Justiz zu lasch?

Hallo

Ich möchte noch einmal auf den aktuellen Fall zurückkommen. Wenn ein 16-jähriger einen zwanzigjährigen brutal zusammenschlägt, nachdem er schon ein längeres Strafregister mit nicht unerheblichen Straftaten hat, so kann man solch einen Jugendlichen nicht einfach so wieder laufen lassen, als wäre nichts geschehen. Es muss etwas passieren, bevor etwas schlimmeres passiert. Der Richter muß den Jugendlichen und die Gesellschaft vor weiteren Straftaten schützen.

In diesem Fall ist genau das nicht eingetreten. Und so konnte es geschehen, dass ein siebenjähriges Kind getötet wurde. Hinterher stellen sich natürlich alle die Frage, ob man das nicht verhindern hätte können? Diese Frage allerdings hätte man sich auch vorher stellen können. Wenn so ein Jugendlicher nicht die Möglichkeit bekommt, ernsthaft über seine Taten, über sein Leben und seinen Umgang mit Gewalt, nachzudenken, dann macht er genau so weiter, wie vorher und das nächste Opfer ist abzusehen.

Und wenn Richter solche Jugendlichen einfach wieder auf freien Fuß setzen, als wäre nichts geschehen, dann ist das in meinen Augen verantwortungslos und zeigt die Gleichgültigkeit und vielleicht auch die Ohnmacht auf, in der sich der Richter befindet.

Wie es aussieht, gibt es ja scheinbar bereits die ersten Anti-Aggressions-Therapien für gewalttätige Jugendliche, wenn auch noch nicht in ausreichender Form. Ich habe das Gefühl, man sollte diese Therapien viel häufiger und viel früher bei den Jugendlichen anwenden, sie eventuell auch wiederholt anwenden. Darüber hinaus muss man eventuell auch das Jugendamt einschalten. Wenn Eltern mit der Erziehung ihrer Jugendlichen überfordert sind oder wenn ihnen die Erziehung ihrer Kinder egal ist, wie das ja vielfach heute der Fall ist, dann ist das Jugendamt gefordert. Eventuell muss man solche Jugendlichen dem Elternhaus entziehen und in eine betreute Wohngruppe eingliedern. Ich kann allerdings nicht beurteilen, wie sinnvoll so ein Schritt ist.

Mir scheint, die Gewalt vieler Jugendlicher ist teilweise auch ein Resultat verfehlter Schulpolitik. Wenn ich mir ansehe, was sich gerade an Schulen abspielt, ich habe dabei besonders eine Förderschule in Hamburg im Auge, so wundert es mich gar nicht, dass dort eher soziale Problemfälle erzeugt werden, anstatt sie zu verhindern. Wenn man glaubt, an der Erziehung der Kinder sparen zu können, so spart man am falschen Ende.

Alles Liebe. Gerrit
 
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He Blau,

nein, für den Arsch ist es sicher nicht. Sondern: Unser Staat braucht es, um zu existieren. Und damit brauche ich folgendes: Gäbe es keine Straftaten, dann hätte es der Staat schwer, seine Existenz zu begründen. Einer der wesentlichen Legitimationsgründe des Staates ist "die innere Sicherheit", der Schutz des Bürgers. Das bedeutet: Der Staat braucht Gegner, um sich zu legitimieren. Es würde also gar keinen Sinn machen, wenn wirklich effektive Maßnahmen gegen Straffälligkeit getroffen würde - etwa, indem man den Straftätern helfen würde. Ich meine nicht, ein Rezept zu haben, ich meine nur: Ganz offensichtlich werden in Gefängnissen etc. Verbrechergruppen kultiviert. Ist man einmal aus der Gesellschaft raus, kommt man kaum zurück. Und so schafft sich der Staat seine Gegener, die er braucht, um sie zu bekämpfen.
Das funktioniert übrigens auch auf internationaler Ebene: Auch äußere Gegner sind eine Bedrohung und ein Grund, den Staat "zu stärken"...

Versteht mich nicht falsch, ich meine nicht, der Staat gehört abgeschafft. Ich meine nur: Innerhalb unseres Systems ist es sehr unwahrscheinlich, dass wirklich gegen die Ursachen von Verbrechen vorgegangen wird, dass z.B. Prävention betrieben wird und Therapien und Ausstiegshilfen Kriminalität verringern... das Argument gegen Reintegrationsmaßnahmen etc. ist ja immer wieder: kein Geld.

Liebe Grüße

Raeubertochter
 
Crowley schrieb:
Mag sein, doch Ursachenforschung darf die Verantwortung des Einzelnen der Gemeinschaft gegenüber nicht ersetzen, soll heissen eine schlimme Kindheit ist keine Entschuldigung für die Tat und darf kein Milderungsgrund sein.

