Kameltreiber Ali beim Psychiater IV

A

AphroditeTerra

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Es ist doch erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Schon wieder waren mehrere Monate vergangen, nein! Verflogen, wie im Fluge waren sie. Grübelnd schritt ich vor mich hin, auf dem Weg zum Psychiater.

So ein Besuch beim Shrenk, ist immer ein Ereignis. Liegt es an Akhbar? Ich schüttelte den Kopf. Nein, es liegt an dieser merkwürdigen Stimmung, die mich dann überkommt, womöglich macht mir die Wirtschaftskrise auch ein ganz klein wenig zu schaffen? Nachdenklich stieg ich hinter Akhbar die Stufen in den zweiten Stock hinauf.
„Akhbar!“, rief ich aus. „Nicht so schnell! Die Zeit vergeht schon schnell genug, und du rast hier das Treppenhaus hinauf, was soll das?“ Akhbar benahm sich merkwürdig ohne seine Miriam, aber ich hatte mir geschworen, nach dem vorigen Fiasko beim Dr. Shrenk, Miriam nicht nochmals mitzunehmen. Das überstieg meine Toleranzgrenze, ein sexlüsternes Kamel welches im Nebenzimmer eine Kameldame begattet und herumpoltert, während Dr. Shrenk mit mir über die verschiedensten Komplexe und Syndrome parliert…

Noch ganz auβer Atem drückte ich entschlossen auf die Klingel der Praxis.

„Oh! Sehr erfreut, Gnädigste!“, begrüβte mich der Doktor. „kommen sie, kommen sie meine liebe Frau Lieschen Müller.“ Dr. Shrenk nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und blickte mich erwartungsvoll an, während ich es mir auf seiner Couch bequem machte.
„Hm…“, sagte ich erst einmal. Diesmal war ich fest entschlossen, mein Vorhaben mit Dr. Shrenk, durchzuziehen.
„Ihr Akhbar schaut prächtig aus. Ein stattliches Kamel“, begann Dr. Shrenk gut gelaunt unser Gespräch. Heftiges Gehupe unten auf der Straβe und darauf ein lauter Knall, unterbrachen unser Gespräch. Man vernahm von Drauβen wütende Schreie, die Diskussion zweier Männer, die erhitzt darüber zu streiten begannen, wer Recht hatte und wer an dem Autozusammenstoβ Schuld war. Das konnte lange dauern, erst die Polizei, würde dem ein Ende bereiten.

„Was meinten sie, Frau Lieschen Müller?“
„Ich mache mir einfach groβe Sorgen um sie“, platzte es aus mir heraus. „Die letzte Nacht habe ich kaum ein Auge zugedrückt, wegen ihnen, Herr Dr. Shrenk.“
„Wegen mir?“ Er sah mich verblüfft an.
„Genau so ist es. Wegen ihnen, darum wollte ich sie unbedingt noch vor dem neuen Jahr aufsuchen, denn ein Psychiater, der meine Kamele sieht, muss dringend in Behandlung!“
„Heute ist ja nur Akhbar mitgekommen. Ich sehe nur ein Kamel, und ich gestehe, letztes Mal sah ich ihre Kamele nicht, aber ich hörte seltsame Geräusche aus dem oberen Stock, sie erinnern sich gewiss oder etwa nicht?“
„Hm…“
„Ja, ja, typische Verdrängungsmechanismen!“ Dr. Shrenk prüfte aufmerksam seine letzten Eintragungen. „Sie träumten von einer Nonne, und das zur Walpurgisnacht…“
„Herr Doktor, sie irren sich gewaltig. Es gab keine Geräusche aus dem, oberen Stockwerk.“
„Nun, mein wertes Frau Lieschen Müller, es ist müβig darüber zu streiten, entspannen sie sich. Sie sind heute sehr merkwürdig.“ Worauf er sich einige Notizen machte.
„Verstehen sie denn nicht, Dr. Shrenk? Es gab keine Geräusche im oberen Stockwerk, und es gibt auch keine Kamele. Ich bin Schriftstellerin und habe eben Phantasie, im Gegensatz zu ihnen.“
„Es gab nie Kamele?“ Er schrieb fein säuberlich in sein Heft und murmelte etwas von einem massiven Verdrängungskomplex vor sich hin.
„Oh nein, Dr. Shrenk! Sie projizieren ihre eigenen Komplexe auf mich. Hören sie mir doch auf mit ihren Komplexen. Ich kanns schon nicht mehr hören, sämtliche Hauptstädte aus Skandinavien. Kurz entschlossen nahm ich ein Heft aus meiner Tasche und begann Notizen zu machen. „Herr Dr. Shrenk, wie steht es denn mit ihrer Verdauung?“ erkundigte ich mich. „Es ist für mich wichtig zu erfahren, ob es sich bei ihnen um neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, oder womöglich um Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen und Faktoren handelt!“ Ich war gespannt, was mir der Doktor nun antworten würde und wartete. Einige Sekunden lang geschah nichts. Dann aber verfärbte sich das Gesicht des Dr. Shrenk, erst rot und erblasste dann zusehends.

