Das mit der eigenen Erwartungshaltung ist interessant: Könnte bedeuten, selbst wenn die andere Backe offen gezeigt wird, aber der Glaube an eine Verhaltensänderung des Gegenübers fehlt, die gewünschte Wirkung nicht erfolgt, sondern die erwartete/befürchtete.
Eigentlich meinte ich das ganz anders. Denn es geht meiner Ansicht nach nicht darum, ein anderes Resultat zu bewirken. Sondern darum, eine Art Kreislauf zu durchbrechen.
Es gibt im ersten Teil von Star-Wars die Szene in der Obi-Wan-Kenobi mit Darth Vater kämpft. Und als er sieht, dass Luke entkommen kann, klappt er sein Schwert mitten im Kampf ein, schenkt Darth Vader so gesehen den Sieg, auch auf Kosten des eigenen Lebens. Denn er stirbt dabei.
Und hat zugleich "gewonnen". Ein geschenkter Sieg ist keiner. Kratzt also am Ego des anderen. Zugleich fügt er sich in die Unvermeidlichkeit der Situation. Kämpft nicht (mehr) dagegen an, sondern akzeptiert sie, wie sie ist. Auch, sogar den eigenen Tod. In vollem Bewusstsein dessen, das gerade abläuft, dessen, das noch kommt. Und bliebt dadurch voll bei sich. Auch im Sterben. Man macht das, was die Situation einem beschert, das Unvermeidliche, zugleich zur eigenen Wahl.
Meines Erachtens geht es also weniger darum, die Situation durch die andere Backe zu seinen Gunsten zu verändern, was natürlich mitunter auch geschehen mag, sondern die Situation als solche, egal wie sie ist, den Moment selbst ohne Widerstand dagegen zu akzeptieren.
Was Jesus am Kreuz eben auch genau so tat. Annehmen was ist. Auch die blutige Nase, oder mehr. Was durchaus schwierig sein kann. Denn genau dagegen wehrt sich das eigene Ego. Mitunter gewaltig.
Gemeint sind Auslöser, die im Jetzt nicht nachvollziehbar sind. Als Bsp. Jmd. Greift einen anderen (verbal oder brachial) an, ohne dass dieser ihm einen Grund geliefert hat, ja er kennt ihn nicht einmal persönlich. Einfach nur, weil ihm dessen Nase nicht passt oder ihn unsympathisch findet. Ist das nun Karma (vllt. Haben die beiden jetzt die Rollen getauscht und er gibt ihm was Altes zurück) oder ist der der eins auf die Nase kriegt, Jetzt nur zur falschen Zeit am falschen Ort?
Die meisten unserer Interaktion basiern genau auf diesen "alten" unerledigten Sachen, allerdings ist, wird uns das selten bewusst. So suchen wir durchaus gerne und häufig Beziehungspartner, um mit ihnen die unaufgelösten Aspekte der eigenen Entwicklung, Kindheit aufzuarbeiten. Gegenseitig. Leider wird zumeist nur eine weitere Wiederholung des Bekannten daraus. Oder man scheitere daran und gibt es auf. Aber diese Dynamik betrifft ebenso alle anderen Bereiche. So gesehen bekommt im häufigeren Fall ein Verkehrter die Rechnung für etwas präsentiert, für das er eben ein (möglicher) Auslöser, aber nicht die eigentliche Ursache war. Noch dazu durchaus interaktiv, also auch mitunter gegenseitig. Was somit eben meistens in einer Art Schattenboxen, einem Stellvertreterkrieg mündet.
Wo kein Ego ist, da kein Schmerz, was hältst du davon? Wer ist es denn, dem etwas weh tut, der sich verletzt fühlt bzw. der mit etwas nicht einverstanden ist? Wenn es gelänge, was ist bzw. passiert ohne Bewertung, einfach nur zu fühlen, wären sie nichts anderes, als das was sie sind: Emotionen, Ereignisse, Erfahrungen. Sie könnten integriert statt bekämpft werden. Was meinst du?
