Im Haus ist jemand gestorben

Motorradkraut

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26. September 2003
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791
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Berlin
Hallo

ich sitze hier allein in meiner wohnung. Ich war vorhin mit dem hund raus und hab polizei im hausflur angetroffen. Ich war überrascht wollte schon fragen was los ist, hab aber gedacht das sei unhöflich ... so gafferund so. Hab dann draussen einen nachbarn gefunden, der mir erzählte, das einer unserer hausmitbewohner verstorben sei. er lag schon längere zeit in seiner wohnung. die polizei wurde erst nur gerufen weil es gestunken hat. Die haben dann festgestellt das er in seinem bett in kleidung einfach so gestorben ist. niemand hat was gemerkt. er hatte keine verwandten.

Ich bin ehrlichgesagt etwas fertig... das ist jetzt ein paar stunden her. der hausflur riecht erbärmlich. Die spurensicherung hat die tür geöffnet. ich kann nichtmal das fenster öffnen weils sogar draussen stinkt. Es riecht als hätte jemand seinen müll für wochen nicht rausgebracht... ich find das so makaber... und... niemand hat was gemerkt... das ist ... ich weiss nicht...

Er war immer bisschen verrückt. hat mich versucht in seine wohnung einzuladen und wollte mir ständig was zu essen andrehen, weil er meinte ich sei am verhungern X-D mich hat das ziemlich genervt... er dachte wohl ich sei krankhaft dünn... mann mann... ich glaub er war bloss einsam... und ich bin am ende bloss noch vor ihm abgehauen... er war doch irgendwie schon gruselig...

Kennt jemand so eine situation? Ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll so recht. hab nen kleinen nervenzusammenbruch gehabt.. wieder gefangen jetzt...

Vielleicht ist ja jemand noch wach und kann mir bisschen beistehen?

Liebe Grüsse
 
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Liebe Motorradkraut,
ich möchte dir gern ein wenig beistehen.

Mach dich bloß nicht verrückt, dass du dir selbst vorwirfst, dass du ihm hättest seine Einsamkeit lindern können. Sicher kann man sowas, aber wenn er dir da schon gruselig vorkam - du musst nicht der Retter sein!
Ich denke, einige nette Worte hast du für ihn bei seinen Einladungen sicher gehabt. Und das war deine Grenze. Es ist gut, wenn man seine eigenen Grenzen nicht aus einem Helfenwollen heraus überschreitet.

Kann mir vorstellen, dass du ziemlich geschafft bist.
Hast du was zum Räuchern da? Damit könntest du deine Wohnung und evtl. ja auch den Hausflur räuchern, damit der Geruch besser wird und auch die schlechten Schwingungen abziehen.

Vielleicht tröstet es dich - heute ist der Schocktag gewesen, und morgen hast du ein wenig mehr Abstand zu allem.

Gute Nacht und fühl dich lieb umarmt von
Romaschka :kiss3:
 
oh es ist ja noch jemand wach :) danke romanschka... ja geräuchter habe ich... auch wegen dem geruch.. in den hausflur geh ich lieber nicht.... der geruch ist nahezu unerträglich... bis morgen wird es wohl besser sein. kann nichtmal das fenster aufmachen... ich war immer freundlich zu ihm auch wenn ich ihm ausgewichen bin :) kann mir nur vorwerfen das ich geflohen bin ;) ich hab mir schon gedacht das er einsam ist... aber man weiss ja nie. er war sehr eigenartig... und ich bin alleinlebende frau... vielleicht auch eingeimpfte ängste? ich weiss nicht.

Frage mich was mit seinen katzen jetzt passiert...
 
Motorradkraut schrieb:
oh es ist ja noch jemand wach :) danke romanschka... ja geräuchter habe ich... auch wegen dem geruch.. in den hausflur geh ich lieber nicht.... der geruch ist nahezu unerträglich... bis morgen wird es wohl besser sein. kann nichtmal das fenster aufmachen... ich war immer freundlich zu ihm auch wenn ich ihm ausgewichen bin :) kann mir nur vorwerfen das ich geflohen bin ;) ich hab mir schon gedacht das er einsam ist... aber man weiss ja nie. er war sehr eigenartig... und ich bin alleinlebende frau... vielleicht auch eingeimpfte ängste? ich weiss nicht.

Frage mich was mit seinen katzen jetzt passiert...

Hallo, Motorradkraut,

wie gehts Dir heute?

