Sehr tiefgründig. Selbst der Tod klingt noch beneidenswert poetisch.
Geht das noch weiter ?
Doch keimt ein Same tief in der Dunkelheit und er führt zum Zweifel, er führt zur Sehnsucht.
Sehnsucht nach was denn? Kannst du es mir sagen?
Das erinnert mich nun an den schwarzen Zauberer, der aus einer fernen Galaxie hier auf diese wunderbare Welt gekommen war.
All die Farben, Formen, Düfte , er konnte es nicht ertragen, weil es ihn an Dinge erinnerte, die schon längst in ihm abgestorben waren, bis eben auf diese winzige Sehnsucht nach dem Verlorenen, welche aber mit so ungeheuerlichem Schmerz verbunden war, dass er nun lieber alles gute verfluchte, als sich all dem Elend seines Lebens zu stellen.
Natürlich hätte er auch für sich selber den Tod wählen können, was mit Sicherheit konsequenter gewesen wäre als allles andere auszulöschen oder als Bedrohung seines angeblichen Wohlbefindens anzuschauen, doch dieser Gedanke kreuzte nicht einmal seinen Kopf.
Am liebsten hätte er eine riesige Feuersbrunst entstehen lassen, die alles qualvoll verschlang, doch reichten dazu seine Kräfte nicht aus.
Nun denn, was er aber konnte, war eine riesige Wolke zu zaubern, die jeden Tag die Sonne verdeckte, so dass erst die Pflanzen kläglich verenden mussten und im Anschluss auch die Tiere.
Die Morgentauröte war eine dieser Pflanzen.
Jeden Morgen, beim ersten Lichtstrahl war sie die erste aller Pflanzen, deren Blüten sich öffneten.
Nun wurde auch sie mit jedem Tag müder.
Für wen sollte sie sich auch öffnen, wenn das Licht nicht ausreichte sie zu bewundern.
In besseren Zeiten hatte sie noch gute Samen gebildet, die darauf drängten endlich keimen, atmen und leben zu dürfen, doch es gab wohl wenig Hoffnung darauf.
"Mutter", sagte einer der Samen, "Gib mir einen guten Rat, was zu tun."
"Es gibt nichts, was wir tun könnten, denn ohne Licht sind wir nichts und der Zauberer hat die Kraft für Wochen die Sonne verdeckt zu halten."
"Nun, was ist denn mit den Sternen ? Sie existieren doch auch in der Dunkelheit, warum können wir nicht einfach bei Sternenlicht wachsen ?"
"Wie willst du etwas erreichen, was kein Samenkorn je erreicht hat ?"
"Haben sie es denn versucht ?"
Die Sehnsucht zu leben war grösser als die angebliche Vernunft und so blieb das Samenkorn des Nachts wach, entblösste sich dem Sternenlicht und betete um ein Wunder.
Und das Wunder geschah.
Licht bleibt Licht und kann niemals vollständig unterdrückt werden.
Bald sprach sich das Wunder herum und das Wunder wurde zur allgemeinen Lebensrealität.
Eine Pflanze nach der anderen erwachte zu neuem Leben.
Dem Zauberer ging die Kraft aus und er floh dahin zurück, wo er hergekommen war, doch auch in seinem Herzen fing ein kleines Samenkorn an zu keimen.
Nie wieder wird es passieren, dass die Pflanzen so einfach den Mut verlieren.
Ein klitzekleines Beispiel hatte genügt um sie zu Kämpfernaturen zu machen.
Durch die Begegnung mit der Macht der Dunkelheit ist die Erde heute noch blühender als zuvor.
Wozu mit dem Blühen warten, wenn man es jetzt schon tun kann ?
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