Inspirationen

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Also, wenn man Vögel beobachtet, wie sie abfliegen, dann ist es oft so, dass sie sich von einer Kante, Anhöhe, Regenrinne, whatsoever, hinabfallen lassen. Das ist für Vögel ganz normal.

Vielleicht geht es um den Absprung/Abflug an sich. In Bewegung kommen, den Standort verändern ... MOVE YOUR SOUL and YOUR BODY WILL FOLLOW ... oder auch andersherum ...

(?) ;)

And change your attitude. Ich denke, die (geänderte) Einstellung ist auch wichtig, wenn es ums Wagen, ums Versuchen, ums Überwinden geht.

Ja, für Vögel mag ein derartiges Absprungmanöver normal sein, sie können es ja.
 
Heute ein Trostgedicht von der wunderbaren Mascha Kaleko:

TROST
Weil deine Augen so voll Trauer sind,
Und deine Stirn so schwer ist von Gedanken,
Laß mich dich trösten, so wie man ein Kind
in Schlaf einsingt, wenn letzte Sterne sanken.

Die Sonne ruf ich an, den See, den Wind,
Dir ihren hellsten Sonnentag zu schenken,
Den schönsten Traum auf dich herabzusenken,
Weil deine Nächte so voll Wolken sind.

Und wenn dein Mund ein neues Lied beginnt,
Dann will ich Meer und Wind und Sonne danken,
Weil deine Augen so voll Trauer sind,
und deine Stirn so schwer ist von Gedanken.​


Mascha Kaléko, am 7. Juni 1907 als Tochter jüdischer Eltern in Galizien geboren, fand in den 20-iger-Jahren Anschluss an die literarische Szene in Berlin und hatte 1933 mit dem "Lyrischen Stenogrammheft" ihren ersten großen Erfolg. 1938 emigrierte sie in die USA, 1959 ging sie nach Israel. Sie starb am 21. Januar 1975 nach längerer Krankheit in Zürich.
 
Zum Wochenbeginn zwei Gedichte von Erich Fried. Wer mal wieder mehr von diesem wunderbaren Lyriker lesen möchte, hier findet sich manches zum Nachlesen:
http://www.erichfried.de/lebenslauf.htm


TRIPTYCON
(Frankfurt – Neckargemünd – Dilsberg)


I

Deutlich die Bilder
der Erinnerung
und der Sehnsucht

Deine wartende Hand
der Ausdruck deiner Augen
und die Haarlocke
die dein linkes Auge verschattet

Oder Bäume
die Bäume zu beiden Seiten
unserer Mainbrücke
als stünden sie mitten im Wasser
(aber stehen auf einer Insel
auf festem Grund)


II

Und ich mitten
in dieser Ferne von dir
denke in die Ferne
denke an die Nähe
denke an deinen Atem
an mein Leben mitten im Wasser
(auf meiner Insel
die nicht meine
und nicht im Main ist)

Zu viele Linien waren in meiner Hand
zu viele Menschen waren auf dieser Messe
zuviel Gesoll und Gehaben
zuviel Zeit ohne dich


III

Im Neckar gespiegelt
Herbstsonne ohne dich
Glänzende Flecken
wandern von Stunde zu Stunde
flußauf und beleuchten
die Hinterburg
rechts am Hang

Langsam erkaltendes Licht
auf dem Balkon ohne dich
Und im Zimmer die Bücher
in der Küche die Teemaschine
ohne dich
und das rötliche Buntsandsteinpflaster
auf dem ich noch einmal hinauf
zur Sonne und wieder
hinuntergehe
in das Haus ohne dich

Nun Nachdenken
nun Ausruhen
ohne dich

Kummer lernen
Er wird nicht der Einzige sein
Herbst lernen
Frösteln lernen
Ins Tal schauen
ohne dich.​
 
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WARUM

Nicht du
um der Liebe willen
sondern
um deinetwillen
die Liebe
(und auch
um meinetwillen)

Nicht
weil ich lieben
muss
sondern weil ich
dich
lieben
muss

Vielleicht
weil ich bin
wie ich bin
aber sicher
weil du
bist
wie du bist​

ERICH FRIED​



Erich Fried (* 6. Mai 1921 in Wien; † 22. November 1988 in Baden-Baden) war ein österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist jüdischer Herkunft.


(Textquellen: Internationale Erich Fried - Gesellschaft und Literaturhaus Wien.)
 
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