Ist Bescheidenheit sinnvoll?

Das dürfte der Knackpunkt sein.
In dem Fall müsste man seine Ausdrucksformen überarbeiten.
Das finde ich grade sehr interessant.

Und ich denke, dass Ellis Tipp kein guter ist.
Warum sollte sich jemand, der sich hervorragend artikulieren kann, zurücknehmen? Nur damit es nicht nach Unbescheidenheit aussieht???

Etwas anderes wäre es, wenn man sich anders ausdrückt, wenn das Gegenüber dem nicht gewachsen ist und es zu Miss- und Unerständnis käme.

Der Gedanke von gb mit der Einschüchterung gefällt mir auch.
Aber was kannst du dafür, wenn dein Gegenüber das so empfindet? Zumal das nicht deine Absicht ist...?
 
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aber ich gehe auch dann, wenn ich meine Kompetenzen ausbreite, nicht davon aus, dass ich "die Wahrheit" vertrete, bestenfalls eine Sichtweise, die meinen Erfahrungen entspricht. Und die sind selbst auf Gebieten, über die ich viel weiß, begrenzt (was noch nichts über ihren Umfang aussagt ;) ).

Trotzdem muss ich mir den Schuh anziehen, den Du da hinstellst :)
Denn ich habe schon häufig erlebt, dass ich genau diese Selbstrelativierung nur ungenügend in dem transportiere, was ich vertrete. Das wirkt dann einschüchternd, und zwar unnötigerweise.

Hallo GB :)

Das hatten wir ja schon in dem "Kommunikationsthread", oder?

Eine Strategie ist es, die eigene Sichtweise ganz bewußt in Frage zu stellen. (im wahrsten Sinne des Wortes ;) )

Zu jeder Meinung gibt es bekanntlich eine gegensätzliche Meinung und auch jeweils die passenden Experten, die die jeweiligen Meinungen stützen, oder?

Liebe Grüße

Bonobo
 
Trotzdem muss ich mir den Schuh anziehen, den Du da hinstellst :)
Denn ich habe schon häufig erlebt, dass ich genau diese Selbstrelativierung nur ungenügend in dem transportiere, was ich vertrete. Das wirkt dann einschüchternd, und zwar unnötigerweise.

Sozialisation sag ich da wieder nur. :)

Meine Eltern haben sich immer eher unauffällig verhalten. Sie gaben ihr Bestes und rühmten sich nie vor Fremden.
Heraus kamen in unserer Familie schüchterne Mädchen mit wenig Selbstwertgefühl.
Es war nicht so, dass mit eigenen Fehlern kokettiert wurde, aber trotzdem neigen wir dazu, uns immer kleiner zu machen, als wir eigentlich sind oder sein müssten, was uns bewusst ist, mehrfach schon von anderen bemängelt wurde, was wir aber nicht so ohne weiteres abstellen können, ohne das Gefühl zu haben, uns verbiegen oder gar lügen zu müssen...
Ich finde nichts dabei, meine Schwächen gleich zuzugeben, weil ich Vertrauen zum Gesprächspartner habe und nicht möchte, dass mehr von mir erwartet wird, als ich ansich kann.
In der jetzigen Gesellschaft ist es aber notwendig, zu schauspielern.

Dann kommst du, gb, z.B. daher mit deinem übermächtigen Sprachvermögen, bringst das einfach locker in die Welt, und es gibt dann - ohne dass du ein Angeber bist - dieses unbeabsichtigte Paradoxon, dass sich jemand eingeschüchtert fühlt durch dich, weil er spürt, dass da einer ist, der ihn möglicherweise verbal zerfetzen könnte, durchleuchten, für dumm befinden und als uninteressant aussortieren.
Die Lösung, die ich sehe, wäre, dass du mal eigene Schwächen oder Misserfolge einfließen ließest. Aber wenn das nicht deiner Natur entspricht, warum solltest du es dann tun?
Der Eingeschüchterte soll mal schön an seinem Selbstwertgefühl arbeiten, und dann passt das schon... (?)

Bin immer noch am Suchen, wie Eltern sein müssen, um ein gesundes Selbstwertgefühl beim Kind herauszubilden.
Ich habe es bei meinen leider nur ansatzweise geschafft, aber ich bin dabei, mit Ermutigungen, Lob und gezeigter Liebe neue Erfolge zu schaffen.
 
Aber an Bonobos Lichtenberg-Spruch ist auch was. Muss ja nicht grad "Wahrheit" sein.

Es stellt sich mal wieder die uralte Frage: Ist es überhaupt möglich, es jedem Recht zu machen? Irgendwer wird doch immer irgendwas auszusetzen finden. Oder? Wo ist die Grenze der Rücksichtnahme?

Nein und...

