Die Landschaft, durch die Sarah fuhr, fesselte ihre Aufmerksamkeit unaufhörlich. Alles war von einer merkwürdigen Präsenz. Es war, als passe jemand auf jeden einzelnen Gegenstand, auf jede einzelne Pflanze und auf alles was man sah auf. Es war, als wäre zusätzlich zu der Flora und Faune des Planeten noch etwas vorhanden, das sonst auf keinem Planeten vorhanden war. Sarah konnte noch nicht fassen, was es war.
Die Tulpen dort waren rot. Aber sie waren nicht irgendwie rot, sondern sie waren von einem vorhandenen Rot, das einem so rot erschien, als ob das Rot in einem selber drin sei, als ob man selber das Rot der Tulpe sei und nicht derjenige, der sie betrachtet. Alles war plastisch, Sarah war, als ob sie den Raum zwischen den Dingen wahrnahm und als ob sie in Beziehung zu dem Gesehenen stünde. Und zwar auf eine ganz andere Weise, als das sonst der Fall war.
Sarah hatte für das Gefühl, das sie befiel, keinen Begriff. Es wäre ihr in diesem Moment nicht möglich gewesen zu berichten, was sie erlebt. Das was sie sah, verschlug ihr für den Moment die Sprache. Eigentlich muß man sagen: "wie" sie sah verschlug ihr die Sprache.
"Diese Präsenz, die Du in der Umgebung wahrnimmst, entwickelt sich in Dir selber." Wieder einmal hatte Henry geahnt, was in Sarah vorging, ohne daß sie ihm davon berichtet hatte. Gerade wollte sie ihn fragen, woher er ihre innere Beschäftigung kenne, als er sagte: "Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich den ersten Tag auf Mercury Prime verbrachte. Alles erschien mir plastisch. Der gesamte Planet schien zu glühen, alles machte mir den Eindruck, als ob es Energie abstrahle."
"Ja, so geht es mir im Moment", entgegnete Sarah und wieder stellte sie sich die Frage: woher wußte Henry, was sie bewegte?.
"Diese Präsenz, die Du erlebst, findet nur zum Teil außerhalb von Dir statt. Der weitaus grössere Teil dieser Präsenz entsteht gerade in Dir selber, durch Deine Anwesenheit auf Mercury Prime. Es ist die Anwesenheit Gottes, die das verursacht."
"Man wird also "präsent" nur, weil man hier auf diesem Planeten ist?" Sarah hatte bereits über Präsenz gelesen.
"Ja, es ist eine Mechanik", mischte sich Mortischa ein. "Eine Mechanik des Bewußtseins. Die Anwesenheit Gottes auf Mercury Prime erhöht die Präsenz für die Ganzheit. Denn Gott ist ja der Vater von allem - wie Ihr Erdenmenschen das sagt. Die Intergalactical God Foundation sieht das natürlich etwas anders", schloß sie lachend ab, und Henry schloß sich ihrem Lachen an.
Sarah dagegen wurde es mulmig zumute, denn sie war jetzt nicht unbedingt die Gottorientierte. Hätte man ihr das nur alles vorher mal so richtig erklärt... vielleicht hätte sie sich niemals auf diese Reise eingelassen.