Kornkreise...alles nur Betrug???

(...)

Wenn das die einzigen Kriterien wären, müssten wir allen möglichen Schrott ständig mitschleppen. Von den nicht-falsifizierbaren Theorien, die Popper zu Recht kritisierte, deus-ex-machina-Theorien (z.B.: außerirdische Konkreisursachen, "intelligent design" gehört auch zu dieser Kategorie, einige Formen der Astrologie...)

Nachtrag: Die intersubjektiv nicht nachvollziehbaren Theorien sind ebenfalls "außergewöhnliche Behauptungen". Sie können durchaus wahr sein, aber bei den Versuchen sie zu belegen oder zu falsifizieren muss man eben genauer hinschauen.
 
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Ja, Einsteins Theorie war damals eine außergewöhnliche Behauptung, die allerdings ALLE noch so paranoiden Tests bestanden hat. Die ersten Messungen waren da auch nicht so prominent, wurden aber durch bessere ergänzt - z.B. wurde die Lichtablenkung durch das Gravitationsfeld der Sonne nicht nur bei einer Sonnenfinsternis vermessen. Bei den ersten Messungen war die Messgenauigkeit noch in der Größenordnung des erwarteten Effekts - die Ergebnisse ließen bei einigen auch noch Zweifel. Die Messgenauigkeit wurde da aber immer besser.

Ähm, ja okay. Und nu? :confused:

Du hast auf meinen Einwand nicht geantwortet. Hat es außergewöhnliche Beweise gegeben? Also, die jenseits des definierten und allgemein anerkannten Wahrheitsbegriffes der Naturwissenschaften liegen? Wenn ja, welche? Die Überprüfungsmethoden, die angewandt wurden, waren alle stinknormal. Wenn einer behauptet, es gäbe meßbare Zeitdifferenzen in bewegten System in Relation zu unbewegten Systemen, dann ist es eine stinknormale Operation, dies mit Hilfe von Uhren zu überprüfen. Wäre dein Prinzip "Außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise" ein sinnvolles und gültiges wissenschaftstheoretisches Prinzip, hätte Einsteins SR und AR nicht die Pforten einer anerkannten Theorie passieren können. Zum wiederholten Male weichst du der Frage aus, die ich dir schon mehrmals gestellt habe:

Wer um Gottes willen soll denn bestimmen, was ein "außergewöhnlicher Beleg" ist für eine außergewöhnliche Behauptung? Damit wäre der Willkür Tür und Tor geöffnet und jegliche wissenschaftliche Praxis unmöglich. Ich könnte dann bei jeder außergewöhnlichen Behauptung auf diese Regel pochen und auf undefinierte "außergewöhnliche Belege" pochen, wenn ich die Verhinderung einer neuen Theorie beabsichtigen würde.

Ich ergänze: Schon bei der Festlegung, was eine *außergewöhnliche Behauptung* ist, fängt die Subjektivität uind letztlich Willkür schon an.

Aber laß doch einfach mal wissen, was du unter *außergewöhnliche Belege* verstehst. Und wer legt die fest? Nur mal ein Beispiel, damit sich jeder unter dieser abstrakten und inhaltslosen Formel etwas vorstellen kann.

Die Einführung einer *Sonderbeweislast* für Behauptungen, die als *außergewölhnlich* empfunden werden, wäre das Ende jeglicher Wissenschaftlichkeit, weil dann Ideologie und Weltbild in den Wissenschaftsprozess reinkämen.

Nein,

1. ist es völlig schnuppe, wie ungewöhnlich eine Behauptung ist bzw. empfunden wird

2. ist die außergewöhnliche Beweislast, die von einer ungewöhnlichen Behauptung gefordert wird, nie Bestandteil eines wissenschaftstheoretischen Ansatzes gewesen. Im gegenteiligen Falle nenne Namen, außer Hume, auf den ich noch zu sprechen komme. Habs nachgelesen und wie vermutet: genauso läufts, wenn sich Dilettanten über philosophische Texte hermachen und dann irgendwelche Sätze aus dem Zusammenhang herausbrechen. Und bitte nicht wieder *Carl Sagan* bemühen, Joey. Sagan ist Wissenschaftler, aber kein Wissenschaftstheoretiker.

