Kleine Geschichten und Gedichte

Lieber Tolkien, das war eine wunderschöne Geschichte. Als ich sie las habe ich dicke Tränchen vergossen. Ich hatte im Jahre 2002 ein Schädelhirntrauma 3. Grades. Ich wurde wieder zurück geholt (Reitunfall). Ich habe dort wo ich war Dinge gesehen, die wunderschön waren. Ich habe heute keine Angst mehr vor dem Tod. Vor dem Sterben selber natürlich wohl (ich rauche etwa 30 Zigaretten am Tag - Ersticken wäre gar gräßlich). Ich glaube, die Erinnerung an diese Welt, die auch dem kleinen Seelchen vertraut war, dürfen wir nur deshalb nicht wissen, damit wir nicht alle auf dieser Welt (für mich ist es die erste Grundschule zur Vollkommenheit) permanent an Selbstmord denken, wenn die Sonne mal nicht scheint. Ist diese schöne Geschichte Deinem eigenen Herzen entsprungen ? Wenn ja - ich halte Dich für einen sehr weisen Menschen. Vielleicht bist Du eine Ururururururururalte Seele. Vielleicht ist dieses Leben hier für Dich schon das letzte auf dieser Erde.
Ganz liebe Grüße: Emotiona
 
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Liebe @Emotiona,

vielen Dank für Deine lieben Worte!

Ich glaube, die Erinnerung an diese Welt, die auch dem kleinen Seelchen vertraut war, dürfen wir nur deshalb nicht wissen, damit wir nicht alle auf dieser Welt (für mich ist es die erste Grundschule zur Vollkommenheit) permanent an Selbstmord denken, wenn die Sonne mal nicht scheint.

Vielleicht ist dies ein Grund. Ich denke aber auch, dass es deshalb so ist, weil wir ja sonst unsere Erfahrungen, welche wir hier machen wollten, im Vorfeld kennen würden.

Ist diese schöne Geschichte Deinem eigenen Herzen entsprungen ?

Ja, ist sie.

Vielleicht bist Du eine Ururururururururalte Seele. Vielleicht ist dieses Leben hier für Dich schon das letzte auf dieser Erde.

Wer weiß schon, wie oft er/sie selbst oder andere schon hier waren. Aber ich habe manchmal auch das Gefühl bei einigen Menschen, dass sie schon sehr oft hier gewesen sind und bei einigen Wenigen bin ich mir recht sicher, dass wir schon gemeinsame Zeiten hier verbracht haben....

Ja vielleicht komme ich auch nicht mehr wieder her. Kommt wohl darauf an, ob ich das gesteckte Ziel erreiche. Ansonsten wird's wohl noch ne' Runde....

Lieben Gruß
Tolkien
 
Der alte Baum und der alte Mann

Er steht schon lange da, der alte Baum. In unserem Park war er mir gleich aufgefallen, bei meinem ersten Rundgang dort. Ein Ahorn. Er musste schon sehr alt sein. Sein Stamm hatte einen Durchmesser von mehr als zwei Metern. Und hoch? Ja, wie hoch mochte er wohl sein? Vielleicht 25 oder 30 Meter? Er kam mir irgendwie vertraut vor, so als ob ich ihn schon länger kennen würde.
Verrückt!

Ich weiß noch genau, wie ich ihn das erste Mal berührte. Seine mächtigen ausladenden Äste faszinierten mich. Es sah aus wie eine Geschichte. Eine Lebensgeschichte. Ich ging auf ihn zu, stellte mich unter sein schützendes Dach und schloss die Augen. Ich hatte das Gefühl, ein leichtes Zittern wahrzunehmen, das durch die Krone ging.

Leichtes Blätterrauschen drang an mein Ohr. Wie wispernde Stimmen. Sie erzählten eine Geschichte. Ich legte meine Hände auf den mächtigen Stamm.
Bilder stiegen in meinen Gedanken auf. Es war faszinierend. Alles lief rückwärts und es ging in der Zeit zurück. Immer weiter. Ich sah, wie der Park umgebaut wurde. Es war früher ein Heilpark gewesen für Tuberkulose-Kranke. Ich sah, wie die Menschen im Park auf den Bänken saßen und sich erholten.