Das Ego wird meiner Ansicht nach niemand los, außer durch den eigenen Tod. Und selbst wenn es im Leben gelänge, gelingt, so erschafft es sich im nächsten Moment sofort wieder neu. Der Irrtum stammt meines Erachtens daher, dass die ursprüngliche Aussage, das Ego nicht als alleinigen Herrscher seiner selbst zu akzeptieren, wie so oft, vereinfacht wurde. Also geht es weniger darum, das Ego loszuwerden, sondern es an den Platz zu stellen, an dem es einem, den eigenen Selbst dienen kann. Und dort kann es durchaus brauchbar und nützlich sein. Es geht also eher um die Kontrolle über das Ego, als um seine Auslöschung. Und die erfolgt umso besser, je mehr man sich seiner selbst bewusst wird.
Schmerz tut's dem Körper, dem Organismus als Ganzem weh. Also wird auch ein kleines Ego kaum weniger Schmerz verspüren. Meine Erfahrung mit Schmerz ist die: Die einzig wirkliche Möglichkeit, ihn loszuwerden, ist, sich ihm zu stellen, ihn zu akzeptieren, und durchzugehen. Und durch das, was dahinter ist, ihn ursächlich ausgelöst, erzeugt hat. Was auch, so man wirklich durchkommt, jedesmal eine ganz wunderbare Heilung ist. Acuh wenn es mitunter durchaus mehrere Stufen in die Tiefe gehen mag. Man also galuben kann, man wäre schon durch und das Thema nochmal eine oder ein paar Ebenen tiefer wieder auftauchen kann. Die Hürde davor ist meist die eigene Angst, sich dem zu stellen.
Das Positive dran ist, dass man genau auf diesem Weg wirklich ein ganze Menge seiner selbst wieder intergriert, zurückholen kann. Womit der Weg durch den Schmerz für eine, so erwünschte Ganzwerdung Ansicht nach kaum vermeidbar ist. Jeder Weg, jede Lösung, die das umgeht, auch die Bewusstwerdung der Ursachen und Hintergründe, poliert aus meiner Sicht lediglich mehr oder weniger tief die Oberfläche. Schmerzvermeidung löst, so gesehen das Problem nicht, auch wenn es für ein gewisse Zeit durchaus funktionieren mag, so bleibt das Problem selbst doch in der eigenen Dunkelheit, also wird weiter verdrängt.
Woher weißt du, ob da gerade ne Projektion läuft oder ob du nur als Leinwand benutzt wirst?
Das zu durchschauen ist schwierig. Es geht, aber dazu muss jemand sich wirklich sehr gut kennen. Man könnte sagen, je mehr jemand bei sich selbst ist, desto eher kann er das durchschauen.
Wo wäre denn der Unterschied zwischen Projektion und als Leinwand benutzt zu werden? Das verstehe ich nicht ganz. Wäre ja eigentlich ident, oder meintest du das anders?
Gut war auch als Folge spiritueller Entwicklung gemeint. Solang es wehtut, sind da noch Vorstellungen, Erwartungen, Identifikationen etc. die das Ego wichtig nimmt?
Die Vorstellung scheint weit verbreitet zu sein. deckt sich nicht ganz mit meiner eigenen. Wehtun wird's immer. Jedesmal, wenn was nicht stimmt. Denn dafür ist wehtun da. Es ist keine Strafe, sondern ein Schutzmechanismus. Um zu zeigen, das etwas nicht in Ordnung ist. Also ist so gesehen die Schmerzvermeidung genau das Verkehrte. Da damit auch die wirkliche Lösung vermieden wird. Was sich verändert ist, dass jemand irgendwann mit dem Schmerz anders umgehen kann. Ihn anders akzeptiert. Und somit auch die Ursache anders, seine Probleme rascher lösen, beheben kann. Wodurch er ganzer wird, oder bleibt. Und nicht mehr so sehr daran leidet.
Denn auch der unbewusste, verdrängte Schmerz agiert, führt zu Leiden, zu eben wieder neuen schmerzvollen Situationen und Erfahrungen. Weil er eben wahrgenommen werden will. Bis man hinsieht.
Danke für's Nachfragen. Vielleicht ist's jetzt etwas klarer verständlich, wie ich's meinte.