3. Das alleinige Kriterium, das über das Prädikat "wissenschaftlich wahr" entscheidet, ist, ob eine Behauptung nach Maßgabe experimentellen Beobachtens in seinen vorhergesagten Ergebnissen reproduzierbar ist. Erfüllt sie diese Kriterien, hat sie als wahr zu gelten, unabhängig, ob irgendwer diese Behauptung als *ungewöhnlich* empfindet oder nicht oder sein albernes Weltbild durch diese Behauptung in Gefahr sieht oder nicht. Dem, der mit der außergewöhnlichen Behauptung nicht klar kommt, sagen wir ein höfliches aber bestimmtes "Dein Problem" .

eriment OPERA letztes Jahr wurde geradezu hysterisch nach einem systematischen Fehler gesucht (und letztendlich leider auch gefunden), der Neutrinos überlichschnell erscheinen ließ. Die Leute, die das Paper mit ihren Messergebnissen veröffentlicht haben, taten das nicht, weil sie von ihrem Ergebnis überzeugt waren, sondern, weil sie hofften, Anregungen von anderen Physikern für die Suche nach Fehlerquellen zu erhalten - und das geschah auch zu Hauf. Und das tat man, weil ein Überschreiten des kosmischen Tempolimits eben heutzutage eine außergewöhnliche Behauptung ist - bei Wahrheit wäre das ein paar Nobelpreise wert. Bei weniger außergewöhnlichen Behauptungen hätte man den Aufwand nicht getrieben.

Langsam kommen wir an dem Punkt an, wo wir glasklar sehen, wo dein Logikfehler liegt, Joey. Was du hier beschreibst, sind keine *außergewönlichen Beweise*, sondern außergewöhnlich gründlich[/I recherchierte Beweise. Das ist ein himmelgroßer Unterschied! "Außergewöhnlich gründlich überprüft" führt kein neues Kriterium für wissenschaftlichen Wahrheitsnachweis ein, "außergewöhnliche Beweise" schon.

In dieser Lesart:

Außergewöhnliche Behauptungen verlangen außergewöhnlich gründliche Prüfungen

würde ich sogar zustimmen.


Und nocheinmal das Beispiel aus dem Alltag, und jetzt wünsche ich auch mal eine Antwort darauf - d.h. es ist keine rhetorische Frage:

Bei welcher der Behauptungen würdest Du was für Belege erwarten, damit Du sie ernsthaft in Betracht ziehst?

  • Da steht ein Pferd auf der Wiese
  • Da steht ein Pferd auf dem Flur
  • Ein Pegasus fliegt gerade vorbei
  • Das Mordopfer wurde aus einem UFO heraus erschossen und die rauchende Pistole anschließend in die Hand des Angeklagten gebeamt

Ich machs kurz für dich: bei allen vier Aussagen würde ich exakt das gleiche Wahrheitskriterium anlegen, wenn ich die Aussagen unter wissenschaftlichem Gesichtspunkt einschätzen müsste. Und ich brauch dir ja nicht noch einmal sagen, daß es hier um Wissenschaft, Wissenschaftstheorie und um die Wahrheitsfähigkeit von Aussagen geht, nicht aber um Partyerlebnisse nach dem vierten Joint.

Das Kriterium wäre, was ja nicht wirklich überrascht, die Intersubjektivität dieser Erfahrung und die Reproduzierbarkeit der Beobachtung. Wenn einer sagt, "Da fliegt ein Pegasus vorbei", würde ich in die gewiesene Richtung schauen und sehen, ob ich dieselbe Beobachtung machen kann. SWenn ich mir nicht sicher wäre, ob ich nicht unter Drogen stünde, würde ich dann noch, falls ich dieselbe Beobachtung mache, andere Beobachter befragen, und wenn die alle sagen: "Da fliegt ein Pegasus vorbei", dan n ist der Satz "Sa fliegt ein Pegasus vorbei" wahr und dann ist derjenige unter Tausenden der Vollidiot, der behauptet, daß es nicht so sei.

Wo ist das Problem? :confused: Eine Behauptung, die der Prüfung durch das wissenschaftliche Wahrheitskriterium standhält, hat als wahr zu gelten. Punkt. Aus. Ist dies nicht so, können wir den wissenschaftlichen Wahrheitsbegriff in die Tonne kloppen, er hätte keine Bedeutung mehr für die Praxis. Genau darauf zielt deine gegenwärtige Position. Im Moment vertrittst du einen extrem unwissenschaftlichen Standpunkt.

Das gleiche gilt für die Aussage:

Das Mordopfer wurde aus einem UFO heraus erschossen und die rauchende Pistole anschließend in die Hand des Angeklagten gebeamt

Ist dies die übereinstimmende Aussage aller Zeugen am Tatort, dann muß die Beobachtung als wahr gelten, wenn nicht gezeigt werden kann, daß die Zeugen in irgendeiner konspirativen Art miteinander verbunden sind (etwa Verwandte des Angeklagten oder sedine Kumpels, Mafiamitkollegen -whatever) und einen guten Grund haben könnten, kollektiv zu lügen.

Zufrieden?


So, wie Du den Erkenntnissprozess beschreibst - alles, was nicht widerlegt ist, muss als gleichwertihg möglich anerkannt werden - müsstest Du auch letzteren Spruch für möglich halten und als Richter den Angeklagten wegen "im Zweifel für den Angeklagten" freisprechen.

