Kony 2012 - was haltet ihr davon?

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Augenöffnend. Hier wird auch erörtert, ob Perkins nur ein durchgeknallter *Verschwörungstheoretiker* ist. Es gibt brisante Statements, besonders über die Weltbank.

Augenöffnend? Ist nur eine Zusammenfassung dessen, den Perkins in seinem Buch schreibt. Am besten fand ich das Statement von Jim Garrison, der meinte "jeder der weiß, wie der IMF arbeitet ..." da hab ich mal kurz auf Pause gedrückt um zu gucken, wer dieser Jim Garrison denn ist; ahja, hat Theologie studiert, sein Leben lang nix gemacht, was annähernd mit Wirtschaft oder Finanzen zusammenhängt, ist also quasi DER Ansprechpartner um die Validität von Perkins Aussagen zu bestätigen ... seriously?

Besonders auch, dass niemand in Frage stellt, dass Perkins ja seiner Aussage nach von der NSA angestellt wurde - in der irrigen Annahme, die NSA sei einfach ein cooler Geheimdienst so wie die CIA. Dabei ist aber die NSA ein kryptologischer Nachrichtendienst - also nur mit der Ver- und Entschlüsselung geheimer Signale betraut. Was machen die bitte mit dem IMF und Finanzspritzen zu Entwicklungsländern?

Mal ne kleine Frage in die Runde; wer hat denn das Buch überhaupt gelesen?

P.S.: Bei der vorigen "Doku" (also nicht die von 3sat) ist der Name der Firma, bei der Perkins gearbeitet hat, falsch geschrieben ... :D
 
Man muß das Buch nicht gelesen haben. Es reicht die zweistündige Doku, die auf ORF lief und die Thesen des Perkins-Buchs detailliert nachzeichnet und indem der Autor auch ausführlichst zu Worte kommt, erörtert.

Und erzähl jetzt nicht, du hättest das Buch gelesen.


Tja, laut Wikipedia war Perkins Buch "sieben Wochen lang auf Platz 1 der Bestsellerliste der New York Times und beschreibt einen behaupteten weltweiten Neokolonialismus der USA in Form einer Innenbeschreibung der Geheimdienstaktivitäten der USA". Bei einem solchen Erfolg und der Ungeheuerlichkeit der Thesen sollte man doch ein wie immer bescheidenes Dementi der Politik/Geheimdienste erwarten, denn der Inhalt demontiert, rezipiert von einem Millionenpublikum, das Selbstverständnis der USA als eine Vorzeigenation, der es angeblich um Demokratie und Menschenrechte gehe.

Nichts DAVON. Offensichtlich gabs nicht einmal ein Dementiversuch.
 
"I'ma just gonna watch the movie."

Du redest von der "Doku", die sich schon in der ersten Sekunde den ersten Fehler erlaubt, nämlich den Namen von Perkins Firma falsch zu schreiben, hm? (siehe P.S. meines letzten Posts). Naja, in diesem Fall, ich nehms vorweg; das Buch ist genauso angefüllt mit Müll, und das fängt schon beim Vorwort formidabel an.
 
Und das ist alles, was du zu bieten hast? Ein Tippfehler im Firmennamen?

Die Doku ist nicht von Perkins selbst, sondern von dem griechischen Filmemacher
namens Stelios Koul (Kouloglou). Und wenn der nun einen Schreibfehler drin hat, dann wird Perkins unglaubwürdig? Dein Ernst? :confused:

Wenn ja, dann geh wieder schlafen. :)
 
Eine Antwort drauf, warum die NSA - wie gesagt ein kryptologischer Nachrichtendienst - über Entwicklungshilfe Geld verdient, obwohl das nix mit denen zu tun hat, oder warum die "Bösen" zwar problemlos Staatsoberhäupter umlegen können, aber einen ihrer eigenen Mitarbeiter jahrelang bis heute als loose cannon herumlaufen lassen (seiner eigenen Aussage nach im Buch hat John Perkins mehrmals versucht, das Buch herauszugeben, wurde aber durch "Drohung und Bestechung" mehrmals davon abgebracht - Patriot, der er ist, war der ausschlaggebende Grund für die Veröffentlichung natürlich 9/11) wäre mir lieber gewesen als ein schäfisches "Schau doch die coole Doku an dann denkst du sicher genau wie ich!".
Und, wie bei allen diesen Geschichten: Es gibt keinen einzigen "harten" Beweis. Er hat jahrzehnte für diese Leute gearbeitet und wollte sein Buch schon vor vielen vielen Jahren rausbringen, aber "leider" hat er "vergessen", auch nur ein einzelnes Stück harter Evidenz mitzunehmen (z.B. einen seiner Reports zu kopieren, Tonbandaufnahmen von Konferenzen zu machen, oder meinetwegen auch nur einen Beweis zum Zusammenhang mit der NSA zur Verfügung zu stellen).

