Alice
Noch einen Schritt weiter, am Tod/XIII, da bin ich aus dem Heulen gar nicht mehr rausgekommen.
Kauf' dir lieber gleich ne Vorratspackung.
vor so zwei monaten, war der punkt...
da bin ich wochenlang, hier vor dem computer
gestorben. hatte immer eine rolle klopapier hier stehen.
Worum ging's da? Na- schau' dir die Karte an: der Bursche hat einen Strahlenkranz um den Kopf- er leuchtet. Aber er hängt kopfabwärts. Ja klar, ich wusste alles, aber was konnte ich damit anfangen? Nix! Ich konnte es nicht umsetzen. Wie denn? Ich hatte alles versucht, nix hatte geklappt. Nur Frust, den ich natürlich überspielt hatte. Ja sicher, während einer Sicht, das war die reinste Glückseligkeit, aber sie dauerte ja nicht an. Sollte das jetzt immer so weiter gehen? Das hatte ich mir alles anders vorgestellt- dauerhafte Glückseligkeit eben. Gab's die überhaupt? Oder war das nur ne Vorstellung von mir?
glückseligkeit, ich kenne die momente, und wenn ich ehrlich bin,
hatte ich viele momente der glückseligkeit.
genauso viel schatten.
aber die erinnerung, an glückseligkeit, hat mich davon
abgehalten, mir dass leben zu nehmen. das was mich
letztendlich auch trägt.
Irgendetwas fehlte. Aber was? Dein Bild mit dem zerlegten Motorrad- ja genau. Ich hatte das Bild von einem Wald. Ich kam mir vor, als rannte ich von Baum zu Baum, ich blieb vor jedem Baum stehen, konnte ihn genau betrachten, die Äste, Zweige und Blätter- aber ich kriegte nie den Wald zu sehen- das Ganze. Was wollte ich eigentlich?
das zu erforschen, dabei bin ich gerade.
z.z. weiß ich nur, dass mir das gefühl von liebe,
sehr in meinem leben fehlt.
Du sagst es: ich wollte nicht mehr alleine dastehen. Denn das war ich: alleine damit. Ich wollte jemanden an meiner Seite. Aber woher nehmen? Es gab weit und breit niemanden, der auch auf dem Weg war. Das war ja der Grund, warum ich immer alleine war, auch dann, wenn viele Menschen um mich waren. Tatsächlich nervten sie mich zunehmend, weshalb ich mich immer mehr zurückgezogen hatte. Du hast ja sogar bereits gekündigt. Während der Besprechung der Karte des Gehängten wurde mir klar, dass alles, was ich in der Welt tat, nur damit zu tun hatte, dass ich eine solche Person suchte. Ich hatte tatsächlich die Hoffnung, sie zu finden. Diese Hoffnung war sinnlos. Ich suchte die Liebe- das war es, was mir fehlte.
ich stand früher immer auf der bühne des lebens,
und wurde gefeiert und habe mich feiern lassen.
und es hat mich nicht befriedigt. selbst wenn ich geliebt
wurde, es hat sich für mich nie so angefühlt, als
wäre ich zu hause. und wenn dann nur momente.
dann mußte ich weiterziehen.
Das war mir aber vorher nicht bewusst. Trixi hat schon recht- vordergründig ging es um Geld. Wenn ich nur genug Geld hätte, dann bräuchte ich nicht meine Zeit mit der Arbeit zu verschwenden und könnte endlich tun, was meiner Berufung entspräche. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, dass all mein Berufungsgedöns in Wirklichkeit nur einen Zweck hatte: ich wollte jemanden auf den Weg bringen, damit ich nicht alleine damit war. Reiner Egoismus- ich tat das nicht aus Liebe- ich wusste ja gar nicht, was das ist.
ja natürlich hat trixi recht, mit dem geld.
wollte ich wohl nicht hören.
das ist ja das seltsame, ich verspüre keinen drang, jemand zu helfen...
kann ich mir doch momentan, selbst nicht wirklich helfen,
außer auszuhalten...
habe auch mein ganzes leben geholfen...so das ich kaum
noch energie hatte.
vielleicht ist das ja auch egoistisch, ich weiß es nicht...
ich möchte mich und die liebe wiederfinden, alles andere
erregt gar kein interesse mehr in mir.
