Kann eine Aufstellung helfen?

stimmt, wer sich ohne selbsttäuschung betrachten kann, (er)lebt das gratis. schon münchhausen konnte sich am eignen schopf aus dem sumpf ziehen.

alles liebe,
jake
 
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...und man setzt sich nicht noch der zusätzlichen Gefahr der Täuschung durch die Selbsttäuschung der anderen aus :)
Wer kann schon, falls er zu Selbsttäuschung neigt, entscheiden, ob ein Baron Hellinger etwas anderes ist als ein Baron Münchhausen? ;)
 
... mit dem Unterschied, dass die einfache "Hinschau"-Methode eben ein sozusagen "eingebauter" Selbstheilungsmechanismus ist, frei von ideologischen Fremdkonzepten und nie kostenpflichtig :)
Das mit dem "Selbstheilungsmechanismus" ist leider sehr oft falsch.

Die kindliche Psyche hat eine fantastische Fähigkeit, sich auch an unterschiedlichste Situationen anzupassen und sich ein Selbst- und Fremdbild zurechtzubasteln, mit dem es überleben kann. Dieses Weltbild verfestigt sich mit der Zeit und das Bestreben geht in die Richtung, alles in das eigene Weltbild einzuordnen - und immer wieder die gewohnten Konstellationen herzustellen.

Hinzu kommt, dass sich Beziehungsfähigkeit nicht "von selbst" entwickelt - sondern im familiären Kontext gelernt wird. Was man als Kind nicht gelernt hat, da steht man als Erwachsener immer wieder an und kommt nicht weiter.

Kontaktfähigkeit lernt man nur im Kontakt - nicht durch Bücherlesen. Den eigenen blinden Fleck kann man eben nicht sehen.

Heilung ist Veränderung - und die Psyche bemüht sich in der Regel ab einem gewissen Alter darum, dass alles im vertrauten Rahmen bleibt. Das ist in therapeutischen Berufen nach der anfänglichen Euphorie die bitterste Erfahrung, wie viele Menschen mit einer unfassbaren Beharrlichkeit selbstschädigende Verhaltensweisen beibehalten.

Das mit dem "Selbstheilungsmechanismus" kann man durchaus als "ideologisches Konzept" sehen, an dem festgehalten wird, auch wenn es der Alltagserfahrung permanent widerspricht.

Die Weigerung kompetente Hilfe anzunehmen ist nicht kostenpflichtig ??? Du meine Güte ... Sie kann die Existenz kosten - die Gesundheit und sogar das Leben ! Wieviele Menschen stehen zB. nach einer verfehlten Partnerwahl und eskalierende Beziehungsgestaltung nach der Trennung / Scheidung vor dem Nichts. Wieviele Familien werden durch Alkoholismus, Spielsucht etc. ruiniert ? In Deiner Nähe gibt es keine Gewalt in Familien, keinen Kindesmissbrauch, keine Selbstmorde ??? Wie ist die ansteigende Zahl von Depressionen und Angstzuständen vereinbar mit der völlig lebensfremden Ideologie des "Selbstheilungsmechanismus" ?

Es ist verrückt : die menschliche Psyche ist unendlich komplexer als ein Auto. Und trotzdem würde kaum wer Fehlfunktionen in seinem Auto ohne fundierte Sachkenntnis selbst diagnostizieren und reparieren. Bei gravierenden menschlichen Problemen hingegen schwingt sich bald mal wer ohne die geringste Ausbildung / Fachkenntnis zum Fachmann auf und klopft große Sprüche.

Reinhard
 
... und man setzt sich nicht noch der zusätzlichen Gefahr der Täuschung durch die Selbsttäuschung der anderen aus. Wer kann schon, falls er zu Selbsttäuschung neigt, entscheiden, ob ein Baron Hellinger etwas anderes ist als ein Baron Münchhausen ?
Gerade die Aufstellungsarbeit hat sich über eine "Abstimmung mit den Füßen" derer durchgesetzt, die sie als hilfreich erlebt haben (wie seinerzeit die Homöopathie) - sehr zum Missvergnügen etablierter psychotherapeutischer Methoden. (Was natürlich nicht heißt, dass alles, was als "Familienaufstellung" angeboten wird, tatsächlich hilfreich und kompetent ist).