In diesem Fall spielt man einfach das gute alte Vergleichsspiel - nämlich: Wie würde (oder historisch: wurde) ein gewisser Plan umgesetzt/werden, und wie wurde er nach Angaben der hohlbirnigen Vorstellungen (oft VT, hier Perkins) durchgeführt?

Kurzer Einschub: Das geht mit allen VTs. Stellt euch vor ihr seit die US-Regierung und wollt einen Krieg mit dem Irak provozieren, um ans Öl zu kommen. Wie würdet ihr das machen?

Aber, um beim Thema zu bleiben: Wie sehen echte Whistleblower aus?
Erstmal: Besonders in Amerika gibt einige Gesetze, die Whistleblowing sehr profitabel machen - man nennt das qui tam reward. Ein schönes Beispiel ist das sog. Lincoln Law (False Claim Act). Das sichert einem Whistleblower nämlich einen zweistelligen Prozentbetrag des Bußgeldes zu (!), wenn er eine Firma anzeigt, die versucht dem Staat Geld zu unterschlagen. Ich kenne diesen speziellen Act deswegen, weil er in meinem Spezialgebiet - Pharma - oft hohe Wellen schlägt.
Also, Whistlebower im GSK Fall vor 2 Jahren: 61 Millionen Pfund Reward.
Whistleblower im Pfizer Fall Bextra vor 3 Jahren: 51 Millionen Dollar Reward.
Gruppe von Whistleblowern Novartis vor 2 Jahren: 422 Millionen Dollar Reward gesamt.

Ich kann noch ein weiteres Dutzend Fälle allein der letzten 5 Jahre aufzählen. Risperdal, Seroquel, Zyprexa - alles Fälle mit zweistelligen Millionenbeträgen, die unter den Whistleblowern verteilt worden sind. Bei der SEC gibts übrigens eigene solche Programme für Tax Fraud etc.

Was macht also ein echter Whistleblower? Er sammelt Daten, Beweise, harten Scheiß, vielleicht über Jahre hinweg, und erstattet dann Anzeige. Dann folgt ein oft jahrelanger juristischer Krieg, und wenn seine Beweise gut genug sind, streicht er am Ende dick Kohle ein und je nach Art des Vergehens müssen die Bösewichte Milliardenbeträge zahlen oder wandern in den Knast.

Was machen hingegen aufgeblasene Wichtigtuer? Richtig: Sie schreiben ein Buch. Und sie schreiben das Buch erstmal so, dass kein einziges Stück an harten Beweisen drinsteht, sondern nur vage Behauptungen und unverifizierbare Anschuldigungen, werfen dabei aber mit Phrasen wie "wie es wirklich ist" und "ein Insider packt aus" und so weiter um sich. Und - jetzt kommts - sie schreiben das Buch so, dass es spannend und weltbewegend wirkt, würzen das mit ein bisschen filmischer Krimi-Atmosphäre, Sex und Hedonismus und geben sich dabei trotzdem als jetzt geläuterter, verantwortungsbewusster Familienmensch und Patriot. Und sie schreiben das Buch so, dass niemand von den "Bösen" irgendwie ein Problem damit haben kann, weil in Wirklichkeit nix drinnen ist als heiße Luft. Deswegen werden sie auch nicht rechtlich belangt (echte Whistleblower hingegen schon, weil die Infos haben die potentiell gefährlich sind): weil ihr Buch nichts ist als ein Roman aus der Ich-Perspektive, und gegen ein wenig Unterhaltungsliteratur kann man schlecht klagen. Das witzige: Dieses Schema kann man wunderbar in vielen Romanen wiederfinden. Nachdem man Perkins gelesen hat, darf man sich gerne mal den Mist, den ein gewisser John Virapen verzapft, zu Gemüte führen und dann erstaunt sein, wie ähnlich sich die Werke in Aufbau und Rhetorik sind.

Viel heiße Luft. Aber dank der Sensationsgeilheit der Leute wirds trotzdem gefressen - und zwar immer und immer wieder.
 
