Katapult in's All

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Ja, es sind außergewöhnliche Entwicklungen zu erwarten. Ich spüre es....

:drums:

ja... ich Ali spüre dass auch


Ali und der Shrenk sind irgendwo
auf der Seidenstarsse verschollen
womöglich von den Kriegern des Persischen Herrschers entführt
in Samarkand festgehalten oder Buchara...


während die Truppen von Dschinghis Kahn Samarkand angreifen
mit einem Heer von einer Million Kriegern



oder waren es 400.000?... aber zwei Millionen Pferde
ich muss mich mal wieder ans Werk machen:lachen:



LG Ali:umarmen:
 
;.) Hi Ali,
jo. Ist das nicht erstaunlich, daß Ende November ist? Seit März habe ich tatsächlich keinerlei Zeit gehabt, mal wieder über Sarah Stanford (hieß sie so?) nachzudenken. Schade eigentlich... wenn man doch nur nicht die Brötchen verdienen müsste und wenn das doch nicht einen grossen Teil meiner geistigen Ressourcen fordern würde...

...ich bin aber seit einigen Wochen dabei, mir wieder Platz im Hirnli zu verschaffen, damit ich wieder weiterschreiben kann. Schließlich will ich ja wissen, wie es weitergeht. Ich denke es ist eine Art Krieg zu erwarten - mal sehen.... vielleicht ein kognitiv gefährter Krieg? Das wäre spannend.

Gute Reise durch die Wüste mit ihren Schiffen,
lg
 
Katapult in's All

Teil 2

Kapitel 4


Die Strasse hämmerte Garon in den Ohren wie jeden Morgen. Der Hausflur dröhnte bereits und das Blut stieg ihm in den Kopf. Das Öffnen der Türe war für ihn wie der Aufriß des Himmels und das Hinabfallen in die Hölle zugleich. "Jetzt sehen sie mich".

Geduckt schritt er die Laneway entlang, ab und zu nach hinten schauend, an einer Ampel. Garon fühlte es genau. Es war ein stechender Schmerz in der rechten Nierengegend, die ihn umbringen würde. Der Verfolger war hinter ihm, es war als griffe er bereits nach ihm, um allem ein Ende zu machen. Ein schauerliches, herbeigesehntes, erdachtes Ende. Ihm schwindelte.

Grün. Er hielt sich daran fest, als er die Strasse überquerte. Eine Bewegung sah er im Augenwinkel, ein Graublau das wie aus einer anderen Dimension heranschnappte um ihn zu zerschiessen. Er sprang zurück, innerlich, aber sein Körper folgte ihm nicht und so wurde er am Fuß von dem vorbeifahrenden Van erfaßt, es schleuderte ihn auf den Boden und er jammerte. Eine Frau eilte herbei, ein rotes Kleid tragend, haben sie sich etwas getan. Nein, nein, ich glaube nicht, danke. Sie sollten einen Arzt holen. Das ist nicht nötig danke. Garon ging weiter. Er wußte daß der Verfolger näher gekommen war, durch den Sturz hatte er Zeit verloren.

Garon humpelte, der Fuß schien zu schmerzen, aber Garon eilte die Strasse weiter herunter bis zum Eisstand. Jedes Mal wenn er dort vorbeikam beklagte er sich bei sich selber innerlich, daß er dort noch nie ein Eis gekauft hatte. Diese glücklichen Menschen mit ihrem Eis dort, er gehörte nicht dazu. Dieses Mal jedoch bemerkte er den Eiswagen noch nicht einmal, sondern er bog in die Gasse ein. Sie war dunkel, der Strassenlärm des Laneway wogte durch den Schlitz im Häuserblock und wummte. Garon lief in den Schlitz, um dem Verfolger zu entkommen. Er verschnaufte. Der stechende Schmerz machte ihm zu schaffen, er griff in die Tasche und nestelte eine dieser Pillen hervor, die ihm der Doktor verschrieben hatte, um sie rasch zu schlucken.
 
Es war nun fast 5 Monate her. Garon war Buchhalter in einer kleinen Firma gewesen, die mit Metallrohren handelte. Die Firma war pleite gegangen und Garon hatte seine Arbeit verloren. Seitdem verließ er jeden Tag das Haus ohne Ziel, mit der Absicht sich vor sich selbst zu verbergen. Abends schrieb er Bewerbungen, hatte jedoch aufgrund seines Alters bisher keinen Erfolg. Garon war 54, hielt sich selber nicht mehr für flexibel.

