Kapitulation

Aber alles, woran ich mich bislang festgehalten habe, geht gerade baden und ich stehe da und habe keinen Halt mehr. Ich falle aber auch nicht, ich stehe einfach nur da und kapituliere. Kennt das jemand? Kann jemand aus seinem persönlichen Erleben berichten, was geschehen ist, nachdem er aufgegeben, kapituliert, losgelassen und sich seiner Ohnmacht völlig hingegeben hat?

Katarina :)
Kommt mir bekannt vor. :) Ich hab damals zu einem Freund gesagt, weißt, es fühlt sich an, als würd ich zwischen allen Planeten draußen im Weltall im Freien hängen.

Ja und dann? Dann wirds eigentlich spannend. Dann beginnst du langsam aber sicher zu entdecken, was und wer du denn eigentlich selber bist. Es braucht lange Zeit, und es wird nie mehr, wie es war. Denn von da an weißt du, daß nie irgendwas so bleibt, wie es ist. Es wird aber wieder schön, nur auf eine ganz neue Art, und ich für meinen Teil kann nur sagen, hätte ich diese Erfahrung nicht gemacht, ich könnte die Dinge, die sind, nicht so genießen.

Kapitulieren ist übrigens das Beste, was du geschehen lassen kannst, denn jeder Versuch, noch irgendwas aufzuhalten, würde unweigerlich damit enden, daß du ein Trummmmm auf den Kopf kriegst. ;)

Na alles Gute beim Loslassen!
 
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Hallo Ihr Lieben,

das ist nett, dass Ihr mir antwortet, - jeder so auf seine Weise. Das erwärmt mein Herz und holt mich so ein bißchen aus meiner Betäubung heraus.
@hotei: meine Ungebung ist nicht schlecht und ich bin diejenige, die sich bisher selber ihrer Kraft beraubt hat.
Und ja, Reinfriede, es ist speziell, keine Entscheidungsmöglichkeiten mehr. Da hängt man nun. Für einen - uneingestandenen - Kontrollfreak wie mich eine ganz neue Erfahrung. Aber wißt Ihr, das witzige ist, an meinem äußeren Leben hat sich rein gar nichts verändert. Es ist nicht so, dass es hier die großen Zusammenbrüche gäbe wie Trennung, Unfall oder Tod. Nichts dergleichen. Alles spielt sich innerlich ab.
@Kanon: Ja, aufgeben! Kontrolle abgeben! Das ist nicht für jeden im Moment das non plus ultra, aber für mich steht es jetzt an. Kürzlich habe ich hier in einem anderen Kontext von meinen Erfahrungen erzählt wie es war als junge alleinerziehende, völlig überlastete, vor der Prüfung stehende und schwangere Mutter sich mit dem Thema Abtreibung herumzuschlagen. Nach einem zweiwöchigen Kampf mit mir selber habe ich genau das getan, was jetzt offensichtlich, diesmal aber umfassend, ansteht: ich habe einfach aufgegeben und ihm/ihr (wer auch immer das sein soll?) alles überlassen. Das war "im Kleinen" das, was ich jetzt erlebe. Damals war das Ergebnis spitze. Ich bin gespannt, was nun kommt.
@Indigomädchen: ja, eine neue Wohnung einzurichten, das wäre es dann wohl. Was aber, wenn ich meine alte immer noch habe und gar kein Anlaß besteht, diese aufzugeben? Verstehst du? In meinem äußeren Leben hat sich bis auf Kleinigkeiten meinen Beruf betreffend nichts geändert. Das, was ich erträume, habe ich ebenfalls aufgegeben. Dafür fehlen mir die Mittel. Mir bleibt im Moment nichts, als einfach nur auszuharren. Ich habe keine Mittel, nicht einmal für eine neue Wohnung. Und meine alte Wohnung ist prima. Ich wollte nur immer etwas anderes und das habe ich nun aufgegeben. Hört sich traurig an. Ist es auch. Gleichzeitig aber auch befreiend.

Katarina :)
 
Katarina schrieb:
Wenn man so viele Wege ausprobiert, als erfolgversprechend angesehen hat, hoffnungsfroh losmarschiert ist, sich verirrt hat, dann wieder gestartet ist

Hallo Katarina,
hier HELMUT.
:)


Du beschreibst hier wirklich einen ständig wiederkehrenden Teil meines Lebens. Echt erstaunlich!

