Zu den drei Jahren von dem Wirken Jesus möchte ich ein paar Gedanken einbringen:
Im Gegensatz zu Jesus gibt es von Johannes der Täufer außerbiblische Quellen. Der Geschichtsschreiber Flavius Josephus schreibt davon, dass Johannes im 15. Jahr der Regentschaft Tiberius mit seinem Wirken am Jordan. Tiberius wurde im März 15 n. Chr. zum Kaiser erhoben, demnach geht es da also um das Jahr 30 n. Chr..
Er berichtet auch davon, dass der Tetrarch von Peräa und Galiäa Antipas sich von seiner Frau Phasaelis getrennt hatte, um seine Schwägerin Herodias zu heiraten (34/35 n.Chr.). Wie man weiß, hatte Johannes sich ganz offen gegen Antipas gestellt und wurde somit mit seiner nicht unbedeutende Anhängerschaft zu einem Unruheherd. Phasaelis war die Tochter des benachbarten Königs der Nabathäer, deshalb flackerten durch dieses Ereignis die alten Grenzstreitigkeiten wieder auf. Um sich hier den Rücken frei zu halten, hatte deshalb Antipas Johannes im Frühjahr 35 Johannes festgenommen und wahrscheinlich im August des gleichen Jahres hingerichtet. Nach den Evangelien flüchtete Jesus mit der Verhaftung Johannes nach Galiläa und begann dort mit seinem Wirken: also im Frühjahr 35.
Ein weiterer Eckpunkt zum Todesdatum von Jesus verbindet sich mit dem Schicksal von Pontius Pilatus. Bei den Samaritanern hatte sich auch ein Messias (Taheb) etabliert, der mit dem Versprechen auf die Wiederherstellung des alten Israels im Sinne der Propheten warb. Dieser Taheb sollte im Sommer 36 mit einem großen Gefolge zu dem Tempel der Samaritaner auf dem Berg Garizim geführt werden, um ihm als Zeichen seiner Rechtmäßigkeit die Gefäße Moses zu zeigen. Da sich unter dem Zug auch bewaffnete befanden, ließ sie Pontius Pilatus angreifen und vernichten.
Die Samaritaner hatten sich daraufhin wegen dieses Vorgehens an Tiberius gewandt, woraufhin Pontius Pilatus nach römischen Quellen noch im Sommer 36 von seiner Ämtern enthoben und nach Rom zurückberufen wurde. Im Zuge dieser Amtsenthebung verlor auch der Hohepriester Kaipahs sein Amt. Wie man in den Evangelien lesen kann, waren Pilatus und Kaiphas wesentliche Personen, die zum Tot von Jesus beitrugen, also musste sich diese Geschichte noch vor diesem Datum ereignet haben.
In den Evangelien wird auch davon berichtet, dass Jesus am Vortag des Passahfestes hingerichtet wurde. Dieses Fest fällt in die Zeit von Ende März bis Ende April. Wenn man nun diese Eckdaten betrachtet, kommt also für die Hinrichtung nur die Zeit von März - April im Jahr 36 in Frage.
Die Zeit seines Wirkens kann demnach nicht länger als 11- maximal 12 Monate gedauert haben. Ich denke auch, dass in der kurze Zeit der Grund liegt, warum Jesus in den außerbiblischen Quellen nicht direkt erwähnt wird. Entscheidende Weichen zum Fortbestand der Lehre wurden erst nach seinem Tod durch Maria Magdalena und Paulus gestellt.
Merlin
In vielen Punkten Deiner Darstellung sind unsere Meinungen gleich.
Besonders der Teil über Johannes ist sehr aufschlussreich in meinen Augen.
Auch der Kern der Mission des Nazaräners gehört dazu.
Insgesamt habe ich dann noch ein paar Ansätze für Deine Überlegungen,
denn ich erkenne durchaus an einen Zeitraum der Mission von 3 Jahren,
ja sogar eine Erweiterung mit den erforderlichen Vorbereitungen ist denkbar.
Das beginnt mit einer nur verschnörkelt erzählten Militärdienstzeit des Nazaräners in Cäsarea.
Etwa der Hinweis, wer einem Kind böses tut,
für den wäre es besser an die tiefste Stelle des Meeres versenkt zu werden,
ist quasi die selbst gewählte Erlaubnis gelegentlich in Notwehr handgreiflich zu werden,
wie ein Soldat aus der Kaserne von Cäsarea am Meer (wie beim Nazaräner).
Genau so sei es besser nicht nur in einem See ein wenig zu ertrinken,
sondern gleich ganz in einem Meer zu ersaufen,
damit ein Kontakt zum Jenseits noch intensiver werden könne (wie bei Petrus).
