Hallo
Ich möchte euch den zweiten Teil der Rede der indischen Schriftstellerin
Arundhati Roy nicht vorenthalten:
Mit all dem will ich sagen, es ist ein Mythos ist zu glauben, der freie Markt überwände nationale Barrieren. Tatsache ist, der freie Markt gefährdet die nationale Souveränität und er untergräbt die Demokratie.Während die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht, wird der Kampf um die wichtigsten Ressourcen immer heftiger. Um ihre Vetternwirtschaft durchziehen zu können, um die von uns angebauten Ernten den Konzernen zu übereignen, ebenso wie das Wasser, das wir trinken, die Luft, die wir atmen, und die Träume, die wir haben dazu braucht die Globalisierung durch die Konzerne ein internationales Bündnis mit loyalen, korrupten und autoritären Regierungen in den ärmeren Ländern, welche die unpopulären Reformen durchpeitschen und Aufstände niederschlagen.
Die Globalisierung durch die Konzerne oder sollen wir das beim richtigen Namen nennen? - der Imperialismus -, braucht eine Presse, die vorgibt, frei zu sein, und Gerichte, die vorgeben, Recht zu sprechen.
Währenddessen machen im Norden die Länder ihre Grenzen dicht und horten Massenvernichtungswaffen. Immerhin müssen sie sicherstellen, dass nur Geld, Waren, Patente und Dienstleistungen globalisiert werden. Nicht aber die Bewegungsfreiheit, nicht der Respekt für die Menschenrechte, nicht die internationalen Abkommen gegen Rassendiskriminierung oder zur Kontrolle chemischer und Atomwaffen, der Treibhausgasemissionen, Klimaveränderung, oder - Gott bewahre eine internationale Rechtsprechung.
Das - all das - ist "Imperium". Dieses loyale Bündnis, diese schamlose Anhäufung von Macht, der riesengroße Abstand zwischen denen, die Entscheidungen treffen und denjenigen, die darunter leiden müssen. Unser Kampf, unser Ziel, unsere Vision von einer anderen Welt muss es sein, diesen Abstand zu beseitigen.
Während Bomben auf uns herab regnen und Marschflugkörper über den Himmel rasen, wissen wir, dass Verträge unterzeichnet werden, Patente erteilt werden, Öl-Pipelines verlegt werden, natürliche Ressourcen geplündert werden und Wasser privatisiert wird.
Nun, wie können wir Widerstand gegen das "Imperium" leisten?
Wir können unser Gedächtnis schärfen, wir können aus unserer Geschichte lernen. Wir können fortfahren in der öffentlichen Meinungsbildung, bis ein Ohren betäubender Lärm entsteht. Wir können zivilen Ungehorsam auf millionenfach verschiedene Arten neu erfinden. Mit anderen Worten, wir können uns eine Million Wege ausdenken, dagegen etwas zu unternehmen.
Unsere Strategie sollte es sein, dem Imperium nicht nur zu konfrontieren, sondern es zu belagern. Ihm den Sauerstoff zu entziehen. Es zu beschämen. Es lächerlich zu machen. Mit unserer Kunst, unserer Musik, unserer Literatur, unserer Hartnäckigkeit, unserer Freude, unserer Großartigkeit, unserer bloßen Ausdauer - und unserer Fähigkeit unsere eigenen Geschichten zu erzählen.
Geschichten die anders sind als diejenigen, die man uns mittels Gehirnwäsche glauben machen will. Die Revolution der Konzern wird scheitern, wenn wir uns weigern, das zu kaufen was sie verkaufen, ihre Ideen, ihre Versionen der Geschichte, ihre Kriege, ihre Waffen, ihre Ansicht von Unvermeidbarkeit.
Denkt daran: Wir sind viele und sie sind wenige. Sie brauchen uns mehr als wir sie.
Alles Liebe. Gerrit