Wenn, wie gesagt, alle Möglichkeiten, daß kollektiv gelogen wird, ausgeschlossen sind, ja.


Popper hat seinen Wissenschaftlichkeitsbegriff nicht nur aufgestellt, weil er dem Positivismus - der irrigen Forderung nur in Betracht zu ziehen, was direkt bewiesen wurde - zu Recht misstraute, sondern auch, weil ihm Theorien auf den Wecker gingen, die auf ausufernde Weise so formuliert waren, dass sie nicht widerlegbar waren. Das fiel ihm z.B. bei einigen Anhängern von Freuds Psychoanalyse auf.

Ja, gebongt. Und nu? Was hat das mit dem Satz, den du hier als *Wissenschaftstheorie* verkaufen willst? Bei Popper findest du ihn nicht, auch nicht bei Habermas, eigentlich bei keinem zeitgenössischen Wissenschaftstheoretiker. Es ist einfach nur grober Unfug.

David Hume hat gesagt: "Kein Zeugnis reicht, ein Wunder zu bestätigen, außer das Zeugnis ist von der Art, dass seine Unrichtigkeit ein größeres Wunder wäre als das Ereignis, das das Zeugnis bestätigen soll." Die ältere Form von "Außergewöhnliche Behauptungen benötigen außergewöhnliche Belege." Der Inhalt findet sich also durchaus in der älteren Philosophie - ist also durchaus Erkenntnistheoretisch relevant.

Hat er das wirklich gesagt? Das schauen wir uns mal an. Vorher aber was Prinzipielles. Eigentlich rechnet man schon gewisse Texte von Aristoteles zur Wissenschaftstheorie, etwa da, wo er das induktive Prinzip als Methode zum Erkenntnisgewinn beschreibt. Das heißt doch aber nicht, daß alle, die man zur Geschichte der Wissenschaftstheorie rechnet, Bleibendes gesagt hätten, im Gegenteil, Wissenschaftstheorie ist ein Diskursprozeß über die Jahrhunderte ebenso wie die Wissenschaft selbst. Deshalb ist ein Verweis auf Hume, selbst wenn er das behauptet hätte, was Truzzi und Sagan von ihm behauptet haben, daß er es gesagt hätte, albern. Genauso albern, als wenn einer deiner Kollegen angewackelt käme und *argumentieren* würde:

"Wieso? Ptolemäus gehört doch auch mit zur Wissenschaftsgeschichte, warum kann ich dann also nicht nicht bringen, daß die Erde der Mittelpunkt des Weltalls ist?"

Ich sagte, selbst wenn. Hume kann man nachlesen und auch die entsprechenden Zitate:

http://www.zeno.org/Philosophie/M/H...en+Verstandes/X.+Ueber+die+Wunder/Abschnitt+I

Es wäre alles nicht so mißverständlich geworden, wenn Hume etwa formuliert hätte: "Kein einzelnesreicht, um ein Wunder zu bestätigen...

Hume redet nämlich hier von einzelnen Zeugen. Die Passage beginnt mit:

Man nehme z.B. an, dass die Thatsache, welche der Zeuge bekundet, zu den ausserordentlichen und wunderbaren gehöre. Dann erfährt die Beweiskraft eines solchen Zeugnisses eine grössere oder kleinere Verminderung, je nachdem die Thatsache mehr oder weniger ungewöhnlich ist.

http://www.zeno.org/Philosophie/M/H...en+Verstandes/X.+Ueber+die+Wunder/Abschnitt+I

Hume ist kein Vollidiot und er weiß, daß sich die Beweiskraft von Behauptungen mit der Zahl der Zeugen drastisch ändern kann:

So nehme man z.B. an, dass alle Geschichtsschreiber in allen Sprachen darin übereinstimmten, dass am 1. Januar 1600 eine vollständige Finsterniss über der ganzen Erde acht Tage lang verbreitet gewesen sei; man nehme an, dass die Ueberlieferung dieses ausserordentlichen Ereignisses noch im Volke stark und lebendig sei; dass alle aus fremden Ländern zurückkehrenden Reisenden dieselbe Ueberlieferung brächten, [120] ohne die geringste Veränderung oder Widerspruch: so würden offenbar unsere heutigen Philosophen, anstatt die Sache zu bezweifeln, sie als gewiss annehmen und die Ursachen aufsuchen müssen, welche sie veranlasst haben könnten. Der Rückgang, die Verderbniss und die Auflösung der Natur wird durch so manche Analogien wahrscheinlich gemacht, dass ein nach dieser Katastrophe hin zielendes Ereigniss innerhalb des Beweises menschlichen Zeugnisses fällt, wenn die Bekundungen zahlreich und gleichlautend sind.

http://www.zeno.org/Philosophie/M/H...n+Verstandes/X.+Ueber+die+Wunder/Abschnitt+II
 
Du hast auf meinen Einwand nicht geantwortet. Hat es außergewöhnliche Beweise gegeben? Also, die jenseits des definierten und allgemein anerkannten Wahrheitsbegriffes der Naturwissenschaften liegen? Wenn ja, welche?