Dann wurde es sehr unruhig. Es war Krieg. Ich spürte große Angst. Bomben fielen. Doch der Ahornbaum hatte Glück - er wurde nicht getroffen.

Weiter zurück. Die Menschen hatten andere Kleidung an als heute. Seltsame große Hüte sah man die Frauen tragen. Es musste wohl vor dem Jahr 1900 sein. Der Park war noch nicht entstanden. Aber es schien so eine Art von Ort zu sein, an dem sich die Menschen gerne aufhielten. Menschen flanierten hier auf und ab. Es gab große Wiesenflächen auf denen sich die Leute bei schönem Wetter niederließen und eine Art Hauptweg zum Spazieren. Sehen und Gesehen werden....

Noch weiter zurück. Ein Bauernhof war zu sehen.

Ich hatte das Bedürfnis, mich zu setzen. Ich drehte mich um und nahm mitten auf den hervorstehenden Wurzeln Platz. Eine kleine Mulde, die wie ein ausgeformter Sitzplatz aussah, nahm mich auf. Wohlig an den Stamm gelehnt, schloss ich wieder meine Augen.

Sofort war der alte Bauernhof wieder zu sehen. Eine friedliche Atmosphäre machte sich breit. Mägde und Knechte waren mit der Ernte ringsherum beschäftigt. Ein kleiner Junge fiel mir auf. Er lief mit einem Weidenkorb in der Hand umher. Er kam auf mich zu und blieb vor dem Ahorn stehen, sah sich nach allen Seiten um und ließ sich auf seine Knie herab.

Seltsam vertraut kam er mir vor. Und plötzlich wusste ich, was er als nächstes tun würde..... Er griff in seinen Korb, nahm einen der Ahorn-Setzlinge heraus und legte ihn neben sich. Mit seinen Händen riss er Wiese heraus und grub ein Loch. Dann steckte er den Setzling herein und gab wieder Erde darauf. Ich spürte förmlich, wie er daran dachte "jetzt muss ich ihn noch angießen".

Doch dann fing es an zu regnen. Lachend lief der Bauernjunge fort.

Ich war schon einmal hier.... kam mir der Verdacht. Und ich habe diesen Baum gepflanzt! Ein Rütteln riss mich aus meinen Gedanken. Eine Frau stand vor mir und sprach mich an. "Sie sind wohl eingeschlafen, junger Mann"?

Ohne dass ich es bemerkt hatte, goss es inzwischen in Strömen....

Und in meinem Schoß...... lag ein Ahornblatt.....

H.A. -hier genannt Tolkien
 
Der alte Baum und der alte Mann

Er steht schon lange da, der alte Baum. In unserem Park war er mir gleich aufgefallen, bei meinem ersten Rundgang dort. Ein Ahorn. Er musste schon sehr alt sein. Sein Stamm hatte einen Durchmesser von mehr als zwei Metern. Und hoch? Ja, wie hoch mochte er wohl sein? Vielleicht 25 oder 30 Meter? Er kam mir irgendwie vertraut vor, so als ob ich ihn schon länger kennen würde.
Verrückt!

Ich weiß noch genau, wie ich ihn das erste Mal berührte. Seine mächtigen ausladenden Äste faszinierten mich. Es sah aus wie eine Geschichte. Eine Lebensgeschichte. Ich ging auf ihn zu, stellte mich unter sein schützendes Dach und schloss die Augen. Ich hatte das Gefühl, ein leichtes Zittern wahrzunehmen, das durch die Krone ging.

Leichtes Blätterrauschen drang an mein Ohr. Wie wispernde Stimmen. Sie erzählten eine Geschichte. Ich legte meine Hände auf den mächtigen Stamm.
Bilder stiegen in meinen Gedanken auf. Es war faszinierend. Alles lief rückwärts und es ging in der Zeit zurück. Immer weiter. Ich sah, wie der Park umgebaut wurde. Es war früher ein Heilpark gewesen für Tuberkulose-Kranke. Ich sah, wie die Menschen im Park auf den Bänken saßen und sich erholten.

