Kopfschuss

tinilight

Mitglied
Registriert
10. Oktober 2017
Beiträge
11
Ist der Kopfschuss für jemanden von euch auch ein so präsentes Bild im Bewusstsein?
Ich denke oft daran, ohne dass ich eine Erklärung dafür habe. Wenn mir etwas zutiefst unangenehm ist zum Beispiel, ich nicht in meiner Mitte bin und etwa beim Einschlafen Dinge wie Scham oder Fluchtinstinkt verspüre, dann habe ich immer das kurze Bild vor meinem Auge, wie ich durch einen Kopfschuss in die Schläfe getötet werde.
Und erst letzte Nacht habe ich wieder genau davon geträumt: Allerdings bin ich durch den Schuss nicht verstorben. Er wurde aus einiger Entfernung abgegeben und diesmal geradewegs auf meine Stirn. Ich habe weitergelebt, mit der Kugel im Kopf und mit höllischen Schmerzen. Es wurde immer schwieriger zu sprechen, teilweise habe ich nur unverständliche Laute von mir gegeben, als hätte ich einen Schlaganfall gehabt. Ich habe im Traum auch in den Spiegel gesehen und das Eintrittsloch betrachtet (nur ein kleines, dunkles Loch), der Bereich um den Einschuss war wie weißes Papier, meine Haut auf der Stirn sah aus wie geblümter, marmorierter Stein. Versuchte noch, mit meinem Fahrrad nach Hause, in mein Elternhaus zu fahren, das es bereits seit Jahren nicht mehr gibt, und rief auch meinen Vater an. Er schien "enttäuscht" darüber zu sein, dass ich nicht besser auf mich aufgepasst hatte und nun vielleicht durch einen Kopfschuss sterben würde und ich hatte erneut ein schlechtes Gewissen. Ich landete im Krankenhaus, bekam aber keine Auskunft, ob ich langsam daran sterben oder weiterleben würde, niemand schien sich wirklich zu kümmern. Konnte nur seltsame Laute von mir geben und fand den Zugang zur Sprache einfach nicht mehr. Und ich wusste, dass ich die Kugel im Kopf habe.
Ich habe bereits öfter versucht, in dieses Symbol hineinzumdetieren, aber ich komme nicht so recht zur Message. Über Anregungen würde ich mich sehr freuen!
 
Werbung:
ich nicht in meiner Mitte bin und etwa beim Einschlafen Dinge wie Scham oder Fluchtinstinkt verspüre, dann habe ich immer das kurze Bild vor meinem Auge, wie ich durch einen Kopfschuss in die Schläfe getötet werde.
Das ist ein Hilferuf. Immer, wenn du dich nicht wohlfühlst, hast du den Gedanken, einfach weg zu sein. Und zwar kurz und schmerzlos mit einem „Knall“.
Das bedeutet, du fühlst dich nicht wirklich wohl in deinem Leben. Du hast Mühe, dich emotional über Wasser zu halten, die ständigen Anforderungen zu bewältigen. Das ist eine latente Todessehnsucht...

Im Traum bekommst du einen solchen Kopfschuss. Aber du stirbst nicht dran.
Und so, wie du dich nun den ganzen Traum lang fühlst, so in etwa fühlst du dich in deinem realen Leben.
Die Schmerzen sind seelische Schmerzen, sind der Hintergrund deines Lebensgefühls.
Und dass du schlecht bis gar nicht sprechen kannst, meint, du kannst dein Problem niemand mitteilen, dich nicht verständlich machen.

Das aus zwei Gründen:
Du hast erlebt, wie man deine Erklärungen als unbegründet abtut.
Und weiter, du weißt selbst nicht so richtig, was los ist mit dir. Du weißt nicht, was du überhaupt sagen könntest.

Indem du zum Elternhaus nach Hause fährst, willst du zurück in die Zeit der Kindheit. Da war dir das Leben noch leicht. Du musstest für nichts Verantwortung tragen, auch nicht für dich selbst, konntest recht unbekümmert tun und lassen, was dir gefällt. In der Erinnerung erscheint die Kindheit oft so.

Dein Vater aber ist enttäuscht. Ja, das ist deine wirkliche Befürchtung ihm gegenüber. Er hat wohl irgendwelche Erwartungen in dich gesetzt, die du scheinbar bis heute nicht erfüllen konntest. Das schlechte Gewissen hast du auch am Tage, eher unbewusst.

Im Krankenhaus aber wird im Traum immer die Seele geheilt, nicht der Körper. Der ist nur Symbol für die Befindlichkeiten der Seele.
Wenn du dort bist, dann versuchst du zumindest, Hilfe zu bekommen. Aber man interessiert sich wenig für dich.
niemand schien sich wirklich zu kümmern
Kümmern. Das ist der Wunsch vieler Menschen, dass sich wer kümmert, dass es andere Menschen oder gern auch Institutionen, den Staat gibt, der sich kümmert. Sich der Nöte des Einzelnen annimmt und sie löst.
Das aber gibt es nicht. Das hast du dir deutlich vor Augen geführt. Nein, Tinilight, niemand wird sich „kümmern“ um dich.

Eine Hilfestellung, ja die kannst erwarten hier oder da, mehr aber nicht. Eine Hand, die man dir reicht in dem Moment – und das ist der Punkt – wo du von selbst aufstehst und deinen Lebensweg gehen willst. Unter dieser Voraussetzung kann es vorübergehend eine Hand geben, die dir für die ersten Schritte beisteht.

Noch einmal: Kopfschuss, wenn das die Rettung ist in deinen Gedanken, dann meinst du das wörtlich. Nicht symbolisch. Du willst weg...
lG RR
 
Zurück
Oben