Jesus Christus- wer war er?

Emanuel Tunai

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Ich als Katholik möchte mit euch nun über Jesus Christus sprechen, der für die Katholische Kirche ein Aspekt Gottes ist, für die Muslime ein Prophet von Allah, für die Juden ein Gottes Lästerer, für die Hindus ein Guru und für die Buddhisten die 5. Wiedergeburt Buddhas.
Kein Mensch oder keine Person gibt so viel Brennstoff bei einer Diskussion dennoch möchte ich mit euch über diesen Mann sprechen.
 
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Jesus von Nazaret (* vermutlich zwischen 7 und 4 v. Chr. in Bethlehem, Kafarnaum oder Nazaret; † 30 (möglich sind auch 31 oder 33) in Jerusalem) war die historische Person, die hinter dem Jesus Christus des Neuen Testaments (im Folgenden: NT) angenommen wird.

Jesus gilt als Jude aus Galiläa, der ungefähr seit dem Jahr 28 öffentlich als Wanderprediger im Gebiet des heutigen Israel und im Westjordanland auftrat. Er wollte laut NT keine neue Religion gründen, sondern das Judentum angesichts des erwarteten Gottesreichs zur Umkehr rufen. Wenige Jahre später wurde er als angeblicher Aufrührer gegen die römische Besatzungsmacht gekreuzigt.

Seine historische Wirkung ist die Bildung einer neuen Weltreligion, des Christentums. Aber auch in anderen Religionen und unter Nichtchristen hat Jesu Wirken religiöse, kulturelle, politische und persönliche Bedeutung.

Für antike Verhältnisse ist die Quellenlage bei Jesus mit mehreren Evangelien relativ günstig. Aber aus ihnen lassen sich nur bedingt gesicherte biografische Details erschließen, da sie Jesus als den Christus (Messias, Sohn Gottes, Erlöser) verkünden. So sehen Christen ihn im Lichte der Auferstehungstexte im NT. Daneben erwähnen nur wenige außerchristliche Notizen Jesus.

Gleichwohl versucht die historische NT-Forschung, aus den Glaubensdokumenten Grundzüge seines Auftretens und seiner Verkündigung zu rekonstruieren. Dieser Artikel stellt einige ihrer heutigen, weithin als plausibel anerkannten, aber auch umstrittene Ergebnisse dar. Die angegebene Literatur führt diese näher aus. Bibelstellen werden wie üblich abgekürzt.

Bild:Christus_Ravenna.jpg


Grundlagen der Kenntnisse über den historischen Jesus
Jesus hat keine schriftlichen Werke hinterlassen. Fast alles Wissen über ihn stammt aus antiken Quellen, die nach seinem Tod verfasst wurden, um ihn als den Messias zu verkünden. Nur wenige Daten dieser Glaubensdokumente werden durch außerchristliche Notizen gestützt. Ihre Prüfung und Auswertung unternimmt die historisch-kritische NT-Wissenschaft, die aus der Leben-Jesu-Forschung hervorging.

Nichtchristliche Zeugnisse
Einige jüdische, römische und griechische Geschichtsschreiber zwischen 70 und 200 n. Chr. erwähnen Jesus. Diese seltenen und kurzen Notizen wurden frühestens 40 Jahre nach Jesu Tod verfasst und erwähnen fast nur seine Hinrichtung, nicht sein Wirken und seine Lehre. Sie sind zudem quellenkritisch umstritten, da einige davon auf Gerüchten und Missverständnissen beruhen, andere eventuell später von christlichen Kopisten eingefügt wurden.

Das sogenannte Testimonium Flavianum ist das älteste außerchristliche Dokument, das Jesus nennt. Der jüdische Historiker Flavius Josephus berichtet in seinen etwa 90 bis 94 verfassten Antiquitates Judaicae (Kap. 20,200) über die Hinrichtung des Jakobus, eines Bruders Jesu. Diese Notiz wird in der Regel als echt angesehen. Eine längere Notiz dagegen (Kap. 18,63f.), die Jesus als „Christus“ (Messiasanwärter) bezeichnet, gilt meist als nachträglicher Einschub christlicher Apologeten. Allenfalls die erwähnte Hinrichtung durch Pilatus wird als echter Kern vermutet.

Tacitus berichtet um 117 in den Annales (Buch XV, 44) von so genannten Chrestianern, denen Kaiser Nero die Schuld am Brand Roms im Jahr 64 zugeschoben habe. Er fährt fort:

Der Mann, von dem sich dieser Name herleitet, Christus, war unter der Herrschaft des Tiberius auf Veranlassung des Prokurators Pontius Pilatus hingerichtet worden.
Unklar bleibt, ob diese Nachricht sich auf unabhängige römische Quellen oder bereits auf christliche Überlieferung stützt.

Sueton schreibt etwa um 120 in seiner Biografie des Kaisers Claudius (Kap. 25,4), dieser habe die Juden, welche, von einem gewissen Chrestos aufgehetzt, fortwährend Unruhe stifteten, aus Rom vertrieben (49). Ob „Chrestos“ sich auf Jesus Christus bezieht, ist ungewiss.

Weitere Notizen stammen von Plinius dem Jüngeren, dem ansonsten unbekannten syrischen Stoiker Mara bar Sarapion sowie aus rabbinischen Quellen. Diese Autoren beziehen sich jedoch nur am Rande oder polemisch auf ihnen bekannt gewordene christliche Überlieferungen.

Christliche Zeugnisse
Informationen über Jesus lassen sich primär aus der Analyse der vier Evangelien sowie einigen apokryphen Schriften, vor allem dem Thomasevangelium gewinnen. Diese bilden eine eigene Literaturform von Christen meist jüdischer Herkunft, die von Jesu Auferstehung überzeugt waren (Mk 16,6) und ihn als den Messias für ihre Gegenwart erzählerisch verkündigen wollten. Sie enthalten fast keine exakten historischen Daten, da sie nicht über Vergangenes nachprüfbar berichten wollten, sondern die aktuelle Glaubensentscheidung der Leser intendierten. Ihre historische Zuverlässigkeit ist daher seit Beginn der Leben-Jesu-Forschung stark umstritten.

Nach heutigem Wissensstand wurden die drei synoptischen Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas frühestens 30 bis 40 Jahre nach Jesu Tod schriftlich fixiert, wahrscheinlich erst nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70. Nur wenige Historiker vertreten ein früheres Entstehungsdatum einzelner Evangelien. Demnach hat wohl keiner ihrer Autoren Jesus persönlich gekannt.

Jedoch lag den Evangelisten Matthäus und Lukas nach der im Kern weithin akzeptierten Zweiquellentheorie bereits das Markusevangelium vor. Von diesem übernahmen sie die Komposition und die meisten Texte, wobei sie diese ihren theologischen Aussageabsichten gemäß veränderten. Sie verarbeiteten außerdem wohl eine nur ihnen bekannte Logienquelle, in der Reden und Sprüche Jesu gesammelt waren (Peter Stuhlmacher). Ähnliche Jesusworte wurden eventuell zeitlich parallel auch von syrischen Gemeinden gesammelt und später im Thomasevangelium fixiert. Alle diese Stoffe wurden seit Jesu Tod jahrzehntelang mündlich von Angehörigen der ersten Christengeneration (Lk 1,2) überliefert. Ihre frühesten Bestandteile können direkt auf Jesus zurückgehen, da sie eventuell von Jüngern stammen, die ihn noch selbst erlebt haben.

Der „Markus“ genannte Evangelienredaktor fügte seinerseits einen frühen Passionsbericht aus der Jerusalemer Urgemeinde in sein Evangelium ein. Dieser legt den Schwerpunkt auf die Ereignisse am Lebensende Jesu, auf die hin alle Evangelien verfasst wurden. Er begann wahrscheinlich mit dem Verrat des Judas (Mk 14,10) und endete mit der Entdeckung des leeren Grabes Jesu. Damit führte er die in den Paulusbriefen überlieferten Credoformeln erzählend aus (Ulrich Wilckens). Diese bilden die wahrscheinlich ältesten Kristallisationskerne der NT-Überlieferung. Dem Passionsbericht wurden dann allmählich weitere Ereignisse vorangestellt.

Dass alle Evangelien vom Einzug Jesu in Jerusalem an demselben festgefügten Ablauf folgen, gilt als starkes Indiz für Alter und Zuverlässigkeit der Passionsüberlieferung. Diese bildet ihren größten Anteil, so dass diese Literaturform seit Martin Kähler als „Passions- und Ostergeschichte mit ausführlicher Einleitung“ gilt.

Das Johannesevangelium kann nach heutiger Forschermeinung trotz seiner späten Entstehung (um 130) durchaus unabhängige historische Stoffe enthalten, etwa von Jesu Verhältnis zu den Mandäern oder seinen Jerusalem-Besuchen. Da die Evangelisten ihre Quellen auf je eigene Weise theologisch gestalteten und in ihre Missions- und Lehrabsichten einordneten, lassen ihre Gemeinsamkeiten umso mehr auf einen realen, historischen Kern schließen.


Die Leben-Jesu-Forschung
Seit etwa 1750 entstand die universitäre Leben-Jesu-Forschung, die sich von kirchlicher Bevormundung zu lösen begann. Sie versuchte, historische Informationen von rein theologischen Aussagen des NT nach wissenschaftlichen Kriterien methodisch zuverlässig zu unterscheiden. Seitdem erwogen NT-Forscher jede denkbare Hypothese. Manche bezweifelten Jesu Existenz oder ergänzten spekulativ fehlendes Wissen. Viele der so entstandenen „Jesusbiografien“ gelten seit Albert Schweitzers Geschichte der Leben-Jesu-Forschung (1899) als überholt. Auch heute gibt es einige spekulative Theorien über Jesus von Nazaret, die die seriöse NT-Forschung verwirft.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert werden zunehmend außerbiblische Quellen herangezogen, um die historische Glaubwürdigkeit der NT-Überlieferung zu überprüfen. Aufgrund gewachsener Kenntnisse der Archäologie, Sozialgeschichte und Orientalistik und dank immer differenzierterer historisch-kritischer Textanalysen gehen heute auch nichtchristliche Historiker in der Regel davon aus, dass Jesus tatsächlich gelebt hat und sich relativ sicher ermitteln lässt, was er verkündete, wer er sein und was er tun wollte.

So bieten u. a. die Schriftfunde von Qumran der Judaistik heute ein differenzierteres Bild des palästinischen Judentums zur Zeit Jesu. Danach haben sich manche, von theologischen Vorurteilen bestimmte Sichtweisen – etwa Jesu angebliche „Aufhebung“ der Tora und sein Gegensatz zu den Pharisäern – als unhaltbar erwiesen. Auch apokalyptische und weisheitliche Elemente seiner Predigten werden nicht mehr vom Judentum abgerückt. Andererseits hält man auch einen Messiasanspruch und die bewusste Leidensannahme heute eher für Bestandteile der Eigenverkündigung Jesu als nur für eine nachösterliche Deutung früher Christen.

Quelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_von_Nazaret
 
Der Name
  1. Jesus ist die latinisierte Form des griechischen Ιησους und wird griechisch dekliniert (Genitiv „Jesu“). Es übersetzt den männlichen hebräischen Vornamen Jeschua, auch Jehoschua oder Josua. – Hebräisch wurde in Palästina zur Zeit Jesu kaum noch gesprochen. Griechische, nicht jedoch hebräische oder aramäische Namen wurden damals in andere Sprachen übersetzt.
  2. Jehoschua verbindet „Jeho“ (in Vornamen enthaltene Kurzform von JHWH, dem Gottesnamen der hebräischen Bibel) mit „schua“ (retten, befreien; vgl. „Hoshea“ = Rettung). „Jesus“ bedeutet auf Hebräisch also „Gott-rettet“, „Gott-Retter“ oder „Gott-(ist)-Rettung“. Dieser Name war damals unter Juden verbreitet. Nach der Trennung des Christentums vom Judentum wurden Juden aber nur noch selten so genannt.
  3. Ben oder Bar Joseph hieß Jesus mit Nachnamen, falls man ihn wie üblich bei seiner Beschneidung nach seinem Vater nannte (Lk 2,21). Das NT belegt dies nicht: Lk 4,22 nennt „Josefs Sohn“ ohne Vornamen und betont so den Kontrast zur Jungfrauengeburt (Lk 3,23). Joh 1,45 betont mit „Jesus, Josefs Sohn aus Nazaret“ seine königliche Abstammung von David. Frühere Versionen nennen ihn dagegen „Sohn der Maria“ (Mk 6,3; Mt 13,55).
  4. Christus ist die lateinische Form des griechischen Χριστος. Dieses übersetzt das hebräische „Maschiach“, deutsch „der Gesalbte“. Das ist ein jüdischer Ehrentitel für Könige und Hohepriester, später für den erwarteten König der zukünftigen Heilszeit, den Messias.
  5. Jesus Christus verbindet den jüdischen Vornamen und griechischen Titel zu einem Nominalsatz, der das christliche Glaubensbekenntnis in Kurzform ausdrückt: Dieser Jesus ist der Messias.