Du verstehst bisher nicht, was ich mit "außergewöhnlichen" Belegen meine. Ich meine damit, dass man als Behaupter - je "außergewöhnlicher" die Behauptung ist, stärker nach systematischen Fehlern suchen muss - habe ich immer so geschrieben.

Als Beispiel hier habe ich Dir die Neturinos von CERN nach OPERA genannt. Wenn die Zeitmessung von fornherein das Tempolimit Lichtgeschwindigkeit nicht überschritten hätte, wären nicht ettliche Veröffentlichungen erschienen, wie das Ergebnis noch erklärt werden kann ohne die Relativitätstheorie zu verletzen und hätte man nicht geradezu paranoid nach lockeren Kabeln gesucht. Das lockere Kabel wäre evtl. später aufgefallen - oder auch nicht - und hätte schlimmstenfalls ein errata in einem Fachjournal bewirkt.

Je außergewöhnlicher die Behauptung, desto größer ist der Verdacht auf systematische Fehler. Und bei vielen angeblich positiv ausgegangenen Experimenten mit außergewöhnlichen Behauptungen, findet man eben diese systematischen Fehler.

Übrigens nicht nur da, sondern auch bei vielen Experimenten über "gewöhnliche" Behauptungen.

Warum bestehen beispielsweise Wünschelrutengänger so herzlich wenig Doppelblind-Tests aber, wenn sie wissen, wo der gesuchte Gegenstand steckt, schlägt ihre Rute verlässlich aus?

Die Überprüfungsmethoden, die angewandt wurden, waren alle stinknormal.

Und sie wurden wiederholt und verbessert - Systematische Fehler wurde nach und nach entdeckt und so gut es geht ausgeschlossen. Da hat sich niemand drauf ausgeruht und gesagt: "Wir haben eine Messung mit der Atomuhr, das muss ausreichen."

Im Gegensatz zu einigen Anhängern anderer Theorien, die auf alle positiven Ergebnisse verweisen (unabhängig der wissenschaftlichen Qualität) aber alle negativ ausgegangenen Experimente dann ignorieren... und ebenfalls ignorieren, welche systematischen Schwächen man ihnen vorhalten kann. Bei medizinischen Studien gibt es beispielsweise als grobes Richtmaß die http://de.wikipedia.org/wiki/Jadad-Skala, die man auch anlegen kann, BEVOR man das Ergebnis einer Studie kennt.

Wenn einer behauptet, es gäbe meßbare Zeitdifferenzen in bewegten System in Relation zu unbewegten Systemen, dann ist es eine stinknormale Operation, dies mit Hilfe von Uhren zu überprüfen. Wäre dein Prinzip "Außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise" ein sinnvolles und gültiges wissenschaftstheoretisches Prinzip, hätte Einsteins SR und AR nicht die Pforten einer anerkannten Theorie passieren können. Zum wiederholten Male weichst du der Frage aus, die ich dir schon mehrmals gestellt habe:

Ich habe schon einige Male Kriterien für "außergewöhnliche Behauptungen" genannt. Um die wichtigsten zu nennen:
  • Wie stark widerspricht die Behauptung dem aktuellen Stand des Wissens? Wodurch ist der aktuellen Wissensstandes überprüft?
  • Wieviele Zusatzannahmen stecken in der Behauptung?
  • Ist die Theorie "intersubjektiv nachvollziehbar"?
  • nicht-falsifizierbare Theorien - d.h. auch welche, bei der dann alle möglichen Zusatzannahmen gemacht werden, damit sie ja wahr bleiben kann.

Das meiste (nis auf die nicht-falsifizierbarkeit) sind natürlich keine absoluten nogo-Kriterien, denn eine wahre Theorie kann durchaus auch eines oder mehrere dieser Kriterien zumindest anfänglich verletzen. Aber da muss man dann eben genauer hinschauen und nicht bei jedem positiven Ergebnis jubeln, dass die Theorie bestätigt wäre, weil sich eben sehr leicht systematische Fehler, Fehlbeobachtungen, Fehlbeurteilungen etc. einschleichen. Der Verdacht ist bei Theorien, die diese Kriterien verletzen, größer.

Ich ergänze: Schon bei der Festlegung, was eine *außergewöhnliche Behauptung* ist, fängt die Subjektivität uind letztlich Willkür schon an.

