konkretes Anliegen in der Aufstellung

Liebe Tanita,

das ist ein klassicher Anlass, sich vom Aufstellungsleiter Nachsorge zu nehmen.
Du warst ja bei einer gut beleumundeten Adresse und ich bin sicher - wenn du jetzt nicht in alte Muster verfällst, sondern dich begleiten lässt, bist du dort sehr gut aufgehoben.
Was die Reaktion deiner Mutter betrifft, so finde ich sie äusserst merkwürdig. Wir wissen zwar vorläufig nicht, wie die Wahrheit bezüglich deiner Abstammung aussieht, aber auf eine solche Frage - gerade wenn sie völlig überraschend kommt, reagiert jeder erst mal erstaunt und mit Verunsicherung.
Warum soll das denn nicht sein können? Egal wie verwirrt oder verwirrend es sonst noch zugegangen sein mag in deinem System, es spricht nichts dagegen, dass auch das, was sich gezeigt hat, genau so gewesen ist.
Es wäre schade, wenn sich das, was sich in Bezug auf dein Anliegen gezeigt hat, und ja wohl auch schlüssig gewesen sein muss, jetzt durch aufgeregte "kann-das-sein-oder-was-kann-dahinter-stecken"-Hypothesen vernebelt.
Vielleicht musst du das Bild, das du von deinen Eltern hattest, jetzt aufgeben.
Vielleicht musst du aushalten, dass du ein Tabu gebrochen hast. Vielleicht spürst du jetzt nochmal die Verwirrung, die du lange ausblenden musstest.
Lass dich aufffangen.

Lieber Gruß,
Eva
 
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Liebe Eva,

das ist ein klassicher Anlass, sich vom Aufstellungsleiter Nachsorge zu nehmen.

Hm, 3 Tage sind nun vergangen und ich fühle mich gut, - wenn auch meine Gedanken natürlich hin- und herspringen. Aber dieses kindliche Verwirrtheitsgefühl ist vorübergezogen. Ich bin auch ganz bewußt dabeigeblieben, habe nichts verdrängt oder weggeschoben, sondern alles zugelassen.

Was die Reaktion deiner Mutter betrifft, so finde ich sie äusserst merkwürdig. Wir wissen zwar vorläufig nicht, wie die Wahrheit bezüglich deiner Abstammung aussieht, aber auf eine solche Frage - gerade wenn sie völlig überraschend kommt, reagiert jeder erst mal erstaunt und mit Verunsicherung.
Warum soll das denn nicht sein können? Egal wie verwirrt oder verwirrend es sonst noch zugegangen sein mag in deinem System, es spricht nichts dagegen, dass auch das, was sich gezeigt hat, genau so gewesen ist.

Ja, interessanterweise ist es, - wenn ich jetzt die letzten Tage revue passieren lasse-, gerade diese mich irritierende, so völlig überzeugte, überschwengliche Reaktion meiner Mutter gewesen, die meinen Zweifel weiter nährt. Ich habe nun mit insgesamt 4 Frauen so etwas wie ein Rollenspiel inszeniert und sie gebeten, sich in die Rolle zu versetzen, Mutter mehrerer Kinder zu sein, die sie völlig eindeutig und ohne jeden Zweifel dem Vater zuordnen kann; und sie dann um ihre spontane und unüberlegte Reaktion gebeten, wenn sie von ihrer erwachsenen Tochter mit der Frage überrumpelt werden " Mama, kann es sein, dass Papa gar nicht mein Papa ist?"
Alle reagierten mit einem kurzen "Stolpern", bevor sie verneinten und mich fragten, wie ich zu so einer Annahme komme.
Das erscheint mir auch normal. So eine Frage aus dem Nichts hat ja das Potential eines Angriffs auf das persönliche relative Gleichgewicht. Und da scheint es mir normal, dass sich das gesamte System bei einem solchen Angriff erstmal kurz sortieren und justieren muß, um zu reagieren. So ein Zögern gab es bei meiner Mutter nicht.
Gut, wenn jemand völlig in seiner Mitte ruht, dann mag ihn so einen "Angriff" auch nicht weiter irritieren, aber dann würde ich ein ruhiges "Nein, Tochter, ist ausgeschlossen" erwarten und nicht so ein Rechtfertigungssermon zu ihrer Unschuld und der Märchenprinziidylle wie das von meiner Mutter kam .

Also, lange Rede, kurzer Sinn, nicht nur die Aufstellung, bzw. die Überzeugtheit der Stellvertreterin meines Vaters, sondern insbesondere die Reaktion meiner Mutter, macht mich enorm stutzig, und.....