Ich habe mehrmals mein Leben neu aufbauen müssen, weil ich früher heroinabhängig war und nach jeder Therapie glaubte, das Leben liege mir jetzt zu Füßen. Ich hatte jedesmal große Pläne. Und jedes Mal scheiterte ich und wurde rückfällig. Es wurde immer und immer schlimmer, weil ich das Gefühl des erneuten Scheiterns nicht ertragen konnte.

Heute lebe ich ein vollkommen anderes Leben: ein spirituelles Leben.
Ich habe das alte Leben gegen ein neues eingetauscht.

Es war wie ein deal.

Heute versuche ich mich ständig weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Heute lebe ich zu einem großen Teil das Leben, wovon ich schon als Kind in der Tiefe meines Herzens geträumt habe.
Heute ist mir klar, daß das Leben es oft nicht zuläßt, daß wir das "Eine" haben können und gleichzeitig auch das "Andere".
Wir müssen uns entscheiden.

Manchmal wollen wir die Dunkelheit, aber auch gleichzeitig das Licht.
Und das geht nun mal nicht, so sehr wir es auch wollen.
Und je mehr wir kämpfen und Wiederstand leisten gegen Veränderungen, um so mehr leiden wir.

Das hört sich so pathetisch an, aber so ist die Wirklichkeit.
Das Leben zwingt uns dann schlußendlich zur Veränderung.



Ich weiß nicht, was Du in Deinem Leben vielleicht verändern solltest,
aber vielleicht ist es gut, wenn Du Dich jeden Tag mal für eine Viertel Stunde hinsetzt, eine Kerze anzündest und Dich (oder Gott?) immer wieder fragst:

"Was soll ich tun? Was soll ich tun? Was soll ich tun?",

und dann, in absoluter Stille, in Dein Herz hineinhörst, ob es in irgendeiner Form eine Antwort gibt.

Man sollte dabei nicht zu schnell aufgeben, sondern es mal ruhig jeden Tag eine Woche lang, oder so, auf diese Art versuchen.



Ich kenne das nur zu gut: diese hilflose Kapitulation.

Man soll ruhig kapitulieren, aber nur Tatsachen gegenüber, die nicht zu ändern sind.
Man darf niemals kapitulieren vor den Sorgen und Ängsten, vor der Hoffnungslosigkeit, vor dem Zweifel, vor dem eigenen Neid und der Eifersucht, vor seiner eigenen Unsicherheit, vor seinem eigenen Stolz, und was sonst noch.

Diese Kräfte wollen, daß wir vor ihnen kapitulieren.



Noch ein letzter Vorschlag:

Wenn Du jeden Morgen und jeden Abend für 5 Minuten Dich hinsetzt und langsam wiederholst:


"Dankbarkeit! Dankbarkeit! Dankbarkeit!



Dann wird sich Dein Leben positiv ändern, auch wenn es vielleicht sich in eine Richtung verändert, die Du jetzt nicht einschlagen würdest.

Bis dann,
HELMUT.
:)
 
Gute Frage :) !
Vor der Aussichtlosigkeit jeglicher Bemühungen um "ein besseres Leben" vielleicht?!

Der Gehängte trifft es gut und auch die dunkle Nacht der Seele ist wunderbar. Ich fühle mich aber gar nicht mal so schlecht, eher ein bißchen betäubt und gedämpft. Müßte ich mich hier auf der dunklen Seite in der totalen Stagnation nicht furchtbar fühlen?
:lachen: Nein, müsstest du nicht. :D

Und wieso willst du ein "besseres Leben"? Wo das Leben doch immer genau so ist, wie es sein soll? :D
Auch wenn es beschissen ist, es steckt immer was positives dahinter, sagt zumindest meine Erfahrung.
Versuch's doch mal anders. Wünsche dir nicht ein besseres Leben, sondern mache aus dem Leben, das du hast, einfach das Beste. :D
 
Kann jemand aus seinem persönlichen Erleben berichten, was geschehen ist, nachdem er aufgegeben, kapituliert, losgelassen und sich seiner Ohnmacht völlig hingegeben hat?

