Selbsthilfe? Und wenn ich keinen Kontakt bekomme, was ist dann mit der Selbsthilfe?
Gern möchte ich das an einem Bsp. erläutern, warum ich das schreibe und wie ich das meine. >>
Ich habe doch tatsächlich mal meine damals schon verstorbene Oma sagen hören, ich vertrage keine Nudeln.
Das hat mich richtig verrückt gemacht. Ich brauchte einige Zeit, bis ich dem auf die Spur gehen konnte. Dass ich in der Zwischenzeit meine lieben Problemchen mit Nudeln hatte, kannst du dir vllt. vorstellen? (Nein, das ist absolut kein Scherz!!!).
Heute weiss ich, was zu jener Zeit passiert ist und längst habe ich mich mit dieser Seite in mir ausgesöhnt, sodass sie mir milde zulächelt...
aber damals wars ein Schock für mich. Ich lauerte immer wieder, ob meine Oma mir noch etwas sagen wollte, aber jahrelang kam nichts. Ich war anfangs sehr traurig, auch enttäuscht.
Irgendwann fiel mir ein, dass meine Oma keine Nudeln mochte. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Ich habe sie auch wirklich sehr geliebt, denn sie war als Kind meine Bezugsperson.
Genau DIESER Punkt war nun aber für mich ein wichtiger zum Einstieg in die Materie: Sachlichkeit, Distanz, Abstand... und nicht ein Haben wollen. Kein *liebe Oma, zeig dich, ich vermisse dich soo sehr!" (Obwohl es so war, ich vermisste sie unendlich).
Und plötzlich, wen wunderts, bekam ich auch Kontakt zu ihr.
Das alles ist mehr als 20 Jahre her, aber ich weiss es noch wie heute und werde das auch nie vergessen.
Selbsthilfe? Als Trauernder kann man sich nicht selbst helfen- denn dazu müßte man frei von Trauer sein. Das ist also ein Widerspruch in sich. Als Trauernder braucht man Trost, Mitgefühl, Wärme, Zuneigung und hat das auch in vollem Umfang verdient, aufgefangen zu werden- um den Schmerz zu verarbeiten.
Es ist mit das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann, einen geliebten Menschen zu verlieren. Wenig hilfreich, dann direkt zu sagen: "nimm Kontakt auf, der Mensch ist doch noch da!"
Nein, ist er eben nicht. Er ist tot. Zwar lebt er noch in unserem Herzen, aber da, wo er jetzt ist, hat er zuallererst mal eins verdient: seine Totenruhe, die er ungestört geniessen sollen dürfte.
Meine Art der Trauerbegleitung geht also dahin, dem Trauernden HIER Halt zu geben, sodass er mit dem verlust umgehen lernt- ihn akzeptieren lernt. Das ist schon schwer genug. Wie schon Jesus sagte: "Ich bin ein Gott der Lebenden, und nicht der Toten!"