Hallo
Fräulein schrieb:
1. ich "singe" ein lied im Kopf und gehe durch ein zimmer zum radio, um es anzuschalten. dort kommt genau das lied und es ist gerade an exakt der gleichen stelle. ich bin noch durchs haus gelaufen, da um erdgeschoss ein radio lief und ich dachte ich hätte unterbewusst das radio von unten gehört. dort lief aber ein ganz anderer sender...
Wie oft schaltest du das Radio ein, und hast dabei ein Lied im Kopf, was schätzt du? Ein Mal pro Tag oder pro Woche? Vielleicht 1000 Mal in den ketzten fünf Jahren? Radiosender spielen zu gleichen Tageszeiten oft ähnliche Musik, aktuelle Hits werden ständig wiederholt. Ist es wirklich so unwahrscheinlich, dass man zufällig ein Lied im Kopf hat, das beim einschalten gerade im Radio läuft, wenn man das 1000 Mal tut?
Fräulein schrieb:
2. ich fahre mit der bahn und komme zu einer bestimmten haltestelle. ich denke dann in dem moment: witzig wäre, wenn ich die person YX mal wieder sehen würde. ca. 10 sekunden später (der zug ist schon wieder losgefahren) sehe ich an der haltestelle genau diese person ( der zug ist in die richtung gefahren aus der die person kam und die person ging entgegen der fahrtrichtung; sie war also zu dem zeitpunkt als ich das gedacht habe noch etwa 100 weit weg)
Wie oft am Tag denkst du an andere Menschen? Wahrscheinlich viel öfter als an ein bestimmtes Lied beim Radio einschalten. Da kommen in fünf Jahren wahrscheinlich zehntausende Male zusammen. Ist es da so unwahrscheinlich, dass man in einem dieser Monente genau diese Person auch einmal trifft, sie sieht oder von ihr angerufen wird? Kann es nicht doch einfach Zufall sein, dass man 10.000 Mal an andere Menschen denkt und dabei dann ein Mal einen wirklich trifft?
Ich denke, das Ganze zeigt nur eine Eigenart unserer Wahrnehmung. Bekanntes, sich oft wiederholendes wird kaum beachtet und schnell vergessen. Neuem schenken wir dagegen besondere Aufmerksamkeit, das Aussergewöhnliche bleibt im Gedächtnis haften.
Kannst du dich noch erinnern, an wenn du vorgestern zwischen 13 und 15 Uhr so alles gedacht hast? Wenn nicht, dann liegt das daran, dass du ständig an jemanden denkst, ohne denjenigen dann zu treffen. Das ist nichts Neues für dein Gehirn, diese Gedanken verfliegen so schnell, wie sie kommen. So wie die Lieder, die man beim einschalten des Radios im Kopf hat, und die dann nicht laufen. Geschieht so etwas dann doch, dann bleibt das hängen. Der Sonderfall nimmt in unserem Bewusstsein und unserer Erinnerung viel mehr Raum ein, als die vielen Gelegenheiten, in denen es nicht zu solchen Zufällen kommt. Unsere Wahrnehmung ist deshalb immer verzerrt.
Du fragst dich, ob dahinter vielleicht mehr steckt, als Zufall. Musst du dich dann nicht auch fragen, warum du so oft an Musik denkst, die dann nicht im Radio läuft oder an Menschen, die dir dann nicht über den Weg laufen? Diesen Teil vergisst man gerne. Denn das ist ja der Normalfall, den kennt man, damit befasst sich unser Gehirn nur ungern. So sehe ich das jedenfalls.
Gruß
McCoy