Nazarener, Nazoräer oder Nasiräer?
Die Angabe von Nazaret (lat.: „Nazarenus“) bezeichnet im NT Jesu Herkunftsort in Galiläa (Mk 1,9). Doch dieser Zusatz wird mit „Nazoraios“ variiert: So nannten die Mandäer die Lehrer ihrer Taufriten. Auch Jesus (Joh 19,19) und die Christen (Apg 24,5) nannte man anfangs Nazoräer, eventuell weil er und einige seiner Jünger früher zu Johannes dem Täufer gehörten und auch tauften. Nach Mark Lidzbarski bezogen erst die Evangelien-Autoren den Ausdruck irrtümlich oder bewusst auf den Ort. So sagt Mt 2,23:

(Josef) kam und wohnte in der Stadt, die Nazaret heißt, damit erfüllt würde, was die Propheten gesagt haben: Er soll Nazarener heißen.
Doch diese Verheißung kennt die Bibel nicht.

Die Herleitung von „Nasiraios“ ist dagegen unwahrscheinlich: Ein Nasiräer war ein Asket, der – wie der Täufer – auf strenge kultische Reinheit bedacht war. Er legte einen Eid ab, keinen Alkohol - dazu zählten alle gegorenen Traubensäfte - zu trinken, sich die Haare nicht mehr zu scheren, sich keiner Leiche und keinem Grab zu nähern (Num 6,1–4). Doch Jesus tat all das im Verlauf seines Wirkens und lehnte jeden Eid ab (Mt 5,33ff).

Geburts- und Todesjahr
Historiker beurteilen die Geburts- und Jugendgeschichten des NT weitgehend als spät entstandene Legenden. Dies gilt auch für das apokryphe Kindheitsevangelium nach Thomas, das von Wundertaten des Knaben Jesus erzählt.

Mt 1–2 und Lk 1–2 wollen Jesus als Messias verkünden und stellen seine Geburt dazu in den Rahmen biblischer Verheißungen. Der unbelegte Kindermord des Herodes (Mt 2,13) etwa erinnert an den Kindermord des ägyptischen Pharao vor Israels Exodus (Ex 1,22): Damit wird Jesus wie Moses als Befreier des Gottesvolks dargestellt. Auch der Stern, der orientalische Astrologen zu seinem Geburtsort geführt haben soll (Mt 2,2), verkündet Jesus als kosmischen Erlöser. Ob zum Zeitpunkt seiner Geburt ein besonderes stellares Phänomen zu beobachten war, ist umstritten.

In Betlehem, einer Kleinstadt nahe Jerusalem, sollte nach biblischer Weissagung der Messias geboren werden (Mi 5,1). Damit bezeugen Mt 2,1.6 und Lk 2,4 Jesu Abstammung vom König David.

Die meisten Historiker nehmen dagegen an, dass er in Nazaret, dem Wohnort seiner Familie, oder in Kafarnaum, dem Ort seines ersten und wiederholten Auftretens (Mk 1,21ff), geboren wurde.

Geburtstag und -jahr Jesu waren schon den Urchristen unbekannt. Nach Mt 2,1 wurde er vor dem Tod Herodes des Großen 4 v. Chr. geboren, nach Lk 2,2 bei einer "ersten" römischen Volkszählung unter Quirinius. Dieser wurde jedoch erst 6 n. Chr. Statthalter Syriens und Judäas. Eine frühere Steuererhebung dort ist unbekannt, aber auch nicht auszuschließen. Die christliche Zeitrechnung, die das Jahr Null auf Jesu Geburtsjahr legen wollte, beruht auf einem Rechenfehler.

Historisch gesehen ist aus Jesu Kindheit und Jugend fast nichts bekannt. Die Evangelien berichten fast nur aus seinen letzten Lebensjahren. Zu Beginn seines Auftretens soll er 30 Jahre alt gewesen sein (Lk 3,23). Sein Todesjahr ist nicht überliefert. Da er aber nach allen Evangelien am Vortag eines Schabbat an einem Passahfest gekreuzigt wurde, halten NT-Forscher 30 für das wahrscheinlichste Todesjahr; astronomisch möglich sind auch 31 oder 33. Demnach wurde Jesus etwa 34 bis 40 Jahre alt.

Sprache
Als galiläischer Jude sprach Jesus im Alltag die westliche Variante des Aramäischen: die Reichssprache der Assyrer, die die Perser in Israel eingeführt hatten. Das bestätigen einige aramäische Jesuszitate im NT. Er sprach wohl auch das verwandte Hebräisch, in dem der Tanach – Israels Heilige Schrift – abgefasst war. Fraglich ist, ob er lesen und schreiben konnte und auch Griechisch beherrschte, die damalige Verkehrssprache im Osten des römischen Reichs. Die ins Griechische übersetzte Bibel, die Septuaginta, lasen wohl nur hellenistisch gebildete Angehörige der jüdischen Oberschicht, nicht arme Galiläer.

Ob man griechische Ausdrücke und Redewendungen ins Aramäische zurück übersetzen kann, ist ein wichtiges Kriterium für die Suche nach „echten“, anfangs mündlich tradierten Jesusworten (Joachim Jeremias). So versucht man, seine eigene Verkündigung von urchristlicher Deutung zu unterscheiden.


Familie
Jesus war nach Mk 6,1.3 der erste Sohn Josefs und seiner Frau Maria, beide aus Nazaret. Seine Stammbäume (Mt 1; Lk 3) betonen seine väterliche Abstammungslinie und stellen ihn als Nachkommen des Königs David dar (Röm 1,3).

Erst spätere Texte betonen, Jesus sei vom Heiligen Geist gezeugt worden (Mt 1,18; Lk 1,35). Dies sahen Urchristen jüdischer Herkunft nicht unbedingt als Gegensatz zur natürlichen Zeugung. Sie nannten Maria im NT parthenos, was sowohl mit "Jungfrau" als auch mit "junge Frau" übersetzt werden kann.

Matthäus weist auf die Jungfrauengeburt der Maria hin: Nach Mt 1,19 glaubte Josef, Jesus sei unehelich gezeugt, bis ein Engel ihm den wahren Sachverhalt erklärt habe (Mt 1,20). Einige Stellen des jüdischen Talmud stellen einen Jesus als uneheliches Kind dar; ob sie sich auf den Nazarener beziehen, ist jedoch fraglich. Der Historiker Gerd Lüdemann greift diese These auf und vermutet im Anschluss an Celsus, ein Römer habe Maria vergewaltigt. Daraus erklärt er Jesu Benennung als „Sohn der Maria“ anstelle des üblichen „Joschua ben Josef“ und seine Außenseiterrolle in seiner Heimatstadt. Urchristen hätten dies zur göttlichen Herkunft umgedeutet.

Nach Mk 6,3 hatte Jesus vier Brüder – Jakobus, Joses (Josef? Mt 13,55), Judas, Simon – und eine unbekannte Zahl Schwestern, deren Namen nicht überliefert sind. „Brüder“, seltener auch „Schwestern“, kann im biblischen Umfeld aber auch Vettern und andere Verwandte einer Sippe bezeichnen (siehe dazu Geschwister Jesu).

Laut Lk 2,43 ging Jesus schon als Junge zur Familie auf Distanz, um im Tempel zu lehren. Nach seiner Taufe erwähnen die Evangelien seinen Vater nicht mehr: dafür nun öfter Kafarnaum, wo Jesus zuerst auftrat (Lk 4,16.23). Daher vermuten manche Forscher, er sei dorthin umgezogen, nachdem sein Vater fort oder tot war. Andere gehen davon aus, dass Jesus in Kafarnaum geboren wurde und aufwuchs, da Nazaret zu dieser Zeit für einen Baumeister keine Arbeit geboten habe.

Das vierte der 10 Gebote – Ehre Vater und Mutter (Ex 20,12) – verlangte damals die Fürsorge des ältesten Erben für seine Sippe. Doch zu Jesu Nachfolge gehörte das Aufgeben der familiären Bindungen. Nach der Gesellschaftsmoral seiner Zeit verhielt er sich damit wie ein Mörder und Ehebrecher. Sein Umherziehen, Predigen und Heilen stieß auf Unverständnis und führte zu Konflikten mit seinen Verwandten. Sie lehnten seine Gastfreundschaft für Arme und Kranke ab, erklärten ihn für verrückt und versuchten, ihn zurückzuhalten (Mk 3,20f.; 3,31). In diesen Kontext gehören Aussagen wie Mk 3,33–35:

Wer sind meine Mutter und meine Brüder? Und er schaute auf die, die rings um ihn saßen und sagte: Siehe, ihr seid meine Mutter und meine Brüder! Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Bei anderer Gelegenheit mahnte er (Mt 10,37):

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner (Nachfolge) nicht wert...
oder noch schärfer (Lk 14,26):

Wer zu mir kommt und seine Eltern, Kinder, Geschwister und dazu sein eigenes Leben nicht hasst, der kann nicht mein Jünger sein.
Er hob damit das 4. Gebot nicht auf (Mk 7,10 f.), legte es aber konträr zur jüdischen Tradition aus: Achte nur die als deine Angehörigen, die Gottes Willen tun. Darum wurde er in Nazaret abgelehnt und verließ es daraufhin ganz (Mk 6,1–6):

Ist das nicht der Bauhandwerker, Marias Sohn ...? Und sie waren verärgert über ihn. Jesus aber sagte zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Heimat, bei seiner Sippe und in seinem Ort.
Aber Frauen aus Jesu näherer Umgebung sorgten für ihn und die übrigen Männer auf ihrem Weg (Mk 1,31). Sie blieben bis zum Ende bei ihm (Mk 15,41), so nach Joh 19,26f auch seine Mutter. Er soll noch am Kreuz für ihr Wohlergehen gesorgt haben, indem er sie einem anderen Jünger anvertraute. – Verwandte Jesu gehörten nach Ostern zu den ersten Christen. Sein ältester Bruder Jakobus wurde sogar ein Leiter der Urgemeinde (Gal 2,9).


Jugend, Ausbildung, Beruf
Jesus soll schon früh mit Pharisäern diskutiert und gute Torakenntnis gehabt haben (Lk 2,46f). Der Argumentationsstil seiner Predigten und Gleichnisse ist originär rabbinisch (Halacha und Midraschim). Dazu wurde er wohl von Rabbinern seiner Heimat ausgebildet. Er heilte am Sabbat (Mk 2–3) und ordnete die Nächstenliebe allen übrigen Geboten über (Mk 12,28ff), so wie es zuvor Rabbi Hillel gelehrt hatte. Seine Armenfürsorge, seine Heilwunder und die Tateinheit von Beten und Almosengeben ähneln dem Auftreten von Chanina Ben Dosa (ca. 40–70), dem berühmtesten der galiläischen Chassidim (von „Chesed“ = Gnade, Barmherzigkeit Gottes). So ordnet die Judaistik Jesu Tora-Auslegung heute ganz in das zeitgenössische Judentum ein.

