Hallo Beate!
In meinem Bekanntenkreis kamen Zusammenbrüche vor, und die waren nicht mal bei einer Aufstellung... im Ernst: Ich bin ganz und gar deiner Meinung, dass sich jede/r eine eigene Meinung bilden sollte. Ist das nicht selbstverständlich für ein Diskussionsforum?
Es ist auch weit davon entfernt, jemand oder etwas in den Dreck zu ziehen, wenn du anführst, dass es Psychologen gibt, die der "Hellinger-Methode" skeptisch gegenüberstehen. Es gibt überhaupt keine psychologische oder esoterische Schule, die so etwas wie Patentrezepte anzubieten hat, jede einzelne wird begeisterte Jünger und erbitterte Kritiker finden, und ich find's wunderbar, dass es so viele hübsche Blumen auf der Wiese gibt.
Hellinger war auch nicht der erste, der aufgestellt hat, und nach ihm haben etliche dieses Verfahren weiterentwickelt, so dass es heute eine große Bandbreite an unterschiedlichen Aufstellungs-Methoden gibt.
Allen gemeinsam ist allerdings, dass "Fremde" als Stellvertreter in bedeutsamen Rollen eines Systems agieren und dass das, was dabei ans Licht kommt, sehr oft tief bewegend und manchmal auch erschütternd ist. Es ist meistens schmerzhaft, mit Wahrheit in Berührung zu geraten. Es ist allerdings nie peinlich, dass das "vor Fremden" geschieht - ohne eine vorurteilslose Atmosphäre von Vertrauen und Diskretion geht es ohnedies nicht. Die "Fremden" sind in Wirklichkeit die Chance schlechthin, im "wissenden Feld" der Aufstellung das ans Licht und zur Lösung zu bringen, was in einem System verdrängt, versteckt, vergessen wurde, oft schon etliche Generationen vorher, ohne dass die heute Betroffenen davon eine Ahnung haben - wohl aber können Sie schwer daran tragen.
Mit der Vorsicht hast du selbstverständlich recht. Auch hier im Esoterikforum war ja an anderer Stelle ein Aufsteller zu lesen, der sich dazu bekannte, das, was er für eine harte Nuss hält, schon auch mal mit dem Hammer zu knacken. Wie überall, wie wirklich überall im Bereich von Psychotherapie und Esoterik, ist es die Aufgabe von erwachsenen Menschen, genau hinzusehen, mit welchen Personen und mit welchen Methoden sie in Resonanz gehen.
Ich kenne jedenfalls keine/n einzige/n Aufsteller/in, die eine Aufstellung ohne Vorgespräch durchziehen - schon deshalb, weil es gar nicht geht, rein technisch nicht. Und wenn die Aufstellung bewegend, vielleicht aufwühlend war - dann nimmt das "Zurückstreicheln" dem, was da an Prozessen in Gang gesetzt wurde, leider oft jegliche Kraft.
Ja, Beate, es tut weh, sich zu häuten. Und eine Aufstellung kann nicht nur Veränderungen nach sich ziehen, sie muss ... welchen Wert hätte sie denn, wenn sie das nicht täte? Ein bisserl seelische Wellness-Massage, ein bisserl so tun als ob?
Jede/r gute, verantwortliche Aufsteller/in wird mit Empathie und Geduld daran arbeiten, die in der Aufstellung sichtbar werdende Unordnung zu einem Lösungsbild umzuordnen. Ob dann jemand diese Lösung nimmt und lebt, lässt sich nicht erzwingen. Es gibt ja auch Menschen, die lieber im "wunschlosen Unglück" bleiben und sich bemitleiden lassen, statt die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Jedenfalls, wenn du wirklich bewegt, aber allein zurückgelassen werden solltest, dann bewegt von einem Lösungsbild, nicht von einem Katastrophenszenario. Und, völlig klar: Nachbetreuung wird von keinem ernst zu nehmenden Aufsteller verweigert...
Allheilmittel ist die Aufstellungsarbeit selbstverständlich keinesfalls. Es ist genug Platz da für deine Skepsis, Beate, und du kannst aus einem großen Repertoire an Möglichkeiten wählen, wenn du Begleitung für Heilung oder Wachstum suchst. Unter dem Strich wird aber wohl Erich Kästner Recht behalten: "Seien wir ehrlich - Leben ist immer lebensgefährlich!"
Schönes Leben,
Jakob