Der Erwachsene hat sicher die Dringlichkeit der Frage schon erfolgreich mehr oder weniger verdrängt.
Hm, glaub ich nicht ganz so. Ich glaube eher, der Erwachsene verdrängt den Tod immer wieder aufs Neue. Und wenn er 45 ist, dann kommt die Frage wieder mit aller Macht.
Aber: Schlimm ist das auch nicht allzu sehr. Adyashanti erzählt in einem Video irgendwo, wie eine alte Frau, die wusste, dass sie innert kurzer Zeit sterben würde, an einem Morgen von ihren Angehörigen angezogen und im Zimmer stehend gefunden wurde. Als man sie fragte, wo sie denn hin wolle und was ihre Unternehmung sei, antwortete sie, sie könne auf keinen Fall sterben, sie wisse ja gar nicht, wer sie sei!
In der Ratlosigkeit brachte man sie zu Adyashanti, welcher der Frau riet, sofort und ohne Umschweife zu ergründen, wer sie sei. Die Frau brauchte einige wenige Tage, um das Selbst zu verwirklichen und verstarb eineinhalb Tage danach.
Die Antwort auf Leben und Tod existiert. Es ist eine Angelegenheit der Dringlichkeit, mit der wir ihr begegnen. Kennen wir die Antwort nicht, so gilt es keine Zeit mehr zu verlieren, sondern unmittelbar jetzt damit zu beginnen zu ergründen, wer es ist, der sterben wird. Der Tod kann jeden Tag unerwartet eintreffen. Wer weiss, dass er die Antwort nie finden wird, wenn nicht jetzt, der hat keine Zeit zu verlieren sie zu ergründen. Alles Aufschieben wird unmöglich.
Das Kind fragt unbefangen danach, eben weil es keine Ahnung vom Tod hat.
Hat es das? Ich glaube inzwischen fast, da ist etwas hinter dem Kind, das es diese Frage stellen lässt. Ist es nicht vielleicht die Absurdität der Vorstellung des Nicht-Seins, die das Kind innehalten lässt? Das Selbst ist immer, Nichtsein ist unmöglich.
Als ich kürzlich im Bett lag, da wusste ich, dass ich tot bin. Einfach so. Es war nicht das erste Mal, dass mir das passiert.