Aber laß doch einfach mal wissen, was du unter *außergewöhnliche Belege* verstehst. Und wer legt die fest? Nur mal ein Beispiel, damit sich jeder unter dieser abstrakten und inhaltslosen Formel etwas vorstellen kann.

Oh, ich kann Dir viele Beispiele nennen - und habe es in den verschiedenen Threads über außergewöhnliche Behauptungen schon mit der entsprechenden Begründung getan:

Die Merkwürdigen Laute Weltweit sind eine außergewöhnliche Behauptung, die Du selbst als solche entlarvt hast, indem Du gezeigt hast, wie sich die (angeblichen) Beweisviedeos einfach herstellen lassen.

Chemtrails verletzen schon zwei der Kriterien: Zum einen ist es intersubjektiv nicht nachvollziehbar, wieso sich auch die Initiatoren selbst vergiften. Patana argumentierte damit, dass die ja wüssten, wo gesprüht würde, was mit der Verweildauer von Sprühungen in der Atmosphäre und der unberechenbarkeit des Wetters sehr leicht widerlegt werden kann Aquanaut faselte irgendetwas über Reinkarnation... Paradebeispiel einer Zusatzbehauptung , nur um Krampfhaft an einer Theorie festhalten zu können. Hinzu kommt, dass ALLE Beobachtungen - all die Videos, in denen jemand "Chemtrail an... aus..." schreibt, weil er einen unterbrochenenen Kondensstreifen sieht, sich zwanglos mit gut bekannten Wetterphänomenen sowie Luftfahrt erklären lassen (Flugzeuge fliegen nicht immer nur stur geradeaus). D.h. hier haben wir eine Theorie mit Zusatzbehauptung, die noch nicht einmal intersubjetiv nachvollziebar ist.

Der Alien-Ursprung von Kornkreisen ist eine außergewöhnliche Behauptung wegen der Zusatzannahmen. Wieso von einem nicht-irdischen Ursprung ausgehen, wenn es eben nachweislich viele von Menschen getrampelte Piktogramme gibt? Weil man sich nicht vorstellen kann/will, wie sie das in der kurzen Zeit nachts so kunstvoll hibekommen haben? Ich kann mir vieles nicht vorstellen, was dennoch Menschen vollbracht haben. Weil sich (angeblich) Besonderheiten in "echten" Kornkreisen zeigen? Da kommen dann manchmal solche Begründungen wie: "Es wurden keine Fußspuren gefunden." - als wenn Fußspuren nie verwittern würden - je nach Bodenbeschaffenheit sogar in weniger als einem Tag. Wieso von einem Alien-Ursprung ausgehen?

Homöopathie ist NICHT intersubjektiv nachvollziehbar. Warum, habe ich im entsprechenden Thread mehrfach erklärt. Hier eine Zusammenfassung:
  • Es wird behauptet, dass ein auf spezielle Art (Potenzieren) extrem stark verdünntes Mittel eine Wirkung ausübt. D.h. es wird behauptet, dass es einen Unterschied macht, ob man einem Patienten beim Homöopathen nun die Globuli gibt oder nur Wasser (oder unbehandelte Globuli) neben dem Anamnesegespräch etc.
  • Ab einer Verdünnung von ungefähr D20-D25 ist höchstwahrscheinlich kein Molekül des ursprünglichen Wirkstoffes mehr enthalten. Homöopathen begründen eine Wirkung daneben manchmal mit einem "Gedächtnis des Wassers (oder des jeweiligten Lösungsmittels)" z.B. durch intermolekulare Strukturen. Dieses gedächtnis ist bei der ständigen Wechselwirkung und der starken Bewegung der Moleküle untereinander und der ständigen Wechselwirkung des Lösungsmittel mit der Umwelt allerdings sehr unplausibel.
  • Unvermeidbare Veruneinigungen werden scheinbar nicht mit-potenziert. Warum nicht? Was unterscheidet die Ursprungssubstanz von den Verunreingungen ab der Verdünnungsstufe von ungefähr D10?
  • Einige Homöopathen bemühen dann die Quantenmechanik, indem sie z.B. eine Verschränkung des Wassers mit dem Lösungsmittel oder Verschränkungen mit "dem Symptom" oder ähnliches postulieren. Verschränkungen sind hoch-filigrane Quantenzustände, die im Makrokosmos bisher nicht beobachtet werden konnten, und auch im Mirkokosmos einen ziemlichen Aufwand benötigten, um hergestellt und aufrecht erhalten zu werden.
DAS macht die Homoöopathie intersubjektiv NICHT nachvollziehbar und damit zu einer außergewöhnlichen Behauptung. Sie könnte natürlich dennoch wahr sein. Bei einer positiv verlaufenden Studie liegt dann aber der Verdacht von systematischen Fehlern näher. Und in der tat zeigt sich, dass, wenn man homöopathische Studien BEVOR man ihr Ergebnis kennt in die http://de.wikipedia.org/wiki/Jadad-Skala einsotiert, dass dann die qualitativ schlechteren Studien anteilmäsßig öfter positiv ausfallen als die qualitativ schlechteren Studien. (Dazu siehe z.B. das Buch "Die Wissenschaftslüge" - darin bekommt auch die "Schulmedizin" ihr Fett weg - es könnte Dir also gefallen). Homöopathen jubeln aber immer bei hjeder positiven Studie, die sie haben, sagen "Wir haben positive Ergebnisse, also muss es wahr sein!!!!" Ignorieren dabei aber, dass es eben auch sehr viele negative Ergebnisse gibt - vor allem im oberen Bereich der Skala ist das Ungleichgewicht sichtbar.

