konkretes Anliegen in der Aufstellung

Hallo Anita,

Vorweg : Aufstellungen zeigen nicht immer eine biologisch-historische Wirklichkeit (obwohl sie oft erstaunlich treffsicher familiäre Geheimnisse aufklären). Manchmal zeigen sie auch eine seelische Wirklichkeit. Gerade bei der "Diagnose" der biologischen Vaterschaft ist da Vorsicht geboten. (Manchmal stimmt dann zB. noch genauer : "Ich wäre so gerne Dein Vater gewesen" anstatt "Ich war Dein Vater.") Es kann auch sein, dass ein historisch tatsächlich stattgefundenens Ereignis in die falsche Generation "rutscht". Dass es zwar nicht Dein persönliches Thema ist - aber ein Thema der Familie.

Ein wichtiger Punkt wird wohl getroffen worden sein - sonst würde es nicht in Dir so einen Gefühlssturm auslösen. Bemerkenswert auch, dass Du ebenfalls Erleichterung dabei empfindest.

Die Mutter in einem Telefonat mit so einer massiven Frage zu überrumpeln, ist wohl nicht sehr zielführend.

Lass es einfach wirken - Du hast ja dann genug Zeit zu überlegen, was Du weiter damit tun wirst und wie Du damit umgehst. Lass erst mal Deiner Seele Zeit, damit klar zu kommen. Vielleicht kommen Dir in nächster Zeit auch Träume dazu.

LG, Gawyrd
 
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Vorweg : Aufstellungen zeigen nicht immer eine biologisch-historische Wirklichkeit (obwohl sie oft erstaunlich treffsicher familiäre Geheimnisse aufklären). Manchmal zeigen sie auch eine seelische Wirklichkeit. Gerade bei der "Diagnose" der biologischen Vaterschaft ist da Vorsicht geboten. (Manchmal stimmt dann zB. noch genauer : "Ich wäre so gerne Dein Vater gewesen" anstatt "Ich war Dein Vater.") Es kann auch sein, dass ein historisch tatsächlich stattgefundenens Ereignis in die falsche Generation "rutscht". Dass es zwar nicht Dein persönliches Thema ist - aber ein Thema der Familie.
Was ist denn der Unterschied zwischen einem "persönlichen Thema" und einem Thema, das dadurch persönlich wird, dass es ein Thema der Familie ist, welches starke Gefühlsempfindungen in mir auslöst?

Ein wichtiger Punkt wird wohl getroffen worden sein - sonst würde es nicht in Dir so einen Gefühlssturm auslösen. Bemerkenswert auch, dass Du ebenfalls Erleichterung dabei empfindest.

Ja, die Erleichterung kommt daher, dass ich dann denken/glauben könnte, dass da noch jemand ist, der - rein- väterliche Empfindungen für mich hat, während meine Eltern offenbar immer viel zu sehr mit sich selbst und ihrem Krieg beschäftigt waren als dass ich da Platz gehabt hätte. Ist schwierig. Ich weiß ja, dass meine Eltern mich mögen. Ich spüre aber eine mindestens genausogroße Ablehnung und das hat übrigens auch die FA gezeigt. Die wollten eben auch nichts mit mir zu tun haben. Und wenn ich mir jetzt einbilden könnte, dass es da vielleicht noch irgenwo jemanden gibt, der sich über eine Tochter freuen würde......, - das wäre schön.

Die Mutter in einem Telefonat mit so einer massiven Frage zu überrumpeln, ist wohl nicht sehr zielführend.
Ne, sicher nicht. Aber interessant fand ich ihre Reaktion dennoch.

Lass es einfach wirken - Du hast ja dann genug Zeit zu überlegen, was Du weiter damit tun wirst und wie Du damit umgehst. Lass erst mal Deiner Seele Zeit, damit klar zu kommen. Vielleicht kommen Dir in nächster Zeit auch Träume dazu.

Hast Du schon mal eine Eventualität auf Dich wirken lassen? Gar nicht so einfach:).

Liebe Grüße

Tanita
 
Liebe Tanita!

Ich kann gut nachvollziehen, dass Du verwirrt bist und dass diese Verwirrungs ins Grübeln und Reden drängt. Es ist allerdings schwer, konkret etwas dazu zu sagen, weil ja niemand von all denen, die hier schreiben, Deine Aufstellung miterlebt hat (außer Du selbst).

Darum eher abstrakt: Wenn Deine Mutter, was ja Fakt zu sein scheint, einen Vater hat, der nicht der Ehemann ihrer Mutter war, dann kann das, was sich in Deiner Aufstellung nun gezeigt hat, durchaus auch eine Form von Loyalität mit Deiner Mutter sein, so etwa "Schau, ich bin wie Du!" Und um das quasi zu belegen, nimmst Du innerlich nicht Deinen Vater, sondern ebenfalls einen anderen Mann als leiblichen Vater. Das kann sich in einer Aufstellung schon so zeigen und verführerisch stimmig anfühlen. Um es noch einmal zu betonen - das ist ein inneres, ein systemisches Bild, keine Aussage über DNS-Realität.

