Innerer Monolog

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Ich habe auf ganzer Linie versagt. Und stehe wieder auf. Wohin geht es? Muss ich mich wieder an meiner eigenen Nase herumführen lassen? Mich nach dem Wind drehen? Nein. Das Abenteuer Schweiz war eins zu viel. Ich hatte immer ein Ziel vor Augen. Wusste, dass es nicht die Zeit dafür war. Wusste, dass ich dafür in meinem Leben, meiner Geschichte aufräumen muss. Aber dass ich dabei mein Allerliebstes verlieren würde...wer hätte das gedacht. Und gerade jetzt. Ausgerechnet jetzt.

Ich habe die Notbremse gezogen. Sämtliche Kontakte abgebrochen. Und das tut so gut. Keine falschen Komplimente mehr machen und/oder kassieren. Mein Blick ist leer geworden. Distanziert. Die Mauer um mich herum bröckelt. Und das Ziel ist ziemlich weit entfernt. Mein Kopf ist ein Chaos. So weise ich mich jedenfalls zurecht. Denn er funktioniert nicht so, wie ich es gerne hätte. Nämlich: Tasten unter die Finger und los gehts. Ein Buch. Hechelhechel, ein Buch. Wie bin ich nur auf diese verrückte Idee gekommen und warum lässt sie mich nicht los? Ich hab es einige Male einfach aufgegeben. Sagte mir: Nö, lass mal. Aber es kommt. Immer wieder.

Dann kommt die Frau: Weib, such dir nen Mann und halt die Klappe. Das kann ich aber nicht mehr. Aus dem Alter bin ich raus. Ich weiss, wie falsch das ist, wer die Ehe warum erfunden hat. Ehe ist eine Lüge. Und eine Beziehung ist ein Kompromiss.

Wo stehe ich? Die Leere habe ich gerade mit Knoblauch gefüllt. Und liefere mich wieder mit meiner Schreibe aus, bitte nicht alles für bare Münze halten. Ich bin die geborene Zweiflerin. Es ist eins meiner Merkmale. Nicht wiederzuerkennen, aber unveränderlich. Was ist Charakter? Ich habe keinen. Das hat man mir gesagt. Ich habe überhaupt keine Ambitionen. Aber ein paar Werte. Ich mag zum Beispiel nicht auf
Schnecken treten. Absichtlich gebe ich mich naiv. Da ich weiss, wie kompliziert man das Leben machen kann. Aber wenn ich in die Tasten haue, werde ich wieder kompliziert. Denn ich höre dann gar nicht mehr auf zu quasseln. Um den Brei herum. Jedes Wort ist eine Lüge. Die Wahrheit steckt im Atem. Im Herzen. Und wo noch? Ach...
 
Was ist Kreativität? Ich finde sie schlimm. Aber ich bin damit "gesegnet". Ich lasse alles frei raus. Und habe versucht, es nicht vom Leben zu trennen. Nahm nie ein Blatt vorn Mund. Und fiel auf die Fresse. Wurde gefesselt, gesteinigt, verbrannt und dreimal gepfählt dafür. Tja. Kein Wunder. Es hat mich wirklich nicht überrascht. Ich wusste, dass da mehr ist. Und dass es ein vorher und ein nachher gibt. Doch sicher war ich nicht. Im Rahmen einer Rückführung fand ich denn heraus, dass ich einiges auf dem Kerbholz habe.

Jetzt kann ich das alles nacharbeiten. Um es restlos zu entsorgen. Meine Kreativität war nur ein Mittel zum zweck. Gottlob war ich nie sonderlich talentiert oder ambitioniert, sodass mir diese Drogengeschichten erspart blieben. Ich kenne einige, die voll in der Scheisse sassen wegen ihrer "Kreativität". Von der Kunst habe ich ebenfalls Abstand genommen. Ich kann mit Künstlern nicht sprechen. Es schnürt mir den Hals zu. Muss ich auch nicht. Oder?

Schreiben find ich irgendwie ehrlicher als Kunst. Darüber kann man sprechen. Über Kunst weniger bis gar nicht. Das ist so ein diffuser Sumpf. Und alle erheben Ansprüche. Kompetenz, grosse Klappe, je nachdem, wie bekannt du bist, mit wem du geschlafen hast... Umso grösser der Erfolg. Ein altes Spiel. Aber das geht nicht mehr lang so. Es wird sich alles ändern. Alles? Naja. Fast alles. Was bleibt dann übrig? Was zählt in der Kunst? Das, was überall zählt und schon immer unkäuflich war: Liebe.
 
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