Welchen Belegwert all die schönen Geschichten "Mir hat Homöopathie aber geholfen!!!!!!" haben, habe ich schon erläutert.

Da es so schön ist, auch ein Beispiel einer (wahrscheinlich) wahren anfänglich außergewöhnlichen Behauptung, und wieso sie dennoch in den Wissenschaftsalltag aufgenommen wurde: Die dunkle Materie. Als erster wurde Fritz Zwicky darauf aufmerksam, als er die Geschwindigkeitsverteilung in Gravitationshaufen vermaß und feststellte: Die dürften gravitativ nicht gebunden sein. Als Problemlöser postulierte er die dunkle Materie. Damals gab es noch Zweifel daran, weil er das sog. Virialtheorem angewendet hat, was für gase gilt... man weiß aber nicht, wie weit es für Galaxienhaufen (die galaxien stellen dann die Gasatome dar) anwendbar ist. Das blieb lange Zeit am Rand der Wissenschaft, bis Vera Rubin die Rotationsgeschwindigkeit von Spiralgalaxien vermessen hat. Auch die war zu schnell; wenn nur die ichtbare leuchtende Materie da wäre, würden Spiralgalaxien auseinanderfliegen und niemals so stabil sein, wie sie sind. Da wurde die dunkle Materie schon interessanter. Es mehrten sich weitere Hinweise - z.B. wenn man die Masse berechnet aus dem Gravitationslinsen-Effekt mit der Masse der leuchtenden Materie vergleicht. Ein sehr spannendes Feld.

2. ist die außergewöhnliche Beweislast, die von einer ungewöhnlichen Behauptung gefordert wird, nie Bestandteil eines wissenschaftstheoretischen Ansatzes gewesen. Im gegenteiligen Falle nenne Namen, außer Hume, auf den ich noch zu sprechen komme. Habs nachgelesen und wie vermutet: genauso läufts, wenn sich Dilettanten über philosophische Texte hermachen und dann irgendwelche Sätze aus dem Zusammenhang herausbrechen. Und bitte nicht wieder *Carl Sagan* bemühen, Joey. Sagan ist Wissenschaftler, aber kein Wissenschaftstheoretiker.

Nehmen wir z.B. Poppers Ächtung nicht-falsifizierbarer Theorien. Wenn man, um eine Theorie zu retten, in ausufernder Weise ständig neue Postulate dazu einfügt, wird sie umso mehr zur außergewöhnlichen Beuhauptung.

3. Das alleinige Kriterium, das über das Prädikat "wissenschaftlich wahr" entscheidet, ist, ob eine Behauptung nach Maßgabe experimentellen Beobachtens in seinen vorhergesagten Ergebnissen reproduzierbar ist.

Gilt das denn für die Homöopathie? Nein. Ich verweise auf viele gute Studien, die negativ für sie ausgehen, und auf die bekannte Schieflage der Studien-Qualitäten (Grafik findest Du u.a. in besagtem Buch "Die Wissenschaftslüge").

Erfüllen Kornkreise dieses Kriterium? Wenn ja, warum?

In dieser Lesart:

Außergewöhnliche Behauptungen verlangen außergewöhnlich gründliche Prüfungen

würde ich sogar zustimmen.

Ob Du es glaubst oder nicht: So meinen es auch die Skeptiker, die z.B. auf methodische Schwächen in positiven Studien zur Homöopathie hinweisen. Aber stattdessen interpretierst Du da alles mögliche in Deinem Beißreflex gegen die GWUP rein, nur um ihnen "dogmatischen Skeptizismus" vorwerfen zu können.

Ich habe nie etwas anderes geschrieben, wenn ich z.B. auf die paranoide Suche nach systematischen Fehlern - doppelblind, gut randomisiert, hohe Anzahl an Studienpatienten etc. - hinwies was Du auch schon als Anzeichen für "dogmatischen Skeptizismus" und Weltbildverteidigung gesehen hast. Wenn Du da nicht sinnverstehend lesen kannst und Dir jetzt erst klar wird, dass alle Skeptiker "außergewöhnlich Gründlich" meinen ist das Dein Problem, nicht meins. Das ist dann auch kein Logikfehler meinerseits sondern ein Verständnisfehler Deinerseits.

