Neutrino
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Anti-Verschleierungstaktik
Iranische Männer kämpfen gegen das Kopftuch – indem sie es selbst aufsetzen. Endlich wirkt der Schleier so lächerlich, wie er immer war.
31.07.2016, von JULIA BÄHR
Wenn Monty Python eine Graswurzelrevolution anzetteln würden, sähe sie genau so aus: Männer mit Bärten, sichtlich um Ernsthaftigkeit bemüht, die Tücher um den Kopf gelegt haben und sie unterm Kinn festhalten. Mit den Bindetechniken sind sie nämlich nicht so vertraut wie ihre Frauen, Schwestern und Cousinen, für die sie das tun.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/meninhijab-gegen-die-kopftuchpflicht-in-iran-14365518.html
Autorin: Julia Bähr, Redakteurin im Feuilleton.Folgen:#MenInHijab lautet der Hashtag, unter dem iranische Männer sich dafür einsetzen, dass Frauen in der Öffentlichkeit kein Kopftuch mehr tragen müssen. An ihrer Seite auf den Fotos lachen strahlend die Besitzerinnen der Kopftücher, mit wehenden, offenen Haaren.
Warum das Kopftuchgebot Ausdruck staatlicher Misogynie ist, zeigen die Fotos eindrücklich: Nicht weil die Frauen ihre Haare bedecken müssen, sondern weil die Männer es nicht müssen. Wenn sie es für diese Bilder plötzlich doch tun, brechen sie die Sehgewohnheiten auf. Das Kopftuch wirkt an ihnen endlich so lächerlich überflüssig, wie es an den Iranerinnen schon immer war. Jeder fragt sich bei diesem Anblick irritiert:
Wozu trägt der Mann ein Kopftuch? Das ist doch albern. Genau so albern wie die Unterstellung, Frauenhaar übe eine magische Anziehung auf Männer aus und müsse deshalb verborgen werden. Schließlich impliziert die Kopftuchpflicht nicht nur die verführerische Wirkung der Frau, sondern auch die unkontrollierte Verführbarkeit des Mannes. Also stehen die #MenInHijab letztlich nicht nur für die Freiheit der Frauen ein – sondern auch für ihren eigenen Anstand.
***************
Wie findet ihr das? Ich habe mir die Bilder der Männer angesehen (eigentlich im Fernsehen auf Kika, da kams in den Kindernachrichten)... und wisst ihr was, wenn da nicht ausdrücklich im nachhinein von der Protestaktion die Rede gewesen wäre, ich hätte es zunächst einfach für eine mir noch nicht bekannte religiöse Unterart gehalten, in der Männer eben auch Kopftuch tragen. Ich habe keine Sekunde gedacht, dass die Männer lächerlich wirken oder das Kopftuch doch schliesslich seiner Funktion von Unterdrückung überführt wäre. Das die Aktion das zum Ausdruck bringen möchte steht auf einem anderen Blatt. Klar begrüsse ich diesen solidarischen Befreiungsschlag, oder wenigstens den Versuch, wenn es heisst:
Schließlich impliziert die Kopftuchpflicht nicht nur die verführerische Wirkung der Frau, sondern auch die unkontrollierte Verführbarkeit des Mannes. Also stehen die #MenInHijab letztlich nicht nur für die Freiheit der Frauen ein – sondern auch für ihren eigenen Anstand.
Auch finde ich in der religiös begründeten Unterdrückung der Frauen genau eine solch ausgeprägte Diskriminierung des Mannes, welcher demnach ein schwacher Fleischklopps wäre, der gar nicht anders auf weibliche Reize reagieren könne als reflexartig instinktgesteuert begierig. Wonach wiederum die Schuld und Verantwortung bei sexuellen Übergriffen bei der Frau läge, wenn sie sich nicht entsprechend rücksichtsvoll in der Klamotte "gemässigt oder verschleiert " hätte.
Trotzdem stört mich gerade irgendwie was.... ich kann allerdings noch nicht genau ausmachen, was... mal sehen.
