Keine Trauer empfinden - warum?

Sternenpferd

Mitglied
Registriert
17. Juni 2009
Beiträge
34
Meine Oma ist im April 2007 nach 3 Jahren auf und ab an Krebs verstorben. Wir hatten seit jeher eine sehr enge Beziehung, und auch wenn ich nicht bei ihr und Opa gewohnt habe und Opa sich total gut um sie gekümmert hat, für Arztbesuche und Krankenhaus und Kontakt mit den Ärzten halten war ich zuständig, und ich habs gern gemacht, weil ich so zumindest ein bisschen helfen konnte.
Als meine Oma starb, waren meine Mama, mein Opa und ich bei ihr, bis zum letzten Atemzug sozusagen. Meine Oma war nicht mehr recht bei Bewusstsein, als wir mittags zu ihr hinkamen.
Aber sie hat uns noch alle erkannt, den Eindruck hatte nicht nur ich. Dann schlief sie ein und ein paar Stunden später konnte sie gehen.

Die erste Zeit war besonders für meinen Opa hart, aber er hat sich ziemlich gut erholt, ebenso mein Bruder.
Meine Mama leidet heute noch extrem stark unter dem Verlust meiner Oma.

Nur ich, ich konnte nie wirklich trauern, und hatte auch nie das Bedürfnis dazu. Ich war in dem Moment als Oma verstorben war, sogar total erleichtert und von einem Art „Frieden und Freude Gefühl“ erfüllt. Das hat auch meine Mama später mal erzählt, dass sie sowas gefühlt hat.

Ich vermisse Oma auch jetzt noch manchmal ganz arg, aber dass ich diese tiefe Trauer die einen in ein schwarzes Loch reißt und einen förmlich überschwemmt, jemals auch nur für eine Minute empfunden habe, das gibt mir doch irgendwie zu denken.

Denn ich habe meine Oma abgöttisch geliebt und tue das auch heute noch! Darum verstehe ich nicht, warum ich nicht trauern kann bzw. nie das Bedürfnis dazu hatte.
Bin ich denn ein so schlechter Mensch dass ich das nicht empfinde bzw. empfunden habe?

Liest sich jetzt vielleicht komisch. Aber ich zweifle wirklich stark an mir deswegen.
 
Werbung:
hallo erstmals, schön, dass du deinen weg hierher gefunden hast!

ja aber jeder mensch verarbeitet trauer verschieden. wieso denkst du hast du frieden und freude gefühlt. hast du gefunden, dass es für deine oma die richtige zeit zum gehen war? hast du das gefühl, dass sie woander hinging?...
nein du bist kein schlechter mensch, jeder geht halt anders mit dem tod um. und du liebst sie doch? vl weiß du im unbewussten ihr gehts gut oder so?...
 
Hallo fuego_caribe, danke für deine Antwort! Ich muss mich hier erst ein wenig einfinden, ist ja so ein riesiges Forum! :)

Hmmm... der Zeitpunkt war irgendwie ein unerwarteter, weil es ihr bevor es so weit kam ja doch noch gut ging am Tag davor. Aber als ich sie dann so sah, und daran dachte, was sie sich vielleicht dadurch noch alles an Leiden erspart, ja, da hatte ich schon das Gefühl dass er der richtige Zeitpunkt war.
Und ja, ich hatte das Gefühl, dass sie woanders hingeht, wo es ihr möglicherweise besser geht und wo sie keine Schmerzen mehr hat.

Klar lieb ich meine Oma nach wie vor, sie ist zwar physisch nicht mehr da, aber in meinem Herzen wird sie immer sein!

Vielleicht liegt es wirklich daran, dass wir uns verabschieden konnten, und dass es ihr jetzt wirklich gut geht, dass ich keine alles überflutende Trauer empfinden kann bzw. konnte. Ich habs ja um ehrlich zu sein nicht mal versucht zu trauern, denn ich dachte, so wie es kommt so kommt es, lass die Gefühle zu egal welcher Art sie sind.
Und im nachhinein betrachtet ist das auch gut so.

Ich träume auch öfter mal von meiner Oma, mal was gutes, mal was weniger gutes.

Einige Wochen vor ihrem Tod, als es noch gar nicht danach aussah, hatte ich schon mal einen komischen Traum:

"Es war ein warmer sonniger Spätnachmittag im Sommer, ich ging aus dem Wohnhaus meiner Großeltern zur Bushaltestelle, die ca. 50 m entfernt ist. Ich weiss sogar noch, was ich anhatte und dass ich mich wohlfühlte.

Ich stand also bei der Haltestelle und wartete auf den Bus, da kam meine Oma daher, in einem Kleid, das sie vor ca. 15 Jahren ständig anhatte, weils ihr Lieblingskleid war, ein angenehm weiches dunkelblaues Sommerkleid mit rot weißem Muster.

Der Bus kam, ich fragtee, ob sie mitfährt. Sie sagte nichts, nahm den linken Ärmel meines T-Shirts und küsste den Saum. Dann sagte sie, "Nein, ich geh lieber nach Hause, machs gut"

Drehte sich um und ging ohne nochmal zurückzuschauen in Richtung Haus.
Ich stieg in den Bus ein, drin waren viele Leute, und dachte noch "Schade dass sie nicht mitkommt"
Es war aber kein wirklich negativer Traum!"


Kurz nach ihrem Tod hatte ich mal einen seltsamen Traum, wo ich sie in einer Art "Sanatorium" in einem Bett liegen sah und sie mir mitteilte, dass sie sich jetzt von den ganzen Strapazen erholen müsse, bevor sie sich weiter alles ansehen und weiterziehen kann.
Das hat mich irgendwie davon überzeugt, dass sie da wo sie jetzt ist, gut aufgehoben ist.