Seine ersten Jünger nannten ihn „Rabbuni“ (aramäisch: „mein Meister, Lehrer“). Ein Rabbi lebte von einem gewöhnlichen Handwerk, nicht vom Lehren. Jesus erlernte von seinem Vater das Bauhandwerk (Mk 6,3). Ein „Tekton“ (oft irreführend als „Zimmermann“ übersetzt) konnte generell mit Steinen, Stroh und Holz umgehen und war meist im Hausbau tätig. Ob Jesus beim Broterwerb der Familie half, bevor er sie verließ, ist den Texten aber nicht zu entnehmen. Manche Forscher nehmen dies an, da Josef allein die Familie nicht hätte ernähren können.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_von_Nazaret
 
Johannes und die Taufe im Jordan
Die Taufe Jesu, wie sie sich ein Künstler im Frankreich des 15.Jh. vorstellteNach allen Evangelien begann Jesus nach seiner Begegnung mit dem Täufer Johannes öffentlich aufzutreten. Nach den Synoptikern (Mk, Mt, Lk) ließ er sich von Johannes taufen. Sie verkünden dies als das Ereignis, bei dem Gott ihn wie sein Volk Israel (Hos 11,1) als seinen Sohn bezeugte und seinen Geist auf ihn sandte (Mk 1,11).

Johannes war einer der damaligen jüdischen Bußprediger. Er kündete die bevorstehende radikale Wende der Endzeit an und rief das ganze Volk Israel zur Umkehr: Damit griff er auf die Zukunftserwartung (Eschatologie) der jüdischen Prophetie und Apokalyptik zurück. Er berief Anhänger, lebte aber abseits bewohnter Gegenden als Wüstenasket. Das Tauchbad im Jordan war symbolische Vorwegnahme des Todes, sollte von sündigem Lebenswandel reinigen, zur Umkehr befähigen und die Getauften so vor dem drohenden Endgericht retten. Darauf geht die spätere christliche Taufe zurück.

Ob Jesus sich ihm nach seiner Taufe anschloss, ist ungewiss. Nach den älteren Evangelien hat er nicht, nach Joh 3,22ff aber eine Weile parallel zu Johannes getauft. Eventuell lernte er die Brüder Petrus und Andreas bei ihm kennen und warb sie ihm ab (Joh 1,35–42). Er predigte das Reich Gottes dann auf andere, offenbar attraktivere Art: als gnädige Zuwendung Gottes zu den Armen und Sündern. Er übernahm den endgültigen Umkehrruf von Johannes, lehnte aber das Fasten, die Askese für seine Jünger ab (Mk 2,16–19), pflegte die Tischgemeinschaft mit „Unreinen“ und heilte gerade die, die Gottes Gericht verfallen gewesen wären. Daraus wollte er ganz Israel, nicht bloß ein „reines“ Restisrael retten.

Wohl deswegen sahen die Mandäer in Jesus später einen „Lügenpropheten“. Die Evangelien dagegen sehen in Johannes den letzten Propheten des Alten Bundes, den Vorläufer der Ankunft des geistbegabten Messias (Mk 1,7f; 8,28f). Sie betonen den Zeugnischarakter seiner Botschaft (Joh 1,7f) gegenüber dem ihm überlegenen endgültigen Heilsbringer (Mt 3,11). Historiker nehmen daher an, dass es Austausch und Konkurrenz, aber auch gegenseitige Achtung zwischen Jesu und Johannes’ Anhängern gab (Joh 4,1).


Gebiet des Auftretens
Jesus war ein Wanderprediger unter vielen. Er sah sich nur zu den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“ gesandt (Mt 10,5/15,24) und hatte kein Interesse an Weltruhm. Sein Wirken blieb anfangs auf das Ortsdreieck Kafarnaum–Bethsaida–Chorazim am Nordufer des Sees Genezareth begrenzt, das höchstens 200 Quadratkilometer umfasste. Diese Gegend war im römischen Reich unbedeutend. Römerstädte wie Sepphoris, Tiberias oder Cäsarea Philippi betrat Jesus laut NT nicht, wohl weil fromme Juden die Besatzer ablehnten und er von den Herodianern verfolgt wurde (Mk 3,6). Daher wundert es nicht, dass damalige römische Quellen ihn nicht erwähnen.

Im Haus des Petrus in Kafarnaum richtete er eine Art Hauptquartier ein, in das er von seinen Missionswegen öfter zurückkehrte (Mk 1,29; 2,1). In jenem Fischerdorf von etwa 1.000 Einwohnern fanden Archäologen eine frühchristliche Pilgerstätte: Dort könnten Reisende ihn gehört haben, die auf der Fernstraße Via Maris nach Syrien oder Ägypten unterwegs waren. Er wirkte auch am Westufer des Sees Genezareth im heutigen Westjordanland (Gerasa, Mk 5,1) sowie im heutigen Südlibanon (Tyros und Sidon, Mk 7,24) und streifte eventuell auch durch Samaria (Joh 4,5 gegen Mt 10,5). Diese Provinz Palästinas gehörte früher zum Nordreich Israel, das den Jerusalemer Tempelkult im Südreich Juda ablehnte.


Reich-Gottes-Verkündigung
Nach allen Evangelien begann Jesus nach der Festnahme des Täufers durch Galiläas Dörfer zu ziehen und verkündete wie dieser das unmittelbar bevorstehende „Reich Gottes“ (Mk 1,14ff). Damit folgte auch er Israels Prophetie, die seit Amos (5,18ff, etwa 800 v. Chr.) einen „Gerichtstag“ Gottes als endzeitliche Befreiung von allen ungerechten irdischen Verhältnissen angekündet hatte. Jesus erneuerte diese jüdische Heilserwartung, indem er sie auf sein eigenes Leben bezog: In seinem Handeln und Dasein sei Gottes Reich schon angebrochen (Lk 7,22; 17,21; vgl. Mt 11,4–5). Er bezog sich dabei vor allem auf Heilsansagen der Exilspropheten Deuterojesaja (Jes 40–55) und Tritojesaja (Jes 56–66, ab etwa 530 v. Chr.). Nach Lk 4,17–21 wollte er diese erfüllen und den „Armen“ das Reich Gottes verkünden: Das sah er als seine ihm von Gott aufgetragene Sendung an.

Nach sozialgeschichtlichen Untersuchungen waren die meisten Juden damals bettelarm: Sie litten unter Ausbeutung, Abgaben für Rom und den Tempel, täglicher römischer Militärgewalt, Arbeitsmangel, Schuldversklavung, Hunger, Epidemien und sozialer Entwurzelung. Aus diesen Lebensumständen erklärt z.B. Gerd Theißen viele Texte der Logienquelle, die die prophetische Zukunftserwartung einer Revolution Gottes zu Gunsten der Besitz- und Rechtlosen erneuerten. Dazu gehören Aussagen, wonach Jesus den Armen das Erbe des Landes (Mt 5,5) und das „Gnadenjahr“ des allgemeinen Schuldenerlasses und der gerechten Bodenreform (Lk 4,19f) zusagte. An dieses alte biblische Gottesrecht (Lev 25; Dtn 15) erinnerte schon Deuterojesaja im babylonischen Exil (Jes 61).

Als Eigenverkündigung Jesu gelten auch die „Seligpreisungen“ (Makarismen), die dem ganzen angeredeten Volk zusagten (Lk 6,20):

Glücklich ihr Armen, denn euch gehört Gottes Reich!
Sie versprachen den Leidenden, Machtlosen und Verfolgten die Überwindung ihrer Not, so dass sie auch das Erdreich besitzen würden (Mt 5,3–10). Als redaktioneller Beginn der Bergpredigt (Mt 5–7) bzw. „Feldrede“ (Lk 6,20–49) lassen sie sich als prophetische Auslegung des 1. Gebots (Ex 20,2) verstehen: Weil Gott der Sklavenbefreier ist, bringt sein Reich den Armen umfassende Gerechtigkeit.

Lukas ergänzte sinngemäß die Weherufe an die Reichen. Diese werden meist nicht als originär angesehen, da Jesus etwa nach Lk 19,1–10 auch reichen Zöllnern Vergebung schenkte. Nach Mk 10,21 lud er einen Großgrundbesitzer zum Besitzverzicht zu Gunsten der Armen ein, um ihn zu seiner Nachfolge zu befreien: Dies ist als „Einlassbedingung“ für Gottes Reich formuliert, während es den Armen ohne Vorbedingung zugesagt wird.

Diese Zusagen enthielten einen indirekten Messiasanspruch, da der Messias in Israels Prophetie Gottes Recht auf Erden durchsetzen soll. Demgemäß antwortete Jesus auf die Messiasfrage des Täufers („Bist du der Kommende?“) mit dem Hinweis auf sein Wirken, in dem sich die prophetischen Heilsverheißungen erfüllten (Mt 11, 2–5). Diese Verbindung von Gottes weltveränderndem Kommen mit seinem gegenwärtigen Handeln, das die Situation der Angeredeten bereits veränderte, unterschied seine Predigt von prophetischen, rabbinischen oder zelotischen Traditionen seiner Umgebung.

Der Begriff „Reich Gottes“ wurde in der Kirchengeschichte sehr verschieden gedeutet. Schon bald wurde die Spannung der „sich realisierenden Eschatologie“ Jesu (C.H. Dodd, W.G. Kümmel) zu Gunsten einer bloß jenseitigen Erlösung oder innerlichen Heilspräsenz aufgelöst. Dahin tendieren schon manche Aussagen im NT (Joh 18,36). Viele Ausleger deuteten Jesu Heilszusagen als rein kirchliches Gnadenangebot oder mystische Erfahrung oder sozialpolitische Forderungen ohne Bezug auf Gott. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte Albert Schweitzer die apokalyptische Dimension der Botschaft Jesu wieder.


Heiltätigkeit und Wunder
Heilen gehörte zum Aufgabenbereich eines Rabbi. Wie andere reformorientierte Pharisäer erfüllte Jesus das Gebot der Nächstenliebe (Lev 19,17f) mit seinem Heilwirken für Kranke und soziale Randgruppen.

Wunder berichtet die antike Umwelt oft von Herrschern oder berühmten Ärzten, denen als „göttlichen Menschen“ (griechisch theios aner) besondere Kräfte zugeschrieben wurden. Auch die Evangelien tradieren gemeinsame und verschiedene Heilwunder; einige davon gehören zu den ältesten Stoffen der Logienquelle. Doch die Jesuswunder lassen sich kaum auf einen historischen Kern zurückführen, da sie alle nachösterliche Verkündigung seiner Person sind.

Nach dem NT soll Jesus auch „Dämonen“ ausgetrieben haben. Textmotive legen nahe, dass es dabei um damals unheilbare Krankheiten wie Lepra, grauen Star, Epilepsie und Schizophrenie ging. Solche Kranke galten nach damaliger Tora-Auslegung als „von unreinen Geistern besessen“. Man vermied Umgang und Berührung mit ihnen, verstieß sie aus bewohnten Orten und verurteilte sie so meist zum Tod (Adolf Holl).

Jesu Zuwendung zu ihnen gilt dem NT bereits als Wunder; doch verkündet es seine Heiltaten nicht als isolierte Mirakel, sondern als Angriff auf die Herrschaft des Bösen über das Gottesvolk und zeichenhaften Beginn des Reiches Gottes (Mk 3,27). Die Exorzismen betonen das dramatische Kampfgeschehen mit der Feindmacht, das den Sohn Gottes als Sieger erweist (Mk 1,25f). Demnach habe Jesus durch das Machtwort des Schöpfers sogar Tote auferweckt: Talita kumi! – „Mädchen, steh auf!“ (Mk 5,41).

Andere Texte betonen das Heilen durch Nähe (Mk 1,31), Berührung (Mk 1,41), Schuldvergebung (Mk 2,5), Handauflegen oder Speichel (Mk 7,32f). Hinzu kommen soziale Aspekte: Jesus führt den Kranken aus dem Dorf und heilt ihn getrennt von seiner Umgebung (Mk 8,23). Manche sendet er verwandelt dorthin zurück (Mk 5,19), andere nicht (Mk 8,26). Dem Bedürftigen wird das Heil ohne Vorleistung geschenkt (Mk 3,3); Jünger wie Zuschauer aber werden zum Glauben ermahnt (Mk 9,19.25). Demnach war Jesu Anliegen ganzheitlich zu verstehen: Er heilte den Einzelnen, indem er ihn Gottes bedingungslose Gnade spüren ließ, seine gesamte Lebensorientierung radikal umwandelte, wo möglich, auch seine krankmachende Umgebung veränderte und so den Geheilten neue Lebenschancen eröffnete.