Freilich ist das nicht nur eine allgemeine Maxime,
sondern der Versuch sich die eigene Handlungsweise bei der Festnahme des Nazaräners zu erklären,
als dem Kleinsten, dem Nazaräner, Schaden zugefügt wurde,
denn selbst der Jüngste, Johannes der Evangelist, war höher gewachsen als er.
Nach der Trennung vom Militärdienst da kam schon die Heirat des Nazaräners. Er war der Älteste der Kinder in seiner Familie, es werden auch keine Schwiegersöhne und Schwiegertöchter genannt in den Texten der Evangelien, was uns darauf schließen lässt, dass er in der Tradition den ersten Eheschritt tun sollte. Dabei hat er sich entschieden einen Seitensprung von Josef auszugleichen, jenem Josef der in seinem Eheleben mit großem Kindersegen bedacht gewesen ist und darüber hinaus. Seine Frau war die Tochter eines Weinhändlers und die Ehe war so konzipiert, dass der Nazaräner in seinem Heimatort für den entsprechenden Nachschub an Wein sorgen sollte für den bereits bestehenden Handelsbetrieb seines Schwiegervaters.
Das alles lag vor dem Jahre 30 unserer Zeitrechnung.
Darauf folgte noch der unerfreulichste Teil der ganzen Geschichte.
Die Kinder des Nazaräners starben gleich nach der Geburt.
Zuerst ging ein Mädchen viel zu früh, und danach verstarb auch das 2. Kind, ein Knabe.
Jetzt hatte aber die Frau, Judith, davor schon einen Sohn, einen gewissen Johannes,
und die Schuld über diesen Misserfolg suchte man beim Nazaräner und begründete dies mit der Taubstummheit seiner Mutter Maria.
Der Groll gegen Josef aus der Vorgeschichte tat ein Übriges dazu.
Bei der im Matthäusevangelium erzählten Steinigung wurde Einer dagelassen (Jesus) und Einer mitgenommen (Josef). Und die Geschichte wurde in den religiösen Bereich angesiedelt, denn der Knabe sollten den viel sagenden Namen Immanuel tragen, was sich nach dessen Tod und dem seiner Mutter verheerend ausgewirkt hat.
Erst nach dieser Geschichte ist der Nazaräner ganz in die spirituellen Sphären abgedriftet.
Jetzt waren auch die 30 Jahre unserer Zeitrechnung erreicht.
Als Johannes der Täufer am Höhepunkt seines Wirkens angelangt war.
Es ist also durchaus glaubhaft, dass die Jünger von Johannes, als sie diesen verloren hatten, und mit dem Nazaräner familiär verbunden waren, jenen aus der geistigen Versenkung heraus holten, und der sich erneut für ein Unternehmen begeistern ließ.
Der Beginn der Mission wie wir es heute nennen liegt also im Jahre 34,
spätestens jedoch im Jahre 35.
Im Zusammenhang mit den Speisungen am See und den Predigungen auf dem Berg, da sehe ich aber nur einen Prediger.
Der zuletzt sein Ende in Jerusalem gefunden hatte.
Jedoch wurde Pilatus zu Tiberius zitiert und ist erst bei Caligula in Rom angekommen.
Tiberius verstarb am 16. März des Jahres 37.
Darum können wir davon ausgehen, die Reise von Pilatus nach Rom war eine Sommerreise auf dem Meer.
Pilatus war bereits von einem anderen geschäftsführenden Statthalter ersetzt worden, im Frühjahr 37. Das dokumentieren uns die Schriften recht deutlich: Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld, er kann keine Schuld feststellen, er will diesen Mann frei geben.
Lächerlich genug, selbstironisch, wenn man bedenkt dass der Nazaräner schon tot war und nur mehr zur Schau gestellt werden sollte, und er eigentlich sehr froh gewesen ist dass sein Widersacher aus dem Verkehr gezogen wurde.
Darum umfasst wohl die engere Zeit des Wirkens beim Nazaräner den gesamten Zeitrahmen von 34/35 bis April 37.
Im Übrigen bin ich der Meinung der Nazaräner hat sich bei den Esseners und bei den Schriften vom Lehrer der Gerechtigkeit (auch ein Jonathan) schlau gemacht. Bevor er zu seiner Mission berufen und gerufen wurde.
So gesehen ist der Text an seine Jünger: Wollt auch ihr mich verlassen? (Joh 6,67)
eigentlich in der verständlichen Form gefasst die Frage:
Was ist, wozu habt Ihr mich geholt, ist es schon genug?
und ein