Ich wünschte, ich könnte eine tröstende Geschichte von meiner Exfreundin erzählen.
Ihre größte Frustation war, dass sie wusste welchen Platz sie in der Welt einnehmen wollte. Nämlich Berufsschullehrerin für Mediengestaltung zu werden und hatte auch eine Ausbildung als Mediengestalterin abgeschlossen, darum wusste sie das.
Aber sie erträgt ihre Armut nicht und möchte sich alles leisten können, was ihrer Meinung nach Standard sein sollte für ein vernünftiges Leben. Deswegen glaubt sie nicht daran, dass sie jetzt noch ein Abitur und danach ein Studium "überleben" würde, glaubt nicht an Unterstützung durch durch die Außenwelt und beneidete mich um meine Eltern, die Gott sei Dank immer sehr großzügig zu mir sind.
Also wollte sie arbeiten gehen. Dann hat sie mal dort und mal dort Probe gearbeitet. Aber entweder fühlte sie sich ausgebedeutet oder zweifelte immer wieder an ihrem Durchhaltevermögen.
Gleichzeitig war ihre Familiensituation sehr kritisch und ich verhielt mich in unserer WG wohl immer so, wie sie sich damals bei ihrer Mutter. Ich bestand immer auf meine Freiheit meinen Leidenschaften nachzugehen und nahm den Haushalt locker.
Am Ende sah sie mich sozusagen als Strafe Gottes für ihre Vergangenheit.
Es wurde auch oft gewalttätig. Sie ging einmal mit dem Messer auf mich los. Hab noch eine Narbe an der Hand, die mich daran erinnert. Aber ich blieb immer gelassen, lies sie mich schlagen, um ihr Liebe zukommen zu lassen und ihr zu sagen, dass ich sie auch akzeptiere, wenn sie mich angreift.
Das habe ich lange so mitgemacht, aber das hat mich an den Rand meiner Kräfte getrieben, bis ich sie dann auch mal auf den Boden geworfen habe. Davon hatte sie dann ein paar Tage starke Rückenschmerzen, ist aber auch Gott sei Dank nichts schlimmeres passiert und alles wieder gut gewesen.
Außer dass ihr das seelisch dann so zugesetzt hat, dass sie die Beziehung endgültig nicht mehr wollte. Denn sie war ja "nur wegen mir" hier nach Berlin gezogen und sei deswegen überhaupt an ihrer Lage Schuld gewesen.
Sie hat dann immer wieder Halluzinogene genommen, weil bunte Bilder im Kopf das letzte waren, was sie trösten konnte. Jetzt zuletzt ist sie auf Speed umgestiegen. Dass ich zeitgleich zu Gott fand und so Heilung meiner früheren Drogensucht fand, setzte einen noch größeren Keil zwischen uns. Nachdem wir sonst schon nicht mehr gemeinsam hätten, wären uns nicht mal mehr die Drogen geblieben und dann bete ich auch noch zu Engeln, betreibe astrologie und bin immer demütig zu ihr.
Das hielt sie nicht aus.
Das einzige positive, was ich vielleicht erreichen konnte, war dass sie sich manchmal der inneren Trauer hingeben konnte, nachdem sie lange genug aggressiv war und so etwas wie Weichheit und Trost kurz zugelassen hat und nicht mehr nur purer Hass war.
Ich hatte manchmal auch das Gefühl, dass sie vor sich selbst flüchtete, indem sie sich im Internet immer wieder Videos davon ansah, wie pervers, krank und schrecklich und grausam Menschen sein können. Als ob sie jeden Tag nach mehr Gründen suchte, um Gerechtferitigt jedem entgegen zu schreien, dass die Menschheit den Tod verdient habe.
Ich denke ihre Heilung bestünde darin, dass sie sich traute ihr Abi und ihr Studium nachzuholen, auch wenn sie dann vielleicht nicht ihren Lebensstandard haben könnte in der Zwischenzeit.