Warum Deine Aufstellerin das in der Aufstellung nicht geklärt hat, sondern eher Spekulationen ("das könnte eine Reinszenierung der Mutter sein") angestellt hat, wenn sie das getan hat, lässt sich von hier aus nicht sagen.

Es ist nun eh wieder alles auf die Ebene des Verbalisierens zurückgefallen - und vielleicht ist das in diesem Fall von Verwirrung auch ganz heilsam, bevor da wirklich eine mögliche Ablehnung des realen Vaters durch aufgestellte Als-Ob-Väter noch bestärkt wird. Da traue ich mich auch, ein wenig zu spekulieren: Du beklagst in der Beschreibung Deines Anliegens, dass Du von Deinem Mann und Deinem Sohn missachtet wirst (wobei Du sagst, dass Du E-Mails Deines Mannes an Deinen Sohn liest... wieviel Achtung drückt sich darin aus?). Nun hat sich in Deiner Aufstellung - wie auch immer - gezeigt, dass es Dir offenbar nicht leicht fällt, Deinen Vater "zu nehmen", ein anderer erschiene offenbar als stimmiger. Und da kommt dann auf einer anderen Ebene die "Reinszenierung" ins Spiel - das Leiden Deiner Mutter an ihrem außerehelichen Vater könnte von Dir übernommen worden sein, Du trägst es für sie weiter. Mit möglichen Auswirkungen auf die "Männer in Deinem Leben" und auf deren Reaktionen. Vorstellen könnte ich mir, dass in einer Aufstellung Deine Mutter zunächst einmal ihren Vater - den leiblichen - "nimmt", nicht in Konkurrenz zu dem, der sie als Elternteil großgezogen hat, sondern schlicht als Vermittler des Lebens. Und dann könnte Deine Mutter das zu sich nehmen (in der Aufstellung), und Du könntest Dich in Achtung von ihrem Schicksal lösen und Deinen Vater als Deinen Vater nehmen. So ca. ... wie gesagt, das sind Mutmaßungen auf der Basis von Informationen aus zweiter Hand.

Vielleicht magst Du das ja noch einmal und mit etwas mehr Zeit und Gelassenheit in einer anderen Aufstellung anschauen? Nicht aus dem Bauch heraus irgendwo hinstürmend, sondern auch mal zwei oder drei AufstellerInnen bei ihrer Arbeit beobachtend und dann dorthin gehend, wo achtsame Arbeit und Kompetenz zu sehen sind? Wo die Verwirrung um Deine Stellung im System nicht noch angefüttert wird, sondern wo Du einen guten Ort gewinnen kannst, der weiteren Schritten einen guten Boden gibt?

Alles Liebe,
Jake
 
Lieber Jake,

vielen herzlichen Dank für Deine Antwort:).
Ja, das fühlt sich tatsächlich verführerisch stimmig an. Ein anderer Mann mein Vater? Einer, der mich liebt ohne Wenn und Aber? Ein richtiger Papa?
Ist wohl zu schön, um wahr zu sein.
Und wenn es denn leider die andere Variante ist, so kann ich ja schlecht meine Mutter dazu bewegen, nun bitte eine FA zu machen, damit sie ihre ollen Kamellen klärt. Also muß ich das alleine klären, - wie immer.

Übrigens, mein schwieriges Verhältnis zu "meinen Männern" ist zwar unbestritten, mir käme allerdings nie in den Sinn, vertrauliche Informationen o.ä. heimlich zu lesen. Die e-mail an meinen Sohn hatte mein Mann mir zum Lesen weitergeleitet:).

Liebe Grüße

Tanita
 
Übrigens, mein schwieriges Verhältnis zu "meinen Männern" ist zwar unbestritten, mir käme allerdings nie in den Sinn, vertrauliche Informationen o.ä. heimlich zu lesen. Die e-mail an meinen Sohn hatte mein Mann mir zum Lesen weitergeleitet:).
Sorry dass ich das so missverstanden hatte - danke für die Klärung!

Und was ich wohl missverständlich formuliert hatte - ich meinte eh nicht, dass nun Deine Mitter das in einer Aufstellung klären sollte, sondern das bezog sich eh alles auf eine Aufstellung von Dir bzw. Deines Familiensystems, in der vielleicht Prozesse wie die beschriebenen stattfinden könnten ... und vielleicht auch nicht. Es ist ja immer verlockend, von außen reinzulegen, wie "es" laufen sollte, und was sich dann wirklich zeigen mag, ist (Gott sei Dank) oft etwas Anderes, als sich das Hirn so ausmalt...

Alles Liebe,
Jake
 
Jake, eine Frage kam mir noch beim Lesen Deiner Antwort: Wenn ich da aus Sympathie zu meiner Mutter ein inneres Bild weitertrage, dass es mir verbietet, meinen Vater innerlich anzunehmen, wie ist es dann möglich, dass diese kategorische Ablehnung der Vaterschaft ja von Anfang an ganz deutlich von der Stellvertreterin meines Vaters geäußert wurde? Also, das ging ja nicht von mir aus, sondern von ihm, bzw. ihr? Und wieso dann diese Erleichterung und Entlastung dort bei der Stellvertreterin meines Vaters als der "richtige Vater" gefunden wurde. Sind das alles meine unbewußten Bewußtseinsinhalte, die mal in die und mal in die Rolle schlüpfen?