Dann wurde es sehr unruhig. Es war Krieg. Ich spürte große Angst. Bomben fielen. Doch der Ahornbaum hatte Glück - er wurde nicht getroffen.

Weiter zurück. Die Menschen hatten andere Kleidung an als heute. Seltsame große Hüte sah man die Frauen tragen. Es musste wohl vor dem Jahr 1900 sein. Der Park war noch nicht entstanden. Aber es schien so eine Art von Ort zu sein, an dem sich die Menschen gerne aufhielten. Menschen flanierten hier auf und ab. Es gab große Wiesenflächen auf denen sich die Leute bei schönem Wetter niederließen und eine Art Hauptweg zum Spazieren. Sehen und Gesehen werden....

Noch weiter zurück. Ein Bauernhof war zu sehen.

Ich hatte das Bedürfnis, mich zu setzen. Ich drehte mich um und nahm mitten auf den hervorstehenden Wurzeln Platz. Eine kleine Mulde, die wie ein ausgeformter Sitzplatz aussah, nahm mich auf. Wohlig an den Stamm gelehnt, schloss ich wieder meine Augen.

Sofort war der alte Bauernhof wieder zu sehen. Eine friedliche Atmosphäre machte sich breit. Mägde und Knechte waren mit der Ernte ringsherum beschäftigt. Ein kleiner Junge fiel mir auf. Er lief mit einem Weidenkorb in der Hand umher. Er kam auf mich zu und blieb vor dem Ahorn stehen, sah sich nach allen Seiten um und ließ sich auf seine Knie herab.

Seltsam vertraut kam er mir vor. Und plötzlich wusste ich, was er als nächstes tun würde..... Er griff in seinen Korb, nahm einen der Ahorn-Setzlinge heraus und legte ihn neben sich. Mit seinen Händen riss er Wiese heraus und grub ein Loch. Dann steckte er den Setzling herein und gab wieder Erde darauf. Ich spürte förmlich, wie er daran dachte "jetzt muss ich ihn noch angießen".

Doch dann fing es an zu regnen. Lachend lief der Bauernjunge fort.

Ich war schon einmal hier.... kam mir der Verdacht. Und ich habe diesen Baum gepflanzt! Ein Rütteln riss mich aus meinen Gedanken. Eine Frau stand vor mir und sprach mich an. "Sie sind wohl eingeschlafen, junger Mann"?

Ohne dass ich es bemerkt hatte, goss es inzwischen in Strömen....

Und in meinem Schoß...... lag ein Ahornblatt.....

H.A. -hier genannt Tolkien
Mit Sicherheit! hast Du diesen Baum gepflanzt. Und noch viele andere...:blume:
 
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Dr. Engel

Vierzehn Jahre war er nun schon hier an dieser Klinik. Er hatte viel erlebt und hatte viel gesehen. Hatte sich zum Oberarzt hochgearbeitet im Laufe der Zeit. Doch seit ihm die Leitung der Kinderstation übertragen worden war, hatte er das Gefühl, immer mehr ausgezehrt zu werden.

Er merkte, wie er langsam aber sicher an seine persönlichen Grenzen kam. Verdrängte es immer wieder, aber es kam immer neu in ihm hoch. Er hatte schon daran gedacht, sich anderswo neu zu bewerben, weil er befürchtete dass er es bald nicht mehr aushalten würde. Die vielen Kranken und dann auch noch Kinder. Er glaubte, dass er den falschen Weg eingeschlagen hatte.

Ihm fielen die Worte seiner lieben Frau ein, die ihn immer wieder in seinem Engagement unterstützte, welches sich auch noch außerhalb des Krankenhauses fortsetzte. Wie aus heiterem Himmel hatte sie heute morgen beim gemeinsamen Frühstück gesagt: Heute ist ein besonderer Tag!

Sie konnte es nicht begründen, aber sie hatte das ganz sichere Gefühl, dass es so wäre, sagte sie. Was anderes machen - woanders neu anfangen? Er wusste nicht, ob er ihr das jetzt zumuten konnte. Gerade hatte sie hier richtig Fuß gefasst. Sich alles neu aufgebaut. Nein, der Zeitpunkt ist falsch, dachte er.