Einen Monat nach der Kündigung war Sarah gegangen. Sie lebte nun mit einem Angestellten der Firma Gatsby zusammen, die mit Gas handelte. Garon's Firma hatte die Rohre verkauft, durch die das Gas der Firma Gatsby geleitet wurde - sie ist von der Ummantelung zum Inhalt durchgedrungen, dachte Garon manchmal. In ihm war seit Sarah's Fortgang eine Leere entstanden, aber eigentlich war ihm klar, daß diese Leere schon viele Jahre vorher in ihm vorhanden gewesen war. Er hatte sich selber kaum wahrgenommen, hatte abgeschaltet, dicht gemacht, funktioniert und hatte neben Sarah hergelebt. Er verübelte ihr nicht, daß sie ihn verlassen hatte, mit ihm hatte es keine Zukunft mehr gegeben. Da war er sicher.

Garon holte eine zweite Pille aus der Tasche. Die Angst ließ etwas nach, der Schmerz in der Nierengegend schien sich zu entkrampfen. Der Verfolger, wie Garon es nannte, hielt etwas Abstand, seit er in der Gasse war. Die Laneway war seine Haßstrasse, jeden Morgen war er sie gegangen auf dem Weg zur Arbeit und jeden Morgen hatte er nicht wahrgenommen, daß sie existierte. Seit er ohne Ziel über sie ging, schien sie ihn zu verschlingen wie ein hungriger Wolf, zu zermahlen mit ihren Geräuschen, zu zermörsern mit dem Dröhnen und Hupen der Motoren und zu zerbrechen mit den Leuchtreklamen. Garon fühlte sich jämmerlich, ja er war Jammer, es gab nichts was das änderte. Selbst diese Mülltonne da mit ihrem runden Deckel hatte mehr Paßform und Daseinsberechtigung als Garon, so fühlte er.
 
Wie jeden Tag in den letzten Wochen ging er über die Kingsbridge, eine etwa 300 Meter lange Brücke, die über den Fluss führte. Wie jeden Tag in den letzten Wochen blieb er auf der Hälfte der Strecke auf der Brücke stehen und blickte in den Fluss. Wie jeden Tag in den letzten Wochen sah er sich die Brücke herunterspringen, um endlich seinem Leben ein Ende zu setzen. Er wollte ertrinken, er war schon ertrunken, lief als lebender Leichnam über die Brücke, blieb auf der Hälfte der Strecke stehen, blickte in den Fluss, sah sich die Brücke herunterspringen, beendete sein Leben, ging über die Kingsbridge, bis zur Mitte, sah herunter und sich die Brücke herunterspringen, um endlich seinem Leben ein Ende zu setzen.

Dieses Mal sprang Garon. Er sah sich fallen, fühlte das Wasser näher kommen, ahnte das Eintauchen und seine Kälte. Blasen aus Wasser, ein dumpfes Geräusch des Aufschlags. Eine Panik. Ein kurzer Moment des Lebenwollens, in der Ferne, dann das Ausatmen und die Gewissheit: Jetzt. Garon sank herab, die Augen offen, wartend auf das Ende. Ein Ringen. Ein Einatmen und ein Schmerz, kurz, entsetzlich kurz, die Kälte, Nebel auf einmal, der Gedanke "keine Angst", dann wieder Ringen, der Wunsch nach Bewegung, aber die Kälte. "Das" war das Letzte, was Garon dachte.

Garon's toter Körper wurde 5 Meilen flussabwärts an das Ufer des Flusses gespült und von einem jungen Liebespaar aufgefunden, das sich an den Händen haltend den Uferweg entlangschlenderte. Seinen Sprung in's Wasser hatte niemand bemerkt.
 
Alles war dunkel. Garon flog körperlos als reine Wahrnehmung durch das All. Kein Schimmer, kein Licht, pures unsichtbares Gold und eine Essenz, die es nicht sah. Kein Ende, kein Anfang, keine Richtung, kein Halten, Fallen, kein Auf, kein Ab. Garon flog auf etwas zu. Aber war es noch Garon?

Plötzlich Farben, etwas Licht, ein grüner Schimmer. Eine Wand, die vorbeirauscht. Ein Sofa, darauf Sarah, sitzend. Ein Rohr, ein Eisstand auf Rädern. Der Hauch eines Geruchs - wie Autoabgase. Geschmacklos. Dann ein Licht, gesehen und doch ungesehen. Nicht beschaut, nicht betrachtet, in der Ferne ein Tor, eine Art Durchschreitung ohne Durchschreiten, ein kurzer Eindruck eines Knalls, eine Art Wind, wie aus einer Blase. Streifen am Horizont. Glühendes wie Perlen aneinandergereiht auf einer Kette, wie Planeten in einer Reihe, wie Tropfen aus Gold. Dann dort ein Haltepunkt: ein Kubus, nein, ein Zylinder, mit einem Deckel. Alt, rostig, einer Mülltonne gleich. Etwas beginnt sich zu drehen. Angekommen. Angekommen?
 
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