass alles, was in diesem Buch steht, richtig ist.
Aber das Lesen selbst ist eine "Konfrontation" auf der Erfahrungsebene, die durchaus von Bedeutung sein kann.

Ich lese die Rezension, die du hier postest, als eine "Abrechnung" mit etwas, das vielleicht als Abrechnung oder Angriff wahrgenommen wurde. Es geht viel um "Begriffe" und philosophische Debatten, aber die eigentlich konkreten, menschlichen, situativen Passagen werden nicht angesprochen.

Dieser Konfrontation weichst du anscheinend damit aus, dass du dir eine Rezension suchst, die den Eindruck erweckt, die Konfrontation wäre überflüssig.
 
Es gibt zwei ZEN Meditationen: Soto oder ZaZen, die nicht an Buddha und Erleuchtung glaubt und Rinzai, die an Buddha und Erleuchtung (Satori gennant) glaubt...

Kritik an Zen? Es ist eine der einfachste Meditationen die es gibt...

LG
 
es geht hier weniger um den ahistorischen Individualaspekt - oder um philosophische Begrifflichkeiten.
Die Kritik richtet sich eher darauf, wie sich ZEN letztlich historisch manifestierte, wie sich praktisch, lebendig der Realisierung je vollzog.
 
Ja, es ist immer dasselbe... Ob Zen aus Japan, Tantra aus Indien, Feng Shui aus China, Kabbala aus Israel, Sufismus, Reiki, etc... in EUROPA wird ALLES anders dargestellt!!! Und kritisiert...
Wenn jemand einer Sache so negativ eingestellt ist, dann soll es bleiben lassen und nicht versuchen die anderen davon abzuhalten! Jeder Mensch muss und soll für sich herausfinden was ihm gut tut, was nicht!
 
Jeder Mensch muss und soll für sich herausfinden was ihm gut tut, was nicht!
dagegen hat niemand etwas :D

Du machst hier genau das, was du kritisierst und zugleich befürwortest.

Du äußerst auch kritisch deine Meinung und ermöglichst damit anderen Konfrontation, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Der Autor des Buches macht nichts anderes. Es ist gar nicht notwendig, gleich einen Autoritätskonflikt mit ihm auszutragen. Er hat seine Meinung und du hast deine Meinung. Und vielleicht wird dich die Konfrontation mit ihm noch mehr zu deiner eigenen Meinung führen.
... kein Konflikt notwendig ;) :D
 
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