Ich weiss nicht mal, ob eine Ursachenforschung wirklich hilfreich ist oder nicht! Ein paradoxes Gefühl bei mir!
Und was ist überhaupt ein Milderungsgrund? Ein Rechtssystem, dass vielleicht einen Jugendlichen auf "Bewährung" verurteilt, anstelle einzusperren?
Und auf welchem Boden sollte man sich bewegen? Auf dem unseres Systemes - sprich Rechtssystem?
Oder gibt es sogar vielleicht auf dem "Glaubend" basierend noch einen anderen Sinn, für diese Entwicklung bei Jugendlichen?

Crowley schrieb:
Was war eher da, die Rückkehr ins "Millieu" oder der Beitrag der Gesellschaft, das Huhn oder das Ei?

Tja, OK, viele Begründungen und nicht wirklich eine Antwort! :)

Crowley schrieb:
Nicht zwingend, einige schaffen es.
Weshalb es logischerweis wieder in der persönlichen Verantwortung liegt, es zu schaffen oder nicht.

Einige - ja!
Alles wohl eine Frage der "eigenen", inneren Entwicklung eines Jugendlichen. Die Frage stellt sich wohl, ob und wie es möglich ist einem Jugendlichen bei seiner Entwicklung zu helfen.

Crowley schrieb:
Was denkst du, wie man sich vor dieser Richtung schützen sollte?

Im Grossen oder als Einzelner? Mit dem uns vorgegebenen System?
 
Hallo Raeubertochter :)

ich seh das so:
Die Angst regiert. Zum Beispiel die Angst vor Unfällen, Überfällen, Terrorismus, sozialem "Abstieg" oder materieller Knappheit. Daß diese Angst durch Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, TV oder Kino massiv geschürt wird, ist offensichtlich. Es ist ein riesiges Geschäft, was viele Leute, besessen von Macht-, Geltungs- und Geldsucht, für sich zu nutzen wissen. Diese Leute sind vornehmlich in den Vorständen sämtlicher Art Versicherungen und Kreditinstituen, die zu den weltweit mächtigsten und reichsten Institutionen zählen, und vielen Großkonzernen, die ihre Mitarbeiter ausbeuten und gigantische Monopole errichten, sowie anderen Machtpositionen, die es ihnen erlauben ihre Sucht zu befriedigen, anzutreffen. Da es eben jene Leute sind, die in hohem Maße von der Angst profitieren, liegt es nahe, daß sie auch vor einer Schürung derselben nicht zurückschrecken.

alles Liebe
 
Ich weiss nicht mal, ob eine Ursachenforschung wirklich hilfreich ist oder nicht!
Ich tendiere eher zu Nein.
Und was ist überhaupt ein Milderungsgrund?
Es gibt eben keinen, ausser den von Psychologen konstruierten, sag ich doch. Drum:
Ein Rechtssystem, dass vielleicht einen Jugendlichen auf "Bewährung" verurteilt, anstelle einzusperren?
Nein. Die Ergebnisse sind offensichtlich.
Und auf welchem Boden sollte man sich bewegen? Auf dem unseres Systemes - sprich Rechtssystem?
Eigentlich schon, oder hast du einen besseren Vorschlag?
Oder gibt es sogar vielleicht auf dem "Glaubend" basierend noch einen anderen Sinn, für diese Entwicklung bei Jugendlichen?
Welchen Sinn soll es haben, einen 7jährigen zu ermorden?
Tja, OK, viele Begründungen und nicht wirklich eine Antwort! :)
Mag daran liegen, dass es keine gibt. :)
Einige - ja!
Alles wohl eine Frage der "eigenen", inneren Entwicklung eines Jugendlichen.
Ist doch mein Reden, der Täter ist schuld, weder Gesellschaft noch böse Eltern noch sonstwer.
Ich sehe, wir verstehen uns. :)
Die Frage stellt sich wohl, ob und wie es möglich ist einem Jugendlichen bei seiner Entwicklung zu helfen.
Doch die grösste Frage zuerst: Will er sich überhaupt helfen lassen?
Im Grossen oder als Einzelner?
Sowohl als auch, wenn man als einzelner auch nur wenig beitragen kann.
Mit dem uns vorgegebenen System?
Freilich, es sei denn, man propagiert die Anarchie.

Viele Grüsse,
Crowley
 
Am Beispiel der USA ist ganz klar ersichtlich, dass die Androhung härterer Strafen nicht zum Rückgang der Straftaten führte. Proportional zu unserer Bevölkerung ist die Kriminalitätsrate erheblichst höher.