Ist ja wirklich nicht schön, soetwas mit zu erleben.........
Viele Menschen sind alleine und sterben auch so. Ich möchte nicht alleine sterben, obwohl ich eigentlich auch nicht möchte, dass man mich sterben sieht. habe schon viele mir nahestehende Menschen sterben gesehen.......

Ich hatte auch einen alten Nachbarn, der lief fast in Lumpen rum und alle sagten, er wäre ein Assi, aber ich hatte immer Mitleid mit ihm, gab ihm Mittagessen, meistens Sonntags. Er hatte sich immer gefreut darüber. Einmal, ich hatte Geburtstag, kam er mit einem Strauss Tuplen an und ich war echt gerührt. So ein alter Mann und so dankbar!!! Manchmal tun diesen Menschen schon liebe Worte gut. Und, die hast Du ihm doch gegeben.......

Mach Dir keine Vorwürfe, schlimm finde ich nur, dass er ganz alleine war und niemand ihn dadurch "vermisst" hatte. Sowas darf eigentlich nie passieren, aber wer hat heutzutage schon ein Ohr für die Nachbarn???? Das ist traurig, aber wir sollten doch mehr Aufmerksamkeit den Mitmenschen schenken, gerade denen, die alleine sind.....

Er hat jetzt seinen Frieden gefunden und vielleicht kehrt er eines Tages in einem anderen Körper zurück und hat mehr Glück auf dieser Welt als sein letztes Leben hier auf Erden....

Ein paar Tage weiter und Du siehst dieses trauriges Erlebnis mit grossem Abstand. :kiss3:

LG
Maike
 
Du triffst den nagel auf den Kopf mit deinen worten. Sowas erschüttert einen dann doch. Besonders das alleine sterben. Ich frage mich ob ich auch mal so enden werde wie er.. ich weiss nichmal wie er heisst. obwohl er sich häufiger mit mir unterhalten hat. Das du deinen Nachbarn eingeladen hast finde ich gut :) ich schätze ich mache mir vorwürfe weil ich ihn nie eingeladen, bzw. seine einladungen immer ausgeschlagen habe. hab schon überlegt ... wie könnte man ihn integrieren? irgendwie? ohne sich allein mit ihm zu treffen. (das war mir nicht so recht geheuer). Mir ist nichts eingefallen.

Ein freund von mir hat mich gar vor ihm "gewarnt". Ich bin ja so leicht zu beeinflussen... Vielleicht wandel ich den thread einfach themenmässig um?

Was würdet ihr tun? Wenn ihr einen menschen in eurer umgebung habt der alt ist. Und ganz offensichtlich allein. Gibt es für sowas stellen? vielleicht ... irgendwo wo man sich hinwenden kann für hilfestellungen? Jetzt ist es für ihn ja eh zu spät... Aber vielleicht kennt ihr ja leute in eurer umgebung die auch alleine sind.

Was deine frage angeht... mir gehts heute ... bisschen besser. ich hab keine angst mehr. liegt aber vermutlich daran das es hell geworden ist. Ich grusel mich vor der nächsten nacht. Ich sollte zur schule gehen (zweiter bildungsweg) aber ich bin mit den nerven so runter... ich hoffe die nehmen das als entschuldigung für die fehlzeit. Ich werd jetzt erstmal einen spaziergang mit meinem hundi machen. vielleicht gehts mir dann besser... hab die nacht garnicht geschlafen... die halbe stunde in der ichs versucht hab... wah... will garnich dran denken... Ich hab den eindruck dadurch ist irgendwas hochgeschwappt was ich seit langem verdrängt hab. ich weiss nur bloss nich was. Irgendwas dunkles vor dem ich mich offenbar wahnsinnig fürchte...

ich hab mir jedenfalls vorgenommen, falls es eine beerdigung gibt werde ich hingehen.

Liebe Grüsse
 
Motorradkraut schrieb:
Vielleicht wandel ich den thread einfach themenmässig um?

Was würdet ihr tun? Wenn ihr einen menschen in eurer umgebung habt der alt ist. Und ganz offensichtlich allein. Gibt es für sowas stellen? vielleicht ... irgendwo wo man sich hinwenden kann für hilfestellungen?Liebe Grüsse

Ja, gute Idee, mach einen Thread auf, ich finde ihn echt interessant.

Ich habe ihn nicht zu mir nach Hause eingeladen, nie, nein, ich habe ihm etwas gebracht, er wohnte gleich neben mir, damals eine Tür weiter....

Alles Liebe Dir und gute Besserung, schöne Idee, wenn Du zu seiner Beerdigung gehst, dann sprich mit ihm und sage ihm, dass es Dir leid tut, er hat Dir Dein Verhalten sicher nie böse genommen, er war halt nur einsamn, und das tut weh....