Gerade in der Aufstellungsarbeit ist die Gefahr der Fehleinschätzung durch den Therapeuten gegenüber herkömmlichen psychotherapeutischen Verfahren wesentlich reduziert - und zwar durch die Rückmeldung der StellvertreterInnen. Durch sie erkennt man in der Regel, ob man als Therapeut sinnvoll vorgeht oder auf dem Holzweg ist.

Reinhard
 
Einleitend: ein Vergnügen, Deinen Beitrag zu lesen, keine Frage!

Bei gravierenden menschlichen Problemen hingegen schwingt sich bald mal wer ohne die geringste Ausbildung / Fachkenntnis zum Fachmann auf und klopft große Sprüche.

...ich hoffe, das bezog sich nicht auf meine Äußerungen?

Ansonsten aber: um in Deinem Bild zu bleiben, es gilt ja auch bei Krisen zu entscheiden, ob es sich um einen Motorschaden handelt oder vielleicht eine einfache Fahrt zur Tankstelle (oder ein Gang mit Kanister) womöglich ausreichen. Ich beobachte den Hang, eine Fachwerkstatt aufzusuchen häufig auch als schlichte Weigerung, sich die Bedienungsanleitung mal anzuschauen...
 
nur um etwas klarzustellen: ich bin überhaupt nicht gegen Familienaufstellungen eingestellt. Schwer ist es wahrscheinlich, jemanden zu finden, der das wirklich gut macht. Daß die Prägungen, die wir vom Elternhaus mitbekommen , unser Leben lang in uns wirken, das ist ja (meistens leider) so.
Allerdings denke ich schon, daß man mit Ehrlichkeit sich selbst gegenüber (und wenn man einfach so weit ist), auch mit einem Buch arbeiten kann. Besser, als gar nichts zu tun und den Kopf in den Sand zu stecken. Schon allein deshalb, um nicht immerzu auf dieselben Blockaden zu treffen, die Endlosschleife eben.
Es kann sich jeder glücklich schätzen, der jemanden findet, der ihm helfen kann - ein Lehrer, ein guter "Familienaufsteller", ein Buch, einen Freund, ein Gespräch. Für viele ist da eben niemand.

liebe Grüsse
 
um in Deinem Bild zu bleiben, es gilt ja auch bei Krisen zu entscheiden, ob es sich um einen Motorschaden handelt oder vielleicht eine einfache Fahrt zur Tankstelle (oder ein Gang mit Kanister) womöglich ausreichen. Ich beobachte den Hang, eine Fachwerkstatt aufzusuchen häufig auch als schlichte Weigerung, sich die Bedienungsanleitung mal anzuschauen ...
Jeder schreibt halt von seinem Erfahrungshintergrund aus. Ich denke, dass sich Deine und meine Erfahrungen nicht widersprechen, sondern ergänzen. Es gibt ganz sicher auf der einen Seite die Leute, die viel zu oft andere fragen und die Verantwortung auf Berater abschieben. Ich erlebe häufig, dass Menschen erst dann therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, wenn schon viel kaputt ist und massive Schäden eingetreten sind. Wo eine frühzeitige Intervention großen Schaden hätte vermeiden können. (Um das Autobild fortzuspinnen : wo eine rechtzeitige Überprüfung und Erneuerung der Bremsbeläge oder der Bremsflüssigkeit ein Bremsversagen mit anschließendem Totalschaden verhindert hätte).

Vielleicht ist es sogar so, dass die Bereitschaft zur Inanspruchnahme therapeutischer Hilfe umgekehrt proportional zur Notwendigkeit ist : umso notwendiger sie wäre, umso eher wird sie abgelehnt oder hinausgeschoben.

Übrigens war gerade Hr. Hellinger (als er noch Einzeltherapien durchführte) dafür bekannt, dass er Therapiezeiten auf das notwendige Mindestmaß beschränkte. Eine Bekannte von mir hat er gleich in der ersten (und letzten) Stunde mit dem Hinweis heimgeschickt, sie solle mit Psychotherapien aufhören und statt dessen endlich zu leben beginnen.

LG, Reinhard
 
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