Aus der präzisen und teils hochkomplizierten Geometrie der Kornkreise muss die Inferenz gezogen werden, dass einzig über ein enormes intellektuelles Potenzial verfügende Lebensformen für die Entstehung jener Kornkreise verantwortlich gemacht werden können.
Lass uns mal nicht übertreiben. Für die Erstellung von Kornkreisen braucht braucht man drei Stück Seil, einen Stock und ein Brett und grundlegende Kenntnisse geometrischer Konstruktion, wie man sie in jeder Mittelschule lernt. Es gibt ja Kornkreiskünstler, die sich geoutet haben (Bower und Chorley z.B.) und gezeigt haben, wie die in wenigen Stunden mit nem Brett und paar Seilen gigantische Strukturen produzieren konnten.
Nimmt man zum Beispiel diesen Kornkreis als Beispiel:
Das ist sehr einfach zu gestalten; man benötigt mal zwei Bezugspunkte - die Endpunkte der imaginären Mittellinie, die man mit zwei in den Boden gerammten Stäben und einem verbindenden Seil (oder Garn) absteckt. Dann beginnt man am einen Ende mit einem Kreis, indem man ein zusätzliches Stück Schnur an einem Mast anbringt und dann einfach im Kreis mit einem Brett die Kornkreise in das Feld drückt. Dann misst man X Meter auf der Mittellinie ab, steckt sich einen neuen Mittelpunkt (einen weiteren Stab in den Boden), vergrößert den Radius (= nimmt mehr Schnur) und macht einen zweiten Kreis. Dieses Verfahren kann man beliebig oft wiederholen und dabei relativ schnell relativ schöne Muster erschaffen. Man muss halt vorher mit einem Zirkel und einem Lineal auf einem Blatt Papier einen Plan erstellen und die Entfernungen X auf der Mittellinie und die verschiedenen Radien der Kreise aufschreiben, damit man das in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auch schnell durchführen kann.
Vergleichen wir das jetzt aber mit diesem Bild:
Das hat letztens ein österreichischer Bauer in sein Maisfeld geschrieben, aus Protest gegen einen Rechtsstreit mit seiner Versicherung. Ob der auch ein "
über enormes intellektuelles Potential verfügendes Lebewesen" ist, wage ich nicht zu beurteilen. Punkt ist der; ein derartiger Schriftzug mit komplett gleich großen Lettern ist bestimmt schwieriger zu gestalten als klassische Kornkreise. Jeder, der Konstruktion in Mathematik oder Kunst gemacht hat, wird das leicht bestätigen können; man kann in kürzester Zeit mit einem Zirkel und einem Lineal (braucht nicht einmal ein Geodreieck zu sein) optisch sehr eindrucksvolle Mandalas konstruieren - aber ein simples G oder ein S zu konstruieren ist vergleichsweise kompliziert - aber halt optisch weniger eindrucksvoll.
Wenn man nun nicht allein ist, sondern als Künstlerkollektiv arbeitet, und vielleicht sogar noch professionelles Equipment der Vermessungstechnik besitzt, kann man natürlich ungleich komplexere Gebilde produzieren als das oben verlinkte - trotzdem basieren sie meistens auf der komplexen Anordnung ganz simpel zu konstruierender geometrischer Formen. Hier ist ein sehr eindrucksvolles Beispiel:
Der äußere Kreis ist simpel; ein Ring wird in 24 Segmente unterteilt, die Segmente wurden verschiedenartig verziert. Komplex ist hier die zentrale Formation, die prinzipiell aus zwei überlappenden Kreisen besteht. Komplex sind hierbei jedoch die Verzierungen, die die typische Form eines
Profils mit stark gewölbter Skelettlinie aufweisen, die geometrisch vergleichsweise aufwendig zu konstruieren sind. Man sieht bei diesem Beispiel aber auch einige Konstruktionsfehler, wenn man genau guckt.
Ich hoffe, dass keiner hier mehr ernsthaft daran glaubt, dass Kornkreise durch Aliens o.ä. erschaffen werden - solche Behauptungen wurden schon vor 20 Jahren de facto widerlegt; praktisch alle Kornkreisformationen können unproblematisch und nachweisbar von Menschen produziert werden. Fun Fact: Einige "Cereologen" (Kornkreisforscher) haben in der Vergangenheit über gewisse Formationen behauptet, sie wären zu komplex, um von Menschen in so kurzer Zeit geschaffen worden zu sein - und wurden widerlegt, als sich die Künstler der Formationen dann mit Videomaterial geoutet haben