Ungefähr genau so ist das. Sie sind eigene Wesenheiten
Ob sie das
sind, sei mal offengelassen - ich für meinen Teil habe keine Hinweise dafür, und einige, die besagen, dass es sich anders verhält.
und natürlich kann man sie nicht 'handhaben'. Das Geheimnis des Zusammenarbeitens ist Freundschaft. deshalb nenn ich sie auch Verbündete...
Hmm... und ob man sich deshalb 'machtlos' fühlen muß? Wer ein Gefühl von Macht braucht, in dem er jemanden benutzt, naja... dann is da irgendwas schräg.
Hier bringst Du jetzt
Wertungen herein - Bedeutungen, die Du (und wahrscheinlich auch viele andere, also nimms nicht persönlich) mit dem Begriff "Macht" verbinden.
Was ich oben beschrieben hab, ist ein rein sachlicher Zusammenhang, der als solcher wertfrei ist. Wie irgendjemand sich damit "fühlt", steht dann auf einem ganz anderen Blatt: das ist nicht mehr sachlich, sondern ist eine Wertung. (Danke an C.G.Jung, der dargestellt hat, dass "fühlen" und "werten" dasselbe ist.)
Ich sprach nicht von einem "Gefühl von Macht", sondern von Macht. Und Macht, in wertfreiem Sinn, korreliert mit Verantwortung.
Wenn Du diesen ganzen emotionalen, mit Werten beladenen Kram, diese ganzen Ideen von "jemand benutzen" und all dieses Zeug mal konsequent wegläßt, dann kommt heraus, dass Macht mit Verantwortung einhergeht: je mehr Macht man hat, desto mehr Verantwortung hat man.
Man kann also sagen, die Ablehnung von Macht ist eine Ablehnung von Verantwortung.
Und das ist nicht als Provokation oder Sophisterei gemeint, sondern ich meine das todernst - und sich das bewusst zu machen kann schon ein happiger Brocken sein.
So, wenn wir das dann einigermaßen verdaut haben, dann können wir weiter gehen und das ganze Ding ein Stück weiter auflösen:
Dieses Muster, dieses Ablehnen von Verantwortung, finden wir an verschiedenen Stellen. Wir finden es überdeutlich im Christentum - in der Idee, als Gläubige "Schafe" zu sein, fügsam, unterwürfig, und die Vorschriften (Gebote) befolgend - und unsere sog. "Sünde" oder "Schuld" dem Herrn Jesu aufzuladen.
(Es sei an der Stelle bemerkt, dass es sich dabei um das heute etablierte Christentum handelt - die ursprüngliche Idee der Gnosis meinte etwas völlig anderes.)
Wir finden dasselbe Muster sehr verbreitet in der modernen Esoterik: in der Suche nach einem Weg, nach einem Guru, nach einem Lehrer oder Therapeuten oder jedenfalls irgendjemandem oder irgendetwas, worauf wir unsere Verantwortung abschieben oder abwälzen können.
Ich spreche da deshalb von einem "Offload" - ein Abladen oder Abschieben der Verantwortung auf irgendein Vorgegebenes, eine Lehre oder einen Guru, der uns sagt, was für uns richtig sei - auf dass wir unsere eigene Macht nicht (er)tragen müssen.
Und wir finden dasselbe Muster im modernen Schamanismus (den ich daher Neo-Schamanismus nenne): jedesmal, wenn jemand [sich] sagt: "
frag deine Verbündeten", wenn also jemand die eigene Erkenntnis, das eigene Wissen und die eigene Intuition nicht zur Anwendung bringen möchte, keine klare Entscheidung treffen (und die damit verbundene Verantwortung wahrnehmen) möchte, sondern die Verantwortung auf sog. Verbündete ablädt (die zu diesem Zweck als eigenständige Wesen aufgefasst werden, sodass ein solcher Offload möglich wird).
Soweit also dieses. Jetzt müssen wir weiter aufräumen:
Der Schamane in der Vorzeit verstand sich als teil einer (Stammes)Gemeinschaft, die den Kräften der Natur auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Man wusste nicht, wie eine Wolke entsteht oder was ein Blitz ist, warum eine Quelle sprudelt oder versiegt, oder was die Pflanzen wachsen macht - aber man war unweigerlich, um des Überlebens willen, vom Wohlwollen dieser Kräfte abhängig, und man war ihnen unterlegen - man hatte tatsächlich
keine Macht, um Einfluss auf sie zu nehmen. Der Schamane hat dann herausgefunden, dass es möglich ist, mit diesen Kräften auf eine subtile Weise zu kommunizieren und sie dadurch auch zu beeinflussen - und es liegt nur nahe, dass man etwas, mit dem man kommunizieren kann, als eigenständige Entität auffasst - was dazuhin die Kommunikation erleichtert.
Heutzutage nun haben wir eine Physik, wir haben eine Psychologie, und wir haben vor allem eine Hermetik. Wir haben ein solides und profundes Wissen über die Natur der Dinge. Wir stehen den Kräften der Natur nicht mehr unwissend ausgeliefert gegenüber, sodass die intuitive Kommunikation die einzige Möglichkeit einer Herangehensweise an etwas Übermächtiges wäre.
Und es gibt eine Ermächtigung, die die Rolle des Menschen in der Schöpfung beschreibt:
Ich habe gesagt, ihr seid Götter.
Gewiss, das ist ein Bibelzitat - es hat aber in diesem Sinn nichts damit zu tun, ob man der christlichen Religion glaubt, sondern das bezeichnet einen Entwicklungsschritt in der Menschheitsgeschichte, der nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann: dass wir nicht mehr nur intuitiv mit der Natur verbunden sind, sondern
bewusst an der Schöpfung partizipieren, und dabei die volle Verantwortung selber tragen müssen.
Ich behaupte: der größte Teil dessen, was heute als moderner Schamanismus betrieben wird, ist ein Natur-Romantizismus, eine Flucht vor der Verantwortung: sein individuell abgrenzendes Ego nicht aufgeben zu brauchen, sich nicht als partizipierenden Teil des Schöpfungsgeschehens zu erkennen, sondern dieses Element der Verbundenheit und des Zusammenwirkens auf sog. Verbündete abzuladen. Und dementsprechend erlebt der Schamanist in der Transzendenz auch überwiegend nicht die Verzückung des Mystikers, sondern die Zerstückelung seiner Individual-Existenz.
Und nun noch zu den Geistern als solche:
Ich halte es für völlig müssig, behaupten zu wollen, die Geister sind eigenständige Wesenheiten, oder sie sind psychische Konstrukte. Das hiesse das Pferd von hinten aufzäumen - denn sie
sind ganz einfach immer das, als was wir uns entscheiden sie wahrzunehmen.
Allerdings hat diese Entscheidung dann auch Konsequenzen, und die wollte ich oben darstellen.