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Eine Antwort drauf, warum die NSA - wie gesagt ein kryptologischer Nachrichtendienst - über Entwicklungshilfe Geld verdient, obwohl das nix mit denen zu tun hat, oder warum die "Bösen" zwar problemlos Staatsoberhäupter umlegen können, aber einen ihrer eigenen Mitarbeiter jahrelang bis heute als loose cannon herumlaufen lassen (seiner eigenen Aussage nach im Buch hat John Perkins mehrmals versucht, das Buch herauszugeben, wurde aber durch "Drohung und Bestechung" mehrmals davon abgebracht - Patriot, der er ist, war der ausschlaggebende Grund für die Veröffentlichung natürlich 9/11) wäre mir lieber gewesen als ein schäfisches "Schau doch die coole Doku an dann denkst du sicher genau wie ich!".
Und, wie bei allen diesen Geschichten: Es gibt keinen einzigen "harten" Beweis. Er hat jahrzehnte für diese Leute gearbeitet und wollte sein Buch schon vor vielen vielen Jahren rausbringen, aber "leider" hat er "vergessen", auch nur ein einzelnes Stück harter Evidenz mitzunehmen (z.B. einen seiner Reports zu kopieren, Tonbandaufnahmen von Konferenzen zu machen, oder meinetwegen auch nur einen Beweis zum Zusammenhang mit der NSA zur Verfügung zu stellen).

Ich denke schon, daß er jede Menge Beweise hat. Auf die Idee, daß dies seine Lebensversicheruing sein könnte, kommst du nicht? :rolleyes:

Daß diese gesammelten und irgenwo hinterlegten Beweise im Falle eines plötzlichen und unerwarteten Todes ihren gnadenlosen Weg in die Öffentlichkeit finden, ich brauche das nicht weiter auszuführen, solche Muster sind berkannt. Nur dir offenbar nicht. Und natürlich bietet das Rampenlicht der Öffentlichkeit Schutz. Schon mal darüber nachgedacht, wie das ankäme bei den Lesern des Bestsellers, wenn Perkins aus dem Nähkästchen plaudert und wenig später einen *bedauerlichen* Unfall hätte? und wie dann erst mal die NSA aufgemischt würde und aufgemischt werden müßte aufgrund des politischen Drucks einer Weltöffentlichkeit? Die können Perkins gar nicht umlegen, das wäre das sichere Eingeständnis, daß seine Ausführung zu den "Schakalen" eine 1:1-Beschreibung der Realität ist.

Zweitens scheint das, was dir bereits Condemn mitgeteilt hat, spurlos an dir vorübergegangen zu sein. Du hältst das, was Perkins beschreibt, für Fiktion. Jahre bevor Perkins sein Buch veröffentlicht hat, hat der Spiegel genau das analysiert, was diese Strategie eines Economic Hit Man laut Perkins ausmacht.

Schulden für Uganda, Gewinne für Amerika

Im Grunde schreibt Perkins nichts Neues, das ist der allgemeine Tenor der Kritiker. Nur du offenbar versuchst dich in der Schiene "Alles nur ausgedacht." Offenbar bist du damit überfordertr, dir vorzustellen, was längst nachprüfbare Realität ist:

So musste zum Beispiel Ecuador - extrem hoch bei den USA verschuldet - einen Teil seines Amazonas-Regenwaldes an den Ölkonzern Texaco abgeben, damit der dort Öl fördern kann. Dafür wird der Urwald abgeholzt, werden die Flüsse verschmutzt, wird die Landschaft vergiftet und Tausende Indios verlieren ihren angestammten Lebensraum.

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/368500/

Und:

Tatsächlich klingen seine "Bekenntnisse" über die Verquickungen amerikanischer Politik und Wirtschaft doch nicht so unglaublich, erinnert man sich an manche inzwischen gutdokumentierte Geschichte aus der jüngeren Vergangenheit.

Da ist etwa der höchst bizarre, aber fast vergessene Fall der United Fruit Company, heute bekannt als "Chiquita": Als 1953 der Präsident von Guatemala einen Teil der riesigen Plantagen des US-Konzerns in dem lateinamerikanischen Land enteignete und an Kleinbauern verteilte, wurde er wenig später mit CIA-Unterstützung aus dem Amt geputscht, und amerikanische Piloten bombardierten die Hauptstadt.

Die Umstände erinnerten an einen schlechten Hollywood-Thriller: Der damalige CIA-Direktor Allen Dulles und sein Bruder, Außenminister John Foster Dulles, waren die Firmenanwälte, der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Henry Cabot Lodge, war United-Fruit-Großaktionär.

Ähnlich dubios und dokumentiert sind die Verwicklungen der heutigen Bush-Regierung mit der Ölindustrie und dem Großkonzern Halliburton, der eine führende Rolle beim Aufbau des Irak spielt.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39834834.html
 
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