Hallo Azurkind,
der Begriff des Sterbens oder des Tötens kommt aus einem Verständnis, in dem man das Lebendige im Fleisch sieht und wenn das Lebendige des Wesens, das stirbt oder getötet wird, nicht mehr lebendig erscheint, weil es keine Reaktionen mehr zeigt, sagt, dass das Lebendige gestorben ist oder tot ist. Und da eine Person als ein Ich immer der fleischliche Körper ist, samt seinen Prozessen und Veranlagungen im Gehirn, kann man das Sterben oder das Töten als eine Phase betrachten, in der das Lebendige nicht mehr in die Erscheinung in dieser Welt tritt. Klar ist ja auch, dass der nicht lebendige Körper des sterbenden Ichs nicht verschwindet, sondern von anderen lebendigen Wesen, wie Bakterien, Pflanzen oder Tieren übernommen wird. Nichts geht verloren.
Der Trugschluss in der Betrachtungsweise vom Sterben oder vom Töten liegt darin, dass das Lebendige im Körper, das mit seinem Wollen und seinem Bewusstsein handeln kann, als ein Teil des Körpers aus Fleisch oder Neuronen angenommen wird. Dafür gibt es aber keine Nachweise und es steht auch in Widerspruch zu den Erkenntnissen aus der Natur. Natürlich hat auch der Körper ein Regelungssystem, dass die Prozesse über die Organe steuert oft unabhängig vom Wollen und vom Bewusstsein, wie im Schlaf, aber es ist verschieden zu dem lebendigen Bewusstsein mit seinem Wollen, und die Prozesse sind meist physikalische Prozesse oder chemische Prozesse die Energie transportieren für den Körper solange sein Regelungssystem durch Zufuhr von Energie erhalten wird.
Natur umfasst nicht nur die Bioprozesse oder die physikalischen Prozesse, sondern auch die Ordnung der Natur, mit ihren Dimensionen von Geometrie, Philosophie, Musik oder Liebe und Wahrheit, und ihren Ausläufern von Gerechtigkeit und Logik. Hier kann schnell klar werden, dass es sinnlos ist darüber zu diskutieren, ob diese Dimensionen sterblich sind, oder ob man Geometrie töten kann. Diskutierte man z.B. in der Philosophie darüber, ob es einen Anfang gibt, dann wäre das sinnlos, denn nicht etwas kann plötzlich da sein, das vorher nicht da war, denn das wäre Zauberei oder unmöglich. Man kann erkennen, dass vieles unmöglich ist, wie eine Unendlichkeit, oder ein Anfang, denn das steht im Widerspruch zu einer Ordnung. Ohne eine Ordnung aber gibt es aber keinen erkennbaren Sinn, denn dann wäre eine Gerechtigkeit dasselbe wie eine Ungerechtigkeit oder zwei Ordnungen dasselbe wie eine Ordnung. Zwei Ordnungen würden sich aber notwendig widersprechen wie zwei egozentrische Ichs. Das, was IST, kann man nicht zerstören und auch nicht erzeugen aus dem Nichts. Es ist DA.
Gilgamesch beschäftigte sich auch mit Deinen Fragen. Er war mit dem Konzept der Sterblichkeit nicht zufrieden und suchte die Unsterblichkeit. Ebenso die Vögel in der Parabel Die Vogelgespräche {Die Logik der Vögel}.
Shams i Tabrizi zeigte Mevlana die spirituellen Welten. Mevlana: Ich bin eine Weile mit den neun Vätern in allen Himmeln gereist. Jahre habe ich mich mit den Sternen in ihren Zeichen gedreht. Eine Zeitlang war ich unsichtbar, denn ich weilte bei Ihm. - Es kam jemand zur Tür des Geliebten und klopfte. Ein Stimme fragte: Wer ist da?' Er antwortete: 'Ich bin es.' Die Stimme sagte: 'Hier ist kein Platz für mich und Dich.' Die Tür wurde geschlossen. Nach einem Jahr Einsamkeit und Entzug kam der Mann wieder an die Tür des Geliebten. Er klopfte. Eine Stimme von drinnen fragte: 'Wer ist da?' Der Mann sagte: 'Du bist es.' Die Tür wurde für ihn geöffnet.
Solange das Bewusstsein trennt in Ich und Du, oder Ich und Gott, besteigt man zwei Pferde oder glaubt an zwei Ordnungen.