Hallo Chia
über den Aszendenten habe ich lange viel gelesen und auch diese Tendenz gehört, "er sei ja nur eine Art unbewusstes Reaktionsmuster, was wir überwinden müssten um zur Sonne zu kommen". Der Aszendent ist schwer zu fassen, man kann ihn bei manchen Menschen sehr leicht finden, bei anderen weniger leicht. Der wandelt sein Gesicht und ist vielleicht ein Leben lang ähnlich bei jemanden, aber in jedem Radix anders. Da er so schwer zu fassen ist, gibt es meiner Meinung auch so viel Verwirrung darum.
Mit der Zeit fand ich immer mehr zu der Ansicht, dass wir ihn eben nicht einfach so überwinden können, oder vernachlässigen können. Wenn wir das tun, verlieren wir die Integrität unseres Selbst. Der ausgewanderte Herrscher des AS zB beschreibt ein ganz grundlegendes Anliegen und ich komme am ehesten klar beim Deuten eines Radix, wenn ich den ausgewanderten Herrscher des AS erkenne, verstehe und das geht seine Rolle in seinem Haus an. Die Sonne wird ab diesem Punkt wichtig, weil sie dieses ANLIEGEN verwirklicht. Egal wo sie steht. Sie ist es, die da noch einen drauf setzt. Beispiel: Der AS-Herrscher steht in 4, das ist zB bei einem Wassermann-AS also Uranus, der in 4 steht. Da hat man das ganze Leben lang immer wieder was damit zu tun, was das 4. Haus angeht. Was ist das 4. Haus: Das ist nicht nur Heim, Familie, Wohnstatt, Arbeiten zu Hause, das ist auch das eigene Unbewusste, der Zugang zum Unbewussten (auch Quelle genannt), und es ist so gesehen der "Reflektor" des Aussen. Motto: So wie wir sind, nehmen wir auch wahr. All das könnte man in dieser Hinsicht zum Anliegen des Aszendentenherrscher in 4 thematisieren. Nun kann die Sonne in Haus 6 oder 7 oder 12 stehen. Das sind jeweils ganz verschiedene Konkretisierungen. Egal wo die Sonne steht, kann sie aber nur das nehmen, wovon man sozusagen ausgeht, und wovon man ausgeht ist dieses Anliegen des Aszendenten, was zum einen vom AS-Zeichen gebildet wird und zum anderen durch seine Herrscherposition. Die Sonne beleuchtet das Anliegen. Steht die Sonne in 7 will man zB immer viel mit Menschen zu tun haben, aber das Anliegen des Aszendenten spielt dabei die eigentliche Rolle, oder sagen wir man kann beides zusammenbringen (AS und Sonne) und erkennt einen Zusammenhang. Das Anliegen (AS) beschreibt grundsätzliche Neigungen, auch Talente, Vorlieben, Ausgangspunkte, Schwerpunkte des Seins und Lebens, des Erlebens. Die Art eben, wie wir die Wirklichkeit auf einer ganz innerlichen Basis erleben. Wenn der AS-Herrscher im 10. Haus oder 11. Haus steht, fühlen wir uns in einem öffentlichen Wirken meist sehr wohl, dort sind wir sozusagen zuhause. Die Sonne entscheidet dann sozusagen, was daraus noch weiteres wird oder werden soll. Wenn die Sonne in 4 steht, ist das zwar ein Gegensatz, aber andererseits - wenn man erst mal nur die Rolle des AS und der Sonne deutet: eine Abrundung wie auch jeder andere Zusammenhang zwischen AS-Herrscher und Sonnenposition. Wie man das dann deutet, das ist die spannende Frage und wie gesagt, fällt mir da noch nicht immer was ein, sonst könnte ich hier Beispiele liefern. Ich bin aber regelrecht glücklich, wenn ich die beiden Rollen (AS und Sonne) aber vor allem den AS-Herrscher zu deuten bekomme. Dann ergibt sich die Sonne meist sehr folgerichtig, wenn man sich den Horoskopeigner vorstellt bzw. ihn schon einigermaßen gut kennt.
Daran sehe ich, dass der Aszendent gar nicht wegzudenken ist, weil sonst die Radixdeutung schon nicht mehr "ganz" wird. Übrigens kommt in einem weiteren Schritt auch das MC (10. Hausspitze) hinzu, mit dem sich entscheidet, wie diese beiden Sachverhalte - also Aszendent (Anlage) und Sonne (Verhalten, Verwirklichung) - zu einem Ergebnis gebracht werden. Um es so auszudrücken, wie es Döbereiner beschrieben hat. Das ist aber auch nur eine Richtlinie, wie man ein Radix deuten kann. Es gibt auch andere Wege und den Aszendenten wegzulassen, das kommt auch vor.