Ist dies die übereinstimmende Aussage aller Zeugen am Tatort, dann muß die Beobachtung als wahr gelten, wenn nicht gezeigt werden kann, daß die Zeugen in irgendeiner konspirativen Art miteinander verbunden sind (etwa Verwandte des Angeklagten oder sedine Kumpels, Mafiamitkollegen -whatever) und einen guten Grund haben könnten, kollektiv zu lügen.

Zufrieden?

Aha, Du bräuchtest also schon mehr Zeugen? Und Du würdest Dich fragen, wie wahrscheinlich ist es, dass die Zeugen kollektiv lügen. Du setzt da schon - ohne es zu merken - ein gründlicheres Kriterium an.

Wenn, wie gesagt, alle Möglichkeiten, daß kollektiv gelogen wird, ausgeschlossen sind, ja.

Und wie willst Du das ausschließen? Gehen wir mal einen Schritt weiter.

Fall 1: Mehrere Zeugen berichten, dass der Angeklagte zur Tatzeit mit ihnen zusammen ausgeritten ist.
Fall 2: Besagte UFO-Geschichte.

Wie wären Deine Kriterien jeweils dafür, dass ausgeschlossen ist, dass mehrere Zeugen kollektiv lügen? Wären sie in Fall 2 stärker?

Ja, gebongt. Und nu? Was hat das mit dem Satz, den du hier als *Wissenschaftstheorie* verkaufen willst? Bei Popper findest du ihn nicht, auch nicht bei Habermas, eigentlich bei keinem zeitgenössischen Wissenschaftstheoretiker. Es ist einfach nur grober Unfug.

Wie Popper den Satz sinngemäß benutzt hat, habe ich schon beschrieben.

(...) Deshalb ist ein Verweis auf Hume, selbst wenn er das behauptet hätte, was Truzzi und Sagan von ihm behauptet haben, daß er es gesagt hätte, albern. Genauso albern, als wenn einer deiner Kollegen angewackelt käme und *argumentieren* würde:

Der Verweis auf Hume zeigt nur, dass Deine Ansicht, der Satz hätte keinerlei Bezug zur Wissenschaftstheorie, falsch ist.

Und Deine Erläuterungen zu Hume sind da ein red hering. Hume wägt da verschiedene Wunder - ein oder mehrere Zeugen lügen oder irren sich, gegen das Wunder der Wahrheit der Aussagen - gegeneinander ab. Was anderes machst Du auch nicht, wenn Du sagst: "Wenn ausgeschlossen ist, dass alle zeugen kollektiv lügen."
 
Du verstehst bisher nicht, was ich mit "außergewöhnlichen" Belegen meine. Ich meine damit, dass man als Behaupter - je "außergewöhnlicher" die Behauptung ist, stärker nach systematischen Fehlern suchen muss - habe ich immer so geschrieben.

Nein, hast du nicht. Du hast es offen gelassen. In der jetzigen Version, die du dem Satz interpretativ verleihst, besteht kein Bedarf mehr, weiter zu diskutieren, ich kann da, wie ich bereits schrieb, zustimmen. Bei außergewöhnlichen Bedhauptungen muß außergewöhnlich gründlich vorgegangen werden. Eigentlich bei allen Behauptungen, die im wissenschaftlichen Sinne geprüft werden, alles andere wäre Schlamperei. Wenns nur das wäre, bräuchte man eigentlich kein Wort darüber zu verlieren, es ist eine Selbstverständlichkeit.

Aber lass dir gesagt sein, daß die GWUP, die keine Wissenschaftstheoretiker sind, sondern ein weltanschaulicher Kampfverein, (ich gab den Beweislink von einem absoluten Insider), diesen Satz anders verwendet und Truzzi ihn auch anders angedacht hat, als er ihn zu einer Waffe schmiedete. Lass dir auch gesagt sein, daß dieser Satz in den wissenschaftstheoretischen Ansätzen jeglicher Valenz keinerlei Rolle spielt. Wenn du mir das nicht abnimmst (ich habe früher jahrelang Philosophie studiert und kenne mich insbesondere mit Wissenschaftstheorie gut aus), dann nimm dir ein beliebiges wissenschaftstheoretisches Nachschlagewerk deiner Wahl zur Hand und versuche dieses Prinzip zu finden.

Nur noch so viel: mit dem wirren Zeug, das du hier als Wissenschaftstheorie verkaufen willst, kämst du in der Philosophischen Fakultät nicht einmal durch die Zwischenprüfung.

Und jetzt wieder OT und zu den Kornfeldern.

Nervt mich langsam, meine Zeit mit einem rechthaberischen Laien zu verschwenden und auf immer neue Haarspaltereien eingehen zu müssen.
 