Diese Tätigkeit galt auch Ausländern (Mk 7,24ff) wie dem Diener eines römischen Offiziers (Mt 8,5–13; Lk 7,1–10). In Israel galten besondere Kräfte jedoch schnell als Teufelei. Seine „Vollmacht“ brachte Jesus nicht nur Sympathie, sondern auch Misstrauen, Neid, Abwehr ein (Mk 3,22). So weisen gerade seine Heilerfolge schon auf seine Passion voraus (Mk 3,6).

Neben den Heilungen schreiben die Evangelien Jesus noch andere Wunder wie Massenspeisungen, Sturmstillung, Seewandel (Mt. 14,24–33) zu. Während die rationalistische Theologie diese Texte seit der Aufklärung „entmythologisierte“, glauben viele besonders evangelikale und charismatische Christen auch heute noch an „Dämonen“ als reale übernatürliche Wesen. Auch Esoteriker sehen bei Jesus Fähigkeiten wie Levitation.

Die Naturwissenschaft schließt „Wunder“ generell aus. Die psychosomatische Medizin erkennt jedoch an, dass jede Krankheit auch seelisch-geistige Dimensionen hat und Heilung immer den ganzen Menschen umfasst. Moderne Therapiemethoden wie die Gestalttherapie finden in den Wundertexten daher durchaus verwandte Motive.


Tora-Auslegung
Nach den unbedingten Heilszusagen erinnert die Bergpredigt die Nachfolger Jesu an Israels Auftrag, als Volk Gottes „Licht der Völker“ zu sein, indem es die Tora vorbildlich erfüllt (Mt 5,14–16; Jes 42,6). Der Evangelist Matthäus betont demgemäß, dass Jesus alle Toragebote bis ins Kleinste erfüllen, nicht aufheben wollte und Christen die Juden darin übertreffen sollen (Mt 5,17–20).

Ob Jesus selbst das so sah, ist umstritten. Einige überlieferte Gebote verschärfte er, andere relativierte er, wieder andere hob ganz auf. Zum Gebot der Sabbatruhe soll er z.B. gesagt haben (Mk 2,27):

Der Sabbat ist für den Menschen, nicht der Mensch für den Sabbat da!
So lehrte später auch der Talmud: Lebensrettung verdrängt Toragebot. Dem entsprachen Jesu „Antithesen“ (Mt 5,21–48), die heute nicht mehr als neue Ethik im Kontrast zum Judentum, sondern innerjüdische Toradeutung aufgefasst werden. Sie beziehen sich auf die Zehn Gebote (Ex 20,2–17) und das Vergeltungsrecht (Ex 21,23f).

Jesus radikalisierte sie über den Wortlaut hinaus und bezog sie auf die innere Einstellung: Schon wer andere hasst, ist tendenziell ein Mörder und verdient eigentlich den Tod (Ex 20,13). Schon wer als verheirateter Mann eine andere Frau begehrt, bricht die Ehe (Ex 20,14). Jeder Eid missbraucht den Gottesnamen (Ex 20,7) und ist Lüge (Ex 20,16). Gottes Schöpfungstreue (Gen 8,22) entkräftet das Vergeltungsgebot (Gen 9,6). Auch Israels Feinde sind als Nächste zu segnen. Das Anhäufen von Besitz bricht das 1. Gebot (Mt 6,19f.24). Besitzaufgabe für die Armen erfüllt den ganzen Dekalog (Mk 10,17–27).

Gerichte waren in römischer und sadduzäischer Hand, Rechtsbeistand konnten Arme dort kaum erwarten. Nach Joh 8,1–11 rettete Jesus eine Hure vor der Steinigung, indem er ihren Anklägern ihre eigene Schuld bewusst machte. So entkräftete er die Begründung für die Todesstrafe (Lev 20,10).

Die Besatzer benutzten Juden als Lastesel und schlugen die, die sich weigerten. Verschuldung, Enteignung, römische Gewalt bedrohten ihre Existenz. Jesus nannte diese Unterdrückung seiner Mitjuden „das Böse“ (Mt 5,39), rief aber dazu auf, auf Gegengewalt zu verzichten und Feinde mit freiwilligem Entgegenkommen zu demütigen. Er erhöhte keine Strafen, sondern deckte das gnadenlose Verurteilen anderer auf, um es zu überwinden und Gottes Volk vor Krieg und Untergang zu retten (Mt 7,1–6):

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Er erinnerte an Israels Aufgabe (Gen 12,3), die Völker zu segnen, nicht zu hassen. Seine Nachfolger sollten übermächtiger Gewalt durch unerwarteten Gewaltverzicht begegnen, Feinde mit Fürsorge überraschen (Mt 5,38–48) und so „entfeinden“ (Pinchas Lapide).

Jesu Ziel war demnach, ganz Israel und die Völker von Gewaltherrschaft zu befreien. Er lud darum gerade die in Gottes Reich ein, die die damals gültige Tora-Auslegung davon ausschloss (Mk 2,17):

Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
Gemeint waren beispielsweise jüdische „Zöllner“, die für die Römer Steuern eintrieben, oft dabei ihre Landsleute übervorteilten und daher gehasst und gemieden wurden.

Gerade weil Jesus das 1. Gebot über alles stellte, ordnete er die „Sozialtafel“ der „Kulttafel“ des Dekalogs über: Er hob die Reinheitsgesetze auf (Mk 7,1–22) und relativierte die Kultgesetze (Mt 5,24). Die Versöhnung mit dem Bruder und das Segnen der Feinde (Mt 5,23f.44) geht dem Opfern im Tempel voraus, weil Nächstenliebe gleichrangig mit Gottesfurcht ist (Mk 12,28–34): Dieses Doppelgebot nahm eine zentrale Lehre des Talmud schon vorweg. Es erfüllte für Jesus ebenso wie für die Pharisäer Israels ganze Tora.

Quelle: www.wikipedia.de
 
Anhänger
Von Beginn seines Auftretens an gewann Jesus Nachfolger (Mk 1,14ff). Frühe Texte der Logienquelle zeigen: Der Ruf in die Nachfolge war mit dem „Verlassen“ von Beruf, Familie, Besitz unlösbar verbunden (Mk 10,28–31). Doch damit forderte er nur ihre Zugehörigkeit zum einfachen Volk, das total verarmt und vom Hunger bedroht war. Demgemäß zogen seine Anhänger mittel- und waffenlos umher (Mt 10,5–15). Ihre Aufgabe war, wie er das Reich Gottes zu verkünden, Kranke zu heilen, Dämonen auszutreiben, sogar Tote zu erwecken und Gottes Segen weiterzugeben. Beim Betreten eines Hauses grüßten sie mit dem Friedensgruß „Schalom“. Damit segneten sie die ganze Sippe und stellten sie unter Gottes Schutz. Waren sie nicht willkommen, dann verließen sie den Ort, reinigten sich von dessen Staub und überließen ihn Gottes Gericht, ohne zurückzukehren.

Die Gefahr für diese Wanderbettler war nicht das Festhalten von Besitz, sondern das Aufgeben ihrer Mission für ein gesichertes Existenzminimum (Mt 6,25–33). Mk 2,23ff zufolge lasen sie am Sabbat Ähren von abgeernteten Feldern auf. Jesus heilte bewusst auch am Sabbat und erlaubte den Bruch der Sabbatruhe bei Lebensgefahr (Mk 3,4), da Gesetze für den Menschen gemacht seien, nicht umgekehrt (Mk 2,27).

Das soll den Plan seiner Gegner, ihn zu töten, ausgelöst haben (Mk 3,6). Aber gerade Pharisäer wie Hillel erlaubten schon vorher Lebensrettung und Wohltätigkeit für die Armen auch am Sabbat. Sie wollten die Tora im Alltag flexibler anwenden. Dazu ergänzten sie die Bibel durch die mündliche Auslegung verschiedener Pharisäerschulen, die später in der Mischnah zusammengefasst wurde.

Die Evangelien stellen die Pharisäer überwiegend negativ und zum Teil falsch dar. Historiker erklären das aus ihrer Entstehungszeit: Nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. gewannen die Pharisäer die Führung des Judentums und grenzten die Christen aus, da diese sich bereits gegen die volle Weitergeltung der Tora und für die Völkermission entschieden hatten. Daraufhin grenzten die Evangelien sich ebenfalls polemisch gegen die Pharisäer ab, obwohl Jesus ihnen nahe stand.


Frauen
Jesu Verhalten zu Frauen war im patriarchalischen Judentum damals neu und ungewöhnlich (Hanna *****). Auch sie folgten ihm von Beginn an nach (Mk 1,31). Seine Heilwunder galten oft gerade Frauen, die gesellschaftlich ausgegrenzt wurden, z.B. Huren, Witwen, Ausländerinnen oder Kranken. Viele, die er geheilt hatte, versorgten ihn und die Männer (Lk 8,2–3). Maria Magdalena stand ihm nach dem Johannesevangelium besonders nahe (Joh 11–12; 20,16).

Die biblische und rabbinische Tradition betont die Einehe als den legitimen Ort für Sexualität. Der Scheidebrief (Dtn 24,1) sollte geschiedene Frauen vor Ehrverlust schützen, erlaubte aber auch, sie zu verlassen. Obwohl Männer selbst fremdgingen, erwarteten sie unberührte Ehefrauen. Verstoßene Frauen waren daher praktisch recht- und mittellos und oft zur Prostitution gezwungen, die wiederum als todeswürdig galt. – Jesus entzog dieser männlichen Doppelmoral die Rechtfertigung, indem er verheirateten Männern den „Seitensprung“ (Mt 5,27–32) und die Ehescheidung (Mk 10,1–12) verbot.

Aber er gebot seinen Jüngern nicht die Eheschließung, sondern ließ „um des Himmelreichs willen“ Ehelosigkeit zu (Mt 19,12). Ob er selbst eine Partnerin hatte, erwähnen die Evangelien nicht. Falls er ein ausgebildeter Rabbi war, wäre er laut Mischnah zur Ehe verpflichtet gewesen. Da er dem Verkünden des Reiches Gottes Vorrang vor allen weltlichen Bindungen gab (Mt 6,33), kann er unverheiratet und sexuell enthaltsam umhergezogen sein. Die Erinnerung an eine Freundin Jesu könnte aber auch später getilgt worden sein, da sie nicht zum Bild des Gottessohns passte (Luise Schottroff).

Die Frau wird auch in der urchristlichen Verkündigung hochgeschätzt. Jesu Stammbaum (Mt 1,1–17) erinnert bewusst an weibliche Außenseiter in Israels Erwählungslinie: die vermeintliche Hure Tamar, die Hure Rahab, die Moabiterin Ruth und Batseba, die Witwe des ermordeten Uriah. Eine Frau salbte Jesus vor seinem Tod (Mk 14,3–9). Nachfolgerinnen waren nach allen Evangelien die letzten Zeugen seines Todes, entdeckten sein leeres Grab und bezeugten als erste seine Auferweckung.

Gegner
Zum damaligen Judentum gehörten neben den schon erwähnten Mandäern, Essenern, Pharisäern und Samaritanern weitere, oft miteinander verfeindete Gruppen: Herodianer, Sadduzäer und Zeloten.

Herodes Antipas, ein von Rom eingesetzter König aus Idumäa (Südjudäa, das vormalige Edom), regierte damals Galiläa und Judäa. Sein Vater, Herodes der Große, ließ Paläste bauen und missbrauchte dazu Teile der Tempelsteuer. Antipas selbst nahm eine bereits verheiratete Nichte als Zweitfrau und ließ den Täufer Johannes wegen dessen Kritik daran hinrichten (Mk 6,17–29). Daher waren die Herodianer den meisten Juden genauso verhasst wie die Römer. Sie gelten den Evangelien wohl historisch zutreffend auch als Gegner und Verfolger Jesu (Lk 13,31).