Es wäre schade, wenn sich das, was sich in Bezug auf dein Anliegen gezeigt hat, und ja wohl auch schlüssig gewesen sein muss, jetzt durch aufgeregte "kann-das-sein-oder-was-kann-dahinter-stecken"-Hypothesen vernebelt.
......ich habe mich entschieden, das Angebot meines Vaters mit dem Vaterschaftstest anzunehmen, gerade, um da nicht im Nebel herumzuwaten.

Vielleicht musst du das Bild, das du von deinen Eltern hattest, jetzt aufgeben.
Vielleicht musst du aushalten, dass du ein Tabu gebrochen hast. Vielleicht spürst du jetzt nochmal die Verwirrung, die du lange ausblenden musstest.
Lass dich aufffangen.

Vielleicht muß ich all das. Vielleicht nicht. Aber ich benötige nun Klarheit und was das "auffangen" betrifft, so tauchen plötzlich überall Engel auf:), - so dass ich mir diesbezüglich keine Sorgen mache.

Liebe Grüße

Tanita
 
Liebe Aufstellungsexperten:),

bei mir ist vorhin noch eine Frage aufgetaucht und es wäre toll, wenn Ihr mir dazu etwas sagen könntet. Klar kann ich die Aufstellungsleiterin kontaktieren und danach fragen und würde das ggf. auch tun, zunächst aber die Frage an Euch: Was unterscheidet ein Verhältnis, das "energetisch nicht ein Vater-Tochter-Verhältnis ist" von einem getrübten Vater-Tochter-Verhältnis?

So verlockend der Gedanke ja ist, dass mein Vater nicht mein leiblicher Vater ist (Klärung steht noch aus), so naheliegend scheint ja, dass ich dieses Bild inszeniert habe, um mich nicht mit diesem schwierigen, merkwürdigen Verhältnis mit meinem Vater auseinander setzen zu müssen. Denn wenn er gar nicht mein Vater ist (und das tief unbewußt immer gespürt hat) dann erklärt sich ja plötzlich sein ganzes Verhalten mir gegenüber und ich könnte mir jegliche Wut ersparen. Stattdessen taucht am Horizont plötzlich der liebende Vater auf und Alles ist gut, Happy End! Das klingt so einfach und genau deswegen macht es mich mißtrauisch.
Die Aufstellerin sagte, unabhängig von der biologischen Vaterschaft besteht offenbar kein energetisches Vater-Tochter-Verhältnis zu meinem Vater. Meine Mutter zeigte sich aber in dieser Aufstellung auch nicht gerade als das, was man eine liebende Mutter nennt; da ist die Mutterschaft aber unbestritten.

Was kann es also heißen, wenn einen kein "energetisches Eltern-Kind-Verhältnis" mit seinen Eltern verbindet? Und was ist der Unterschied zu einem angeschlagenen Eltern-Kind-Verhältnis, in dem z.B. das Kind für die Mutter (oder den Vater) eine Ersatzrolle für wen auch immer spielt? Versteht Ihr meine Frage?

Liebe Grüße

Tanita
 
a - kein "energetisches Eltern-Kind-Verhältnis"
b - angeschlagenen Eltern-Kind-Verhältnis
a - Da seid Ihr frei voneinander. Kein Druck, Gefühle und Verbundenheiten zu empfinden, die man nun mal nicht empfindet. Keine Ansprüche, keine Forderungen, keine Vorwürfe. Man kann einander lassen, wie man ist. Da können auch Sympathie und Zuneigung entstehen, Wertschätzung für das, was man bekommen hat.

b - Da besteht Verstrickung und "Reparaturbedarf". Da ist man noch nicht frei.

Eine kleine Privattheorie :

Die körperliche Verwandtschaft wird überschätzt - die seelische unterschätzt. Die Seele des Kindes kann einfach (aus verschiedensten Gründen) zu Eltern kommen, zu deren Seelen keine Verbindung besteht : man ist einander fremd und bleibt einander fremd. Das ist nicht zu ändern - und es macht es für alle Beteiligten leichter, wenn man das annimmt. Die Eltern geben einem nicht das Leben - denn das bringt die Seele selbst mit. Sie geben die körperliche Grundlage für dieses Leben. Manche Eltern bleiben wie Pflegeeltern. (Und das ist nicht das schlechteste Verhältnis zu Eltern, das man haben kann ... .)

