Hatte nun den Termin bei der Psychologin und bin eigentlich ganz zuversichtlich. Aber, daß es harte Arbeit werden wird, ist mir nun klar. Hatte zwar immernoch das Gefühl mich nicht ganz öffnen zu können, aber das werde ich von heute auf morgen auch nicht schaffen. Sie ist aber total nett und ich denke, ich werde Vertrauen zu ihr fassen können. Am Anfang der Stunde hat mich die glatte Panik erfaßt und ich wollte nur noch raus an die Luft. Vor allem nachdem sie mich eine Minute nur angesehen und gar nichts gesagt hat. Ich mag es in letzter Zeit überhaupt nicht, wenn mich Menschen ansehen. Fühle mich ständig beobachtet und diskriminiert. Echt merkwürdig. Aber niemand hat gesagt, daß das alles einfach wird. Nach einiger Zeit konnte ich ansatzweise mit ihr reden, konnte ihr aber nur selten in die Augen sehen. Komisch, ich kann meine Gedanken und Gefühle relativ problemlos herunterschreiben, aber warum fällt mir das Reden so schwer? Hab nur versucht, mich zusammenzureißen damit ich nicht weinen muß und ihr erstmal nur das Nötigste erzählt. Als ich wieder draußen war und nach Hause ging hatte ich die ganze Zeit Tränene in den Augen, schwankte zwischen Stolz weil ich diesen ersten Schritt getan habe, Erleichterung und gleichzeitig Traurigkeit weil irgendwie alles hoch kam. Das war nur der Anfang und ich werde nochmehr durchmachen müssen, aber ich hoffe, daß es einen Erfolg bringt.
Liebe Grüße an euch!!!
Engelchen
Ich würde mir das ausdrucken, und Deiner Therapeutin beim nächsten Treffen mitbringen. Ich würde ihr sagen, daß ich das in einem Internetforum nach der ersten Stunde aufgeschrieben habe. So hättest Du einen Anfang für das jetzt wesentliche Gespräch darüber,
wie Du dich in einer Therapie überhaupt öffnen kannst. Dir sollte klar sein, daß Du selber nur eine Vorstellung davon hast, was diese Öffnung bedeutet und wie sie genau ablaufen wird. Deine Therapeutin jedoch wird über diesen Öffnungsprozeß, den Du dir wünschst, sehr viel mehr wissen und daher ist es nur klug, genau das dann auch zu besprechen. Frei nach dem Motto: Störungen sind vorrangig zu behandeln.
Aber vor allem wollte ich Dir gratulieren, daß Du das so auf den Punkt bringen kannst immer, wenn Du beschreibst, was in Dir vorgeht. Ich habe von Dir die Vorstellung, daß Du ein Mensch bist, der sehr genau in sich prüft, was er wie versteht und wie er es äußern will. Und an der Schwelle, welche diese Prüfung und dann das Finden eines Ausdrucks darstellt, traust Du dir Deine tatsächlich vorhandenen Potentiale nicht zu.
Ich interpretiere Dich so, daß Du nicht oft in Umgebungen gewesen bist, die Dich so gelassen haben wie Du wärest, wenn Du dich so verhalten würdest, wie Du bist. Aber das hast Du vielleicht nicht getan, dieses Sich-So-Verhalten-Wie-Man-Ist-Ding - eine reine Hypothese übrigens, unsinng vom Grundsatz her wegen der laufenden Veränderung, die jeder Mensch erfährt. Es gibt also im Grunde gar kein Sosein, sondern es gibt vor allem mal die Entscheidung, jetzt etwas zu machen und einen Schritt nach vorne zu gehen. Und das machst Du vor. Bewundernswert!
Du mußt Dir wohl einfach angewöhnen, das zu sagen und zu schreiben, was wirklich jetzt heraus kommt. Und nicht das, was Du eben noch dachtest und was Dich eben noch bedrückte. Wage es,
Dich auszudrücken, und nicht "etwas"! So gelangst Du dann auch in direkten Kontakt. Wenn dabei Tränen fliessen: bitteschön. Dazu sind sie da. Weinenlernen ist die Aufgabe, Herzöffnung bewirkt das dann. Und da willst Du ja sicher hin, zur Herzöffnung. Denn da ist die Essenz, die Du selber bist, und die Du ausdrücken kannst.
Alles Gute !! Und entschuldige die direkten Worte - ich bin manchmal sehr direkt, ich weiß.
lg,
Trixi Maus