Hier soll von der antiken Judenfeindlichkeit die Rede sein, die ihre Quelle vor allen Dingen in Ägypten hat. Aber schon bald breitete sich diese Judenfeindlichkeit auch in Griechenland und im römischen Reich aus. Die antike Judenfeindlichkeit in Ägypten hat ihre Wurzeln im
Auszug der Juden aus Ägypten.
Im Verlauf der sich zuspitzenden politischen Konflikte zwischen Ägypten und den Juden verstärkte sich auf beiden Seiten die wechselseitige religiöse und kulturelle Ablehnung. In Alexandria (Ägypten) wurde seit dem Bekanntwerden der Bibel (die 5 Bücher Moses wurden bereits etwa um 440 v. Chr. fertiggestellt) eine antijüdische Hetze entfacht. Die heidnische Bevölkerung betrachtete das 2. Buch Mose der Bibel, das den Auszug der Juden aus Ägypten beschreibt, als anti-ägyptische Propaganda.
So schufen hellenistische Autoren eine Anti-Exodus-Tradition (der Auszug der Juden aus Ägypten wird auch als Exodus bezeichnet), die sich gegen Israels Erwählungsbewusstsein und seine biblische Herkunftsbeschreibung richtete: Juden seien gebürtige Ägypter gewesen, die wegen Aussatz und anderer Seuchen gewaltsam vertrieben worden seien und erst unter Moses eine eigene Nation gebildet hätten. Auch ihre Gebräuche, z.B. der Sabbat, wurden polemisch verzerrt erklärt: Die Juden seien so krank und schwach gewesen, dass sie sich immer nach sechs Tagen Wanderung einen Tag hätten ausruhen müssen.
Man fragt sich, wie kommen plötzlich die Hellenen, also die Griechen, dazu, antisemitische Schmähschriften zu schreiben, in einem Konflikt, der sich eigentlich zwischen Ägypten und den Juden abspielt? Ich würde vermuten, dass man das als Solidarität unter Unterdrückern, heute würde man das wohl als Solidarität unter Faschisten bezeichnen, betrachten kann. Letzten Endes ging es auch den Hellenen nur darum, die eigene Macht zu festigen. Es waren vor allem wohl die Feldherrn, Unterdrücker und Schreiberlinge Alexander des Großen, die ja auch nichts anderes im Sinn hatten, als ganz Südasien unter ihr Joch zu zwingen, die in ihren Schriften gegen die Juden zu Felde zogen.
38 n. Chr. folgte mit kaiserlicher ägyptischer Duldung ein großes Pogrom an den Juden in Alexandria: Ihre Synagogen wurden zerstört, viele wurden auf grausamste Weise gefoltert und massakriert, der Rest wurde verjagt. Auf diese Verachtung und Bedrohung reagierten die Diasporajuden (das waren die Juden, die außerhalb Palästinas wohnten) im römischen Reich mit verstärkter Abgrenzung: Sie verweigerten die Tisch-, Ehe- und Kult-Gemeinschaft mit Andersgläubigen vor Ort. Das sahen diese wieder als Beweis dafür, dass Juden (wahlweise) arrogant und elitär, primitiv und rückständig seien. Ich muss sagen, ich habe für dieses Verhalten der Juden vollstes Verständnis.
Ich stelle mir gerade die Frage, ob die Juden nicht einen Fehler begingen, als sie sich als das auserwählte Volk betrachteten. Aber ich glaube diese Tatsache spielt eigentlich eher eine untergeordnete Rolle. Im wesentlichen ging es um Macht, um politische Macht und Reichtum. Und die jüdische Religion spielte in den Augen der Unterdrücker, die Rolle des Revolutionärs, der dem imperialistischen Gehabe der Pharaonen, Kaiser, Könige und Feldherrn eine gerechte Weltordnung entgegenhielt, oder zumindest Ansätze davon. Das musste auf jeden Herrscher natürlich wie ein rotes Tuch wirken. Und darum gab es für die Griechen und Ägypter nur eins: das Ausrotten der Juden