Seine Hauptgegner aber waren die hellenistisch geprägten, vornehmen Sadduzäer. Als Erben der Leviten verwalteten sie den Tempelkult in Jerusalem. Aus ihnen kam der Hohepriester, der sein erbliches Amt auf Zadok zurückführte: jenen Priester, der auf Geheiß König Davids den Tempelerbauer Salomo gesalbt hatte (1.Kön 1,32) und dessen Nachfahren seit der Makkabäerzeit Priesterkönige waren. Im Hinterland war ihr Einfluss zwar geringer; doch wachten sie auch dort über die strenge Einhaltung der biblischen Reinheits- und Opfergesetze. Da Jesus diese für seine Jünger außer Kraft setzte (Mk 7,1–23), wurde ein Konflikt mit ihnen unvermeidbar.

Die jüdische Oberschicht kooperierte eng mit den römischen Besatzern. Diese ließen den Tempelkult zu, solange innerjüdische Konflikte ihre Machtkontrolle nicht bedrohten. Sie setzten Juden als Steuereintreiber und Ortsvorsteher ein, um Judäa als „Kornkammer“ für Rom auszubeuten. – Da Jesus den Armen schon in Galiläa den Landbesitz zusagte (Mt 5,5) und immer mehr Zulauf gewann (Mk 10,1.46), bahnte sich auch mit den Römern ein Konflikt an. Nachdem er sich zum Passahfest nach Jerusalem aufmachte, kam es dort zur direkten Konfrontation mit den damaligen Autoritäten in Religion und Politik: dem Hohenpriester Kaiphas und dem römischen Statthalter Pontius Pilatus.

Die Zeloten
Seit Judas Makkabäus (ca. 170 v. Chr.) gab es in Israel offenen Widerstand gegen Fremdmächte, die Israel ihre Religion aufzwangen. Jüdische Befreiungskämpfer kamen oft aus dem früheren bergigen Nordreich, wo die Exodustradition lebendig blieb. Auslöser für gesamtjüdische Aufstände waren oft Königs- oder Götterstatuen, die ein Fremdherrscher im Jerusalemer Tempel aufstellen ließ. Das widersprach dem biblischen Bilderverbot als Kehrseite des 1. Gebots (Ex 20,2ff).

Die Religionspolitik der Römer war anfangs toleranter als die ihrer Vorgänger. Doch um 6 n. Chr. verordnete Augustus allen Juden eine Volkszählung, um ihre Tributpflicht zu erzwingen (nach Lk 2,1 der Kontext der Geburt Jesu). Judas Galiläus organisierte einen Boykott dagegen. Nachdem er scheiterte, verübten seine Anhänger vermehrt Anschläge gegen römische Beamte und Soldaten. Die, die Meuchelmorde begingen, hießen „Sikarier“ (Dolchträger). Sie selber nannten sich nach biblischem Vorbild „Zeloten“ (Eiferer) und verweigerten das Zahlen römischer Steuern. Diese galten vielen Juden als Götzendienst, da der römische Kaiser auf den Münzen abgebildet war und sich wie ein Gott verehren ließ.

Nach Mk 12,13–17 prüften Jesu Gegner sein Verhalten zur Kaisersteuer, um ihn als Zeloten zu überführen und an die Römer ausliefern zu können. Darauf soll er gesagt haben:

Gebt dem Kaiser, was ihm gehört, und Gott, was Gott gehört!
Die Deutung ist umstritten. Nach Martin Luther trennte er Religion und Politik und verlangte: Bezahlt die Kopfsteuer jeweils dem Kaiser und dem Tempel. Nach Martin Buber sagte Jesus damit: Der Kaiser ist nicht Gott. Gebt ihm nicht, was Gott gehört: euch und euer Volk.

So zeigte sich auch dieser Galiläer bei der Tempelreinigung als „Eiferer“ für Gottes Reich (Joh 2,17). Darum folgten ihm auch einige Zeloten nach: Dazu gehörte wohl Judas Iskariot, der ihn später an Kaiphas verriet. Der Grund wird nicht genannt; Historiker vermuten meist eine Enttäuschung darüber, dass Jesus keinen zelotischen Aufstand anführen wollte. Er wollte nicht Israels Besatzer mit Gewalt vertreiben, sondern die Feindschaft zwischen Juden und Heiden überwinden.


Zug nach Jerusalem
Wann und warum Jesus sich dem Zentrum des jüdischen Glaubens zuwandte, ist ungewiss. Viele Historiker glauben, dass dieser Entschluss ungeplant war und erst allmählich reifte. Vielleicht pilgerte er wie die meisten Juden vom Land nur einmal in seinem Leben in die Tempelstadt: Dann wirkte er nur etwa ein Jahr öffentlich.

Er verließ Galiläa wohl, weil sich dort nach seiner Predigt nichts entscheidend besserte. Das lassen seine Weherufe über Galiläas Städte vermuten (Mt 11,20–24; Lk 10,13–16). Diese geprägten Klagen nehmen das Endgericht vorweg, als sei es schon passiert: Das war in Israels Gerichtsprophetie als letzter ultimativer Umkehrruf zu verstehen. Jesus vertraute die besuchten Städte also Gottes Gericht an und zog weiter, wie er es seinen Jüngern auch geboten hatte (Mt 10,14f).

Er zog nach der Enthauptung des Täufers nach Jerusalem (Mt 14,12): Sie kann ihn dazu veranlasst haben, sein Werk zuende zu führen, ganz Israel zur Umkehr zu rufen und den jüdischen Gottesdienst zu reformieren. Spätestens jetzt musste er mit seinem gewaltsamen Tod rechnen (Mt 14,13). Er nahm diesen wohl bewusst in Kauf (Mk 8,31 par.), um – wie der verheißene leidende „Knecht Gottes“ (Jes 53) – ganz Israel von Not, Krankheit, Unrecht und Sünde zu befreien (Mk 10,45). Unterwegs folgten ihm einfache Juden, die ihn für den wiedergeborenen Johannes, den Endzeitpropheten Elija oder sogar für den Maschiach hielten (Mk 8,27–30). Sie erwarteten offenbar eine Entscheidung über die Rechtmäßigkeit seines Anspruchs.

Quelle: Wikipedia.
 
Hi!
Schwieriges Thema. Nur um eins klarzustellen: ich bin wirklich kein Fan des Christentums oder von irgendwas, das damit zu tun hat.(ich neige eher zu Heidentum, Wicca und Satanismus Einstellungen)
Aber ich bin ein Geschichtsfan.
1. Glaube ich er war ganz anders als er in der Bibel beschrieben wird. Ein Wahrsager oder "Magier":vielleicht, ein Gott: eher nicht. Glauben sollte man in erster Linie den nicht religiösen Schriften, wo er vorkommt. = Berichte von Poeten, Augenzeugen, Menschen, die nicht aus religiösen Wahn ein ereignis ausgeschmückt oder verändert haben könnten,...
2. Hatte er 100% als Mann in einer altmodischen Zeit mal Sex oder Selbstbefriedigung. Es gibt keinen Menschen, der aus psychologischer Sicht ohne leben könnte. (Fängt ja schon im Kleinkindalter an)
3. Könnte er auch einfach ein ganz normaler Verrückter gewesen sein, der auf sich aufmerksam machen wollte. Es würde ihn dann freuen, dass aus seinem Irrsinn eine Weltreligion entstanden ist.

Ich will hier in keiner Weise jemanden wegen seines Glaubens beleidigen, das hier ist nur meine Meinung. lg
Twilight star
 
Einzug in Jerusalem
Mit Jesu Einzug zum Passahfest beginnt für die Evangelien seine Leidensgeschichte. Die Festpilger sollen ihn nach einer historischen Passahliturgie als den erwarteten Davidssohn begrüßt haben (Mk 11,9f):

Gelobt sei das Reich unseres Vaters David!
Demnach sahen sie ihn als den ersehnten Retter und neuen König Israels.


Daraufhin soll Jesus auf einem zuvor unberittenen Esel in die Stadt geritten sein. Diese prophetische Zeichenhandlung erinnerte die Menge an eine Verheißung des Propheten Sacharja: Dieser hatte nach dem Tempelneubau (um 530) einen gewaltlosen Messias der Armen angekündet, der Gottes weltweites Abrüstungsgebot aufrichten und in Israel zuerst durchsetzen würde (Sach 9,9–11).
Jesu Eselsritt widersprach damit der Erwartung eines machtvollen Herrschers, der die Römer verjagen und ein Großreich Israel wiederherstellen sollte. Demnach wollte er kein kriegerischer Anführer sein, sondern die biblische Prophetie des Völkerfriedens durch Abrüstung (Jes 2,2–4; Mi 4,1–3) gewaltlos zu erfüllen anfangen und so allen Völkern Gottes Reich nahebringen.

Tempelkritik
Tempel spielt in den Evangelien eine wichtige Rolle. Jesu Verhalten dazu ist nicht eindeutig. In Galiläa schickte er geheilte Patienten zu den Priestern, damit diese ihre Gesundung amtlich feststellten und sie wieder in die Gesellschaft aufnahmen (Mk 1,44). Seine Tora-Auslegung lehnte die Opfer nicht direkt ab, ordnete sie aber der Nächstenliebe unter (Mt 5,23f). Indem er im Tempel lehrte, erkannte er diesen als Gotteshaus an. Auch die Tempelsteuer hat er anders als die Kaisersteuer wohl gebilligt (Mk 12,41ff).
Doch in Jerusalem soll Jesus gegenüber seinen Jüngern (Mk 13,2 par.) wie auch öffentlich (Mt 23,38 par.) die Zerstörung der Tempelstadt angekündigt haben. Dabei berief er sich auf Jeremia, der die Zerstörung des ersten Tempels (586 v. Chr.) vorhergesagt hatte und dafür von den Priestern fast getötet worden wäre (Jer 26).
Nach allen Evangelien vertrieb Jesus kurz darauf die Händler und Geldwechsler aus dem Tempelvorhof für die „Heiden“. Diese tauschten dort griechische und römische Alltagsmünzen in jüdische Münzen um, da auf dem Opfergeld keine Gottkaiser oder Götter abgebildet sein durften. Nur dafür verkauften sie armen Juden oder Heiden erschwingliche Opfertiere wie Sperlinge oder Tauben, die dann nur im Tempel dargebracht werden durften. Ohne sie konnten die religiösen Riten also nicht vollzogen werden.
Jesu Handeln wurde oft als Angriff auf den Tempel an sich missdeutet; jedoch sollte seine prophetische Zeichenhandlung auch Nichtjuden Zugang zum Gotteshaus eröffnen (Mk 11,17; Jes 56,7):

Steht nicht in der Schrift: Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker heißen?
Dem stand der Opferkult im Weg. Davon wollte Jesus den Tempel „reinigen“ und die Tempelbesucher dazu anstiften. Mit diesem Tabubruch stellte er den Tempelkult und die Führungsrolle der Priester, also die gesamte bestehende Ordnung in Frage. Er forderte die Elite des Judentums zu einer eindeutigen Reaktion heraus.


