hey pfizer,
das mit Hochmut und Depri ... du bist also eher der ruhige, introvertierte, nach innen gekehrte Typ ... und sagst deswegen den Leuten nicht was in dir vorgeht ... oder in der Art? Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, kann ich dir was von meinen Erfahrungen schreiben. Ich glaube nämlich, dass du sehr wohl etwas von dir geben möchtest ... aber Angst davor hast.
Ich denke, dass manchmal im Leben sehr wohl Durchsetzungsvermögen gefragt ist ... insbesondere dann, wenn man "schlechte Dinge" dadurch abwenden kann. Ja, wir sollen auch mithelfen, dass sich die Dinge dieser Welt verbessern. Es kommt halt immer auf die Art an, WIE man das macht. Es ist immer wichtig, dass sich die anderen Menschen respektiert fühlen. Denke mal an Gott. Glaubst du er hat kein Durchsetzungsvermögen? Mir ist das auch irgendwie unangenehm ... und gerade deswegen schickt mich das Leben immer wieder mal in so Situationen hinein, wo ich mich behaupten muss. Lustig nicht? Alles was wir ablehnen kommt auf uns zurück. Da ist irgendwo Angst enhalten ... und deswegen verkriechen wir uns in uns selbst.
Ich kehre mich generell gerne in mich, weil dann biete ich anderen Menschen wenig Angriffsfläche. Da steckt meine Angst dahinter, sie könnten mich ablehnen oder ich wäre nicht gut genug. Je mehr ich von mir Preis gebe, desto unbequemer könnte es für mich werden. Man meint vielleicht, dass meine "Zurückhaltung" edlen Ursprungs wäre. Aber ich meine, dass sie das nicht unbedingt ist, weil sie nicht aus Stärke sondern aus Angst resultiert. Hätte ich die totale Selbstsicherheit und einen vollendeten Selbstwert
... hätte ich ein perfektes Auftreten ... hätte ich die totale Coolness ... ja, nur dann wäre meine Zurückhaltung eine echte Zurückhaltung und von edlem Charakter, weil sie dann aus Stärke und nicht aus Angst resultiert. Und wenn sie aus Stärke kommt, dann brauch ich auch nicht über andere drüberfahren und mache alles mit Niveau ... es ist genaugenommen erst die Stärke und Sicherheit, die mir Rückhalt gibt und es überhaupt ermöglicht, dass ich SANFTHEIT zeige.
Zurückhaltung ist bei introvertierten Menschen oft nicht echt. Sie wollten ja was tun, aber können aber nicht (wegen der Angst). Folglich ist dieses Verhalten nicht authentisch und wird abgelegt, sobald der Mensch in die eigene Stärke kommt. Das Leben bringt ihn/sie da auch hin, bis er/sie sich traut seine Persönlichkeit zu zeigen. Bei manchen wird übrigens offensichtlich, wenn sie Alkohol konsumieren. Zuerst waren sie die friedlichsten/ruhigsten Menschen, doch dann ist da auf einmal Aggression ... und ich meine, dass die aus der Unterdrückung der Emotionen stammt, die eigentlich da sind, aber nicht ausgedrückt werden.
Die Moral aus dieser Gschicht. Ich meine eben, dass es für einen Menschen sehr wichtig ist, in seine Selbstliebe und seinen Selbstwert zu finden. Nur dann ist es auch möglich, dass man die eigenen Ängste ablegt und sich authentisch verhalten kann. Wahrhaftigkeit (im Verhalten) ist eine ganz ganz wichtige Sache. Selbstwert ist kein Widerspruch zu Hochmut. Gott ist schließlich kein Schwächling.
Ich durchschau es auch nicht ... aber wir durchlaufen verschiedene Phasen im Leben. Vielleicht ist es so, dass wir zuerst unseren Selbstwert stabilisieren müssen ... und wir fühlen/erkennen: Ich bin es wert geliebt zu werden. Ich bin wertvoll. Das ist kein Hochmut. Aber man kann das natürlich völlig übertreiben, was z.B. darin endet, dass man sich selbst als Urheber seiner Qualitäten sieht ... und nicht Gott. All unsere Qualitäten sind sein Geschenk ... ja und man macht dann eben den Fehler auf andere herabzublicken. Und das ist dann eine Wahrnehmungsverzerrung und Hochmut. Das Ego glaubt besser zu sein.
Ich weiß nicht, ob du dich da auskennst und ob dich das anspricht, was ich da so philosophiert habe.
Um es zu konkretisieren ... Hochmut könnte z.B. sein:
1. Stolz auf Besitz/Reichtum/Wohlstand
Beispiel: Auto; man betrachtet andere Verkehrsteilnehmer mit älteren Autos als das eigene als abschätzig ... oder versaugt den mit der alten Kiste gleich mal ordentlich. Oder man stammt aus einger gewissen sozialen Schicht und Blick dann auf die Arbeiterklasse als "unterlegen" herab, die in ganz anderen Verhältnissen leben. Man sieht den vielleicht nicht mal an ... grüßt die Putzfrau nicht mal ...
2. Stolz auf die eigenen Fähigkeiten (Wissen/Intellekt)
Beispiel: Man fühlt sich anderen Menschen in gewissen Fähigkeiten überlegen und blickt auf sie herab. Man stellt sich über sie und empfindet sich als höherwertig. Letztlich manifestiert sich das auch im Verhalten gegenüber den "Unterlegenen" ... man lässt sie das auch spüren, dass man sich als 'besser' empfindet. Ich könnte z.B. sagen: "Was ist das bitte für eine Frage!" oder "Du kapierst es wohl überhaupt nicht!" oder es reicht schon allein aus, was ich denke. Ich mache in meinem Verhalten von Mensch zu Mensch Unterschiede. Gegenüber meinem Chef verhalte ich mich anders als gegenüber meinen Untergebenen. Auch das ist Hochmut ... nur die andere Richtung.
Zum zweiten Punkt passt wohl auch der Stolz auf die eigenen Leistungen. Ich identifiziere mich sehr stark mit den Ergebnissen meiner Leistungen und fühle mich in der Folge GUT wenn ich eine gute Leistung (u. Rückmeldungen) erhalten habe und ich fühle mich in der Folge SCHLECHT, wenn ich eine schlechte Leistung (u. Rückmeldungen) erhalten habe. Die Bindung an das Resultat ist eine üble Sache. Sie resultiert aus dem Irrglauben wir wären die Handelnden
Es ist eigentlich auch Hochmut, weil ich mir anmaße zu glauben ICH bin soooo wichtig und an mir entscheidet sich alles (das wohl dieser welt
) Jeder Mensch ist nur ein Charakter im Spiel des Lebens. Aus einer höheren Perspektive heraus werden wir einmal erkennen, dass es nur Gott ist der handelt. Es ist ein Paradoxon, denn vom relativen Standpunkt heraus handeln wir und sind dafür voll verantwortlich (Karma). Aber vom absoluten Standpunkt aus handelt ausschließlich das Göttliche .... und ferner trägt es dafür auch alle Konsequenzen.
War jetzt recht viel und hoffentlich nicht zu verwirrend ...
lg
Topper