Viele Menschen denken immer noch in Kategorien wie Nationen, Religionen oder 'zivilisatorischem Fortschritt' und verhindern damit das einfache 'Sein' ohne Zeit und ohne Grenzen zwischen den verschiedenen aber doch gleichen Menschen. Besonders akademisch verbildete Menschen neigen dazu, ihr elitäres Wissen zu verwenden um neue Grenzen im Ego zu errichten, die ihnen vermeintliche soziale Exklusivrechte in toto gegenüber Nichtverbildeten einräumen soll. Diesem Bildungsfaschismus huldigen viele Menschen, die sich in den Universitäten erfolgreich das Gehirn haben waschen lassen; sei es in der Disziplin der Theologie, der Biologie, der Soziologie, der Physik, der Volkswirtschaft oder der Philosophie.
In der Theologie, der Wissenschaft von Gott, beschäftigt sich man mit Kommentaren zu Textinterpretationen, die aus Sprachen übersetzt wurden, deren originären Sinn keiner mehr kennt. Trotzdem beanspruchen Theologen daraus ein Exklusivrecht.
Eine Soziologin von einem Max Planck Institut hatte gesagt, dass der Euro 2-3 Monate nach der Einführung in den Köpfen der Deutschen als Wert verstanden sein wird, aber jetzt sagt sie, dass sie es (sozialwissenschaftlich) nicht versteht, dass uber 80% der Deutschen den Eurowert immer noch in DEM umrechnen, weil dieser DEM-Wert ihnen als Wert mehr sagt, als der Euro.
Physiker beanspruchen eine Ethik, die sie nicht herleiten können und Philosophen verteidigen das, was andere als synthetische geistige persönliche Konstrukte 'generiert' haben, originäre Sichten kommen nicht mehr vor.
Das, was in philospohischen Texten geschrieben ist, ist nicht primär philosophisches, sondern eitler intellektueller Sekundär-Tratsch, der des Lesens nicht wert ist. Wert kann IMHO nur etws Orignäres haben, daß ohne sekundäre Referenzen auskommt.
Wirklichkeit ist immer jetzt, und alles (alte + neue) Geschriebene ist, wenn es nicht durch das Selbst durchlebt ist, totes abgestandenes Wissen ohne Bedeutung. Weder kann eine toter Popper die jetzigen Konflikte, wie sie die Menschen z.B. im nahen Osten haben lösen, noch ein Vorsokratker wie Xenophanes.
Ich denke, das bedeutet, daß es unbedingt einer eigenen Kenntnis oder Erkenntnis über die Wirklichkeit bedarf, dessen Klarheit durch die Referenz dessen, was andere (Philosophen) erkannt haben, verbessert, aber nicht ersetzt werden kann. Reines Wissen über das, was Andere gesagt haben, auch wenn es der Menge nach groß ist, ist nicht mehr als eine CD-ROM, wenn es nicht verstanden, nicht selbst erkannt, und nicht selbst erlebt ist.
Ein weiteres Problem ist die unbewußte oder bewusste Vermengung von Personenkult und den eigentlichen Gedanken über die Wirklichkeit. Personen haben nie eine Bedeutung, _weil_ sie etwas gesagt haben; es ist immer nur von Relevanz, ob *das*, was sie gesagt haben (vom Selbst) erkennbar richtig ist, oder erkennbar falsch.
Ich denke auch nicht, daß es generell eine Entwicklung im Denken gegeben hat, welche eine Beziehung zur Zeit hat. Vielmehr denke ich, daß immer nur der Grad der eigenen individuellen Bewusstheit über das Wirkliche das entscheidet.
Die Sumerer z.B., hatten das, was sie erkannt hatten, in Sprichwörtern ausgedrückt:
'Der, der viel Silber hat, mag glücklich sein; der, der viel Korn hat, mag froh sein; aber der der nichts hat, kann schlafen'.
Dieses u.a.v.m., das die Sumerer in ihrer Kultur zwischen 4500 B.C.E. und 2300 B.C.E. erkannt hatten, mag das vielleicht zeigen, denn der Inhalt hier ist zu allen Zeiten Gegenstand der Philosophie gewesen.
Zu den Zeiten, als die Vorsokratiker ihre Gedanken statierten schrieb z.B. Lao=Tsu in 9 X 9 Sinnsprüchen im 'Ta Teh Ching' das auf, was er erkannte über die Wirklichkeit und die Unwirklichkeit und er sagte einmal zu Kung=Tse (Konfuzius), der von ihm etwas über die Staatskunst lernen wollte:
"Die Philosophen, von denen Du sprichst, sind längst verwest, wenn auch ihre Lehren als Ausdruck ihrer Zeit uns geblieben sind. Was zu wissen ist, ist zeitlos. Wenn die Verantwortlichen ihrer Zeit gerecht werden, sind sie Führer und Segen für ihr Volk; wenn nicht, bleiben sie Getriebene, die Fortschritt und Vollendung der Menschen aufhalten. Vergeblich jeder Versuch, Menschen und Völker durch äußere Reformen zu ändern. Zähme darum Deine Eitelkeit, laß fahren Dein fahrlässig Wissen! Laß ab vom Trug der schönen Programme, die dem Volk nicht helfen! Das Volk erneuert sich aus sich selbst, wenn es frei sich selbst regiert. Der Mensch veredelt sich selbst durch sein Selbst:durch das ihm innewohnende Streben nach Selbstverwirklichung. Alles übrige ist eitel und unnütz. Dein Weg ist der Weg der Menschen; mein Weg ist der des Himmels. Ihn gehen heißt zum Frieden finden und zur Vollendung. Dein Weg entspringt der Zeitlichkeit und endet in ihr. Mein Weg führt vom Zeitlosen zum Ewigen: zur Erfüllung des Sinns des Lebens. Dein Weg ist der Weg der Geschäftigkeit. Mein Weg ist der Weg des Nicht=Tuns, bei dem nichts ungetan bleibt: der Weg der Stille und Ruhe, aus dem das rechte Bewegtsein entspringt."