Aus dem persönlichem Erleben kann ich nicht berichten,aber ich kann dir sagen welche Karte nach dem Gehängten kommt.
Schau mal Katarina,ich hab dir da die nächste Karte mitgebracht,aber keine Angst,du musst sie nicht "wörtlich" nehmen,sondern symbolisch. ;)

Grüsse vom Narren
 

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Hallo Helmut,

Heute lebe ich ein vollkommen anderes Leben: ein spirituelles Leben.
Ich habe das alte Leben gegen ein neues eingetauscht.
Es war wie ein deal.
Heute versuche ich mich ständig weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Heute lebe ich zu einem großen Teil das Leben, wovon ich schon als Kind in der Tiefe meines Herzens geträumt habe.

Wie hast Du das angestellt? Ich habe nun meinen Kindheitstraum aufgegeben. Es wäre sowieso nie was draus geworden. Ich habe mir da immer etwas vorgemacht.

@Narr: Der Tod schreckt mich nicht, aber dann geht`s weiter mit der Mäßigkeit und danach dem Teufel. Nerv! Ich will nur noch Ruhe.

Katarina :)
 
@Narr: Der Tod schreckt mich nicht, aber dann geht`s weiter mit der Mäßigkeit und danach dem Teufel. Nerv! Ich will nur noch Ruhe.

Naja Katarina,der Tod ist ja auch nicht irgendeine Karte.
Sie steht vor der 2. siebte Karte. (Mässigkeit)
Die 1. siebte Karte ist der Wagen.Mit dem Wagen endet ein Abschnitt und ein neuer Abschnitt beginnt.
Wagen=Aufbruch.

Mit dem Tod endet ja noch viel eindeutiger ein alter Abschnitt,und es folgt kein Aufbruch wie beim Wagen,sondern es beginnt etwas völlig neues.
Deshalb heisst der Tod ja auch Tod.

Die folgenden Karten die du anführst Mässigkeit und Teufel gehören schon zu dem "Neuen" und du kannst sie jetzt ,wo du noch im Alten bist sie nicht werten.

Grüsse vom Narren
 
Hallo Helmut,

@Narr: Der Tod schreckt mich nicht, aber dann geht`s weiter mit der Mäßigkeit und danach dem Teufel. Nerv! Ich will nur noch Ruhe.
Was issn das für eine Kapitulation?!
:)


Ich habe gedacht das wäre sowas (also für mich noch theoretisch) wo man sagt und empfindet: Hingabe. Die Hingabe der Hingabe. Die Aufgabe. Die Aufgabe der Aufgabe. Der Widerruf des Widerrufs.
Für das was Gnade ist.
Und in dieser absoluten Erfahrung des Friedens, die keine Idee ist sondern deine Natur, in dieser Nicht-Kenntnis lässt es alles Kennbare fallen. In diesem absoluten Fallenlassen eines Zweiten und auch des Ersten - erfährst du die Süße. Und nur für dieses was man Freude nennt - was keine Freude kennt, was Freude ist - wo niemand da ist der noch Freude braucht um sie zu sein...
Dieses vollkommene Moksha, wo es gar keinen Freien mehr gibt, oder einen der etwas hat. Wo es keinen Besitzer von irgendwas mehr gibt...
 
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Hihi! Das ist eine Kapitulation à la Katarina, vergleichbar mit der Zähmung der Widerspenstigen.
Von dem von Dir beschriebenen Zustand bin ich noch Lichtjahre entfernt.

Neinnein glaub ich nicht. (Sonst müsste ich es von mir ja auch glauben.)

Es gibt ja keine Kapitulation. Denn, ich meine, du hast doch schon alles probiert. Du hast doch wirklich alles getan dorthin zu gelangen.
Und es ist dir schlichtweg nur deshalb nicht gelungen, weil es nicht mal Buddha gelungen ist, oder Jesus (oder wen immer du gedanklich bevorzugst).

Das Ding ist, du bist schon das was Kapitulation ist. Da gibt es schon keine Entfernung mehr zu überwinden.


(Aber) Du (ich) gehst jeden Tag wieder hin und versucht diesen Zustand von nicht-Kapitulation (Kurz nach dem Aufwachen: Scheiße, schon wieder nicht kapituliert!) zu brechen. Nur ist da nichts das zu brechen wäre. Ein so ein etwas ist nicht findbar. (Denn sonst hättest du ihn ja längst gefunden und gebrochen. Du bist ja seit langem voll dran. Und an Fähigkeiten mangelt es dir nicht. Auch nicht an Kraft.)

Also muss der Haken wo anders liegen.

Er liegt dort, wo auch Buddha gescheitert ist. (Also in diese Niederlage kannst du dich vielleicht einfügen :)
 
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