„Herr Doktor, es könnte auch an der Niere liegen, wenn diese nicht richtig entgiftet. Sie sollten die Farbe ihres Urins unbedingt einer strengen Beobachtung unterziehen…“
„Frau Lieschen Müller! So schweigen sie augenblicklich.“
„Ist es ihnen peinlich über ihren Stuhlgang und ihren Urin zu sprechen, Dr. Shrenk? Na, na, na, verdrängen wir da nicht etwas sehr bewusst und sehr massiv?“ Ich notierte chronische Verstopfung in mein Heft und frühkindliches, schamhaftes Verhalten, blickte dann zufrieden auf. „Bei Verstopfung kommt es ja auch zu Vergiftungserscheinungen, die wiederum Visionen auslösen können. Sie sollten sich einem guten Laxans anvertrauen, damit der Spuck ein Ende hat und sie nicht noch unter Intelligenzminderung zu leiden hätten. Abgesehen führen affektive Störungen auch zu Verstopfung. Sind sie im Klaren, wie verantwortungslos sie gegenüber ihrem eigenen Körper handeln?“

Akhbar, hatte inzwischen das Fenster geöffnet und bähte laut vernehmlich zur Strasse raus, irgendwas an der Diskussion der beiden Männer schien ihn derartig wütend gemacht zu haben, dass er zu solch einer seltenen Maβnahme griff, denn er wusste, welche Strafe ihn von mir darauf erwartete. Mehr als einmal kam es durch Akhbar, bei mir zu Hause zu Störungen mit den Nachbarn. Akhbar ist da nicht zimperlich und bäht laut und mit kraftvoller Stimme, von unserem Balkon herunter, was dann den Hahn oben auf dem Berg, aufmuntert, geradezu hysterisch zu krähen, seine Hennen unterstützen das gackernd, was wiederum alle Hunde in der Umgebung auf den Plan ruft, zu jaulen und zu bellen, auch die Katzen stimmen sofort in das frenetische Konzert mit ein und dazu die kreischenden Stimmen der Nachbarn, die vergeblich versuchen, ihre Hunde zu besänftigen.


Zu spät! Unten auf der Strasse begann sofort ein furchtbares Gejaule und Gebell, untermalt von den inzwischen noch lauter werdenden Stimmen der beiden erbosten Männer, die versuchten, sich weiterhin Gehör zu verschaffen.

Der Doktor sprang auf und wollte das Fenster schlieβen. Akhbar versetzte dem Shrenk einen Fuβtritt, der sich gewaschen hatte und bähte erneut aus dem Fenster. Akhbar ist da ähnlich wie ich und duldet keine Ungerechtigkeiten, und da er nun einmal unweigerlich Partei von dem einen Mann, Besitzer des grünen Toyota, ergriffen hatte, verteidigte er diesen. Vielleicht lag es auch an dem grünen Auto? Durch die Wüste, liebt Akhbar die Farbe Grün, aber das tut nun nichts mehr zur Sache.
Dr. Shrenk rieb sich das Schienbein und wagte einen erneuten Versuch mit dem Fenster, worauf Akhbar ihn sogleich in den rechten Oberarm biss und ihn bespuckte. Dann aber bähte Akhbar erneut aus dem Fenster, um sich Gehör in solch einer für ihn vermeintlichen dringlichen Sache zu verschaffen.
Unten von der Strasse erklang abgesehen von dem Gebelle mehrere Hunde, die sich vor dem Fenster des Dr. Shrenk versammelt hatten und wütend zu Akhbar hoch bellten, die inzwischen heiseren Stimmen der beiden Männer, nun endlich die Sirene eines sich nähernden Polizeiautos.