Gefangennahme
Von wem Jesu Festnahme ausging, ist umstritten. Der Hohepriester könnte sie aufgrund der Tempelaktion vom Vortag veranlasst haben. Er selbst war aber nur für kultische, nicht politische Kapitalvergehen, seine Tempelwache nur für den Tempelbezirk zuständig. Den Stadtwald von Getsemani dagegen – ein beliebtes Versteck für Zeloten – bewachten römische Soldaten. Nur sie durften Schwerter und Lanzen tragen. Judas Iskariot soll eine so bewaffnete Truppe zu Jesu Lager geführt haben (Mk 14,43). Doch dass ein enttäuschter Zelot Jesus an die Römer ausgeliefert hätte, wirkt unglaubhaft.
Wegen solcher Ungereimtheiten bestreiten vor allem jüdische Historiker wie Paul Winter, dass es überhaupt einen religiösen Prozess gegen Jesus gab, und weisen dem Sanhedrin nur eine Hilfsrolle bei seiner Festnahme und Auslieferung an Pilatus zu. Die meisten christlichen Historiker halten demgegenüber an der Initiative der Tempelpriester im Passionsverlauf fest, wie sie die Evangelien übereinstimmend darstellen (siehe dazu: Antijudaismus im Neuen Testament#Jesu Tod als „Gottesmord“).
Notwendig erschien Jesu Festnahme wegen der realen politischen Umstände: Sein Auftreten im Tempelbezirk konnte einen Volksaufstand beim bevorstehenden Passahfest auslösen. Das hätte unvermeidlich das Eingreifen der Römer, blutigen Kampf und das Ende der religiösen Autonomie Israels provoziert. Dies macht die von Kaiphas überlieferte Abwägung im Sanhedrin plausibel (Joh 18,14):
Es ist besser, dass ein Mensch statt des Volkes stirbt.
Da Jesus dessen Sympathien besaß, wurde er „mit List“ (Mk 14,1), nämlich nachts (Mk 14,17.49) festgenommen.
Eventuell versuchten einige Jünger, Jesus mit Gewalt zu verteidigen. Nach allen Evangelien wies er dies jedoch zurück, da er seinen Tod als Gottes vorherbestimmten Willen annahm. Laut Mk 14,48f sagte er zu den Soldaten:
Ihr seid vorgegangen wie gegen einen Mörder...dabei war ich jeden Tag im Tempel, wo ihr mich festnehmen konntet. Aber so soll die Schrift erfüllt werden!
Daraufhin seien seine Anhänger geflohen (Mk 14,50).
Falls Jesus als Zelotenführer inhaftiert wurde, drohte auch ihnen Festnahme und Hinrichtung. Die Römer nannten Zeloten „Mörder“, um deren Widerstand zu kriminalisieren und ihre Unterdrückung zu legalisieren. Der Sanhedrin wollte ihn offenbar als Verbrecher durch die Römer hinrichten lassen. Andererseits lag den Tempelpriestern gerade wegen begrenzter eigener Strafjustiz an einem legalen Verfahren, das ihre Autorität gegenüber Juden bewies (Apg 7,57). Daher gehen auch nichtchristliche Historiker und Juristen wie Haim Cohn oder Weddig Fricke davon aus, dass sie Jesus ohne Verhör und für sie gültigen Rechtsgrund kaum ausgeliefert hätten.

Der Prozess vor dem Hohen Rat
Im Sanhedrin, dem obersten Religionsgericht Israels mit Sitz in Jerusalem, waren die Führungsgruppen des damaligen Judentums vertreten: Pharisäer, Schriftlehrer (Rabbiner) und Sadduzäer. Ihre Aufzählung ist Merkmal der markinischen Redaktion. Die sadduzäischen Tempelpriester stellten nach jüdischem Gesetz die Mehrheit und waren nicht abwählbar. Der Hohepriester war Hauptankläger und Richter zugleich. Durch römischen Einfluss hatte Kaiphas dieses Amt damals inne.


Anklage und Verhör
Der Sanhedrin vernahm zuerst Zeugen, die behaupteten, Jesus habe Unmögliches, nämlich den Abriss und Neubau des Tempels innerhalb von drei Tagen geweissagt (Mk 14,58). Die Anklage gegen ihn lautete also auf Falschprophetie, laut Dtn 13,2–6; 18,20 eines der religiösen Kapitalvergehen.
Für Markus waren die Zeugen Lügner, die sich widersprachen und so kein legales Todesurteil hergaben (Mk 14,56; Dtn 19,15ff). Doch ihre Aussage traf im Kern zu: Denn Jesus hatte bei seiner Vertreibung der Opferhändler den Abriss des alten Tempels gefordert und seinen Neubau angekündigt (Joh 2,19). Eine solche Kultreform aber stand nach jüdischer Tradition (2. Sam 7,13) nur dem Nachkommen Davids, also dem Messias zu (Otto Betz). Das erklärt die Frage des Kaiphas an Jesus (Mk 14,61):
Bist Du der Messias, der Sohn des Hochgelobten?
Früher sahen NT-Forscher diese Frageform meist als christliche Deutung an. Zwar vermieden hellenistisch gebildete Juden den Gottesnamen (Rudolf Pesch), nannten den Messias aber sonst kaum exklusiv „Sohn Gottes“. Doch Schriften aus Qumran haben bestätigt, dass dies zur Zeit Jesu möglich war.

Das Menschensohnbekenntnis
Jesus antwortete laut Mk 14,62:
Ich bin es...
Dies war in Israels Prophetie, besonders den Gottesreden bei Deuterojesaja (u. a. Jes 42,9; 43,10; 44,24ff) eine Selbstvorstellung JHWHs, die seiner Namensoffenbarung folgte (Ex 3,14: Ich bin der ich bin!). Daran knüpfen die „Ich-bin“-Reden des Johannesevangeliums an (Joh 8,24; 13,19).
In den synoptischen Evangelien bekennt Jesus sich nur dieses eine Mal als „Messias“. Keiner seiner Anhänger war beim Verhör anwesend. Daher gilt dieser Vers in der NT-Forschung meist als nachösterliche Christusverkündigung, nicht als historischer Beleg für Jesu expliziten Messiasanspruch.
Einen impliziten Messiasanspruch Jesu halten aber viele NT-Forscher für wahrscheinlich. Dafür sprechen
seine besondere, von der bisherigen Prophetie verschiedene Verkündigung: Auf die Messiasfrage des Täufers (Mt 11,2–6; Lk 7,18–23) verwies Jesus auf sein Handeln, in dem das verheißene Reich Gottes schon anbrach;
der „Menschensohn“-Titel, der schon in der Logienquelle nur in Jesu Selbstaussagen auftritt und im ältesten Evangelium seine „Vollmacht“ zum Dämonen austreiben, Heilen, Sündenvergeben und Bruch des Sabbatgebots begründet (Mk 2,10.28);
seine indirekte Bejahung der Anrede „Sohn Davids“, einer bei armen Juden verbreitete Umschreibung des Messias (Mk 10,47ff);
die persönliche Gottesanrede „Abba“ (Papa, lieber Vater);
der endgültige Entscheidungscharakter seiner Gleichnisse, Streitgespräche und Gebotsauslegungen;
die endzeitlichen Heilszusagen der Bergpredigt;
Zeichenhandlungen wie der Eselsritt beim Einzug in Jerusalem und die Tempelreinigung, die nur dem Messias zustanden (Sach 9,6; 14,21);
und nicht zuletzt die Selbsthingabe seines Lebens, da Jesus die drohende Konsequenz seines Handelns bewusst war (Mk 10,45): nicht nur – wie andere Befreiungskämpfer oder Märtyrer – für seine Jünger und sein Volk, sondern darüber hinaus für alle Menschen (Mk 14,24).
Diese Motive zeigen jedoch auch deutliche Distanz zur tradierten Messiaserwartung. Als Petrus erstmals bekennt: Du bist der Christus!, folgt Jesu Hinweis auf das bevorstehende Leiden des Menschensohns und die notwendige Kreuzesnachfolge (Mk 8,27–37). Auch im Verhör vor Kaiphas ergänzt er sein Messiasbekenntnis:

...und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzend zur Rechten der Kraft und mit den Himmelswolken kommen.
Das zitierte aus der dem Seher Daniel zugeschriebenen Vision vom Endgericht Gottes (Dan 7,13f):

Siehe, es kam einer mit den Himmelswolken, der sah aus wie eines Menschen Sohn...
Diese Verheißung folgt dort dem Ende, das Gott allen Gewaltimperien setzt. Danach werde er all seine Macht dem „Menschenähnlichen“ übergeben, so dass ihm alle Menschen dienen würden.
Ein Messiasanspruch an sich war für die Sadduzäer noch keine Todsünde: Da Israels Gott die Geschichte lenkt, wurde sein Messias durch seinen historischen Erfolg ausgewiesen. Man konnte ihn festsetzen und abwarten (Dtn 18,22). Andere jüdische Messiasanwärter wie Simon Bar Kochba wurden im Judentum trotz späterer Niederlagen hoch verehrt. Doch Jesus identifizierte hier den Messias – sich – mit dem „Menschensohn“. Damit bezog er dessen zukünftiges Handeln auf sein eigenes Vorhaben, den Abriss und Neubau des Tempels. Er wollte den Opferkult abschaffen, Ausländern Zugang zum Gott Israels gewähren und auch ihnen so die Hoffnung auf ein Ende aller Gewaltherrschaft nahe bringen. Einen solchen Anspruch hat im Judentum sonst niemand erhoben.


Gotteslästerung?
Kaiphas hörte aus Jesu Antwort eine „Gotteslästerung“ heraus (Mk 14,64). Ein direktes Verfluchen des Gottesnamens kann nicht gemeint sein, weil gerade der historische Jesus das 1. Gebot achtete und den Gottesnamen – ebenso wie sein Ankläger – auszusprechen vermied (vgl. Mt 5,33ff).
Doch indem Jesus die Messiasfrage bejahte und mit der Menschensohn-Ankündigung ergänzte, schien er sich mit einem göttlichen Wesen gleich zu stellen. Das war für Juden die Ursünde: Ihr werdet sein wie Gott..., sprach die Schlange im Paradies (Gen 3,5). Die umständliche Satzkonstruktion verrät aber, dass der Versteil sitzend zur Rechten der Kraft und... später eingefügt wurde. Denn die Evangelien-Redaktion setzte Jesu Auferstehung voraus und verkündete auch hier den schon inthronisierten Christus (Apg 2,34).
Jesus selbst kündete sonst immer den kommenden Menschensohn in der 3. Person an. Damit erinnerte er Israels Führer an Daniels Vision, um ihnen eine Zukunft jenseits des Tempelkults zu geben, dessen Untergang er ja vorausgesagt hatte. Obwohl seine Aussage drohend klingt – ihr werdet sehen! –, ist sie eine Heilszusage.
Wegen seiner Kreuzigung glaubten die Urchristen, Jesus sei als Gotteslästerer verurteilt worden. Denn diese Todesart galt wie Aufhängen im jüdischen Gesetz als gerechte und notwendige Strafe für einen Lästerer des Gottesnamens (Dtn 21,23). So wurde vom Tod auf das Todesurteil gefolgert. Doch Jesu Messiasanspruch war damals keine Gotteslästerung. Christen, die dies immer noch behaupten, behindern damit den notwendigen Dialog mit Juden.

Quelle: Wikipedia
 
Das Todesurteil
Jesu indirekter Anspruch auf die Menschensohnwürde zwang Kaiphas, ihn zu verurteilen. Denn er kündete Kaiphas mit Gottes Endgericht seine Entmachtung an. Obwohl völlig machtlos, stellte er sich damit über seinen Ankläger und Richter. Dies musste Israels Führer provozieren, der sein Amt durch die gesamte biblische Tradition legitimiert sah. Für die Sadduzäer war Daniels Apokalyptik eine Irrlehre: Die Tora legte den Hohenpriester als höchste irdische Rechtsinstanz fest (Dtn 17,8–13).
Kaiphas nahm das Todesurteil vorweg, indem er sein Gewand zerriss: eine Trauergeste, wenn ein Jude Zeuge eines Kapitalvergehens wurde. Die Ratsmehrheit folgte ihm: Jesu Selbstaussage hatte für sie die Anklage auf Falschprophetie voll bestätigt. Basis des Urteils waren die strengen Toragebote zur Tötung von Falschpropheten, Volksverführern und Götzendienern (Dtn 13,6; 18,20), so auch später bei der Hinrichtung des Stephanus (Apg 7,56f).
Der vornehme Pharisäer Joseph von Arimathia aber stimmte dem Urteil sicher nicht zu. Denn er bat Pilatus später, den toten Jesus ehrenhaft bestatten zu dürfen (Mk 15,43–46). Dabei sollten rechtmäßig verurteilte Falschpropheten ohne Grab verscharrt werden, damit nichts an sie erinnerte. Aber die Pharisäer glaubten wie Jesus an das Reich Gottes: Man war also im Sanhedrin uneinig, ob er als todeswürdig anzusehen sei oder nicht.
Die Evangelien folgen Markus und stellen das Vorgehen der Führer Israels als böswillig geplanten und herbeigeführten Justizmord dar (Mk 14,11.55; 15,10f). Wäre das Todesurteil einstimmig ergangen (Mk 14,64), dann wäre es nach dem Prozessrecht des Talmud unrechtmäßig gewesen. So drückt Markus die schuldhafte Mitverantwortung aller Führer Israels für Jesu Tod aus. Doch wenn dieser sich im Verhör als „Menschensohn“ vorstellte, dann war das Todesurteil nach jüdischem Recht damals zwangsläufig und gültig (August Strobel).
Da die Jünger alle geflohen waren – nur Petrus und einige Frauen harrten im Innenhof des schwer bewachten Kaiphas-Hauses aus (Mk 14,66–72) –, erfuhren sie vom Prozessverlauf wohl durch Joseph von Arimathia. Dessen Name war den Urchristen noch Jahrzehnte später bekannt. Doch ihr Prozessbericht will kein historisches Protokoll sein, sondern den erhöhten Christus verkündigen. Markus bezeugt: Erst als es für ihn um Leben und Tod ging, offenbarte der Menschensohn seine Identität. So gab Jesus sein Leben für uns, als Petrus ihn unten im Hof verleugnete. Darin zeigt sich: Das Bekenntnis zum „Sohn Gottes“ war für die Christen, an die sich dieses Evangelium wandte, schon zur Lebensgefahr geworden.