Ja, es wird immer jemand etwas auszusetzen haben..

So lange es sich um unsere Meinungen handelt, sollte es kein Problem sein, diese gegenseitig zu respektieren.

Auch eine Gelegenheit für mich darüber nachzudenken, wie du zu deiner, von meiner abweichenden, Meinung kommst und ob ich vielleicht etwas übersehen habe, bei der Bildung meiner Meinung

Haarig wird es dann, wenn Du mein Weltbild mit deiner Sicht in den Grundfesten erschütterst (mir den Bart ansengst ;) )

Die Grenze der Rücksichtnahme sehe ich da, wo Ich oder Dritte durch die Verbreitung deiner Meinung schaden erleiden können.

Weißt Du, wie ich meine?
 
mal ein satz als bsp., wie ich diese diskussion verstehe:

DAS ist nicht gut.
das IST nicht gut.
das ist NICHT gut.
das ist nicht GUT.

wären alle wörter klein geschrieben, interpretiert es wahrscheinlich jeder so wie er grad tickt. was kann man daran ändern? kann man überhaupt beeinflussen, wie ein anderer interpretiert? wenn ja, warum ist uns das so wichtig? anerkennung, geliebt-werden-wollen?
:liebe1:
 
Aber was kannst du dafür, wenn dein Gegenüber das so empfindet? Zumal das nicht deine Absicht ist...?

..ja, genau die Frage muss ich mir denn eben gelegentlich stellen :)
Und aus der jeweiligen Antwort ableiten, ob ich etwas oder was ich ändern könnte oder sollte. Es kann ja durchaus auch Absicht sein, das Gegenüber zu verunsichern... etwa dann, wenn es sich aus meiner Sicht unberechtigterweise in zu großer Sicherheit wiegt ;)

Es geht also nicht grundsätzlich um die Vermeidung von Wirkung, sondern eher um einen Überblick darüber, wie die Wirkung aussieht, und ob sie der Intention angemessen ist.

Im Real Life hat das sicher auch damit zu tun, wie sich die Machtpositionen innerhalb einer Runde gestalten. Es gibt ja durchaus Situationen, wo ich an denen nicht rütteln möchte, also keine Revolution für ein kleines Ziel auslösen möchte. Da ist es dann besonders sinnvoll, solche Einschüchterungseffekte etwa bei den "Machtinhabern" zu vermeiden, da Einschüchterung häufig starres Verhalten erzeugt.

Eine andere Variante scheint mir die zu sein, wenn ich therapeutische Effekte wünsche, da bin ich ebenso auf die möglichst flexible und offene Haltung des Gegenüber angewiesen, wenn ich etwas bewirken und in meinem Sinne auslösen möchte, folglich gilt es da gleichermaßen, Einschüchterungseffekte zu vermeiden.
 
was wir aber nicht so ohne weiteres abstellen können

auja, das bringt noch was anderes auf den Tisch, was Elli vielleicht noch nicht in ihrer Ursprungsfrage drin hatte: kann ich denn eigentlich selbst entscheiden (so wie ich jetzt bin), ob ich meine Fähigkeiten einbringe und zeige?

Und das führt dann eventuell auch noch auf ein anderes Nebengleis:
falls ich es für mich entscheiden kann und mich zu einem wenig bescheidenen Verhalten entschließe, löst das vielleicht genau durch meine Freiheit den Neid der Unfreien aus?

Mal nebenbei zu der Sache mit dem "Sprachvermögen": das ist ja auch nicht mehr als ein Instrument; genauso, wie ich einem Maler hunderttausend Farben hinstellen kann und was er daraus macht erreicht keine Maus, ist auch Sprachvermögen eben nur dann etwas wert, wenn ich es zielgerecht einzusetzen vermag.

Die Lösung, die ich sehe, wäre, dass du mal eigene Schwächen oder Misserfolge einfließen ließest.
.. ich würde das als eine Taktik bezeichnen, nicht gerade als Lösung, denn der Missstand wird dadurch ja nur umgangen, nicht behoben.
 
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für Menschen wie Romaschka, mich und wahrscheinlich noch viele weitere (v.a. Frauen) wäre es sinnvoll, zu lernen, sich besser ins rechte Licht zu setzen

für Menschen wie Greenbuddha und noch viele weitere (v.a. Männer) wäre es wahrscheinlich sinnvoll, zu lernen, sich etwas zurückzunehmen, damit die anderen auch die Chance haben zu sagen, dass sie etwas können.

D.h. es gibt verschiedene Menschen: die Introvertierten (die nicht nur Frauen sind!) und die Extrovertierten (die nicht nur Männer sind!). Die Aufgabe ist es, vom jeweils Anderen zu lernen. Deswegen kann es kein Patentrezept für alle geben...
 
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