Nein, hast du nicht. Du hast es offen gelassen.

Wie anders ist es zu verstehen, wenn ich immer wieder auf systematische Fehlerquellen hinweise, auf die man paranoid achten muss, Doppelblindmethodik mit guter Randomisierung etc. erkläre... - und eben auch eine umso paranoidere Fehlersuche (fast automatisch) vonstatten geht, wenn die Behauptung "außergewöhnlich" ist? Die Worte sind die gleichen, die ich z.B. im Homöopathie-Thread verwendet habe.

Aber lass dir gesagt sein, daß die GWUP, die keine Wissenschaftstheoretiker sind, sondern ein weltanschaulicher Kampfverein, (ich gab den Beweislink von einem absoluten Insider), diesen Satz anders verwendet und Truzzi ihn auch anders angedacht hat, als er ihn zu einer Waffe schmiedete.

Dass die GWUP zu den Statements Deiner ehemaligen Insider und zu anderen Kritikpunkten ebenfalls ein Statement gegeben haben, interessiert Dich dabei nicht?

z.B. hier: http://www.gwup.org/infos/themen-na...us-der-gwup?catid=113:skeptikerorganisationen
Und allgemeiner hier:
http://www.gwup.org/component/content/article/303-kritiker-der-gwup

Aber, das was da steht, darfst Du natürlich nicht Ernst nehmen. Deine Insider sind Quellen der Wahrheit, und die GWUP kann da nur Unrecht bzw. ein verzerrtes Selbstbild haben... :ironie:

Lass dir auch gesagt sein, daß dieser Satz in den wissenschaftstheoretischen Ansätzen jeglicher Valenz keinerlei Rolle spielt. Wenn du mir das nicht abnimmst (ich habe früher jahrelang Philosophie studiert und kenne mich insbesondere mit Wissenschaftstheorie gut aus), dann nimm dir ein beliebiges wissenschaftstheoretisches Nachschlagewerk deiner Wahl zur Hand und versuche dieses Prinzip zu finden.

Bei Popper finde ich es zumindest teilweise, wie schon beschrieben. Hume - auch Dein vollständigeres Zitat- wägt verschiedene Wunder gegeneinander ab, was eben auch allgemeiner Betrachtet diesem Prinzip entspricht.

Nur noch so viel: mit dem wirren Zeug, das du hier als Wissenschaftstheorie verkaufen willst, kämst du in der Philosophischen Fakultät nicht einmal durch die Zwischenprüfung.

Gut möglich. Ich habe aber Physik studiert. Und da kam ich durch alle Prüfungen sehr gut durch - wobei ich damals auch noch an diverse Dinge glaubte - und habe mit sehr guter Note promoviert, was zeigt, dass ich auch wissenschaftlich arbeiten und Ergebnisse erzielen kann. Da bin ich sicher kein "Laie".

Nervt mich langsam, meine Zeit mit einem rechthaberischen Laien zu verschwenden und auf immer neue Haarspaltereien eingehen zu müssen.

Aha, wenn ich hier ähnliches über Physik-Laien - z.B. merkwprdige Interpretationen der Quantenmechanik - geschrieben habe, kam von Dir meist ein empörter Aufruf...

sei mir net bös...aber das hatten wir in entsprechenden Threads ausführlich rauf und runter und hier wäre es

1. OT
2. hab ich keine Lust auf noch ne Runde.

:winken5:

Ja, es ist hier OT, und ich wollte damit nicht eine weitere Homöopathie-Diskussion starten. Ich wollte darstellen, warum es für mich eine außergewöhnliche Behauptung ist, bzw. was "außergewöhnliche Behauptungen" für mich auszeichnen.

Ok. Back to topic.

Warum von einem außerirdischen Ursprung von Kornkreisen ausgehen?
 
Joey schrieb:
Ok. Back to topic.

Warum von einem außerirdischen Ursprung von Kornkreisen ausgehen?


Ganz genau. Über die Diskussion, wer was wie lange studiert hat, ob Sting gute Musik macht oder was ein außergewöhnlicher Beweis ist, sollten wir nicht vergessen, dass es für die Behauptung, Kornkreise würden von Außerirdischen gemacht, gar keinen Beweis gibt. Nicht mal einen ganz gewöhnlichen.


Gruß
McCoy
 
Hab grad einen sehr interessanten Beitrag zu Kornkreisen gefunden. Ein Interview mit Jay Goldner, der sich seit Jahrzehnten mit Kornkreisforschung beschäftigt: u. a. geht es um 2012 und um entschlüsselte Botschaften...

Auf youtube:

Kornzeichen - im Fokus auf 2012 - (Alpenparlament.TV).mp4

Viel Spass falls es Euch interessiert, lg
 
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