Schwieriges Thema. Frau Kneissl ist ohne Zweifel eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, und ich finde es sehr wichtig, ihr, wie auch anderen Experten, zuzuhören, um zu verstehen, was da passiert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Art der Präsentation so hilfreich ist.
Was terroristischen Organisationen, allen voran dem IS, am meisten in die Hände spielt ist Angst. Der IS hat es sich auf die Fahne geschrieben, den ‘Grossen Krieg’ zwischen Christen und Moslems anzuzetteln; und das passiert, je mehr wir uns fürchten und von unserer moslemischen Mitbürgern, von Asylbewerbern und Flüchtlingen abgrenzen. Je mehr wir nach rechts rutschen und je mehr wir Fremdenfeindlichkeit an Raum und Momentum gewinnen lassen, die Muslime ausgrenzen und isolieren.
Dem entgegenzuwirken hilft nur, wenn man Muslime integriert, in die Gemeinschaft aufnimmt, um diese Spaltung zu verhindern. Für die meisten gilt wohl, was auch für die meisten Christen gilt; Religion ist da, wir sind damit aufgewachsen, aber mit den Dogmen des Vatikans können wir recht wenig anfangen. Es ist schwierig, auf Muslime zuzugehen, gerade weil all diese Angriffe/ Anschläge/ Amokläufe furchtbare Angst machen. Und je mehr Täter auf den IS-Zug aufspringen, desto mehr wächst das Misstrauen.
Hier in meinem Viertel lebe ich mit 40% Moslems. Sie sind meine Nachbarn, arbeiten in den Geschäften, in denen ich einkaufe, in der Bank, im Krankenhaus, beim Hausarzt; sie sind Schulfreunde meiner Tochter, meine Freunde. Und ich fühle mich in ihrer Mitte sicher. Weil wir unser Viertel kennen, und wissen wer dort wohnt. Ein Artikel im Guardian berief sich unlängst darauf, dass gerade die Aufnahme von Flüchtlingen Deutschland schützt.
Der IS ist eine Bedrohung, vor allem für den Nahen Osten, und auch dort geschehen die grausamsten Anschläge, wie unlängst in Bagdad. Und davor fliehen die Menschen, genauso, wie vor den Bomben. Sie fliehen, weil sie einer anderen Glaubensrichtung des Islam angehören, die verfolgt wird, sie fliehen, weil sie Angst um ihr Leben haben. Und die meisten von ihnen sind traumarisiert, weil sie schreckliches durchlebt haben.
Wie geht man nun mit diesen Menschen um? Wie erkennt man, wer eine ‘Zeitbombe’ werden kann, und wie geht man damit um? Man muss man unterscheiden, zwischen Menschen, die psychisch durchdrehen, und denen, die kriminell/ radikal sind. Hat Deutschland, hat Österreich überhaupt die Kapazitäten? Darüber hätte man sich vorher Gedanken machen sollen, bevor man vollmundige Versprechen gibt.
Keine Frage, das Gebot der Menschlichkeit verlangt, dass wir diese Menschen, die uA vor unseren Bomben flüchten, eine sichere Zuflucht bieten. Und ich glaube kaum, dass IS ‘Soldaten’ über den Fluchtweg kommen, sondern mit dem Flugzeug. Und deren Anschläge sind weitaus organisierter und tödlicher. Daher vermute ich, dass es sich bei den anderen Anschlägen um sogenannte Trittbrettfahrer handelt, die ua* den IS als Projektionsfläche benutzen, um ihren Hass und ihre Todesangst zu kanalisieren. Und dazu tragen mMn auch die 'sozialen Medien', die den Tätern eine Plattform bieten, in nicht geringem Mass bei
Mir liegt fern, die Anschläge zu verharmlosen, mich macht es wütend und hilflos, wenn ich sehe, was gerade passiert. Und ich habe keine Lösung, keine Antwort. Ausweisen oder einsperren hilft nur temporär. Längerfristig müsste man die betroffenen Gebiete im Nahen Osten unterstützen, eine Infrastruktur aufzubauen, um sich von radikalen Gruppierungen abzugrenzen. Das wäre zB ein cease fire in Syrien, eine Übergangs- Regierung aus allen beteiligten Fraktionen in Syrien und Irak; Schliessung der Grenzen zur Türkei und zu Saudi Arabien, um den Nachschub zu stoppen… usw
Hier noch ein paar links:
* nebst Amokläufern, persönlichen homophoben Feindbildern, Mobbing, Psychosen, und rechtsradikalen Tendenzen.