Und weiter gehts.....
Das nächste Mal sah ich ihn erst 6 Wochen später. Ich ging die Treppe runter, um meinen Müll in den Container vor dem Haus zu entsorgen. Davor hockte unser Hausmeister, Herr Krampe, und wühlte in seinem Werkzeugkasten, wo allerlei Gerätschaft untergebracht war. "Ah, Frau Z", lächelte er und tippte zur Begrüßung kurz mit dem Finger an seinen Hutrand. "Na, alles klar soweit? Tropft der Hahn nicht mehr?" "Nö, alles ihn Ordnung", log ich, obwohl der Wasserhahn schon wieder zu tropfen anfing, aber ich hatte keine Lust, ihn schon wieder in meiner Wohnung zu haben. Er traschte mir eindeutig zu viel. Hatte über jeden im Haus etwas auszuplaudern. Langweilig.
"Hmm, also ich bin gerade auf dem Weg zu Herrn M. nach oben, wissen Sie, dem Karl", sagte er und grinste.
"Ach", sagte ich so beiläufig wie möglich, schüttete schnell meinen Mülleimer in den Container und machte, daß ich nach oben kam. Fast hätte ich es geschafft, denn ich war bereits im Hausflur, als er mir plötzlich nachrief: "Ach, Frau Z., ich hab da mal ne Bitte an Sie". Ich drehte mich nach ihm um, und was er in meiner Miene las, sah wohl nicht gerade hilfsbereit aus, denn er lächelte unsicher in meine Richtung und meinte gedehnt: " Nun jaa, mein Hifi ist heute nicht da - krank - jedenfalls: Könnten Sie nicht mit mir kurz zum Karl hinaufkommen? Unsicher sah er mich an und kratzte sich am Kopf, wobei ihm sein speckiger Cordhut in den Nacken rutschte. Warum tragen alle Hausmeister der Welt immer nur diese speckigen Cordhüte, dachte ich gerade, aber er sprudelte schon weiter.
"Geht auch ganz fix, wissen Sie, ist ja nicht so einfach mit ihm und der Fliegengeschichte."
Eigentlich war ich fest entschlossen, nein zu sagen. Warum sollte ich ihm auch helfen, verdammt noch mal. Es war Samstag, mein heiliger Tag. Ich hatte gerade meine Wohnung auf Vordermann gebracht und wollte nun in Ruhe meine Beine ausstrecken und das Wochenende genießen. Aber leider, leider. Die Neugier. Obwohl bei mir nicht sehr ausgeprägt, konnte ich der Versuchung, Karl und die geheimnisvollen Fliegen einmal persönlich zu inspezieren, nicht widerstehen. Also nickte ich kurz und fragte: "Und, was ist beim Karl denn so dringend zu reparieren?". "Nun", sagte er und kratzte sich am Kinn. "Bei ihm ist mal wieder die Sicherung durchgebrannt. Das vierte Mal in drei Tagen!" Er rollte empört mit den Augen. "Und alles nur, wegen son Lichterfest der Hindus oder waren es Buddhisten?", grübelte er, während er die knarrende Treppe vor mir hochstieg. "Jedenfalls, das Fest dauert schon drei Tage und er hat in dieser ganzen Zeit - Tag und Nacht - ein wahres Lichtermeer in seiner Wohnung brennen. Die ganze Wohnung ist mit Lampen und Lichterketten vollgemüllt. Überall. Soviel Licht hast Du noch nicht gesehen. Tja und irgendwann macht es dann wieder: Rummmsch. Alles im Dunkeln. Und nu darf ich das vierte Mal in drei Tagen zu ihm hochstampfen." Er schüttelte den Kopf und blieb stehen. Ich dachte, er wolle verschnaufen, denn seine Backen waren bläulich/rot angelaufen, aber dann sagte er kurzatmig: "So, da wär´n wir," schnaufte ergeben und klingelte an der Tür vom Karl.
Fortsetzung folgt!
Urajup