Auslieferung
Die religiöse Autonomie des Sanhedrin war damals begrenzt: Er durfte kultische Todesurteile fällen, aber nicht vollstrecken (Joh 18,31). Das jüdische Gesetz schrieb ihm die Steinigung eines Falschpropheten oder Gotteslästerers vor (Dtn 13,11). Erst nachdem Pilatus abgesetzt war, konnte der Sanhedrin kultische Vergehen wieder in dieser Form ahnden. Dies vollzog er dann am tempelkritischen Urchristen Stephanus (Apg 7,56).
Um Jesu rechtzeitige öffentliche Hinrichtung zu erreichen, formten die Ratsmitglieder das Todesurteil am folgenden Morgen in die Anklage eines politischen Messiasanspruchs um (Mk 15,1). Entgegen der Tradition (Dtn 18,22) sahen sie sich offenbar zu schnellem Handeln veranlasst. Der Talmud verlangte später eine Frist von einem Tag zwischen Urteil und Vollstreckung; diese Regel wäre, falls es sie damals schon gab, im Falle Jesu missachtet worden. Bei akuter Gefährdung von Tempel und Stadt durfte eine Hinrichtung auch sofort geschehen. Dies spricht dafür, dass die Aufstandsgefahr beim Passahfest Jesu Auslieferung erzwang (August Strobel).
Hinzu kam, dass der Verurteilte vor Beginn des Sabbats tot sein musste, um Israel nicht zu verunreinigen (Dtn 21,23). Darum nehmen vor allem christliche Historiker an, dass Jesus am 15. Nisan (= 7. April) des Jahres 30, dem Hauptfesttag des damaligen Passah, gekreuzigt wurde.

Vor Pilatus
Nach Markus, dem die übrigen Evangelien darin folgten, war Pilatus nicht von Jesu Schuld überzeugt und bot dessen Anklägern seine Freilassung anstelle eines anderen, bereits verurteilten Zeloten – Barabbas – an. Doch eine Volksmenge habe ihn zur Hinrichtung Jesu gedrängt – Kreuzige ihn! –, so dass er ihnen zuletzt nachgab (Mk 15,2–15).
Diese Darstellung gilt heute als unhistorisch. Denn gerade die Zustimmung, die Jesus nur Tage zuvor bei der Menge der Festpilger (Mk 11,9) und für seine Kritik am Tempelkult (Mk 11,18) fand, war der Grund seiner Festnahme und Auslieferung. Die Sadduzäer dagegen waren im Landvolk unbeliebt. Der enge Innenhof des Pilatuspalastes bot auch nur wenigen ihrer Anhänger Raum.
Zudem war Pilatus nach zuverlässigen römischen Quellen ein skrupelloser Machtpolitiker. Er ignorierte jüdische Traditionen und innerjüdische Konflikte und ließ Juden häufig ohne Rechtsverfahren hinrichten, bis man ihn deshalb absetzte. Daher ist unwahrscheinlich, dass er Jesus gegen Kaiphas in Schutz nahm.
Markus hat also den ihm vorliegenden Jerusalemer Passionsbericht mit deutlich antijüdischer Tendenz überarbeitet, den römischen Statthalter entlastet und die jüdischen Führer als Hauptschuldige dargestellt. Sein Motiv dürfte in der bedrohten Lage der christlichen Gemeinden im römischen Reich und in der verschärften Konkurrenz mit Synagogen nach dem verlorenen jüdischen Befreiungskrieg (70 n. Chr.) zu suchen sein. Die endgültige Trennung vom Judentum stand bevor.
Nach dem Passionsbericht gab es eine Absprache zwischen Kaiphas und Pilatus: Sein Angebot, einen „Mörder“ (Zeloten) zum Tausch für Jesus freizulassen, sollte wohl das Volk beruhigen (Mk 15,6–15). Demnach war eine Hinrichtung ohnehin geplant. Auch Pilatus und Herodes sollen darüber Freunde geworden sein, dass sie den Todeskandidaten verhöhnten (Lk 23,11f). Obwohl beide keine Anhaltspunkte für einen geplanten Aufstand fanden, beseitigten sie den machtlosen Messias der Armen. Offenbar gefährdete Jesus die Zusammenarbeit der jüdischen Oberschicht mit den römischen Besatzern mehr als Zeloten wie Barabbas.
Nach allen Evangelien verurteilte Pilatus Jesus als „König der Juden“. Dies stand nach dem NT (Joh 19,19) in Lateinisch, Griechisch und Hebräisch auf der Kreuzestafel, die wie bei Römern üblich den Grund des Todesurteils angab. Demnach hielt Pilatus Jesus für einen Zelotenanführer, der Israels Hoffnung auf Befreiung von der Fremdherrschaft bestärkte. Er wollte gegen alle rebellischen Juden ein Exempel statuieren. Denn ein Messiasanspruch war nach römischem Recht Hochverrat (crimen maiestatis), Anstiftung zum Aufstand (seditio) oder bereits selbst staatsfeindlicher Aufruhr (perduellio). Nur der römische Kaiser hatte das Recht, Könige ein- oder abzusetzen.
Den entscheidenden Grund für den Hinrichtungsbefehl des römischen Statthalters sehen einige NT-Historiker jedoch in Jesu eigenem Verhalten: Seine Antwort auf die Frage nach einer angemaßten Königswürde (Du sagst es, Mk 15,2) und sein folgendes Schweigen (Mk 15,5) musste Pilatus nach geltendem römischem Gesetz als Geständnis werten, das ihn zum Todesurteil zwang (Klaus Haacker).
Für die Urchristen war dies jedoch ein Unrechtsurteil, da Jesus keinen bewaffneten Aufstand plante (Lk 22,38). Für sie stellte der Kreuzestitel kein angebliches Verbrechen fest, sondern bestätigte Jesu Königswürde als des Kyrios Christus, Herrscher aller Herren (Off 19,16). Laut Joh 19,21 protestierten die Sadduzäer erfolglos gegen die Inschrift: Jesus habe bloß behauptet, der Messias zu sein. Dies soll auf ihre Schuld hinweisen, deutet aber zugleich darauf hin, dass Jesus tatsächlich einen Messiasanspruch erhob.


Kreuzigung und Grablegung
Mit der öffentlichen Geißelung und Verhöhnung begann die römische Hinrichtungsprozedur (Mk 15,15–19). Diese Folterung war bei Römern, jedoch nicht bei Juden übliches Vorspiel einer Kreuzigung. Erst Markus übertrug diese Szene aus dem römischen in den jüdischen Prozess Jesu (Mk 14,65).
Danach zwang man Jesus, sein Kreuz zum Richtplatz vor die Stadtmauer zu tragen. Als er unterwegs zusammenbrach, wurde ein jüdischer Landarbeiter genötigt, ihm die Last abzunehmen. Diese Willkür führte allen Juden am Passahfest, an dem sie der Befreiung aus Ägypten gedachten, ihre Ohnmacht gegenüber den Römern vor Augen. Die Notiz nennt den Kreuzträger „Simon von Kyrene“ aus der nordafrikanischen Exilsgemeinde Kyrenaika und seine Söhne beim Namen (Mk 15,21) und sagt damit aus: So wie Jesus für sein Volk litt und starb, so litten Juden mit ihm und für ihn, als seine Anhänger ihn schon verraten, verleugnet und allein gelassen hatten. Es gab demnach anfangs keine Feindschaft zwischen Christen und Juden, sondern ein gemeinsames Leiden, Erinnern, Hoffen: auch und gerade im Diasporajudentum, wo sich das Christentum zuerst ausbreitete.
Jesus wurde zusammen mit anderen Zeloten auf dem Hügel Golgota (Schädelstätte) vor der damaligen Jerusalemer Stadtmauer gekreuzigt. Ein Trupp römischer Soldaten überwachte den Vorgang. Diese grausamste der damals bekannten Hinrichtungsmethoden war im römischen Kaiserreich für Aufständische, entlaufene Sklaven und Einwohner ohne römisches Bürgerrecht (Peregrine) üblich. Sie sollte alle Augenzeugen demütigen und von der Teilnahme an Aufruhr abschrecken. Sie galt Juden als Gottesfluch für Gotteslästerer (Dtn 21,23; Gal 3,13), die so aus dem erwählten Volk ausgeschlossen wurden. Sie konnte je nach Ausführung tagelang dauern, bis der Gehängte verdurstete oder an seinem eigenen Körpergewicht erstickte.
Der vormarkinische Passionsbericht nennt dazu jedoch keine Details, sondern stellt nur geradezu monoton den Ablauf dar: in der dritten, ... der sechsten, ... der neunten Stunde.... Das betont in der Sprache der jüdischen Apokalyptik (Dan 7,12) Gottes vorherbestimmten Plan.
Die Aussagen des Gekreuzigten variieren im NT. Im ältesten Evangelium rief er kurz vor seinem Tod auf Aramäisch:
Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
Dieses Psalmzitat (Ps 22,2) stellt ihn in die Reihe der zu Unrecht verurteilten Juden, die an Gottes Gerechtigkeit appellieren. In der späteren Kirchentheologie spielen die „Sieben Letzte Worte“ Jesu während seines Martyriums eine wichtige Rolle.
Die Soldaten verabreichten Jesus den üblichen, mit Myrrhe versetzten Betäubungstrank zur Schmerzlinderung. Diesen soll Jesus jedoch abgelehnt haben, während er unmittelbar vor seinem Tod den Weinessig (Posca) von Juden annahm (Mk 15,23.36). Gemäß seinem Schwur beim Passahmahl – Amen ich sage Euch: Ich werde hinfort nicht mehr vom Gewächs des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich neu trinke im Reich Gottes (Mk 14,25) – begann für die Christen damit die unsichtbare Entmachtung der Weltherrscher.
Pilatus soll überrascht gewesen sein, dass Jesus relativ schnell, vor Ablauf eines Tages, verstarb. Er ließ seinen Tod nochmals amtlich feststellen, bevor er seinen Leichnam zur Bestattung freigab (Mk 15,44f). Römische Freigabe und jüdische Grablegung eines Gekreuzigten waren damals höchst unüblich. So betonen alle Evangelien die Aussage des urchristlichen Credos: „gestorben und begraben.“ Damit reagierten sie wohl schon auf eine gnostische Legendenbildung, die Jesu Tod bestritt und damit sein österliches Erscheinen erklärte.
Nach Markus wurde Jesu Leichnam noch am selben Abend von dem Pharisäer und Ratsmitglied Joseph von Arimathia nach jüdischer Sitte einbalsamiert und in ein neues Felsengrab gelegt (Mk 15,46). Nach Johannes soll ein anderer Pharisäer, Nikodemus, 100 Pfund Myrrhe und Aloe ans Grab gebracht haben (Jh 19,39). Das Grab wurde mit einem schweren Stein verschlossen, wie es damals in Jerusalem für fromme Juden üblich war (Eduard Schweizer). Nur einige Frauen aus Galiläa, die Jesus bis zu seinem Tod begleitet hatten, wurden Zeugen dieses Vorgangs (Mk 15,47).

