Jede Kleiderspende läßt 1 Kind verhungern

Avalonis

Sehr aktives Mitglied
Registriert
21. September 2005
Beiträge
11.915
Ort
Wien
Hallo,

ein Thema, über das gestern erst wieder in der 3Sat-Börse berichtet wurde, das ich gerne mit euch erörtern würde.

Die Hilforganisationen haben ihr Recht auf die Altkleider an Handelsunternehmen verkauft. Es gelangen genau 5% eurer Kleiderspenden in den Handel für Bedürftige.

Der Rest wird sortiert - dafür sind in Deutschland bald die Personalkosten zu hoch, und es wird ins Ausland verlegt - und nach Afrika verkauft.
Der Abfall (was nicht mehr zu verkaufen ist) wird zB zu Hutablagen in Autos verkauft - das befürworte ich zu 100%.

In 50-kg Bündel werden diese Kleider um € 200,-- an Marktfahrer in Afrika verkauft, die sich damit ihren Lebensunterhalt verdienen.

Wißt ihr welche Folgen das für die Afrikanische Wirtschaft hat?
Es gibt praktisch keine Textilindustrie mehr, da diese Kleider nur 1/3 der Selbstproduzierten kosten. Keine Färberein, keine Näherein, keine eigene Mode.

Damit wurden und werden ununterbrochen Existenzen zerstört und die, die es am nötigsten haben, ihrer Existenzgrundlage beraubt. Sie werden ohne "Hilfe" von uns nie wieder eigenständig leben können.

Das bezieht sich übrigens auch auf die Nahrungsmittelindustrie.
Tierprodukte, die bei uns nicht mehr in den Handel kommen, weil er übersättigt ist, werden tiefgefroren "runter" geliefert und kommen dort auf den Markt.
Es ist überflüssig zu erwähnen, dass Afrikaner naturgemäß keine Ahnung haben, wie sie mit Tiefkühlprodukten handtieren müssen, damit sie nicht verderben.
Eigene Produktion? Viel zu teuer.

Somit komme ich zum realistischen Resümee, dass jedes Kleidungsstück, das gespendet wird, ein Kind tötet.
 
Werbung:
Hallo Indigomädchen,

interessant, dass du dieses Thema anschneidest. Ich bin hier gerade in Afrika und amüsiere mich des öfteren über deutsche Abi-T-Shirts, oder Trikots von irgendwelchen Kreisklasse-Fußballteams, gesponsort von irgendeinem Getränkehändler. Und gleichzeitig bin ich auch traurig, denn der Kern dessen, was du schreibst, ist eben wahr: Die gespendeten Kleider werden billig hierher verschifft, die lokale Produktion leidet.

Einigem würde ich aber nciht zustimmen: Es gibt hier sehr wohl Schneider, und viele davon. Die Frauen wie die Männer, hier, wo ich gerade bin, legen im allgemeinen sehr viel Wert auf ihr Äußeres und Schneider ist einer der Hauptberufe hier. Das mag aber daran liegen, dass ich im frankophonen Westafrika bin. Ich hörte, in Kenia beispielsweise sei das anders, dort tragen sie offenbar wirklich hauptsächlich Altkleiderstpenden aus Europa und den USA.

Den Aufdrucken auf den T-Shirts nach kommt übrigens ein sehr großer Teil aus Deutschland, die USA sind auch weit verbreitet. Wenig französische Aufdrucke sind zu sehen, oder italienische, spanische.... ich muss nochmal besser darauf achten.

Außerdem gibt es hier durchaus auch eine lokale Textilindustrie, das muss auch nochmal gesagt werden, neben den Schneidern an jeder Ecke. Aber die ist wirklich klein und dient offenbar vor allem dazu, bedruckte T-Shirts für Wahlkampfveranstaltungen oder für NGO-Kampagnen herzustellen. Die Qualität ist leider schlecht.

Die Kleider, die die Schneider hier herstellen, die sind etwa zur Hälfte aus Stoffen, die "afrikanisch" aussehen. Ein Zentrum der Produktion dieser Stoffe ist in Nigeria, ein anderes aber auch in Holland... aber gut, das ist vielleicht ein anderes Thema. Jedenfalls gibt es hier eine sehr reichhaltige, sehr vielfältige, kreative Mode, die gänzlich anders ist als europäische oder amerikanische.
Es gibt in Afrika Färbereien, es gibt Nähereien, es gibt eigene Mode, sehr vielfältige und kreative Mode. Zumindest in den Ländern, die ich persönlich kenne.

Trotzdem zerstören Kleiderlieferungen, vor allem aus Deutschland, den lokalen Kleidermarkt, zumindest die Ärmeren nämlich können sich geschneiderte Kleidung nicht so gut leisten. Aber es ist wie in Deutschland: Auch hier möchten die Menschen lieber in etwas schönerem gesehen werden als in einem Billigprodukt.

Noch ein Punkt: Nicht nur nach Afrika werden die Kleiderspenden geliefert, auch nach Lateinamerika. Dort habe ich bespielsweise mal einen irischen Wollpulli für 1DM (damals) gekauft).


