Die Inder trafen es nicht besser. Nachdem Gott den Menschen geschaffen, gab er ihm eine Arznei, die ihm eine ewige Gesundheit sicherte. Der Mensch belud seinen Esel damit, der Esel hatte Durst, die Schlange zeigte ihm eine Quelle, und während der Esel trank, nahm die Schlange die Arznei zu sich.
Die Syrer ersannen folgende Fabel. Der Mann und das Weib, die im vierten Himmel erschaffen waren, ließen sich einst gelüsten, statt der Ambrosia, ihrer natürlichen Nahrung, einen Kuchen zu essen. Die Ambrosia hatte sie durch die Haut ausgedünstet, nachdem sie aber von dem Kuchen gegessen, mußten sie zu Stuhle gehen. Der Mann und das Weib baten einen Engel, ihnen zu zeigen, wo das geheime Kabinet sei. »Seht ihr,« sprach der Engel, »jenen kleinen Planeten, ein Punkt, ein Nichts an Größe, dort unten einige sechzig Millionen Meilen von hier, das ist das heimliche Gemach des Weltalls, macht schnell, daß ihr hinkommt.« Sie gingen hin, man ließ sie dort, und seit dieser Zeit war unsre Welt, was sie dermalen ist.[30]
Man kann nun aber immer auch die Syrer fragen, warum Gott es zugab, daß der Mensch den Kuchen aß und daß uns daraus eine so unsägliche Menge der schrecklichsten Uebel erwuchs.
Von jenem vierten Himmel gehe ich schnell zu Lord Bolingbroke über, um der Langenweile zu entgehen. Dieser Schriftsteller, unstreitig ein großer und tiefer Geist, gab dem berühmten Pope die Grundidee zu seinem Gedicht über den Satz: Alles ist gut, die man in der That Wort für Wort in Bolingbroke's nachgelassenen Schriften wiederfindet und die Lord Shaftesbury schon früher seinen Charakteristiken einverleibt hatte. In dem Kapitel von den Sittenlehrern bei Shaftesbury findet man wörtlich Folgendes:
»Auf jene Klagen über die Mängel der Natur läßt sich Mancherlei erwidern. Wie konnte sie (heißt es) so ohnmächtig und mangelhaft aus den Händen eines vollkommnen Wesens hervorgehen? Allein ich stelle in Abrede, daß sie mangelhaft ist Ihre Schönheit ergiebt sich eben aus den Widersprüchen, und die Harmonie des Ganzen entspringt aus einem beständigen Kampf [31] Jedes Wesen muß dem andern geopfert werden; die Pflanzen den Thieren, die Thiere der Erde - ; und die Gesetze der Centralkraft und der Schwere werden nicht einem armseligen Thiere zu Liebe gestört werden, das binnen Kurzem durch eben diese Gesetze, mögen sie es immerhin während seines Lebens beschützen, wieder zu Staub wird«.
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Bolingbroke, Shaftesbury und Pope, der ihre Gedanken in das Gold seiner Verse faßte, lösen die Frage nicht befriedigender als die übrigen. Ihr »Alles ist gut« will weiter nichts sagen, als das Alles durch unwandelbare Gesetze regiert wird. Allein wer weiß das nicht? Ihr lehrt uns nichts Neues, wenn ihr die Bemerkung, die alle kleine Kinder bereits an den Schuhen abgelaufen haben, wiederholt, daß nämlich die Fliegen dazu da sind, von den Spinnen gefressen zu werden, wie die Spinnen von den Schwalben, die Schwalben von den Spechten, die Spechte von den Adlern, die Adler, um von den Menschen getödtet zu werden, die Menschen, um sich einander zu tödten und von den[32] Würmern gefressen zu werden, so wie demnächst noch von den Teufeln, wenigstens von tausenden immer 999.
Das ist eine bündige und consequente Ordnung bei den Thieren jeder Gattung; überall herrscht Ordnung. Wenn sich in meiner Blase ein Stein bildet, so geschieht das vermittelst einer ganz bewundernswürdigen Mechanik: steinige Substanzen gehen zu kleinen Theilen in mein Blut über, werden in den Nieren filtrirt, passiren durch die Uriteren, lagern sich in meiner Blase und, vermöge einer ausgezeichneten Newton'schen Attractionskraft, sammeln sie sich dort an. Der Stein bildet sich und wird immer größer. In Folge der schönsten Einrichtung von der Welt stehe ich Schmerzen aus, die zehnmal ärger sind als der Tod. Ein Chirurg, der die vom Tubalkain erfundene Kunst vervollkommnet hat, stößt mir ein spitzes und scharfes Eisen in das Perinäum, faßt meinen Stein mit seiner Zange, vermöge eines nothwendigen Mechanismus zerbröckelt er bei seinen Bemühungen, und in Folge des nämlichen Mechanismus sterbe ich unter entsetzlichen Qualen. Alles das ist gut; Alles das ist die augenscheinliche Folge unwandelbarer physischer Principe. Das gebe ich zu und wußte es längst so gut, wie Ihr.