Und Kabir sagte: 'Womit kann man die Welt vergleichen?
Mit einer Schafsherde. Eines fällt in den Graben, der Rest hinterher.'
Die Schafsherde Philosophie folgt heute Popper, Occam, oder wie sie alle heißen, und niemand von ihnen hat je bewiesen, daß das Folgen in ihre Schein-Welt der Gedanken, das Lösen von Konflikten der Menschen, in der Wirklichkeit des Jetzt, leistet, welche immer aus dem Denken und der Scheinwelt des Denkens kommen. Im Gegenteil. Es hat die entzweiten Menschen erkennbar nur noch weiter entzweit, da Philosophie mehr denn je als Waffe oder Potenz-Prothese gegen vermeintlich 'einfache' Menschen und/oder Frauen, aber auch gegen vermeintliche Konkurrenten aus der eigenen Disziplin gerichtet, Verwendung findet.
Elementares Denken und Erkennen, wie es jeder Mensch leisten kann, und das von jedem Menschen verstanden werden kann, wie z.B. die Philosophie des Volkes der Sumerer z.B.:
'Ein Reisender aus fernen Landen ist ein notorischer Lügner.
Erzähle eine Lüge; dann, wenn Du die Wahrheit sagst, wird das für eine Lüge gehalten.'
oder
'Ein liebendes Herz baut ein Zuhause; ein hassendes Herz zerstört ein Zuhause'.
Ich denke auch, daß Philosophie nicht ohne Ethik auskommt, wenn sie nicht eine reine Onaniererei im Verstand bleiben soll. Das bedeutet, daß die Gedanken und Erkenntnise, welche die Menschen als einen 'Weg', den man qualtitativ geht und der die Ordnung des Unbestimmbaren zu Respektieren erkennt und anerkennt, unverzichtbarer Bestandteil der Philosophie ist.
Dieses Denken hat sich zwar in den verschiedenen angewandten Religionen in toten Riten verloren, aber in den Gedanken ihrer Ursprünge ist dieses noch enthalten.
Alles dies mag zeigen, daß es wohl nicht so sehr darauf ankommt, eine geschichtliche Kontinuität in der Philosophie zu finden, sondern daß es viel mehr darauf ankommt, jedem einzelnen Gedanken, unabhängig von der Person, der Zeit und der Kultur, qualitativ zu begegnen.
IMHO bedeutet das, daß Primärquellen des Denkens immer eine bessere Wahl sind, als die Schule der 'Karteikastenphilosophie', welche nur die Label toter und lebender Philosophen verwaltet und prozessiert, nicht aber das Originäre selbst als Referenz zum eigenen Erkennen in Bezug nimmt.
Ich denke die Gedanken des Lao=Tsu, welche er im 'Tao Teh Ching' als kurze Sinnsprüche in Chinesischen Symbolen (Schriftzeichen) niedergeschrieben hat, ist ein Beispiel für eine solche Primärquelle, die kein weiteres oder anderes philosophisches Wissen voraussetzt. Und es ist ein Beispiel, das zeigt, daß Erkenntnis sich nicht notwendig evolutionär oder historisch monoton entwickelt, sondern daß der Grad der Erkenntnis immer nur von der individuellen Fähigkeit zum Erkennen bestimmt wird.
Betrachtet man aber die universitäre Wirklichkeit, in der 'Scheine', Trends, die Forderungen der Konsumgesellschaft und persönliche Vorlieben von Professoren das Universale korrumpieren, dann ist die ethische Hochstapelei die an den Akademien betrieben wird, nicht mehr zu übersehen.
Aber mit der Wirklichkeit haben die geistigen Disziplinen schon immer ihre Schwierigkeiten gehabt.
Fehlt diese universitäre Sicht oder ist reduziert auf eine isolierte Disziplin, dann kann man verstehen, dass das nur Stückwerk sein kann, was diese isolierten Disziplinen leisten.
Wirtschaft kennt keine Ethik. Theologie kennt keine Logik. Mathematik kennt keine Symbolik, Psychologie kennt keine Freiheit der Seele und Philosphie kennt keine elementare Ordnung. Konsumenten kennen keinen Tod.
Namo