Die Auferstehung
Das urchristliche Glaubensbekenntnis lautet (Apg 2,32):

Diesen Jesus hat Gott auferweckt!
Dieser Glaube bezieht sich auf die historische Person Jesus von Nazaret, ist aber selbst nicht Teil ihrer Darstellung. Die dahinter stehende Erfahrung ist nicht historisch verifizierbar und nach menschlichem Ermessen unmöglich.

Für die Urchristen war sie jedoch der Kern und Ausgangspunkt ihrer Verkündigung: Gott habe dem angeblichen Gotteslästerer gegen seine Richter, aber für sein Volk endgültig Recht gegeben, sein endgültiges Gnadenurteil über alle Menschen gefällt, sie von der Sünde erlöst, die Welt mit sich versöhnt und die endzeitliche Wende vom ewigen Tod zum ewigen Leben eingeläutet. Der Auferstandene selbst habe ihnen seine Geistesgegenwart für alle Zeit zugesagt.
Der Artikel Jesus Christus im Neuen Testament stellt Inhalte und Entwicklung zentraler urchristlicher Glaubensaussagen dar. Er geht von den Ostertexten aus und erfragt auch deren möglichen historischen Hintergrund. Nach den befristeten Jesus-Erscheinungen begann die Geschichte des Urchristentums und der Kirche. Wie Jesus Christus dort gesehen wird, behandelt der Artikel Christologie. Biblische und außerbiblische Vorstellungen eines Lebens nach dem Tod und ihr Verhältnis zu naturwissenschaftlichen Theorien behandelt der Artikel Auferstehung.

Quelle: Wikipedia
 
Yuz Asaf (auch: Yus Asaph) ist der möglicherweise von Jesus angenommene Name nach dessen Überleben seiner geplanten Kreuzigung und anschließenden Flucht nach Kashmir.

Dies wird in dem Werk Jesus in India von Mirza Ghulam Ahmad (Gründer der muslimischen Sekte Ahmadiyya) behauptet, der postuliert, daß Jesus sowohl der Messias der Muslime als auch der des Christentums ist. Basierend sowohl auf mündlichen Überlieferungen der Kashmiri als auch auf Einträgen im Qur'an, Hadith und Aufzeichnungen von Forschern, handelt es sich bei Yuz Asaf ("Jesus der Versammler") um Jesus von Nazareth, der nach Srinagar geflohen sei, wo er bis zu seinem Tod im Alter von 120? Jahren lebte.

Andere glauben, dass Yuz Asaf eine verheiratete Frau namens Marjam (Maria Magdalena?) hatte, die ihm eine größere Anzahl von Kindern gebar. Auch wird behauptet, dass die Mutter Jesu, Maria, in der Stadt Murree in Pakistan begraben wurde. In Buddhistischen Aufzeichnungen ist die Rede von einem Grabmal des Messias, bei der es sich um die fünfte Wiedergeburt Buddhas handelt. Seine Lehren wurden oft mit denen von Jesus verglichen in der Art und Weise seiner Empfindung. Auch soll er den späten Buddhismus beeinflusst haben.

Diese Ansicht über Yuz Asaf wurde auch von Anhängern der New Age-Bewegung aufgegriffen.

Vertreter der Theorie weisen auf den Text des Tarikh-i-Kashmir von Khwaja Hassan Malik aus dem 17. Jahrhundert hin, in dem berichtet wird, dass Yuz Asaf im Jahre 78 nach Kashmir gekommen sei. Der Eintrag ist jedoch mittlerweile unlesbar geworden.

Das Grabhäuschen befindet sich in der Khanyar-Straße und besteht aus einem tiefliegenden rechteckigen Gebäude mit einer erhobenen Plattform, die frontseitig mit Relingen umgeben ist. Das Häuschen hat drei Bögen an der Front, wo sich auch der Zugang befindet, und vier Bögen seitlich. In einer hölzernen Kiste kann man durch ein Sichtfester in das Grab sehen. Das Grabmal wird von Angehörigen der Ahmadiyya-Familie bewacht. Diese Familie, die dem muslimischen Glauben angehört, gibt an, dass sie die Nachfahren des Yuz Asaf seien.

Mirza Ghulam Ahmad vertritt jedoch die Ansicht, dass Yuz Asaf im muslimischen Rozabal-Schrein begraben ist, der sich im Mohala Kan Yar Distrikt von Srinagar befindet. Es wird behauptet, dass in dem Grabmal ein Mann begraben ist, der sowohl ein Prinz als auch ein Prophet war (um 100).
 
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Eine heute in der Esoterik öfter anzutreffene spekulative Theorie besagt, dass Jesus unerkannt nach Indien oder gar Tibet ausgewandert sei: entweder in seiner Jugendzeit, von der die Evangelien nichts berichten, oder nach seiner Kreuzigung, die er überlebt habe.

Die zweite Variante ist alten Ursprungs: Sie basiert auf der gnostischen Lehre vom „Scheintod" des Erlösers, die schon bei den Manichäern und Anhängern Marcions vertreten wurde. Auch im Islam lehrt der Koran, Jesus sei nicht am Kreuz gestorben, sondern ein anderer Mann sei an seiner Stelle gekreuzigt worden.

Seit dem 19. Jahrhundert wird diese These ständig neu aufgelegt und abgewandelt. So verkündete Ghulam Ahmad (1839-1908), Gründer und Anführer der islamischen Ahmadiyya-Sekte, seit etwa 1890, Jesus sei wie frühere Juden - die so genannten Bani Israel („Kinder Israels"), identisch mit den 10 „verlorenen" Stämmen des Nordreichs - nach Kaschmir ausgewandert und in Srinagar friedlich und in hohem Alter gestorben. Dazu wird das bekannte Grabhäuschen eines Yuz Asaf in der Khanyar-Straße als Jesu Grab vorgezeigt. Man interpretiert in die Grabplatte gehauene Vertiefungen als Abbild großer Narben, die von einer Kreuzigung stammen sollen. Das Grab sei nach jüdischer Tradition von Ost nach West ausgerichtet.

Sprachforscher sehen den Namen auf dem Grab jedoch als die durch Schreibfehler und Lautverschiebungen entstandene islamische Version von budasaf - dem Sanskritwort für bodisattva. So wird ein barmherziger Mensch im Buddhismus genannt, dem Glauben der meisten dortigen Inder vor der Islamisierung.

1875 veröffentlichte der Franzose Louis Jacolliot (1837-1890) „indische Studien", z.B. La Bible dans l'Inde. Vie de Jezeus Christna. Er war von 1865 bis 1868 Bezirksrichter in Indien gewesen, gab sich als Indologe aus und erfand Sanskrit-Zitate, -Schriften und Wunderberichte, die er in alten religiösen Schriften Indiens entdeckt haben wollte und die Jesu Aufenthalt dort beweisen sollten. Doch 1888 wiesen angesehene Indologen ihm bereits nach, dass er gar kein Sanskrit beherrschte und die Zitate gefälscht hatte.

1894 erschien in Paris ein Bericht des russischen Journalisten Nikolaj Notowitsch über seine Tibetreise: La vie inconnue de Jésus-Christ („Die Lücke im Leben Jesu"). Der Autor behauptete, Jesus sei zwischen seinem 12. und 30. Lebensjahr in Tibet gewesen. Man habe ihm im Kloster von Hemis in Ladakh (Distrikt im Nordosten von Kashmir im Himalaya) uralte Schriften gezeigt, in denen Jesu Ankunft und Aufenthalt dort erwähnt sei. - Dies widerlegte der Indologe Max Müller noch im selben Jahr, gefolgt von dem englischen Historiker John Archibald Douglas 1895: Nowotisch war weder in Hemis noch anderen Klöstern der Region gewesen, und die Buddhisten dort - die gar keine gebundenen „Bücher" besaßen - hatten erst durch die Begegnung mit europäischen Missionaren von Jesus gehört.

Gleichwohl wurden alle drei Versionen eines Indien- oder Tibetaufenthalts Jesu später immer wieder zitiert. So berief sich Mathilde Ludendorff, die Frau des Generals im Ersten Weltkrieg, ab 1930 auf Jacolliot und behauptete eine „arische“ Abstammung Jesu. Als Vertreterin neuheidnischer faschistischer Sekten im Dritten Reich schrieb sie polemische antikirchliche Werke wie Erlösung von Jesus Christo und Von neuem Trug zur Rettung des Christentums.

1939 berief sich der Imam der Londoner Moschee, J.D. Shams, in seinem Buch The tomb of Jesus Christ in India auf Ghulam Ahmad.

1957 veröffentlichte Kurt Berna - ein dubioser Journalist mit vielen Pseudonymen wie „Hans Naber" oder „John Reban" - eine Schrift mit dem Titel Jesus ist nicht am Kreuz gestorben, die wiederum auf den Thesen von Jacolliot fußte.

1973 erschien in der deutschen Illustrierten STERN (Nr. 16) der Artikel „Jesus starb in Indien": Darin wurde ein Islam-Professor, Fida Mohammed Hassnain, als Autorität zitiert. Dieser versuchte, den Glauben der Ahmadiyya wissenschaftlich zu untermauern. Im selben Jahr veröffentlichte Siegfried Obermeier sein Buch: Starb Jesus in Kaschmir? Das Geheimnis seines Lebens und Wirkens in Indien. Es erschien im gleichen Verlag wie die Bücher von Erich von Däniken.

1976 erschien das Buch Jesus died in Kaschmir von A. Faber-Kaiser. Auch er berief sich auf J.D. Shams und F.M. Hassnain.

1981 interviewte von Däniken Professor Hassnain persönlich und zitierte ihn mit den Worten: „Die Beweiskette ist lückenlos. Sie kann vor jedem Gericht bestehen." (Reise nach Kiribati S. 219)

1983 erschien das Buch Jesus lebte in Indien von Holger Kersten. Er berief sich darin wie Däniken auf Hassnain und behauptete wie dieser eine „lückenlose" Beweiskette für Jesu Leben in Indien. Allerdings hatte Hassnain inzwischen die Wiederkunft des Messias für den 21. März 1983 angekündet: Der Termin war bereits verstrichen. Kersten führte auch Notowitschs Buch als angeblich verlässlichen Bericht an. Er verschwieg u.a., dass dieser Jesu Wanderschaft nach Tibet nicht nach, sondern vor dessen Tod gelegt hatte.

1984 berichtete die Illustrierte BUNTE (Nr. 47) in dem Artikel „Wo starb Jesus wirklich?" über die Kaschmirreise einer Forschungsgruppe unter der Führung des schon erwähnten Kurt Berna, die auch Hassnain in Srinagar besuchte.

1985 versetzte der deutsche Indologe und Tibetologe Dr. Günter Grönbold schließlich derartigen Kolportagen einen schweren Schlag: Sein Buch Jesus in Indien - das Ende einer Legende unternahm eine gründliche wissenschaftliche Kritik der genannten Bücher und Autoren. Er führte die ausufernde Legendenbildung auf ihre Urheber - Ahmad, Jacolliot und Notowitsch - zurück und zeigte detailliert, dass diese Autoren und ihre Bürgen schon zu ihren Lebzeiten mehrfach widerlegt und als Fälscher entlarvt worden waren.

Die Faszination derartiger Theorien ist damit jedoch noch nicht erklärt. Sie bieten kirchenfernen Sinnsuchern eine Art Ersatzreligion an, in der sich originäre hinduistische, buddhistische und islamische Elemente mit Esoterik zu einem modernen Synkretismus verbinden. Dieser umgeht stets den „harten Kern" der christlichen Lehre: Jesu stellvertretenden Kreuzestod und seine Auferstehung von den Toten, die dem modernen Menschen als Glaubensinhalt nicht mehr akzeptabel und zumutbar erscheint
 
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