Lotusz
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- 10. Oktober 2002
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Hallo
Angesichts des Mordes in Berlin an einem 7-jährigem Kind, begangen von einem 16-jährigem jungen Mann aus der Nachbarschaft, möchte ich einmal die Frage stellen, ob die Bestrafung für Jugendliche, und zwar bevor es zu solchen grausigen Verbrechen kommt, denn die Jugendlichen haben meistens ein langes Vorstrafenregister, nicht zu lasch ist?
Etwas aus der Vorgeschichte des Jugendlichen: Mittlerweile wissen die Fahnder, dass Keith nicht zum ersten Mal brutal zuschlug. Bereits im Jahr 2004 wollte er in einem Laden Bierdosen klauen und wurde erwischt. Zuerst griff er die Verkäuferinnen an, später auch die Polizisten. Wegen des Überfalls wurde er zu sechs Monaten Jugendhaft verurteilt, die Strafe wurde für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Im Juni dieses Jahres jedoch schlug Keith M. wieder zu. An einer Tankstelle schlug er einen 20-Jährigen so brutal zusammen, dass dieser mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Klinik kam. Einige Tage darauf erließ ein Richter Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung, setzte Keith aber unter Meldeauflagen auf freien Fuß.
Da fragt man sich natürlich, warum ließ der Richter den Jugendlichen nach solch einer Tat wieder laufen? Was sollten die Meldeauflagen bewirken? Was wäre die bessere Lösung gewesen?
aus: Kindermord in Berlin
Der Berliner Sozialpädagoge und Anti-Aggressivitätstrainer Oliver Lück meint:
Der Fall von Keith M. zeigt einen der grundsätzlichen Mängel im Umgang mit jugendlichen Tätern, die mit immer neuen Taten ihre Karrieren beginnen. Diese jungen Gewalttäter werden in Deutschland zu lasch und viel zu spät bestraft. Es kann nicht sein, dass Jugendliche 10-15 Delikte begehen und immer noch mit lächerlichen Strafen wie Sozialstunden oder ähnlichem belegt werden.
Man muss Ihnen früh die Stirn bieten, sie mit ihren Taten konfrontieren. Wir bieten Verhaltenstrainings an, in denen wir die Täter zwingen sich mit ihren Aggressionen auseinander zu setzen. Zusätzlich aber muss früh eine Druckkulisse aufgebaut werden, und zwar nicht nur bei den Jugendlichen. Auch die Eltern müssen unter Druck gesetzt, das Jugendamt früh eingeschaltet werden. Das sollte schon für Kinder gelten. Was vor Erreichen der Strafmündigkeit passiert ist, muss in das Strafmaß einfließen, wenn der Täter 14 geworden ist und erneut straffällig wird. Diese Jungs brauchen früh einen Schuss vor den Bug. Erst dann können wir mit ihnen anfangen zu arbeiten, sonst nehmen sie uns ja gar nicht ernst.
Die Bagatelldelikte gehen zurück, die Gewaltkriminalität nimmt zu. Die Zahlen der Nötigungen und Körperverletzungen steigt, vor allem das so genannte "Abziehen" anderer Jugendlicher hat sich weit verbreitet. Vor allem aber steigt die Qualität der Taten, die Brutalität nimmt zu. Hier müssen wir ansetzen, um einer negativen Entwicklung Grenzen zu setzen.
Es gibt ganz klar einen Zusammenhang zwischen sozialer Situation, Bildungsstand und jugendlicher Gewaltkriminalität. Was wir in Berlin an Jugendgewalt erleben, spielt sich im Wesentlichen an den Haupt- und Gesamtschulen ab. Aber auch an den Gymnasien steigt die Zahl der Delikte.
Viele jugendliche Intensivtäter nehmen unsere Justiz gar nicht mehr ernst. Die weinen vor dem Richter ein bisschen rum und kommen mit einer milden Strafe davon. Hinterher sagen sie ganz offen: "Ich kann doch sowieso machen, was ich will." Die lachen sich tot.
Wir machen Verhaltenstrainings und Rollenspiele, in denen wir die Täter zum Teil hart angehen und altes Verhalten auslösen. Ziel ist natürlich, neues Verhalten einzuüben, dabei sind wir zum Teil knallhart und konfrontativ. In der Auseinandersetzung mit ihrer Tat zerbröseln nach und nach die ganzen Ausreden und Rechtfertigungsstrategien. Am Ende stehen die Jugendlichen nackt mit ihrer Tat da. Die sind es gar nicht mehr gewohnt, dass Ihnen jemand die Stirn bietet. Sie wollen ernst genommen werden.
