Ich habe das mit dem schlafen gehen eh heraus gezögert. Aber jetzt ist es so weit, das Bett ruft. Und ich habe Angst.
Zunächst mal der Kühlschrank, der knackt. Ich WEISS dass es der Kühlschrank ist. Warum macht mir das Geräusch trotzdem Angst?
Die Heizung knackt auch mal gerne. Und von irgendwo im Haus kommt ein Pochen. Und draußen im Hof quietscht eine Tür.
Alles völlig normale Geräusche.
Und ich habe Angst.
Ich lasse das Licht brennen. Ich stecke den Kühlschrank ab. Ich drehe die Heizung ab. Ich lege mich in mein Bett und weiß, dass es nichts gibt, was mich bedrohen kann.
Aber ich habe Angst, sie wird nur besser wenn ich das Fenster öffne und die Geräusche der Autos, der Menschen höre.
Scheiss Angst.
Wovor eigentlich?
Vor dem Unsichtbaren?
Vor Geistern?
Vor Monstern?
Ein Jahr leb ich nun schon in der Wohnung und dachte, hier fühle ich mich wohl, die Wohnung hat eine gute Energie, ich fürchte mich nicht.
Aber jetzt hat sie mich wieder voll erwischt, die Angst.
Und das als erwachsene Frau *seufz.
Du berichtest etwas, was eigentlich so wenige nicht haben. Du erschreckst vor Geräuschen, die eher plötzlich erscheinen, während die Geräusche der Autos beim offenen Fenster allmählich erscheinen und ebenso abflauen.
Das Plötzliche ist nicht kontrollierbar, das Allmähliche sehr wohl und wirkt ein wenig wie das geborgene Wiegen des Babys von einer liebenden Mutter. Man lebt wie unter einer Hochspannung, bei der kleine, plötzliche Geräusche schon ausreichen, einen kleinen elektrischen Schock auszulösen, der durch den Körper zuckt.
Die Hochspannung entsteht dadurch, nicht genügend Abwehrkräfte gegen die Umwelt haben zu können, zu viel dringt an einen heran, was man nicht mehr ertragen kann. Es fehlt eine genügendes Vetrauen in die Umwelt, die gewiss nicht immer nett ist. Es fehlt eine Technik, mit den Reizen umgehen zu können, um mit der Umwelt harmonisieren zu können. Es ist ein wenig wie eine Kunst, mit einer teils groben Umwelt umgehen zu können. Aber das ist möglich. Dann entsteht in übertragenem Sinne eine Schutzschicht in der Seele, die die kleinen giftigen Piekser der Umwelt nicht mehr durchlassen. Kleine, ständige Piekser sind es, die zur Hochspannung führen, die sagt: Ich will nicht mehr ständig gepiekt werden, ich habe die Nase voll, lasst mich endlich in Ruhe! - Und dadurch bekommen sie durch ihre Gehässigkeit noch mehr Kraft.
Die paranormalen Erscheinungen nach dem Tod der Schwester, die ja sicher sehr früh gestorben ist, zeigen, dass zwischen euch beiden noch etwas ist. War die Beziehung harmonisch oder nicht? Ist da noch etwas offen? Was war da, was sich von der Oma unterscheidet?
Übrigens, so einen Film wie "Poltergeist" darf ein Kind auch nicht zu sehen bekommen. Da hat jedes Kind Angst, selbst manche Erwachsene.
Praktisch hilfst du dir, indem du das Licht anlässt. Das ist eine gute Idee! In der kalten Jahreszeit kann das Fenster nicht offen gelassen werden; wäre es eine Möglichkeit, das Radio leise laufen zu lassen? Hast du einmal daran gedacht, Ohrstöpsel zu benutzen?