Sein neuester Patient, ein achtjähriger Junge, kam ihm auf dem Flur entgegen. "Guten Morgen Dr. Engel", strahlte er ihn an. "Guten Morgen mein kleiner neuer Freund", gab er zurück. "Du siehst mir heute besonders glücklich aus". Er streichelte ihm über seinen kahlgeschorenen Kopf. "Ja, heute ist ein besonderer Tag - ich habe Geburtstag!" "Oh, da gratuliere ich Dir ganz herzlich, mein lieber Jojo!" "Neun Jahre", strahlte er und die zehn schaffe ich auch noch" Dr. Engel musste lachen. Er war ein so tapferes Kerlchen.

Kurz nach der Visite passierte es dann. Ein Notfall. Verkehrsunfall. Ein zehnjähriges Mädchen war auf dem Rückweg von der Schule von einem Auto erfasst worden. Komplizierte Brüche. Er wusste, dass es heute länger werden würde und ließ seiner Frau Bescheid geben. Kurz darauf war das Kind im OP.
Hoch konzentriert ging er an seine Arbeit. Nach 5 Stunden war es geschafft - die Kleine war gerettet. Am Ende seiner Kräfte verließ er den OP und wollte sich kurz hinlegen.

Doch er kam eher von den Beinen, als ihm lieb war. Ein heftiger Stich in seiner Brust nahm ihm den Stand und knipste das Licht aus. Mehr bekam er von seinem Infarkt nicht mehr mit.....

Kurze Dunkelheit. Er war verwirrt. Er war noch da, aber irgendwie... nicht mehr hier.... Dann wurde es heller. Wie ein Tunnel. Dort hinten war Licht! Er bewegte sich darauf zu. Vertraut war es ihm und er schien schon einmal hier gewesen zu sein. Es zog ihn förmlich an, wie ein Sog. Und plötzlich merkte er...... er war nicht allein! Zu seiner Rechten war jemand, den er gut kannte. Der kleine Jojo! "Was machst Du denn hier?", fragte er ohne den Mund dabei zu öffnen.

"Erinnerst Du Dich an heute morgen?", fragte der kleine Jojo. "An den besonderen Tag?" Ja er erinnerte sich daran. "Du fragst, was ich hier mache?" "Ich begleite Dich hinüber - oder ich bringe Dich zurück - ganz wie Du willst." Schlagartig wurde ihm bewusst, in welcher Situation er sich befand......

Jojo veranlasste ihn zum Stehenbleiben. "Verweile hier einen Moment mit mir und setzte Dich", sagte er und legte ihm seine kleinen Hände auf die Schultern. Bilder erschienen in seinem Kopf. Bilder von dort, wo er sich nun hinbegeben könnte, wenn er wollte. Es war einfach wunderschön und ergreifend. Dieses warme Licht, dieses Gefühl von Liebe, Fülle und Angenommen sein. Sein Entschluss schien festzustehen. Doch dann kamen andere Bilder....

Das was er verlassen würde... Seine Frau, seine Kinder, das Krankenhaus mit all den Patienten, seine Kollegen und seine Aufgabe, die er eigentlich noch hatte. Trauer und Schmerz machten sich in seiner Brust breit. Das erste Gefühl hatte ihm auf Anhieb besser gefallen, aber er wusste, dass er noch nicht gehen konnte. Seine Aufgabe war noch nicht ganz erfüllt.....

Hand in Hand gingen sie beide den Weg zurück. "Eine gute Entscheidung", sagte der kleine Jojo. "Denn der Weg in die andere Richtung ist Dir gewiss."

Einige Zeit später schlug er die Augen auf. Intensivstation! Besorgte Gesichter seiner Frau und der Kollegen. Nur einer lächelte.... Es war der kleine Jojo. "Er hat die ganze Zeit Ihre Hand gehalten und ist nicht von Ihrer Seite gewichen", sagte die OP-Schwester. "Ich weiß", sagte Dr. Engel, "heut' ist halt ein besonderer Tag.....

Einige Tage später war Jojo einfach spurlos verschwunden.....









H.A. - hier genannt Tolkien
 
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