„Akhbar!“ zischte ich. „Du kommst sofort her und Platz!“ Mir wurde Angst und Bange, denn Polizeisirenen machen Akhbar nervös und dann passieren Dinge, die aus der Kontrolle geraten könnten. Ich stand auf und zerrte Akhbar zu meinem Sessel. „Platz“ beruhigte ich ihn und kraulte seinen Kopf.
Dr. Shrenk schloss das Fenster und hinkte zu seinem Schreibtisch zurück. Währenddessen ich ein Leckerli in Akhbars Maul steckte. „Du hast ja so Recht, lieber Akhbar“, murmelte ich beruhigend. „Der Fahrer vom grünen Toyota ist ganz klar im Recht. Grün hat immer Vorfahrt!“

Dr. Shrenk rieb sich seinen Oberarm, seine Gesichtsfarbe hatte sich nun endgültig für die blasse Farbe entschieden und meinte nun: „Wann starten sie erneut in die Lybische Wüste, Frau Lieschen Müller?“
„Hm… ich dachte an Februar. Meine Kamele können es kaum erwarten, immer in unserem kleinen Wohnzimmer und der Ausflug mit dem Raumschiff nach Alpha-Lemuria ist auch schon wieder eine Weile her. Sie wissen doch, der camouflierte Planet wo nur Licht und Liebe herrschten? Ich habe dem zusammen mit Fritz Perfect ein Ende gesetzt. Wir haben dem Planeten den Rasmunditi, Commander der Syracusa geschickt, damit der das dort mal mit krimineller Energie aufmischt. Wissen sie, Doktor, wir brauchen die Dualität, sonst gibt es keine Entwicklung!“ Ich sah ihn argwöhnisch an. „Aber warum fragen sie eigentlich?“
„Ich möchte sie dorthin begleiten, wenn sie nichts dagegen haben.“
„Vorher sollten sie aber unbedingt für eine gute Verdauung sorgen. In der Wüste können sie sich so eine schlimme Verstopfung einfach nicht erlauben, sonst sehen sie lauter Fata Morganas.“ Ich wiegte den Kopf bedenklich. „Aber auch Durchfall ist nicht ratsam in der Wüste. Erst sollten sie ihren Darm sanieren. Warum nur, Dr. Shrenk, möchten sie mich in die Wüste begleiten?“

„Wegen der verschiedenen Komplexe, die ja dort ihren Ursprung nahmen…“
„Nein! Das geschah nicht dort, das war wegen dem Internet und eines Esoterikforums.“
„Somit können wir definitiv vom Esoterikforumskomplex ausgehen?“
„Mit allergröβter Wahrscheinlichkeit, aber ich bin dort gerne. Wollen sie nicht auch mal in das Forum? Wir haben ein Unterforum extra für psychische Störungen. Warum wollen sie sich nicht mal dort umhören und Ratschläge geben, und obendrein auch noch Ratschläge erhalten? Gerade die Ratschläge, die man dort erhält, sind einfach eine Wucht! Stellen sie sich vor, werter Doktor, unser aktuelles Thema ist gerade „Stimmen im Kopf hören“.“
„Um Himmels Willen, kein Wunder, dass sie immer mehr geistesgestört sind!“
„Ich fühle mich kerngesund, leide im Gegensatz zu ihnen, unter keiner massiv-akuten Verstopfung und Stimmen höre ich nur von meiner Thermosteekanne oder der Waschmaschine. Mein alter Eisschrank brummt leider neuerdings auch. Die kriegen von mir dann was zu hören, bzw. ich hau denen eins drauf und dann ist für eine Weile Ruhe. Sie wissen ja, Hausfrauensyndrome. Noch nie von der TV soap „desperates housewifes“ gehört?“

„Frau Lieschen Müller, ich sagte bereits, dass dieses ähm… Forum ihnen nicht gut tut…“
„Ach, jetzt geht das schon wieder los. Fangen sie bloβ nicht wieder damit an, mir zu Kamagutscho zu raten oder Soduku.“
„Kamasutra? Oh, welch erfreuliches Thema!“ Er strahlte und blickte auf die Uhr. „Unsere Zeit ist abgelaufen.“

„Geht ihnen das auch so? Die Zeit rennt und fliegt momentan geradezu, das kann nur am Aufstieg in die fünfte Dimension liegen, oder ich habe aus Versehen die Merkaba erneut aktiviert, man weiβ ja nie…“