Gawyrd
 
Liebe Tanita,

Deine Situation in der Du steckst, ist leider kaum durch eine Familienaufstellung zu lösen. Ich leite seit Jahren selbst solche Seminare mit Stellungsarbeit.
Was ich aber aus Deinen Erfahrungen mit der Ausstellung herauslas, ist die tiefe Distanz zwischen Dir und Deinem Vater. Sie stellte sich dar, in dem er sich energetisch nicht mit Dir verbunden fühlte. Dass er deshalb nicht Dein Vater sein sollte, halte ich nicht immer für stimmig - besonders in Deinem Fall nicht. Dein Vater ist sicher Dein Vater! Also lasse Dich davon nicht noch mehr verunsichern :)

Der Wurm liegt ganz woanders: Du bekommst durch die Männer in Deinem Leben Verhaltensweisen "gespiegelt", die Du über Deinen Vater kennen gelernt hast.
In anderen Worten: Als Kind hast Du bei Deinem Vater bestimmte Eigenschaften kennen gelernt und hast sie im Unterbewusstsein gespeichert. Diese Erfahrungen sind unter anderem mit Schmerz verbunden gewesen, dass Du Dich z.B. durch Deinen Vater ignoriert gefühlt hast. Also verbindet Dein Unterbewusstsein seit dieser Zeit das Prinzip "Mann" mit Ignoranz Deiner Person gegenüber. Prompt "zeigen" Dir Deine Männer, mit denen Du emotionale Beziehungen aufbaust, genau dieses Verhalten.

Eine weitere schmerzhafte Erfahrung Deiner Kindheit war wohl das Gefühl, es nicht "recht" machen zu können. Scheinbar war in den Augen Deiner Eltern nie wirklich etwas gut genug, was Du so getan hast. Zumindest hast Du es als Kind so empfunden. Ergo bleibt diese Erfahrung im Unterbewusstsein verankert und "serviert" Dir dann im späteren Leben ständig das Gefühl, nichts wirklich gut zu machen (obwohl dies garantiert nicht stimmt).

Aus all dem folgt: Dein eigener gefühlter Wert orientiert sich nach wie vor daran, ob Du von anderen Mitmenschen ge(be)achtet und anerkannt wirst. Deine Wut, die Dich immer wieder in solchen unerfreulichen Situationen nahezu umbringt, ist uralt und stammt aus den vielen Verletzungen in Deiner Kindheit. Das ist die emotionale Abhängigkeit von anderen Menschen, die Du durchaus richtig empfindest.
Doch sich einfach davon wegwenden, geht funktioniert nicht. Denn es hat ja mit Dir und Deinen unbewussten Konditionierungen zu tun. Diese nimmst Du
überall hin mit und werden immer dann besonders aktiv, wenn Du Dich mit Dir emotional nahe stehenden Menschen umgibst.

Der Schlüssel aus Deinem Dilemma ist die Arbeit an Deinem eigenen Wert. Binde ihn nicht länger an andere Menschen. Das bedeutet aber nicht, ihnen den Rücken zuzukehren. Das bringt Dich nur noch weiter in Deine Wut.
 
Der Schlüssel aus Deinem Dilemma ist die Arbeit an Deinem eigenen Wert. Binde ihn nicht länger an andere Menschen. Das bedeutet aber nicht, ihnen den Rücken zuzukehren.
Hmmm... ich lass mal dahingestellt, ob das Dilemma, das Du in Deinem Posting konstruiert hast, nun wirklich das Dilemma von Tanita ist, wie Du es mit der Formulierung "Dein Dilemma" andeutest. Es ist nur eine Vermutung von Dir, nicht wahr, dass das ein Dilemma sein könnte!?

Wenn es so wäre... wie hilfreich ist dann eine Aufforderung "tu dies oder jenes nicht"? Welche Handlungsmöglichkeiten hat jemand, der auf Grund irgendeiner Psychodynamik gebunden ist, ob das nun eine ist, wie Du sie siehst oder eine andere, wenn man ihm sagt: "Binde dich nicht mehr!" Aus der Pädagogik wissen wir, wie sinnlos diese "tu nicht!"-Botschaften sind, weil sie ganz anders ankommen und eher an das binden, was nicht getan werden soll, statt davon zu lösen. Und es gibt genug Hinweise, dass da bei Erwachsenen nicht anders ist.

Die Alternative: den nächsten sinnvollen Schritt untersuchen, den ich gehen kann (statt mich auf den zu fixieren, den ich unbedingt vermieden muss). Und dann den nächsten Schritt. So entstehen Wege. Beim Gehen. Unter den eigenen Füßen. Und Tanita hat ja einen Schritt gewählt und sich für einen Vaterschaftstest entschieden. Wenn der vorliegt, kann sie sich überlegen, wie sie mit dem Ergebnis dann umgeht.