Nun gibt es freilich auch den Aszendenten , den man erst mal ohne ausgewanderten Herrscher deuten kann. Also nur das Zeichen.
Mir erschien der Begriff MASKE für den Aszendenten schon immer unpassend. Was für eine Maske? Etwas, was man sich aufsetzt? Das klingt so, als wäre man schizzophren, oder auch: als gäbe es nichts echtes mehr , vor allem, wenn man dann liest, man solle die Maske abnehmen - denn es wird kaum jemals gesagt, was dann unter der Maske liegt. Was dann "vorhanden " ist.
Irgendwo verstehe ich die Maske als ein Schutzverhalten, deshalb die Reaktionsmuster, die man wachruft. Aber der Begriff Maske bringt meiner Meinung nach genau von dieser Einsicht in dieses zweckgebundene Verhalten ab. Es klingt ja nur an, mit dem Wort, dass da etwas künstliches ist, von der Notwendigkeit spricht man nicht, es sei denn man versteht wirklich den Aszendenten und versteht dann auch den Begriff Maske entsprechend. Aber da frage ich mich, warum so umständlich. Jedenfalls versuche ich den Begriff zu vermeiden. Es ist nur meine Meinung dazu. Denn mir klingt da zu viel an, als ginge es nur darum, die Zeicheneigenschaften des Aszendenten pirnzipiell zu überwinden. Als hätte der Aszendent sonst nichts mehr zu sagen.
Er ist ein wichtiger Teil unseres Selbst (und übrigens wird der ASZENDENT auch als Ausdruck des Selbst angesehen , so wie auch der Körper Ausdruck unseres Selbst ist) und schneidet man ihn weg, ist das so, als würde man die Trennung zwischen Geist und Körper versuchen, wie Flimm schon angedeutet hat.
Übrigens: Das Selbst wird auch durch die Sonne symbolisiert. Und eine weitere Ebene des Selbst durch alle anderen Planeten. Man kann das Selbst genausowenig wie unsere Persönlichkeit irgendwo auf einen Punkt hin lokalisieren, so wie man früher die Seele in irgendeiner Gehirnregion lokalisieren wollte. Nur so , dass man die verschiedenen Ebenen des Ausdrucks des Selbst auseinanderhält, gibt es dann keine Verwirrung über die Begriffe. Denn beim Selbst gibt es einen unverwirklichten Teil (AS) , das ist archaisch, grob und ungefeilt, und einen, der nach Gestaltung drängt (Sonne), einen etwas beleuchteteren Teil des Selbst. Der AS kann esoterisch auch als Entwicklungsauftrag gesehen werden, also die Seele, die sich durch die Erfahrungen im Leben verfeinern will.
Es ist wirklich so, dass der Aszendent eine wichtige Qualität beitragen kann, er kann das ganze Radix mit seiner Energie beleben, und eine Richtung vorgeben. Dies kann man nutzen. Er lässt uns Wirklichkeit zwar wie durch einen Filter wahrnehmen, eben durch das angelegte Reiz/Reaktionsmuster, aber diese Brille kann man nicht absetzen. Wenn man es versucht, ist das so, als würde man Auto fahren wollen ohne Reifen. Das geht gar nicht, in irgendeiner Weise wird es auch mit den Felgen Bodenkontakt geben müssen. Vielmehr kann man sich über die Eigenschaften des Aszendentenzeichen bewusst werden und dessen Qualitäten beherzigen, um sie ins Spiel zu bringen. Er ähnelt in der Hinsicht ein wenig dem Mond. Beides ist als launenhaft verschrien, aber beides hat auch wichtige Qualitäten zu liefern. Und betrifft vor allem, wie wir selbst die Welt erfahren (Mond hat was mit Eindrücken zu tun, und Aszendent hat etwas mit grundsätzlicher Empfindung zu tun, die aber als Empfindung eher so einer Art Brille entspricht, die sich "unser Sein " aufgesetzt hat). Und zB der Spruch, dass eine Sonne in einem Feuerzeichen durch einen Wasserzeichen-Aszendenten ausgewogener wird (oder so ähnlich jedenfalls, abgerundet eben), der ist gültig.
Die Maske kann man nicht ablegen. Man kann nur den Ausdruck der Zeicheneigenschaften des Aszendenten verfeinern. Denn üblicherweise ist das zunächst unkontrolliert, geschieht ohne dass wir da etwas an bewusster Verwirklichung beisteuern. In der Weise ist er ähnlich wie der Mond, weil man an beidem nicht vorbei kann, aber gestalten kann in der Art, wie wir es zulassen, zu einer Empfindung oder Ausdruck oder Reaktion zu kommen. Und die meisten Reaktionen des Aszendenten betreffen nur innerliche Empfindungen, also innere Reaktionen. Davon ausgehend kommt man zu äusseren Taten, die werden dann sichtbar, auch am Gesicht ablesbar.
LG
Stefan