Und es freut mich aber auch, wenn Muslime für Muslime Zeichen der Freiheit setzen, erst recht, wenn sie von Männern für Frauen - und ja auch sich selbst- gesetzt sind.
Was meints?
Iranische Männer kämpfen gegen das Kopftuch – indem sie es selbst aufsetzen. Endlich wirkt der Schleier so lächerlich, wie er immer war.
31.07.2016, von JULIA BÄHR
Wenn Monty Python eine Graswurzelrevolution anzetteln würden, sähe sie genau so aus: Männer mit Bärten, sichtlich um Ernsthaftigkeit bemüht, die Tücher um den Kopf gelegt haben und sie unterm Kinn festhalten. Mit den Bindetechniken sind sie nämlich nicht so vertraut wie ihre Frauen, Schwestern und Cousinen, für die sie das tun.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/meninhijab-gegen-die-kopftuchpflicht-in-iran-14365518.html
Warum das Kopftuchgebot Ausdruck staatlicher Misogynie ist, zeigen die Fotos eindrücklich: Nicht weil die Frauen ihre Haare bedecken müssen, sondern weil die Männer es nicht müssen. Wenn sie es für diese Bilder plötzlich doch tun, brechen sie die Sehgewohnheiten auf. Das Kopftuch wirkt an ihnen endlich so lächerlich überflüssig, wie es an den Iranerinnen schon immer war. Jeder fragt sich bei diesem Anblick irritiert:
Wozu trägt der Mann ein Kopftuch? Das ist doch albern. Genau so albern wie die Unterstellung, Frauenhaar übe eine magische Anziehung auf Männer aus und müsse deshalb verborgen werden. Schließlich impliziert die Kopftuchpflicht nicht nur die verführerische Wirkung der Frau, sondern auch die unkontrollierte Verführbarkeit des Mannes. Also stehen die #MenInHijab letztlich nicht nur für die Freiheit der Frauen ein – sondern auch für ihren eigenen Anstand.
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Wie findet ihr das? Ich habe mir die Bilder der Männer angesehen (eigentlich im Fernsehen auf Kika, da kams in den Kindernachrichten)... und wisst ihr was, wenn da nicht ausdrücklich im nachhinein von der Protestaktion die Rede gewesen wäre, ich hätte es zunächst einfach für eine mir noch nicht bekannte religiöse Unterart gehalten, in der Männer eben auch Kopftuch tragen. Ich habe keine Sekunde gedacht, dass die Männer lächerlich wirken oder das Kopftuch doch schliesslich seiner Funktion von Unterdrückung überführt wäre. Das die Aktion das zum Ausdruck bringen möchte steht auf einem anderen Blatt. Klar begrüsse ich diesen solidarischen Befreiungsschlag, oder wenigstens den Versuch, wenn es heisst:
Schließlich impliziert die Kopftuchpflicht nicht nur die verführerische Wirkung der Frau, sondern auch die unkontrollierte Verführbarkeit des Mannes. Also stehen die #MenInHijab letztlich nicht nur für die Freiheit der Frauen ein – sondern auch für ihren eigenen Anstand.
Auch finde ich in der religiös begründeten Unterdrückung der Frauen genau eine solch ausgeprägte Diskriminierung des Mannes, welcher demnach ein schwacher Fleischklopps wäre, der gar nicht anders auf weibliche Reize reagieren könne als reflexartig instinktgesteuert begierig. Wonach wiederum die Schuld und Verantwortung bei sexuellen Übergriffen bei der Frau läge, wenn sie sich nicht entsprechend rücksichtsvoll in der Klamotte "gemässigt oder verschleiert " hätte.
Trotzdem stört mich gerade irgendwie was.... ich kann allerdings noch nicht genau ausmachen, was... mal sehen.
Und es freut mich aber auch, wenn Muslime für Muslime Zeichen der Freiheit setzen, erst recht, wenn sie von Männern für Frauen - und ja auch sich selbst- gesetzt sind.
Was meints?