Mir fehlt auch jegliche Begründung dafür, warum Tanitas Anliegen in einer Familienaufstellung nicht auf einen Lösungsweg gebracht werden könnte?

Alles Liebe,
Jake
 
PS.: Das könnte man so übersetzen : körperliche, aber keine seelische Verwandtschaft.
Aber was soll das denn sein:confused:?
Ich bin meinem Vater in vielem unglaublich ähnlich. Ich bin oft so unaufmerksam wie er, obwohl ich die Menschen vorher zum Reden aufgefordert habe (meine Tochter sagt oft, "Wie Opa..."), ich habe in meinem Leben früher bestimmt 1 Mio Mal von meiner Mutter gehört, "dass ich genauso kaltschnäuzig und grausam bin wie mein Vater" (der ihr zum Abschied als er sie verließ z.B. "Spiel mir das Lied vom Tod" auflegte"). Ich war früher genauso jähzornig wie mein Vater und ich lasse kaum jemanden so wirklich an mich heran, - wie mein Vater. Außerdem sagt meine Tochter, ich sehe ihm zwar nicht ähnlich, aber ich habe sein Charisma, seine Präsenz.
Da könnte man doch wohl kaum sagen, dass keine seelische Verwandtschaft besteht, oder? Außerdem habe ich meinen Vater wahnsinnig gerne, blende aber dabei nicht aus, dass er ein "defizitärer Vater" ist.

Hm, vielleicht sollte ich doch nochmals die Aufstellungsleiterin befragen, was diese Aussage sollte. Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger kann ich damit anfangen.
Danke dennoch für Deine Antwort:).

Tanita
 
Der Schlüssel aus Deinem Dilemma ist die Arbeit an Deinem eigenen Wert. Binde ihn nicht länger an andere Menschen. Das bedeutet aber nicht, ihnen den Rücken zuzukehren. Das bringt Dich nur noch weiter in Deine Wut.

Kann es sein, dass Du dafür plädierst den zweiten Schritt vor dem ersten zu gehen:)?
Ich schätze, dass dieses Selbstbewußtsein, sich in seiner Wertigkeit nicht von anderen abhängig zu machen, irgendwann kommt, wenn man/frau wahrlich erwachsen geworden ist. Auf dem Weg dorthin kann ich aber jetzt nicht einfach negieren, dass es diese Abhängigkeit einfach gibt und mir dann selbst aufgeben "mich nicht länger an andere zu binden". Denn tatsächlich ist auch dieses "sich nicht an andere binden" eine meiner (Über-)Lebensstrategien. Ich binde mich einerseits zu sehr und andererseits zu wenig:).
Diese Analyse aber löst kein wie auf immer geartetes Dilemma bei mir. Ich will nun einfach Schrittchen für Schrittchen neue Wege gehen und sehen, was das bei mir so macht. Diese FA mit ihren für mich nun offenen Fragen war so ein neues Schrittchen und ich beobachte sehr sehr aufmerksam, was das bei mir und meinen Familienmitgliedern so macht. Neben dieser "energetischen Vater-Tochter-Geschichte" frage ich mich z.B. weshalb mein Vater, der ja bereit ist, diesen Test mir zuliebe mitzumachen (obwohl er selbst gar keine Zweifel hat), mich bittet, mir das noch ein paar Wochen genau und mit allen möglichen Konsequenzen zu überlegen und mir , falls ich mich dazu entschließe, doch auf diesen Test zu verzichten, "als Belohnung für diese psychisch-reflexive Leistung das Doppelte des Geldes, das für den Test zu zahlen wäre, " schenken würde. Das hat mich nun doch ein wenig irritiert.

Viele Grüße

Tanita
 
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Aber was soll das denn sein :confused: ? Ich bin meinem Vater in vielem unglaublich ähnlich.
Das soll ganz bestimmt keine Ferndiagnose Deines Vater-Tochter-Verhältnisses sein - sondern eine mögliche Übersetzung, was der Ausdruck "keine-energetische-Vater-Tochter-Beziehung" bedeuten könnte.

Kann es sein, dass bei Dir etwas in Gang kommt ? Zuerst bist Du erleichtert, möglicherweise nicht die Tochter Deines Vaters zu sein - und jetzt verteidigst Du bereits Eure Ähnlichkeit :) .
 
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