Wären wir gefühllos, so ließe sich gegen diese Physik nichts einwenden. Aber davon ist hier nicht die Rede; wir fragen Euch, ob es keine fühlbaren Uebel giebt, und woher[33] sie kommen? »Es giebt keine Uebel,« sagt Pope in seiner vierten Epistel über den Satz: Alles ist gut; »giebt es besondere Uebel, so machen sie in ihrer Gesammtheit das allgemeine Wohl aus«.
Ein seltsames allgemeines Wohl, in der That, das aus dem Stein, der Gicht, allen möglichen Verbrechen, allen möglichen Leiden, dem Tode und der Verdammniß bestehen soll.
Der Fall der Menschen ist das Pflaster, welches wir auf alle jene besondern Krankheiten des Körpers und der Seele legen, die Ihr in ihrer Gesammtheit allgemeine Gesundheit nennt. Allein Shaftesbury und Bolingbroke wagten die Erbsünde zu bestreiten. Pope redet nicht davon. Offenbar untergräbt ihr System die christliche Religion in ihren Grundfesten und erklärt doch durchaus nichts.
Gleichwohl wurde dies System seit einiger Zeit von mehreren Theologen, die gern Widersprüche zugeben, gebilligt. Immerhin! man darf Niemand den Trost mißgönnen, nach bestem Vermögen über die Fluth von Uebeln, die uns überschwemmt, zu philosophiren. Kranken, die man einmal aufgegeben hat, mag man billiger Weise erlauben, zu essen, was sie wollen. Man hat sogar dies System für sehr trostreich erklären wollen. »Gott,« sagte Pope, »sieht mit gleichem Auge den Untergang des Helden und den Tod des Sperlings, die Vernichtung eines Atoms und den Zusammensturz ganzer Sonnensysteme, das Platzen einer Seifenblase und einer Welt«.[34]
Nun, das gesteh' ich, ein herrlicher Trost! Findet Ihr nicht eine beträchtliche Linderung Eures Schmerzes in der Erklärung Lord Shaftesbury's, der da sagt, Gott werde seine ewigen Gesetze nicht eines so armseligen Thiers wegen, wie der Mensch sei, stören? Wenigstens muß man gestehen, daß dies armselige Thier wohl berechtigt ist, sein Loos in aller Demuth zu beklagen und, indem es klagt, nachzuforschen, warum diese ewigen Gesetze nicht dem Wohlbefinden jedes Einzelwesens gemäß eingerichtet sind.
Das System: Alles ist gut, stellt den Urheber der ganzen Natur nur als einen mächtigen und böswilligen König hin, der wenig darnach fragt, ob es 4 oder 500,000 Menschen das Leben kostet, und ob die übrigen ihr Dasein in Jammer und Elend hinschleppen, wenn er nur seine Zwecke erreicht.
Weit entfernt also sehr tröstlich zu sein, muß vielmehr die Hypothese von der besten aller möglichen Welten die Philosophen, welche sich dazu bekennen, in Verzweiflung setzen. Die Frage nach dem Ursprunge und Zweck des Guten und des Bösen bleibt ein unentwirrbares Chaos für Jeden, der in gutem Glauben danach forscht. Sie ist eine Uebung des Scharfsinns für Leute, die gern disputiren; sie kommen mir wie Galeerensklaven vor, die mit ihren Ketten spielen. Was das gedankenlose Volk betrifft, so gleicht es so ziemlich den Fischen, die man aus einem Flusse in einen Behälter gebracht hat. Sie haben keine Ahnung davon, daß sie als Fastenspeise verzehrt werden sollen. Auch erfahren wir durch uns selbst nicht das Geringste von den Ursachen unsers Geschicks.
Fast alle Kapitel der Metaphysik können wir füglich mit jenen beiden Buchstaben beschließen, wodurch die römischen Richter erklären, daß eine Sache ihnen nicht klar sei: [35] N. L., von liquet. Vor Allem aber wollen wir die Elenden zum Schweigen bringen, die, wie wir unter der Last menschlichen Elends seufzend, dasselbe noch durch die Raserei der Verleumdung vergrößern. Wir wollen ihre fluchwürdigen Betrügereien zu Boden schlagen und im Glauben an die Vorsehung Schutz und Zuflucht suchen.
Es gab Vernünftler, die behaupten wollten, es liege nicht in der Natur des Wesens aller Wesen, daß die Dinge anders sein könnten, als sie sind. Das ist ein hartes System; ich kenne es nicht genau genug, um mich nur an die Untersuchung desselben zu wagen.[36]