Ich habe übrigens gerade mit meinem Vater gesprochen und da war er ganz Vater. "Tochter, ich habe niemals den allergeringsten Zweifel gehabt, dass ich Dein Vater bin und selbst wenn ich es nicht wäre, würde das für mich nichts ändern. Du bist meine Tochter!" Und weiterhin bot er mir, falls der Zweifel in mir zu sehr nagen und mich das Ganze doch zu sehr belasten sollte, an, einen Vaterschaftstest machen zu lassen.

Viele Grüße

Tanita
 
Hast Du schon mal eine Eventualität auf Dich wirken lassen? Gar nicht so einfach :).
Kommt darauf an ... ;) . Wenn man etwas wissen und mit dem Kopf verstehen will, dann nicht. Wenn man bereit ist, sich von den Entwicklungen in der Seele überraschen zu lassen, dann schon.

Rechtliche Zusatzinformation : (zumindest in Österreich) bleibt man meines Wissens rein rechtlich das Kind des Vaters, auch wenn sich später herausstellen sollte, dass man nicht biologisch von ihm abstammt. (Wenn der Mann die Vaterschaft nach der Geburt nicht bestreitet und so das Kind als sein eigenes anerkennt, bleibt das.)
 
Wenn ich da aus Sympathie zu meiner Mutter ein inneres Bild weitertrage, dass es mir verbietet, meinen Vater innerlich anzunehmen, wie ist es dann möglich, dass diese kategorische Ablehnung der Vaterschaft ja von Anfang an ganz deutlich von der Stellvertreterin meines Vaters geäußert wurde? Also, das ging ja nicht von mir aus, sondern von ihm, bzw. ihr ?
Die ganze Aufstellung geht von Dir aus - ist ein Abbild des Bildes, das in DEINER Seele wirkt. (Wenn verschiedene Mitglieder einer Familie unabhängig voneinander Aufstellungen machen, können auch sehr unterschiedliche Aufstellungsbilder entstehen.)
 
Hallo Tanita!
Jake, eine Frage kam mir noch beim Lesen Deiner Antwort: Wenn ich da aus Sympathie zu meiner Mutter ein inneres Bild weitertrage, dass es mir verbietet, meinen Vater innerlich anzunehmen, wie ist es dann möglich, dass diese kategorische Ablehnung der Vaterschaft ja von Anfang an ganz deutlich von der Stellvertreterin meines Vaters geäußert wurde? Also, das ging ja nicht von mir aus, sondern von ihm, bzw. ihr? Und wieso dann diese Erleichterung und Entlastung dort bei der Stellvertreterin meines Vaters als der "richtige Vater" gefunden wurde. Sind das alles meine unbewußten Bewußtseinsinhalte, die mal in die und mal in die Rolle schlüpfen?
Um "Sympathie zu Deiner Mutter" geht es da nicht, sondern - wenn es denn so wäre - um eine systemische Verstrickung, die mit Sympathie gar nichts zu tun hat. Das ist eine Verbindung ganz eigener Art - und hat, wie ich meine, auch nicht mit irgendwelchen Vorstellungen von kausalem Wirken Deines Unbewussten zu tun. Das ist ja gerade der Wesenskern von Aufstellungsarbeit, dass StellvertreterInnen sich in DEIN System einfühlen, dass sich da, von Dir sozusagen aufgespannt, ein "wissendes Feld" auftut, in dem mehr bzw. ein anderes Wissen/Empfinden zugänglich wird, als wir es ansonsten durch Denken oder Psychoanalyse etc. erschließen. Und, wie Gawyrd schon sagte - es ist immer DEIN Fokus aufs/im System, der sich da zeigt... und, ja: Ambivalenzen können sich durchaus auch mal in aufgeteilten Rollenbildern zeigen.
Und weiterhin bot er mir, falls der Zweifel in mir zu sehr nagen und mich das Ganze doch zu sehr belasten sollte, an, einen Vaterschaftstest machen zu lassen.
Das kann Dein Faktenwissen bereichern, wird aber kaum dazu beitragen, die Beziehungen zu "Deinen Männern" - siehe oben - zu verbessern. Das "Nehmen" des Vaters bzw. die Lösung der Verstrickung mit den Themen Deiner Mutter spielen sich auf anderen Ebenen ab (wobei, ich kanns nicht oft genug wiederholen, das nur eine schwach fundierte Hypothese auf der Basis Deiner Erzählung ist).

Alles Liebe,
Jake
 
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Gut, dann danke ich Euch beiden zunächst mal für Eure Antworten und übe mich jetzt im Aushalten:). Das Gefühl eines völlig alleingelassenen verwirrten Kindes ist schon sehr präsent im Moment. Nur gut, dass ich so stark bin:). Sonst wäre das kaum zum Aushalten.

Liebe Grüße

Tanita
 
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