@all, für mich ist es menschenverachtend darüber nachzudenken, evtl. Jugendliche noch härter zu bestrafen.

Rechtskunde hat viel mit Genugtuungskunde gemein und oft nichts mit Gerechtigkeit.

Falls jetzt die Leier beginnt, und wenn es Dein Kind wäre ?
Ich würde vor Schmerz schreien und weinen, blind vor Tränen, sollte ich wirklich nach soviel Leid einen anderen weiteren Menschen zerstören wollen ?
Würde es helfen ?
Sollen zwei Mütter weinen ???????
Wäre das gerecht ?

Die Frage wäre vielleicht einmal: Ja, der Bursche war schon einmal aufgefallen, es hat ihm aber keiner zugehört, ....

Gut, das war unsachlich, aber ehrlich *g*

Viele Grüße
Sieben^
 
Hallo Crowley

Ist doch mein Reden, der Täter ist schuld, weder Gesellschaft noch böse Eltern noch sonstwer.

Die alleinige Schuld auf den Täter abzuwälzen, dem kann ich nicht zustimmen. Der Täter ist in vielen Fällen selber nur Opfer der gesellschaftlichen Umstände, unter denen er lebt. Er ist vielleicht selber sehr unglücklich und vielleicht sind seine Taten vielleicht sogar Ausdruck seiner seelischen Not und nichts anderes als ein Hilfeschrei.

Es hat auch keinen Sinn, einen Schuldigen, einen Sündenbock, zu suchen. Das endet immer darin, dass man irgendwann jemanden hinter Gitter sperrt. Gerade bei Jugendlichen sollte es andere Möglichkeiten geben. Hier erscheint mir Hilfe sinnvoller als Strafe. Wenn du aber sagst, der Täter ist schuld, so ruft das nach Strafe, nach Vergeltung. Oder habe ich dich falsch verstanden?

Alles Liebe. Gerrit
 
Was muss ein Jugendlicher erlebt haben um zu solch einer Tat fähig zu sein?
das ist die erste vernünftige frage in diesem thread. ein bisschen mehr "würze" bekommt die angelegenheit, wenn man sie auf den punkt bringt: "was muss ich mit meinem kind tun, damit es so oder anders wird?"

jeder kann das leicht beobachten: wenn man diese frage leuten stellt, die ein positives SKRIPT haben, dann fällt die antwort stets so aus, dass sie ihre kinder GENAUSO behandeln würden, wie sie selbst behandelt wurden. was dann in der praktischen beobachtung auch tatsächlich erkennbar ist.

fragt man leute, die "missratene" kinder haben, dann werden sie meist sofort oder im laufe des gespräches wütend....... den rest kann sich wohl jeder denken ;)

Ja, es gibt jene, die nicht auffällig werden im Sinne des Strafgesetzbuches und es gibt jene, die lieber sich selber ein Leben lang verletzen (Borderline, Eßstörung etc.), die füllen dann die psychatrischen Anstalten und überschwemmen therapeutische Praxen.
und "jene, die nicht auffällig werden", sind dann, die rauchen, die mässig alkohol konsumieren, BRAV ihr leben lang "roboten", und am ende an einer BIOPATHIE sterben.... ;)
ABER "wenigstens" sind sie nicht AUFGEFALLEN. (WENIGSTENS ist auch so ein typisch skriptgerechtes wort, das zu genau solchen leuten passt ;) )

Früher gab es Krieg um diesen Menschen Gelegenheit zu geben ihre Agressionen abzubauen.
zum einen gibt es auch und gerade heute noch kriege. und zum anderen, sind die kriege nicht dazu da um aggressionen abzubauen. sondern die ganze gewalt,also auch jede art von kriegerischer auseinandersetzung, geht erst aus der gewaltbereitschaft, die ursprünglich einprogrammiert wurde, hervor. und diese gewaltbereitschaft ist wieder nichts anderes als gestaute "sexuelle" energie.

wenn menschen ein sexuell befriedigendes leben führen, dann sind sie zu destruktiver gewalt aus reiner "boshaftigkeit", gar nicht fähig.......
und damit sowas erst gar nicht vorkommt, gibt es den "STAAT", dessen keimzelle die AUTORITÄRE KLEINFAMILIE ist. in ihr werden die autonomielosen, autoritätssüchtigen staatsbürger herangezüchtet. darauf PRGRAMMIERT "dem staat" zu dienen.
und all das ist nur möglich, durch rigide unterdrückung der mächtigsten qualität, die unsere energie annehmen kann: sexuelle energie.