Ganz tief in mir drin habe ich immer noch das Gefühl, dass es ihr gut geht...

Danke nochmal für deine Antwort!
 
Ich vermisse Oma auch jetzt noch manchmal ganz arg, aber dass ich diese tiefe Trauer die einen in ein schwarzes Loch reißt und einen förmlich überschwemmt, jemals auch nur für eine Minute empfunden habe, das gibt mir doch irgendwie zu denken.

Denn ich habe meine Oma abgöttisch geliebt und tue das auch heute noch! Darum verstehe ich nicht, warum ich nicht trauern kann bzw. nie das Bedürfnis dazu hatte.
Bin ich denn ein so schlechter Mensch dass ich das nicht empfinde bzw. empfunden habe?

Liest sich jetzt vielleicht komisch. Aber ich zweifle wirklich stark an mir deswegen.

Hallo,


ich denke, die Sorge ist unbegründet. Ich habe meine Großmutter auch geliebt und habe auch nicht so tief getrauert, ich hatte eigentlich nur ein einziges mal diese Feuchtigkeit in den Augen, als dieser Aufkleber von der Post am Briefkasten war. Da wußte ich sofort, das ist die Nachricht vom Krankenhaus und eine kurze Erschütterung kam über mich. Es war eine ähnliche Situation, ich bin sozusagen mit ihr groß geworden, über Jahre hinweg täglich im Kontakt, habe ihr Kranksein miterlebt, ihre erste Krebs-OP und dann - so wie es die Ärzte prognostiziert hatten - 6 Jahre später der neuerliche Ausbruch und das Endstadium. Vielleicht war ich auch eher erleichtert als in tiefer Trauer. Bei meiner Großmutter.

Ich glaube, über den Grad der Trauer kann ich nicht selbst bestimmen. Der Tod einer Freundin vor 2 Monaten hat mich unverhältnismäßig schwerer und nachhaltiger erschüttert, als das Ableben meiner Großmutter und ich vermute, es hängt damit zusammen, dass ich mich in dem einen Fall der Großmutter (1976) (unbewusst) am Ende eines gemeinsamen Weges REALISIERT habe, denn es war einfach abzusehen, die alte Frau war schwer krank und hat gelitten und eine schöne, gemeinsame Zeit lag real hinter uns....

.... und im anderen Fall der verstorbenen Freundin habe ich mich (unbewusst) eigentlich noch am Anfang eines Weges gesehen. Sie ist mir zu plötzlich entrissen worden. Über Nacht war sie nicht mehr da und ich konnte die letzten zwei Monate kaum an etwas anderes denken, als daran, was ich alles versäumt habe. Im Grunde war meine Trauer nur Selbstmitleid, denn in Wirklichkeit war auch für sie der Tod eine Erlösung, auch sie hatte Krebs und Metastasenstreuung und konnte sich nicht mehr so bewegen, wie sie wollte.

l.G. Monk
 
Werbung:
ja in diesem forum findet man allerhand. es ist für mich derzeit etwas aufbauen, weil es mir eh nicht so gut geht...
aso es war ein unerwartender tod. ich denke mir ob vorbereitet oder nicht, du liebst sie und du zeigst nicht mehr liebe, wenn du ständig weinst oder so. es war deine art der trauer und das macht dich noch lange nicht schlecht.
sie ist in deinem herzen und wie du sagst ist sie ja auch hoffentlich an einem ort ohne schmerzen, in dem sie sich verdient hat restlos glücklich zu sein.
mit dem träumen von verstorbenen kenne ich mich leider nicht so aus, aber ich glaube sie können teilweise auch eine tiefe bedeutung haben. ich kann dir nur sagen:
als ein freund vor 4 enthalb jahren von mir starb... er war erst 20 5 tage zuvor geworden, da träumte jemand aus unserer clique ein paar tage später, dass er ihn in einer tiefgarage getroffen hat und fragte ihn: manuel bist du es wirklich? und er redete mit ihm kurz er war wie immer gut drauf etc etc. einfach der manuel so wie wir ihn kannten. dann sagte der mann, der das träumte: aber wo bist du jetzt? und er sagte nichts: er deutete mit dem finger nach oben. (der träumende sagte er verstand sofort, dass er den himmel meinte). dann fragte er wie er seinen tod empfunden habe. er sagte: dass er schrecklich war,denn er ist regelrecht erstickt und er war froh, dass es vorbei war. (er starb im gtraum und wir sagten, dass es so womöglich besser war, da er nix mitbekam) schließlich haben wir wenige tage später erfahren, dass er durch eine geplatze aorta einen lungen- und herzinfarkt bekam... und der träumende sagte dann als er uns seinen traum erzählte: zuvor habe ich nicht an einen himmel geglaubt bzw mir gedanken gemacht. und plötzlich träumte ich sowas... das hat ihn viele tage zum nachdenken gebracht...

und ganz tief hoffe ich dass er auch woanders ist und es ihm gut geht. ich habe lange getrauert und jetzt kam es wieder in mir hoch... aber ich musste weinen und habe selbst nicht mehr gelebt und ob mich das zu nem besseren menschen macht wage ich sehr zu bezweifeln. trauerarbeit ist verschieden und teilweise hatte ich weinkrämpfe, dass es ärger nicht mehr ging. ob das verstorbene wollen, dass man ständig weint und traurig ist... naja ich denke nicht!!
 
Zurück
Oben