...wo ihr euch durch erkenntnisprozesse selbst zu verändern beginnt und vermehrt gerade in dieser phase mit menschen und situationen konfrontiert werdet, die genau diese veränderungen auf die probe stellen?
Hellequin schrieb:
So etwas geschieht jedes Mal, wenn man sich selbst etwas vormacht. Ist die Veränderung echt, scheint es nicht so, als ob die Umwelt etwas dagegen hätte.
Das ist eine pauschalierende aussage.
Wenn man sich verändert gibt es da einige menschen die mit der veränderung nicht klar kommen, sie waren ja bisher etwas anderes von mir gewöhnt und das war auch wahrscheinlich der grund weshalb ich ihnen taugte. Und: entweder mögen sie mich jetzt so wie ich mich veränderte oder es gefällt ihnen wie ich mich verändere, oder eben nicht. Die benehmen sich dann so als ob ich ihnen ihren schnuller geklaut hätte.
Somit ist da im umfeld keine einseitige reaktion, aber trotzdem je nach naturell zuweilen heftig, so dass ich auch bewußt erkennen kann wie
überzogen fordernd erwartungshaltungen sein können. Dieses zusätzliche "bewußte erkennen/anschauen" gibt mir die chance es anders zu tun und mich dementsprechend zu verhalten.
Aus deiner Antwort auf Hellequins Post kann man schließen, dass du wohl primär mit Menschen und Situationen konfrontiert wirst, die aus deinem unmittelbaren Umfeld stammen, d. h. mit Menschen, die dich kennen.
Findet eine Verhaltensmodifikation statt, dann erscheint diese dem bekannten Umfeld zunächst fremdartig und irgendwie nicht passend. Das kommt tatsächlich schlicht und einfach von der Erwartungshaltung, welche automatisch mit dem Bild verknüpft wird, das man von dir hat.
Kommt jetzt also eine Situation auf dich zu, in der eine ganz bestimmte Reaktion von dir erwartet wird und du anders reagierst als sonst, dann hat das nichts mit einer Probe zu tun, sondern einfach nur mit einer Kollision verschiedener Bilder, bzw. Schemata. Was genau hier kollidiert, sind das Fremdbild und das Selbstbild.
Modifizierst du deine Verhaltensweise, weil du durch einen Erkenntnisprozess ein etwas anderes Selbstbild bekommen hast, dann führt das beim Gegenüber zur Irritation, denn das Fremdbild ist ja vorerst immer noch dasselbe.
Auf den Punkt gebracht:
In dem sozialen Kontext, in dem du normalerweise eingebunden bist, führen "drastische" Verhaltensmodifikationen fast immer zu einem clash, denn es wird das gewohnte Reaktionsgefüge nicht mehr zur Verfügung gestellt.
Je nach dem, mit welchen Naturellen man sich umgibt, kann das auch schon mal unangenehm werden. Hier hilft dann nur Konsequenz.
Anders sieht es jetzt natürlich aus, wenn man mit Menschen und Situationen konfrontiert wird, die nicht zum alltäglichen Umfeld gehören.
Hier besteht ja noch kein eingeschliffenes Fremdbild, weil man dich nicht kennt.
Wenn du dann aber tatsächlich das Gefühl haben solltest, dass man dich "auf die Probe stellen möchte" dann muss ich Hellequin absolut Recht geben:
Hellequin schrieb:
So etwas geschieht jedes Mal, wenn man sich selbst etwas vormacht. Ist die Veränderung echt, scheint es nicht so, als ob die Umwelt etwas dagegen hätte.
"Die Umwelt" kann dann nämlich gar nichts dagegen haben, weil sie dich nicht anders kennt. Konsistentes und authentisches Verhalten werden grundsätzlich geschätzt und anerkannt. Zumindest ist das meine Erfahrung.
Um den Bogen noch zur Magie zu spannen:
Für mich ist Psychologie keine Magie, daher stellen für mich Verhaltensmodifikationen keine Zielsetzung dar, sondern sind eher Nebenprodukte.
Um mal ein Beispiel zu nennen:
Eigentlich bin ich für jeden Spaß zu haben, nehme gerne Einladungen an und ließ mich früher auch gerne mal von meinen Pflichten ablenken. Das war dann irgendwann nicht mehr so. In Phasen, in denen ich viel zu tun hatte, lehnte ich Einladungen ab, war nicht mehr rund um die Uhr telefonisch verfügbar, man konnte nicht mehr unangemeldet bei mir reinschneien usw... Das führte u.a. zu Irritationen, weil man das von mir einfach nicht kannte. Allerdings ist meine Erfahrung, dass nach der Erklärung, warum ich jetzt nicht "verfügbar" bin, das akzeptiert wurde.
Magie hat mich Disziplin gelehrt, denn wenn ich mir ein Ziel setze, dann muss ich auch konsequent etwas dafür tun, um es zu erreichen.