...in dieser Zeit war Arbeitslosigkeit mit ein Auslöser für zunehmende Gewaltbereitschaft.
die beobachtung, dass bei zunehmender arbeitslosigkeit die gewaltbereitschaft ansteigt ist korrekt. dass jedoch die arbeitslosigkeit der "Auslöser" sein soll, ist ein trugschluss.

auch wenn "verfassungen" etwas anderes sagen - die staatsbürger haben definitiv NICHT das RECHT auf eine arbeit! versuche mal "den staat" zu klagen wenn du arbeitslos bist.... :D . der staatsbürger hat die ABSOLUTE PFLICHT zu arbeiten! die auswirkungen dieser PFLICHT, erkenn die bundesdeutschen an ihren "HARTZ-MASSNAHMEN" und die ösis an ihren "KURS-massnahmen".

NICHT die arbeitslosigkeit an sich, sondern vielmehr der ZWANG arbeiten zu müssen, egal ob es einem freude bereitet oder nicht, ist es, was gewisse menschen zur verzweiflung treibt......

was muss ich mit meinem kind tun, damit es ein gewalttäter wird?
Greueltaten. Sie sind Ausdruck dessen was sie ein Leben lang gesehen und gefühlt haben.
genau! das nennt man dann die PROGRAMMIERUNG. und wegen genau dieser programmierung DÜRFEN die menschen nicht verantwortlich gemacht werden:
JA, sie müssen verantwortlich gemacht werden, aber im Rahmen einer begleitenden psychischen Betreuung.
psychische betreuung JA. verantwortlich-machen NEIN.

genau DAS ist der grund, warum die SCHULPSYCHOLOGIE auf diesem gebiet ebenfalls versagt: sie sagt es im selben ton, wie die staatlichen GESETZE - "verantwortlich-machen".
DAS ist der springende punkt! KEIN gewalttäter ist für seine taten verantwortlich zu machen! gerade bei jugendlichen ist es klar zu beobachten: sie FÜHLEN sich gar nicht verantwortlich. sie können diesen umstand nur nicht benennen! wenn man sie fragt nach dem WARUM und WESHALB ihrer taten, dann können sie meist keine auskunft geben, oder sie plappern allgemeine ansichten heraus.

sie fühlen zwar, dass da eine unbestimmte kraft in ihnen gärt und wütet, aber sie können sich darüber nicht ausdrücken. wenn man jedoch über diesen umstand bescheid weiss, und die jugendlichen darauf gezielt, direkt anspricht, ihnen klar macht was sie antreibt, dann verstehen sie das meist auf anhieb. darauf kann dann eine begleitung auch aufbauen.

Sie sollten in einer geführten Umgebung lernen einen anderen Alltag zu leben.
das ist nur der, meist scheiternde, versuch der schulpsychologie, die jugendlichen zu "braven, gut funktionierenden staatsbürgern" UMZUPROGRAMMIEREN.

da versuchen UNBEWUSSTE menschen, andere UNBEWUSSTE menschen mit einem vermeintlich "schlechten programm", zu GUTMENSCHEN zu machen. es ist der unbewusste versuch, ihnen eine "bessere" ideologie aufs auge zu drücken. ;)
da die eltern mit ihrer ideologie SCHEINBAR gescheitert sind, versucht mans halt per psychotherapie. in den USA hat man längst erkannt, dass das nicht funktioniert und macht es eben mit gewaltsamer gehirnwäsche......

da die programmierung sehr tief sitzt, ist dies auch die einzige möglichkeit, die die unbewussten menschen in betracht ziehen können. und wie man dort sieht hat diese methode auch erfolg! - klar, wenn die jugendlichen nicht schon in frühester kindheit GEBROCHEN wurden, dann werden sie es unter staatlicher aufsicht eben JETZT mit militärischer härte.

aber egal auf welche weise: am ende zählt für die unbewusste masse nur, dass alle anderen ebenfalls UNBEWUSSTE, BRAVE staatsbürger sind und sich brav an den GESELLSCHAFTSVERTRAG halten.......

lg
 
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Hallo Sieben^

Sieben^ schrieb:
@all, für mich ist es menschenverachtend darüber nachzudenken, evtl. Jugendliche noch härter zu bestrafen.

Keiner denkt über höhere Strafen nach. Darum geht es nicht. Es geht darum, dass man jugendlichen Intensivtätern Einhalt gebieten muss. Die Frage ist, wie das zu geschehen hat. Oder muss es erst zum Schlimmsten kommen, bevor man sich den Kopf zerbricht? Nein, man sollte so früh wie möglich eingreifen, um Schlimmeres zu verhindern.

Alles Liebe. Gerrit
 
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