Und: Naturgemäß kann jeder Afrikaner lernen mit Tiefkühlprodukten umzugehen, so wie jeder Europäer. Afrikaner sind nämlich nicht dumm. - Trotzdem ist es schlimm, dass unsere subventionierten Produkte hierher (nach Afrika) verschifft werden, und damit die einheimischen Produkte vom Markt verdrängen. Damit lohnt sich nämlich die Produktion hier nicht mehr und immer weniger wird produziert.


Liebes Indigomädchen, ich bin froh, dass du dieses Thema aufbringst, aber das Bild, das du von Afrika zeichnest, behagt mir nicht. Afrikaner sind nicht völlig wehrlos und ahnungslos. Viele sind so arm, dass sie kaum die Wahl haben, andere können sich eine Wahl leisten. Und auch in Armut ist Würde möglich. Die Gleichung pro T-Shirt stirbt ein Kind finde ich unzulässig. Das ist einfach nicht wahr.

Trotzdem danke für das Aufbringen dieses Themas!!

Liebe Grüße

Raeubertochter
 
Liebe Räubertochter,

keines falls sind Afrikaner dumm! Nur wenn man ihnen das tiefgefrorene Fleisch wortlos in die Hände drückt und sie bisher nur frisch geschlachtetes gehandelt haben, dann können sie es nicht wissen.

Das ist ja die nächste grundlegende Sauerei der 1. Welt - da habt´s, macht´s was wollt´s.

Es ist schön zu hören, dass die sogenannte Zivilisation noch nicht überall die Oberhand hat.

Der Threadtitel soll provozieren und zum Nachdenken über Folgen des Handelns anregen.
Je ärmer eine Familie ist, desto weniger können sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, weil das Geld fehlt. Der Tod ist nicht die unmittelbare Folge, sondern eine Folge von mehreren Wirkungen, die wieder Ursachen sind.

Danke für deinen Beitrag - von vor Ort!
 
Ganz im Sinne des Themas recycle ich diesen Thread und möchte gern fragen, wo man in Wien denn Kleider spenden kann, wo sie nicht verkauft werden, sondern wirklich an Bedürftige gehen?

Hab im Internet gesucht, aber bei allen Adressen werden die dann verkauft und der Erlös geht an Bedürftige, ich will aber, daß die Kleidung an Bedürftige geht.

Hab auch mal eine Reportage gesehen, was die gespendete Kleidung in Afrika anrichtet, das will ich auf keinen Fall.
 
Ja, ich habe mal einen Bericht darüber gesehen, ist echt heftig, hier gibt es eine Tafel, wo ich meine Altkleider entweder direkt an die Personen verschenke, bzw. landet der Rest dann in der dortigen Kleiderkammer.
Das, was nicht mehr gut ist, schmeiße ich jetzt lieber auf den Müll anstatt diese Schweinereien zu unterstützen.
 
Ich kenne mehrere Menschen, die entweder selber nach Kroatien, Rumänien, usw. fahren oder welche persönlich kennen, die das tun. Denen gebe ich meist meine Kleidungsstücke.

Ob das wirklich besser ist - keine Ahnung.
 
Ganz im Sinne des Themas recycle ich diesen Thread und möchte gern fragen, wo man in Wien denn Kleider spenden kann, wo sie nicht verkauft werden, sondern wirklich an Bedürftige gehen?

Hab im Internet gesucht, aber bei allen Adressen werden die dann verkauft und der Erlös geht an Bedürftige, ich will aber, daß die Kleidung an Bedürftige geht.

Hab auch mal eine Reportage gesehen, was die gespendete Kleidung in Afrika anrichtet, das will ich auf keinen Fall.

frag doch mal bei tagesstätten für obdachlose nach, die haben bestimmt intresse
 
Ja, ich habe mal einen Bericht darüber gesehen, ist echt heftig, hier gibt es eine Tafel, wo ich meine Altkleider entweder direkt an die Personen verschenke, bzw. landet der Rest dann in der dortigen Kleiderkammer.
Das, was nicht mehr gut ist, schmeiße ich jetzt lieber auf den Müll anstatt diese Schweinereien zu unterstützen.

Ich will das auch nicht unterstützen. :(


Kleiderkammer ist gut, nur wo in Wien? Selbst die Caritas gibt zu, daß die Kleidung verkauft wird. :dontknow:
 
Ich kenne mehrere Menschen, die entweder selber nach Kroatien, Rumänien, usw. fahren oder welche persönlich kennen, die das tun. Denen gebe ich meist meine Kleidungsstücke.

Ob das wirklich besser ist - keine Ahnung.

Leider kenne ich keinen, meine frühere Nachbarin ist manchmal nach Rumänien gefahren und hat da Sachen mitgenommen, hab ihr damals viel Spielzeug von mir gegeben, aber jetzt kenne ich niemanden mehr.
 
Werbung:
Zurück
Oben