„Ja“, gab Dr. Shrenk zerstreut zur Antwort. „Nächstes Mal nehmen wir die fünfte Dimension durch, das merke ich mir, das Kamasutra heben wir uns für die Lybische Wüste auf.“

„Ach, sie wollen das auf einem Kamelritt ausprobieren?“ fragte ich verschmitzt. „Die Elefanten - Postur hoch oben auf dem Kamel ist schon nicht zu verachten. Aber ich gestehe, die Lotus – Postur ist schon besonders beglückend.“ Ich erhob mich und zwinkerte ihm zu. „Gut, ich werde sie vor meinem Ausflug in die Wüste nochmals aufsuchen. Und sie sollten sich wirklich in dem Esoterikforum registrieren. Aber bitte nur einmal, es gibt dort Menschen, die sich gleich mehrmals registrieren und dann die eigenen user aufeinander jagen…“
„User?“
„So nennt man die Person, die hinter dem nick steht.“
„Aha.“
„Na, und um so gespaltener die Persönlichkeit, um so mehr nicks, besitzt der user. So kann er regelrechte Diskussionen auslösen und alle gegeneinander antreten lassen, Herr Dr. Shrenk. Das kann bis zur Eskalation führen.“

„Verstehe, ich glaube, ich werde dort mal ein wenig nach dem Rechten sehen.“
„Ich mache ihnen einen Vorschlag. Sie melden sich einfach unter meinem Nick an, aber nur am Mttwoch, hier ist mein Zugangscode. Unterschreiben sie mit Dr. Shrenk, aber nur Mittwoch und wenn man sie beleidigt, dann einfach mit smiley antworten.“
„Smiley? Ist das nicht ein Lächeln?“
„Gewissermaβen. Es kann aber auch bedeuten, du kannst mich mal und zwar kreuzweise.“ Ich seufzte. „Es bleibt dann dem user überlassen, dies zu deuten…“

Wir gaben uns die Hand und ich verlies mit Akhbar, sehr zufrieden die Praxis von Dr. Shrenk. Hatte ich ihn nun endlich auf das Esoterikforum losgelassen….







Ali:umarmen:
 
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"Oh welche Überraschung! Frau Lieschen Müller!" Dr. Shrenk war erstaunt
den Kameltreibernde klatschend, zu so früher Stunde in seinem Wartezimmer vorzufinden.
"Warum klatschen sie denn in die Hände, Frau Lieschen Müller?"

Ali war viel zu beschäftigt, um von Dr. Shrenk Notiz zu nehmen. Ali klatschte pausenlos in die Hände und schien sich wie ein König zu freuen.

"Was tun sie da! Hallo?"
"Ja sehen sie das nicht?"
"Sie klatschen in die Hände, warum nur?"
"Das sieht man doch, Dr. Shrenk!"
"Was sieht man?"
"Na eben nichts."
"Wie nichts?" Dr. Shrenk wurde immer misstrauischer.
"Warum zum Teufel klatschen sie andauernd in die Hände?"
"Um meine Kamele zu vertreiben!!!"
"Ich sehe aber keine Kamele."

Ali wendete sich dem Psychoshrenk zu und sagte:

"Darum klatsche ich ja in die Hände!!!":zauberer1




Ali:banane:
 
Liebe Kentauren-Schwester,

du bist ja plötzlich nur noch "Gast" ... scheint Dr. Shrenk dich irgendwie doch überredet zu haben? Das Ich muss sich gegen das Über-Ich behaupten, nicht umgekehrt ;-)

Aber gut, ich respektiere natürlich deine Entscheidung.

Heute Nacht hatte ich dir eine Profilnachricht mit dem folgenden Bild gesendet:



Vielleicht findest du es ja hier noch.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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Manchmal ist eine offene Antwort effizienter als ein Smiley, das unterschiedlich interpretiert werden kann, liebe Schwester.
Dabei braucht man den Anderen gegenüber nicht mal ausfallend zu werden, sondern einfach nur seine eigene Meinung vertreten.....auch wenn alle dagegen sind. Dazu sind Foren da, dass man hier seine eigene Meinung offen vertritt. Ganz gleich, wer was über dich denkt: Stehe immer zu dir! Stehe zu dem, was in dir ist. Das ist wichtig.

Sich mögen heisst, sich gegenseitig die Freiheit einer anderen Meinung zu gönnen.
Alles andere wäre dogmatisch.

Ich mag dich. :kiss4:
 
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