Schönen Tag noch, muss jetzt gleich nach oben und beginnen, etwas zu arbeiten.....

LG
Maike
 
Liebe Motorradkraut,
ich kann mich nur noch einmal wiederholen - mach dir nur nicht so sehr Vorwürfe.
Helfen ansich ist eine wundervolle Sache, aber man selbst sollte sich vor einem solchen Hilfsangebot deutlich klar sein, wo die eigenen Grenzen liegen.

Ich denke nicht, dass es verkehrt war, diesen Menschen nicht in deine Wohnung hereinzulassen.
Ich meine, man spürt doch, ob zwischen zwei Menschen sozusagen Welten liegen oder ob man auf einem ähnlichen Level lebt. Wenn der Unterschied zu groß ist, kann es zu ganz großen Problemen im Miteinander kommen was die Verständigung, das gegenseitiges Verstehen, die Umgangsformen betrifft. Du kannst schlimmstenfalls ausgesaugt, ausgenutzt oder vergewaltigt werden. Auch wenn das krass klingt, ich habe solche Dinge erleben müssen und: dein Bauchgefühl hatte dich ja gewarnt vor diesem Mann. Und das wird schon seinen Grund gehabt haben. Ich denke nicht, dass das nur anerzogenes, gesellschaftliches Rollenverhalten ist. Es ist auch instinktives, weibliches Obachtgeben, was in gesundem Maße immer bei uns sein sollte.

Essen hinbringen, wie Maike es beschreibt, finde ich z.B. eine sehr gute Möglichkeit, zu helfen, ohne sich persönlich zu sehr in die Sache einzubringen. Also die eigene Wohnung ist schon der Schutzort eines jeden Menschen, und da kann man nicht einfach jeden hineinlassen.

Meinen Nachbarsleuten habe ich z. B. Hilfe in der Form angeboten, dass ich ihnen sagte, was ich beruflich mache und dass ich jederzeit bereit bin, ihnen bei den Formularen behilflich zu sein und für das weitere Vorgehen in ihrer Notlage alle mir bekannten Informationen ihnen zu geben, wenn Bedarf besteht. Sie haben dankbar angenommen, und es hat sich eine nette Nachbarschaft entwickelt.
Ich kenne jetzt diese Familie, und selbst wenn jetzt die Nachbarin bald versterben wird und der arme Mann in eine Krise kommt, hätte ich keine Bedenken, ihn zu unterstützen, weil wir uns gegenseitig kennen und respektvoll miteinander umgehen, sodass ich auch ohne männliche Begleitung seine Wohnung betreten könnte und auch würde.

Solche Hilfestellungen für andere Menschen sollten aus meiner Erfahrung heraus auch von anderen Menschen gesehen werden. Also man sollte ruhig darüber sprechen. Dann kann der Hilfskreis größer werden, sich mehrere dran beteiligen bzw. es wird schneller auch von Fremden gesehen, wenn mit dem "zu Betreuenden" etwas nicht stimmt und neue Maßnahmen erforderlich werden.

Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu amtlich. :)
Also bei uns ist es jetzt so, dass die anderen Hausbewohner auch wissen, wie es um diese bestimmte Familie aussieht (Mann pflegt Frau nach Schlaganfall, wirklich Schwerstpflege), und dass jeder sich ein wenig mitinteressiert und bei Bedarf auch mithilft. Das funktioniert bei uns wunderbar, und ich fühle mich in dieser Hausgemeinschaft auch sehr mitgetragen und wohl. Ich hoffe auch, wenn ich mal alt und wackelig auf den Beinen bin, dass es dann auch nette, jüngere Nachbarn gibt, die nicht nur grüßen sondern auch mal ernsthaft nachfragen, ob sie was für mich tun können.

Ganz liebe Grüße für dich, liebe Motorradkraut und auch für dich, liebe Maike,

Romaschka
 
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Er brauchte keine Hilfe... soweit ich das sehen konnte ;) konnte noch laufen, hat ja den garten in schuss gehalten. Er hat mir immer essen angeboten weil er immer meinte ich würde verhungern (was leider etwas nervig war weil er nicht darauf reagierte das ich eben gesagt hab das ich gesund bin und ganz sicher kein essen brauche) ;) Sogesehn hab ich eigentlich das einzige getan was er offenbar gebraucht hat und was wohl in meiner macht und meinem wohlbefinden lag.... ab und zu mit ihm geredet.

Danke für eure Antworten. Ich werd sie so behalten.

Liebe Grüsse
 
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