Im Jahr 2005 werden es etwa 100 jugendliche Intensivtäter sein, die dieses Programm durchlaufen. Wir haben Anfragen für dreimal so viele, müssen aber oft absagen, weil das Geld nicht da ist.
aus: Junge Gewalttäter werden zu lasch bestraft
Alles Liebe. Gerrit
Angesichts des Mordes in Berlin an einem 7-jährigem Kind, begangen von einem 16-jährigem jungen Mann aus der Nachbarschaft, möchte ich einmal die Frage stellen, ob die Bestrafung für Jugendliche, und zwar bevor es zu solchen grausigen Verbrechen kommt, denn die Jugendlichen haben meistens ein langes Vorstrafenregister, nicht zu lasch ist?
Etwas aus der Vorgeschichte des Jugendlichen: Mittlerweile wissen die Fahnder, dass Keith nicht zum ersten Mal brutal zuschlug. Bereits im Jahr 2004 wollte er in einem Laden Bierdosen klauen und wurde erwischt. Zuerst griff er die Verkäuferinnen an, später auch die Polizisten. Wegen des Überfalls wurde er zu sechs Monaten Jugendhaft verurteilt, die Strafe wurde für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Im Juni dieses Jahres jedoch schlug Keith M. wieder zu. An einer Tankstelle schlug er einen 20-Jährigen so brutal zusammen, dass dieser mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Klinik kam. Einige Tage darauf erließ ein Richter Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung, setzte Keith aber unter Meldeauflagen auf freien Fuß.
Da fragt man sich natürlich, warum ließ der Richter den Jugendlichen nach solch einer Tat wieder laufen? Was sollten die Meldeauflagen bewirken? Was wäre die bessere Lösung gewesen?
aus: Kindermord in Berlin
Der Berliner Sozialpädagoge und Anti-Aggressivitätstrainer Oliver Lück meint:
Der Fall von Keith M. zeigt einen der grundsätzlichen Mängel im Umgang mit jugendlichen Tätern, die mit immer neuen Taten ihre Karrieren beginnen. Diese jungen Gewalttäter werden in Deutschland zu lasch und viel zu spät bestraft. Es kann nicht sein, dass Jugendliche 10-15 Delikte begehen und immer noch mit lächerlichen Strafen wie Sozialstunden oder ähnlichem belegt werden.
Man muss Ihnen früh die Stirn bieten, sie mit ihren Taten konfrontieren. Wir bieten Verhaltenstrainings an, in denen wir die Täter zwingen sich mit ihren Aggressionen auseinander zu setzen. Zusätzlich aber muss früh eine Druckkulisse aufgebaut werden, und zwar nicht nur bei den Jugendlichen. Auch die Eltern müssen unter Druck gesetzt, das Jugendamt früh eingeschaltet werden. Das sollte schon für Kinder gelten. Was vor Erreichen der Strafmündigkeit passiert ist, muss in das Strafmaß einfließen, wenn der Täter 14 geworden ist und erneut straffällig wird. Diese Jungs brauchen früh einen Schuss vor den Bug. Erst dann können wir mit ihnen anfangen zu arbeiten, sonst nehmen sie uns ja gar nicht ernst.
Die Bagatelldelikte gehen zurück, die Gewaltkriminalität nimmt zu. Die Zahlen der Nötigungen und Körperverletzungen steigt, vor allem das so genannte "Abziehen" anderer Jugendlicher hat sich weit verbreitet. Vor allem aber steigt die Qualität der Taten, die Brutalität nimmt zu. Hier müssen wir ansetzen, um einer negativen Entwicklung Grenzen zu setzen.
Es gibt ganz klar einen Zusammenhang zwischen sozialer Situation, Bildungsstand und jugendlicher Gewaltkriminalität. Was wir in Berlin an Jugendgewalt erleben, spielt sich im Wesentlichen an den Haupt- und Gesamtschulen ab. Aber auch an den Gymnasien steigt die Zahl der Delikte.
Viele jugendliche Intensivtäter nehmen unsere Justiz gar nicht mehr ernst. Die weinen vor dem Richter ein bisschen rum und kommen mit einer milden Strafe davon. Hinterher sagen sie ganz offen: "Ich kann doch sowieso machen, was ich will." Die lachen sich tot.
Wir machen Verhaltenstrainings und Rollenspiele, in denen wir die Täter zum Teil hart angehen und altes Verhalten auslösen. Ziel ist natürlich, neues Verhalten einzuüben, dabei sind wir zum Teil knallhart und konfrontativ. In der Auseinandersetzung mit ihrer Tat zerbröseln nach und nach die ganzen Ausreden und Rechtfertigungsstrategien. Am Ende stehen die Jugendlichen nackt mit ihrer Tat da. Die sind es gar nicht mehr gewohnt, dass Ihnen jemand die Stirn bietet. Sie wollen ernst genommen werden.
Im Jahr 2005 werden es etwa 100 jugendliche Intensivtäter sein, die dieses Programm durchlaufen. Wir haben Anfragen für dreimal so viele, müssen aber oft absagen, weil das Geld nicht da ist.
aus: Junge Gewalttäter werden zu lasch bestraft
Alles Liebe. Gerrit