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Haris
Guest
gaby schrieb:egal was ich schreibe es finden sich sicher immer ein paar die jedes wort hier zerlegen.
ehrlich gesagt: es nervt mich dauernd korrigiert zu werden.
da ich nicht so wie scheinbar einige hier "erleuchtet" bin - zumindestens nicht bewusst - verwende ich immer noch worte wie ich fühle, glaube, weiß, oder es fühlt sich richtig an.
viele hier geben statements ab, als wüssten sie was hier auf dem planeten läuft - ich kann nur sagen dass ich meinen hut ziehe vor soviel wissen an einem platz. bei denen die nicht erleuchtet sind, ist es weitergegebenes wissen anderer (durch bücher oder seminare o.ä.) das sie hier so platzieren, dass man annehmen könnte, sie hätten es erfunden.
weder im bildungssystem noch in der esoterik halte ich viel davon über dinge zu reden die ich nicht am eigenen leib erfahren habe, darum sage ich immer dazu woher ich es hab oder dass es sich eben gut anfühlt. und was hab ich davon? permanenete drüberfahrer dass gefühle doch nur schein sind, etc..
als ob ich das nicht wüsste.
ich bin es ein bisschen leid dass ein austausch nicht ohne den versuch die meinung des anderen zu überbieten, stattfinden kann.
von allen "erleuchteten" würde ich mir wünschen, dass sie dazuschreiben wie sie auf die wahrheiten gekommen sind. wenn durch eigene erfahrung, umso besser und umso schöner wäre es wenn sie es mit uns teilten.
Hallo Gaby,
da sich Deine Reaktion auf meinen Satz davor bezieht - (glaube ich) - möcht ich mich von Herzen dafür entschuldigen! Ich hab ihn grade nochmal gelesen und find ihn selber ziemlich platt, obwohl ich zu dem Inhalt schon stehe! Es ging mir ja selber immer auf den Wecker, dieses Wortezerpflücken und Besserwissen und Übertrumpfen (auch wenns ja nicht wirklihc so ist!), und jetzt komm ich vielleicht also selber so rüber - uuuhoohhh - danke für diesen Schuss vor den Bug meines Egos - ist mir eine Lehre und ein echter Gegenwärtig-Macher!
Aber jetzt will ich Dir von meiner Erfahrung über Gegenwärtigkeit schreiben.
Ich habe inzwischen lange Phasen von starker Gegenwärtigkeit, daneben gibt es aber auch sehr tiefe Schlaf- und Halbschlafphasen, in denen mich meine Gedanken und Sorgen aus der Gegenwärtigkeit wegzureissen (scheinen). Inzwischen nehme ich aber auch diese Schlafphasen als Hinweise auf fehlende Gegenwärtigkeit. Immer wenn ich mich unrund fühle, wenn ich merke, daß es nicht stimmt, lässt mich das allmählich wieder wacher werden. Richtig gute "Wachmacher" dafür sind bei mir insbesondere die unangenehmen und schwierigen Gedanken/Erlebnisse/Begegnungen. Gegenwärtigkeit ist für mich nichts, was ich machen oder erreichen kann - es stellt sich automatisch ein, wenn ich mir (m)einer Präsenz im Jetzt bewusst werde und dann wird alles aufeinmal ganz luftig und leicht. Ich identifiziere dann kein Ich mehr - es ist halt einfach nur ein Sein ohne jede Form.
Andernfalls, wenn ich in Gedanken gefangen bin und mich sehr stark als "Jemand" anfühle, kommt es mir so vor, als müsste ich irgendetwas "anstellen", um das Jetzt zu erreichen. Dann fange ich an, den richtigen Hebel zu suchen. Doch das ist völliger Unsinn! Das was schon ist, kann ich nicht erreichen - ich bin schon längst da! In meiner "Praxis" ist es dann so, daß bei mir sofort die Alarmglocken angehen, wenn ich anfange rumzuanalysieren, was das Richtige wäre, wie ich denken muss, wie ich irgendwas an mir (oder anderen) drehen kann, um wieder präsenter und glücklicher zu sein aber auch wenn ich merke, wie ich vor gewissen Problemen/Gedanken/Gefühlen ausweiche usw. Ich checke dann von den ganzen spirituellen Lehren nur noch den Wortgehalt aber nicht den tiefen Sinn. Und so wird mir auch und gerade das Sich-unangenehm-Anfühlende zu einem Hinweis zurück zum Gegenwärtig-Sein. Ich werde mir meiner Negatitivität bewusst, meiner Neigung ein Problem zu dramatisieren, meine Neigung zwanghaft zu denken, der körperlichen und geistigen Regungen in diesem Moment genauso wie meiner Umgebung. Wenn ich lange genug diese gelassene Achtsamkeit aufrechthalten kann, werden die Dinge plötzlich ganz transparent, gleichzeitig sehr klar und flüchtig zugleich -ich merke ein allseitiges inneres Loslassen, ich merke wie angespannt und angestrengt ich war. Alles wird sehr mühelos, das Leben ist wie von selbst, es ist, als würde plötzlich alles anhalten, Endstation Leben. Ich sehe zwar dann immer noch Erschütterungen in den Gedanken aber sie sind dann nur noch wie Träume oder wie ein Film im Fernsehn - es wirkt auf einmal kein bißchen real mehr, eher wie ein Märchen. Je wacher ich in dieser Gegenwärtigkeit werde, desto mehr verblasst aber auch dieser Eindruck und es wird einfach ein Leben aus dem Leben heraus, ohne Anstrengung, ohne jeden Widerstand, ohne ein Gefühl des Tuns oder "Anstellens", so zum Lachen einfach, leicht und selbstverständlich, daß ich nicht mehr verstehn kann, wie es überhaupt je anders sein könnte. Seit ich angefangen habe, erste Ahnungen von dieser Freiheit zu erleben weiss ich, was der Sinn meines Lebens ist!
"Methodisch" komme ich in der Gegenwärtigkeit am besten durch Achtsamkeit an - ich schaue einfach so ehrlich und tief wie es mir möglich ist, ohne aber zu graben -(das habe ich früher gemacht und das hat mich nahe des Wahnsinnigwerdens gebracht!) . Ich lasse alles einfach kommen und knipse den "Beobachter" an. Das Meditieren beschränkt sich bei mir nicht auf das stille Sitzen. Eigentlich sitze ich sogar sehr wenig. Ich meditiere inmitten des Alltags (die Anregung habe ich durch ZEN und das liegt mir sehr), gerade in den unscheinbarsten Momenten schalte ich meine Achtsamkeitslampe ein, lenke Achtsamkeit auf den Körper, die Atmung, innersten Gedanken und Gefühle, die Aussenwelt, auf den Moment ihres Ursprungs, den Moment ihres Vergehens usw.- sehr hilfreich dafür waren für mich Buddhas "die 4 Verankerung der Achtsamkeit" - kennst Du?
Soweit kann ich Dir von meinen Erfahrungen berichten. Ich hoffe, daß JETZT irgendwas interessantes für Dich darin steckt.
liebe Grüsse,
Haris