Zum Zeitpunkt des Vortrags war ich bereits krank- aber so richtig. Es drohte Erblindung. Das passte ausgezeichnet, ich war ja auch spirituell völlig blind- der weitere Weg lag im Nebel. Die nächste Karte war der Tod/XIII- das völlige Loslassen der Welt. Ich ahnte schon vorher, dass die Reise dort hingeht, mir fehlte aber die Entschlusskraft. Und das Vertrauen. Naja, ist klar- wer setzt schon gerne den Fuss ins Leere?
wie geht es dir heute?
du hast eine schöne art, die dinge zu beschreiben, da fühle ich das
tiefe leiden, hinter deinen worten.
Vertrauen, dass wächst gerade wieder ganz zart in der
stille heran.
Ein paar Tage später kam die Erkenntnis, Alice- die Liebe aus dem Inneren. Ich sah, dass ich mir die Erblindungskrankheit gewünscht hatte. Naja- nicht wirklich die Krankheit- aber die Rente! Der Gedanke war mir schon jahrelang durch den Kopf gegangen, er war immer da- ich hatte ihn nur nie gesehen. Jetzt sah ich ihn- das war unglaublich. Du musst wissen, ich war schon immer mit Krankeiten gestraft. Ich hasste meinen Körper- nie funktionierte er richtig. Und plötzlich war ich gewahr, dass mein Körper alles tat, was ich wollte. Was ich wirklich wollte. Ein ganzer Film lief mir durch dem Kopf, mit allen möglichen Krankheiten, die ich je gehabt hatte- es war schon immer so. Und da brandete sie in mir hoch- die Liebe. Die Liebe zu meinen zuvor so verhassten Körper. Alles war so, wie ich es dachte, der Körper führte es nur aus. Und überhaupt- das war bei allem so, auch das wurde mir blitzartig klar- ich sah es nur noch nicht.
von krankheiten, kann ich auch ein lied singen, habe 10 op`s hinter
mir.
habe meinen körper nie gehasst, ich finde mich eigentlich schon
immer schön, über meine eitelkeit bin ich schon oft gefallen.
das ist auch ein grund meines rückzugs, mich von begierden
zu entfernen.
sehnsucht...liebe ohne begierde.
Das war es, was mir gefehlt hatte: die Erfahrung der Liebe. Das war das neue Ziel, auf das ich mich ausrichten wollte- nicht mehr auf die Welt. Damit war die Entschlusskraft da- und das Vertrauen. Ich wollte immer noch jemanden an meiner Seite, aber ich wusste jetzt, dass meine Bemühungen in der falschen Hoffnung auf romantische Liebe wurzelten. Jetzt wollte ich jemanden, der auch diese Liebe aus dem Inneren kennt und sie sucht. So jemand würde augenblicklich in mein Leben treten, wenn ich meine falschen, weil egoistischen Bemühungen aufgab, selbst jemanden finden zu wollen. Dieser Entschluss war der Schritt zum Tod/XIII.
die welt der sinnlichkeit, ich habe sie voll und ganz ausgelebt...
war schön, hat mich aber auch nicht satt gemacht.
Welche äusseren Umstände auf deinem Weg auf dich warten- ich weiss es nicht, das ist ja individuell verschieden. Gleich ist aber bei jedem, dass er am Gehängten/XII die Liebe aus dem Inneren kennenlernt.
so was zu lesen, tut mir gut, dann ist es nicht ganz so
schwer, diesen zustand zu tragen.
Danke dir.
Alice